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Pädagogisches Handeln und Antisemitismus Eine empirische Studie zu Beobachtungs- und Interventionsformen in der offenen Jugendarbeit Zugl.: Diss. FU Berlin SS 2009
Pädagogisches Handeln und Antisemitismus
Eine empirische Studie zu Beobachtungs- und Interventionsformen in der offenen Jugendarbeit


Zugl.: Diss. FU Berlin SS 2009

Heike Radvan

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781517462 (ISBN: 3-7815-1746-2)
292 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2010

EUR 32,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie sollen Pädagog(inn)en mit den Antisemitismen von Jugendlichen umgehen? Wie können sie dabei durch Weiterbildung unterstützt werden?

Um diese Fragen zu erörtern, hat die Autorin Leitfadeninterviews mit Pädagog(inn)en geführt, die in der offenen Jugendarbeit tätig sind. Die Rekonstruktion der Interviewtexte zeigt, vor welchen Herausforderungen in der Praxis Tätige heute stehen. Anhand einer komplexen Typenbildung im Sinne der dokumentarischen Methode arbeitet die Autorin heraus, inwiefern bestimmte Formen der Beobachtung dazu führen, dass Handlungsoptionen eröffnet werden oder verschlossen bleiben: Demnach kann es Pädagog(inn)en gelingen, antisemitische Differenzkonstruktionen zu verlassen; sie können aber auch selbst antisemitische Stereotype in der pädagogischen Praxis vermitteln. Vor dem Hintergrund dieser empirischen Analysen diskutiert die Autorin Theorien pädagogischen Handelns, Fragen der offenen Jugendarbeit sowie Probleme der Ethnisierung und des Antisemitismus. Damit legt sie einen Grundstein für die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung von Jugendpädagog(inn)en.
Rezension
In der Jugendarbeit tätige Pädagog/inn/en begegnen immer wieder antisemitisch eingestellten Jugendlichen. Wie wird in der offenen Jugendarbeit mit gegenwärtigen Erscheinungsformen von Antisemitismus umgegangen? Das ist die grundlegende Fragestellung dieser Dissertation an der Freien Universität Berlin. Um die Frage beantworten zu können, werden zunächst einmal Interviews mit Jugendarbeiter/inne/n durchgeführt. Antisemitismus wird dabei nicht als abstraktes Phänomen gefasst, sondern als eine (a)soziale Praxis, die sich als (a)soziale Ausgrenzungs- und Diskriminierungspraxis gegen Personen richtet. Die Arbeit zielt auf Unterstützung von Jugendpädagog/inn/en in Aus- und Weiterbildung ab im Hinblick auf den Umgang mit aktuellem Antisemitismus.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Danksagung 7

Einleitung 9

1. Pädagogisches Handeln in der offenen Jugendarbeit 17

1.1 Bildungsmöglichkeiten der Jugendarbeit 22
1.1.1 Ein partnerschaftliches Verständnis pädagogischer Beziehung und seine Potentiale 26
1.1.2 Wahrnehmung als jugendpädagogische Handlungskompetenz 32
1.1.3 Kommunikatives Handeln in pädagogischen Situationen 33
1.2 Methodische Zugänge im Umgang mit Antisemitismus in der offenen Jugendarbeit 36
1.2.1 Außerschulische Bildungsarbeit 37
1.2.2 Historisch-politische Bildungsarbeit 39
1.2.3 Begegnungspädagogik als Ansatz klassischer interkultureller Pädagogik 42
1.2.4 Jugendarbeit mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen 46

2. Ethnisierungsprozesse und Antisemitismus in der theoretischen Diskussion 59

2.1 Allgemeine Perspektiven auf Identitätskonstruktionen 60
2.1.1 Selbst- und Fremdbeschreibungen als Teil von Identitätskonstruktion(en) 60
2.1.2 Das Konzept vorgestellter Gemeinschaft(en) 62
2.1.3 Totale Identifizierung(en) 65
2.2 Antisemitismus in der theoretischen Diskussion 66
2.3 Elemente antisemitischer Semantik 72
2.3.1 Die Konstruktion antisemitischer Fremdbilder 74
2.3.2 Antisemitisches Judenbild und Wir-Gruppen-Konstruktionen 77
2.3.3 Bilder vom Juden als Zuschreibung einer totalen Identität 79
2.3.4 Konstruktionen jüdischer Täter 81
2.3.5 Personifizierung und verschwörungstheoretische Elemente 82
2.3.6 Camouflage - antisemitischer Antizionismus 83
2.3.7 Verfolgung und Vernichtungsperspektiven 85
2.3.8 Antisemitische Mythen als fragmentierte Elemente der Alltagskommunikation 86

3. Methodische Anlage der Studie 91

3.1 Methodologische Grundlagen 91
3.2 Leitfadengestütztes Interview 95
3.3 Zur dokumentarischen Interpretation der Leitfadeninterviews 100
3.4 Ideologiekritik und rekonstruktive Forschung 104

Empirische Untersuchungsergebnisse 109

4. Stereotypisierende Beobachtung und Intervention 113


4.1 Generalisierungen, ethnisierende und mehrdimensionale Zuschreibungen 114
4.2 Argumentationen im Sinne des mehligen Wissens< 125
4.3 Die argumentative Vermittlung von stereotypen Bildern und Theorien 134
4.4 Thematisierung des Holocaust als Antwort auf heutige Antisemitismen:
Gedenkstättenfahrten und theaterpädagogische Ansätze 144
4.5 Wirkungserwartungen im Kontext interkultureller Begegnungsprojekte 153

5. Immanente Beobachtung und Intervention 161

5.1 Rekurs auf kommunikatives Wissen 162
5.2 (Re-)Produktion antisemitischer Semantik 170
5.3 Orientierung am Faktenwissen 180
5.4 Anerkennung der Standortgebundenheit 185

6. Rekonstruktive Beobachtung, reflexive und praxeologische Interventionen 191

6.1 Mehlperspektivische, milieubezogene Beobachtung 192
6.2 Phänomenrekonstruierende Beobachtung 194
6.3 Reflexive Intervention 205
6.3.1 Argumentativer Bezug auf alltagspraktische Erfahrungen der Pädagogen 209
6.3.2 Distanz und Reflexivität in Situationen unter Handlungsdruck 213
6.4 Praxeologische Intervention 221
6.4.1 Erweitern des Erfahrungswissens 222
6.4.2 Praxeologische Brechung 228
6.4.3 Existentielle Intervention 234

7. Beobachtungshaltungen und Interventionsformen im Horizont wahrgenommener Antisemitismen 241
7.1 Beobachtungshaltungen 247
7.2 Beobachtungshaltungen und Interventionsformen 252
7.3 Perspektiven für die Aus- und Weiterbildung 272

Literaturverzeichnis 279

Anhang 291