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Pädagogik der Übergänge Übergänge in Lebenslauf und Biografie als Anlässe und Bezugspunkte von Erziehung, Bildung und Hilfe
Pädagogik der Übergänge
Übergänge in Lebenslauf und Biografie als Anlässe und Bezugspunkte von Erziehung, Bildung und Hilfe




Christiane Hof, Miriam Meuth, Andreas Walther (Hrsg.)

Juventa Verlag , Beltz
EAN: 9783779919360 (ISBN: 3-7799-1936-2)
242 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Mai, 2014

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Pädagogische Angebote beziehen sich häufig direkt oder indirekt auf Übergänge im Lebenslauf. Gesellschaftlich werden diese Übergänge zunehmend als Risiken thematisiert. Das zeigt sich auch in pädagogischen Diskursen. Auf der Basis der Analyse von Übergängen in unterschiedlichen Lebensaltern und pädagogischen Handlungsfeldern werfen die Beiträge die Frage nach einer »Pädagogik der Übergänge« auf.
Rezension
Übergänge im Lebenslauf sind nicht selten mit Krisen verbunden: Von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule, vom Kindsein zum Erwachsenwerden (Pubertät), vom Schulleben ins Berufsleben, das Verlassen des Elternhauses bis hin zum Ausstieg aus dem Berufs- und Erwerbsleben ... Übergänge sind wichtige biografische Stationen und bedürfen der pädagogischen Begleitung, - einer "Pädagogik der Übergänge", wie sie in diesem Buch geboten wird. Die Übergangsforschung hat seit einigen Jahren erhebliche Konjunktur; in den letzten Jahren sind Übergänge im Lebenslauf stärker ins Blickfeld wissenschaftlicher, bildungs- und sozialpolitischer sowie professionspädagogischer Diskussionen gerückt. Pädagogische Angebote beziehen sich häufig direkt oder indirekt auf Übergänge im Lebenslauf. Im Sommersemester 2012 wurde am Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main eine Ringvorlesung zum Thema „Übergänge in Lebenslauf und Biographie als Anlässe und Bezugspunkte von Erziehung, Bildung und Hilfe“ organisiert, die die Basis für diese Veröffentlichung darstellt.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Prof. Dr. Christiane Hof, ist Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung/Weiterbildung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihre Forschungsgebiete umfassen Theorie und Empirie Lebenslangen Lernens, Formen der Vermittlung von Wissen, Analyse von Lern- und Aneignungsprozessen.

Miriam Meuth, Dipl.-Päd., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihre Forschungsthemen sind Übergänge im Jugend- und jungen Erwachsenalter unter besonderer Berücksichtigung des Wohnens sowie das pädagogische Handlungsfeld der Jugendsozialarbeit.

Andreas Walther, Jg. 1964, Dr. habil., ist Professor für Erziehungswissenschaft, Sozialpädagogik und Jugendhilfe sowie Leiter der Sozialpädagogischen Forschungsstelle „Bildung und Bewältigung im Lebenslauf“ an der Universität Frankfurt am Main. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Jugend und Junge Erwachsene, Übergänge, Jugendhilfe und Jugendpolitik, Internationaler Vergleich.
Inhaltsverzeichnis
Miriam Meuth, Christiane Hof und Andreas Walther
Warum eine Pädagogik der Übergänge?
Einleitung und Überblick 7

Andreas Walther
Übergänge im Lebenslauf zwischen Standardisierung und Entstandardisierung 14

Sabine Andresen, Nadine Seddig und Sophie Künstler
Das Konzept der Schulfähigkeit als Schlüssel zum Übergang. Kulturhistorische und sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Analyse eines bildungsrelevanten Übergangs 37

Marcus Balzereit und Christian Kolbe
Mechanismen der Zurichtung und Ausschließung an Übergängen in Schule und Arbeitsmarkt 49

Andreas Walther
Übergangsregimes. Übergänge zwischen Schule und Arbeit im internationalen Vergleich 78

Miriam Meuth
´Wohnen` und ´Ausbildung` als Teilübergänge zwischen Jugend und Erwachsensein.
Überlegungen zu einer erweiterten Sicht auf Übergänge 104

Christiane Hof
Familiengründung als Übergang im Erwachsenenalter. Anschlüsse für eine Pädagogik der Übergänge 128

Christiane Hof und Cornelia Maier-Gutheil
Übergänge im Erwachsenenalter. Befunde und offene Fragen für die Erwachsenenbildung 146

Cornelia Maier-Gutheil
Entwicklung pädagogischer Professionalität als Lern- und Bildungstransitionen 168

Frank Oswald und Annette Franke
Übergänge im höheren Erwachsenenalter am Beispiel der Themen Erwerbsleben und Wohnen 185

Andreas Walther, Christiane Hof und Miriam Meuth
Vermittlung und Aneignung in Lebenslauf und Biographie. Perspektiven einer Pädagogik der Übergänge 218

Die Autorinnen und Autoren 241




Einleitung

Miriam Meuth, Christiane Hof und Andreas Walther

Warum eine Pädagogik der Übergänge?
Einleitung und Überblick

Nicht erst der Diskurs und das Konzept des Lebenslangen Lernens haben
darauf aufmerksam gemacht, dass Lebenslauf und Biographie relevante Orientierungsgrößen
für Pädagogik und Erziehungswissenschaft sind. Pädagogische
Handlungsfelder orientieren sich an Lebensaltern, wobei neben der
Kindheit und Jugend zunehmend auch das jüngere, mittlere und höhere Erwachsenenalter
in den Blick pädagogischer Institutionen kommen. Eine genauere
Analyse erlaubt zu präzisieren, dass es in vielen Fällen Übergänge im
Lebenslauf sind, die Anlässe für pädagogisches Handeln sind, sei es die Vorbereitung
auf einen anstehenden Übergang, sei es die Begleitung desselben
oder die Kompensation der Auswirkungen im Falle eines Scheiterns an den
herrschenden Normalitätsstandards. Formale Bildung gilt dabei als wesentliche
Strukturkategorie ungleicher Lebenschancen und die „normale“ Lebensführung
ist mehr oder weniger explizites Ziel pädagogischen Handelns.
Das Verhältnis zwischen dem Lebenslauf als institutionalisiertem Ablaufmuster
und der Biographie als subjektiver Lebensgeschichte stellt dabei einen
Zugang zum Wechselverhältnis zwischen Struktur und Handeln dar,
das individuelle Bewältigungs- und Bildungsprozesse wie auch pädagogisches
Handeln rahmt und strukturiert. Analog zu dieser Dialektik von institutionalisierter
pädagogischer Ordnung des Lebenslaufs und Biographie ist
auch im Rahmen der vorliegenden „Pädagogik der Übergänge“ die Vermittlungsseite
in ihrem Wechselverhältnis mit der Seite der subjektiven Aneignung
zu denken.
Die zunehmende Orientierung an den Übergängen im Lebenslauf ist dabei
vor dem Hintergrund der Standardisierung und Entstandardisierung
von Lebensläufen im Prozess zu sehen. Angesichts der Individualisierung
der Vergesellschaftung in der Moderne stellte die Ausdifferenzierung eines
institutionalisierten Lebenslaufes eine Möglichkeit dar, individuelle Lebensführung
und gesellschaftliche Arbeitsteilung aufeinander zu beziehen. Bildungssystem
und Wohlfahrtsstaat waren und sind zentrale Instanzen der
Regulierung und Normalisierung von Lebensaltersrollen und der Übergänge zwischen ihnen. Die Entstandardisierung von Lebensläufen in der späten
Moderne bedeutet jedoch, dass die Lebensaltersrollen an Stabilität verlieren
und ihre Grenzen weniger eindeutig verlaufen, während sich Übergänge
verlängern, offener und ungewisser werden und sie deutlicher in ihrer Kontingenz
wahrgenommen werden. Übergänge sind deshalb derzeit eine immer
wichtiger werdende heuristische Figur und Forschungsperspektive in
den Erziehungs- und Sozialwissenschaften. Auf der einen Seite geraten immer
mehr Übergänge in den Blick der Forschung wie auch immer mehr
Phänomene des Wandels oder des Wechsels zwischen sozialen Situationen
und Zuständen als Übergänge thematisiert werden. Beispiele hierfür sind
das nationale Bildungspanel (Blossfeld/Roßbach/Maurice 2011), aber auch
erziehungswissenschaftlich geprägte Übersichtspublikationen zu „Übergängen
in Bildung und Ausbildung“ (Schumacher 2004), „Beratung im Übergang“
(Walther/Weinhardt 2013) bis hin zu einem vor allem durch erziehungswissenschaftliche
Beiträge geprägten „Handbuch Übergänge“
(Schröer u.a. 2013). Auf der anderen Seite beziehen sich zunehmend pädagogische
Angebote explizit auf Übergänge in und zwischen unterschiedlichen
Lebensaltern, und zwar von der Gestaltung des Übergangs von der
Kindertageseinrichtung in die Grundschule bis hin zum arbeitsmarktbezogenen
regionalen Übergangsmanagement (vgl. Braun/Reißig 2011; Oehlmann/
Manning-Clechowitz/Sitter 2011; Oehme 2013).
Ausgehend von diesen Feststellungen wurde im Sommersemester 2012
am Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung des Fachbereichs
Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main eine
Ringvorlesung zum Thema „Übergänge in Lebenslauf und Biographie als
Anlässe und Bezugspunkte von Erziehung, Bildung und Hilfe“ organisiert.
Sie bildet den Entstehungsrahmen des vorliegenden Sammelbandes, der eine
analytische Perspektive auf die „pädagogische Strukturierung des Lebenslaufs“
richtet (siehe den Beitrag von Walther, Hof und Meuth in diesem
Band). Damit soll ein disziplinärer Beitrag zu einer „Pädagogik der Übergänge“
ebenso wie zur Weiterentwicklung der transdisziplinären Übergangsforschung
geleistet werden.
Die Beiträge thematisieren sowohl generelle Strukturen, Mechanismen
und (nicht)pädagogische Implikationen von Übergängen als auch mögliche
Anforderungen, die konkrete Übergänge an die Individuen stellen. Sie beleuchten
Übergänge in unterschiedlichen Lebensaltern, institutionellen Zusammenhängen
und pädagogischen Arbeitsfeldern ebenso wie aus der biographischen
Perspektive der Subjekte. Dabei arbeiten die AutorInnen die
darin verwobenen Übergänge zwischen Lebensaltern, aber auch zwischen
unterschiedlichen Handlungsfeldern oder Interventionsgraden heraus. Im
Fokus steht die Frage nach den pädagogischen Implikationen der Übergangsgestaltung
und danach, an welchen Stellen in den vorgestellten Forschungszugängen in Übergängen in Lebenslauf und Biographie pädagogische
Momente sichtbar werden: sei es, dass Übergänge pädagogisch bearbeitet
werden oder dass sie Lernprozesse und Bildungspotenziale enthalten.
Der Band zeigt damit auf, welche potenziellen erziehungswissenschaftlichen
Erkenntnis- und pädagogischen Handlungsperspektiven die Auseinandersetzung
mit Übergängen entlang des Lebenslaufs eröffnet. Die Beiträge folgen
der Ordnung der Lebensalter von der Kindheit zum höheren Alter und
nehmen gleichzeitig unterschiedliche disziplinäre Perspektiven ein und thematische
Schwerpunktsetzungen vor. Den Rahmen bilden eine historische
Rekonstruktion der Gestaltung von Übergängen im Zuge der Institutionalisierung
des Lebenslaufs sowie ein konzeptioneller Versuch, eine Pädagogik
der Lebensalter zu skizzieren.
Der Beitrag von Andreas Walther verortet die Frage nach Übergängen und
ihrer pädagogischen Gestaltung im historischen Kontext des gesellschaftlichen
Modernisierungsprozesses. Die Rekonstruktion der Standardisierung
und Entstandardisierung von Übergängen und der Rolle von Bildung, Erziehung
und Hilfe in diesem Prozess basiert auf dem Grundverständnis von
Übergängen als Wechselbeziehungen zwischen sozialen Strukturen und individuellen
Handlungen, zwischen der Institutionalisierung des Lebenslaufs
und der biographischen Konstruktion der Subjekte. Die aktuelle Auseinandersetzung
und Thematisierung der Entstandardisierung von Übergängen
wird am Beispiel der Lebenslage „Junge Erwachsene“ diskutiert. Hier werden
auch die Dilemmata einer pädagogischen Gestaltung von Übergängen
jenseits einer selbstverständlichen Geltung des Normallebenslaufs deutlich.
Sabine Andresen, Nadine Seddig und Sophie Künstler widmen sich in ihrem
Beitrag dem Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule,
der noch nicht lange im öffentlichen Bewusstsein und auch noch
nicht lange Gegenstand expliziter pädagogischer Gestaltung ist. Im Zentrum
steht die Frage nach der Herstellung von Schulfähigkeit als Kriterium der
Übergangsgestaltung aus der Sicht der beteiligten Akteure und Akteurinnen.
Dabei wird eine historisch-kulturwissenschaftliche Betrachtung den
Befunden einer aktuellen ethnographischen Studie gegenübergestellt. Sichtbar
wird zum einen die Bedeutung von Ritualen auch in der pädagogischen
Gestaltung von Übergängen. Zum anderen zeigt sich aber auch die Notwendigkeit,
die besondere Perspektive von Kindern im Übergang ins Zentrum
zu stellen.
Marcus Balzereit und Christian Kolbe thematisieren Übergänge als Stationen
und Situationen der Herstellung bzw. Reproduktion sozialer Ungleichheit
durch institutionelle Selektionsmechanismen. Ausgehend von einer
Kritik an der Ausblendung dieser gesellschaftlichen Funktion der Gestaltung
von Übergängen analysieren sie pädagogische Zuschreibungs- und
Verfahrensmuster in der Schule und der Arbeitsmarktpolitik. Der Vergleich
dieser beiden unterschiedlichen Handlungsfelder zeigt Ähnlichkeiten in der
De-Thematisierung von Ungleichheit bei gleichzeitiger Thematisierung von
Differenzen und der Legitimierung von Ungleichbehandlung auf. Diese
Analogie zeigt sich auch in neuen Instrumenten der Kompetenzfeststellung
in der schulischen Berufsorientierung sowie der Erstellung von Kundenprofilen
in der Arbeitsverwaltung, in denen die Individuen durch Selbsteinschätzung
aktiv an der Selektion beteiligt werden.
Übergänge in und zwischen Bildung und Arbeitsmarkt stehen auch im
zweiten Beitrag von Andreas Walther im Fokus, der die zunehmend als unsicher
betrachteten Übergänge zwischen Schule und Beruf sowie deren pädagogische
Bearbeitung in den Blick nimmt. Dieser Beitrag setzt in einem
ersten Schritt die institutionelle Perspektive der Arbeitsmarktpolitik, die biographische
Perspektive als benachteiligt kategorisierter Jugendlicher sowie
die pädagogische Perspektive der Jugendberufshilfe in Beziehung. In einem
zweiten Schritt wird die Regulierung von Übergängen in Arbeit international
vergleichend analysiert. Mittels des Konzeptes der „Übergangsregime“ werden
verschiedene wohlfahrtsstaatliche Rahmungen und Normalitätsannahmen,
die dieser Regulierung zugrundeliegen, thematisiert. Beide Schritte
verstehen sich als Beitrag zu einem reflexiven Umgang mit dem pädagogischen
„Orientierungsdilemma“ (Galuske 1993) an den Grenzen der Erwerbsarbeitsgesellschaft.
Dass die primär berufsbezogene Fokussierung von Übergängen Jugendlicher
und junger Erwachsener eine erhebliche Reduktion darstellt, zeigt der
Beitrag von Miriam Meuth zu den wohnbezogenen Übergängen junger
Frauen und Männer. Gerade der Übergang in selbständiges Wohnen ist häufig
eng mit Übergängen in Arbeit verzahnt, beide Übergänge beeinflussen
bzw. bedingen sich gegenseitig. Der Beitrag basiert auf einem mehrdimensionalenWohnbegriff,
dessen Dimensionen auch anschlussfähig an eine differenziertere
Analyse von anderen Übergängen sind und somit zu einem
ganzheitlicheren Übergangsverständnis beitragen kann. Am Beispiel von
pädagogisch begleiteten Wohnformen wie dem „Jugendwohnen“ wird ferner
aufgezeigt, dass die Perspektive der Jugendlichen und jungen Erwachsenen
von den Einrichtungen und Fachkräfte nicht angemessen erfasst wird. Dies
trifft auch für eine Übergangsforschung zu, die bestimmte Teilübergänge
vernachlässigt bzw. untereinander hierarchisiert.
Christiane Hof und Cornelia Maier-Gutheil diskutieren Übergänge ins
und im Erwachsenenalter vor dem Hintergrund von Lebensverlaufs- und
Biographieforschung. Dabei wird deutlich, dass für das Erwachsenenalter
nicht nur der Übergang von der Jugend in diese Lebensphase relevant ist,
sondern vielfältige Übergänge innerhalb des Erwachsenenalters mit Blick
auf damit vielschichtig verwobene Lern- und Bildungsprozesse zu beleuchten
sind. Weiterbildungsangebote bieten dabei nicht nur Unterstützungs-
angebote bei der Bewältigung verschiedener Übergänge, sondern schaffen
auch Rahmenbedingungen für mögliche Veränderungen im Lebenslauf. Insofern
plädieren die Autorinnen dafür, Übergänge als Lernanlässe zu beleuchten
und zeigen die Fruchtbarkeit einer solchen Perspektive für die
Übergangsforschung auf.
Als ein spezieller Übergang im Erwachsenenalter wird die Familiengründung
bzw. der Übergang in Elternschaft von Christiane Hof diskutiert. Dabei
diskutiert der Beitrag die verschiedenen psychologischen und soziologischen
Studien zu diesem Thema imHinblick auf ihre Implikationen für eine
Pädagogik der Übergänge. Dabei arbeitet sie heraus, dass der Übergang in
Familie nicht nur eine neue Statuspassage im Leben des Menschen ausmacht,
sondern in vielfältiger Weise mit biographischen Transitionen einhergeht.
Pädagogik und Erziehungswissenschaft haben die Formen und Bedingungen
der damit einhergehenden Lernprozesse zu beleuchten und in
die Konzeption konkreter Unterstützungsmaßnahmen einzubeziehen.
Mit ihrem Beitrag beleuchtet Cornelia Maier-Gutheil aus subjektorientierter
Sicht Übergangsprozesse im beruflich-professionellen Handeln von
ErwachsenenbildnerInnen, die aus der Sicht des Individuums im Sinne Harald
Welzers als „transitorische“ Lern- und Bildungsprozesse beschrieben
und als Professionalitätsentwicklung rekonstruiert werden. Grundlage für
ihre Argumentation stellt die Rekonstruktion eines Falles dar, der aufgrund
des qualitativen Längsschnittdesigns aus zwei Erzählungen der gleichen Person
zu unterschiedlichen Zeitpunkten besteht, so dass ein Wandel von lernprozessbezogenen
zu bildungsprozessbezogenen Transitionen rekonstruiert
werden kann.
Annette Franke und Frank Oswald befassen sich mit Übergängen im höheren
Erwachsenenalter. Diese werden nicht nur vor dem Hintergrund der
Frage nach Entwicklungsmöglichkeiten und -zielen, sondern auch im Kontext
gesellschaftlicher Rahmungen beleuchtet. Anhand des Übergangs in
den Ruhestand sowie der Veränderung des Wohnortes (Umzüge) werden
nicht nur empirische Ergebnisse zu diesen Übergängen vorgestellt, sondern
auch der Einfluss gesellschaftlicher Rahmenbedingungen auf individuelle
Bewältigungsformen herausgearbeitet. Abschließend diskutieren die AutorInnen
mögliche Implikationen für eine pädagogische Gestaltung der genannten
Übergänge.
Der Schlussbeitrag von Andreas Walther, Miriam Meuth und Christiane
Hof versucht, quer zu den Lebensaltern Grundzüge einer Pädagogik der Lebensalter
zu skizzieren. Diese ist in erster Linie eine analytische Reflektion
des wechselseitigen Konstituierungsverhältnisses von Pädagogik und Übergängen,
das erst sichtbar wird, seit sich Übergänge weniger selbstverständlich
vollziehen. Stellt die Gestaltung von Übergängen eine zentrale Funktion
pädagogischen Handelns dar, so gilt es zu fragen, welche erziehungswissen-
schaftlichen und pädagogischen Fragen und Reflexivitätsgewinne sich aus
einer solchen Perspektive ableiten. Der Beitrag folgt dabei der Unterscheidung
von pädagogischer Vermittlung, die auf der Lebenslaufseite der Gestaltung
von Übergängen verortet wird, und biographischer Aneignung
durch Lernen und Bildung der Subjekte. Eine Pädagogik der Übergänge
fragt notwendigerweise nach Passungsverhältnissen an Statuswechseln im
Lebensverlauf, die angesichts der Entstandardisierung von Lebensläufen
und der Entgrenzung von pädagogischen Handlungsfeldern längst nicht
mehr selbstverständlich sind.
Wir hoffen, mit diesem Band, zu einer Systematisierung und Reflexivität
des pädagogischen und erziehungswissenschaftlichen Interesses an Übergängen
beitragen zu können. Der Band richtet sich gleichermaßen an Wissenschaft
und Praxis wie er auch für Studierende eine neue Perspektive auf
AdressatInnen und pädagogische Handlungsfelder bietet.
Neben den beteiligten AutorInnen geht ein besonderer Dank deshalb
auch an die Frankfurter Studierenden, mit denen wir die Beiträge im Rahmen
der Ringvorlesung diskutieren konnten. Darüber hinaus danken wir
Frank Engelhardt vom Beltz Verlag für die gewohnt zuverlässige und entgegenkommende
Zusammenarbeit und Geduld sowie den MitherausgeberInnen
der Reihe Übergangs- und Bewältigungsforschung Andreas Oehme,
Barbara Stauber und Inga Truschkat für die Aufnahme des Bandes. Schließlich
seien Christiane Dittrich, Jann Schweitzer und Hanna Dislich erwähnt,
ohne deren Mithilfe beim Korrekturlesen und Formatieren dieser Band
nicht fertig geworden wäre.