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Neuroenhancement Interdisziplinäre Perspektiven auf eine Kontroverse
Neuroenhancement
Interdisziplinäre Perspektiven auf eine Kontroverse




Ronja Schütz, Elisabeth Hildt, Jürgen Hampel

Transcript
EAN: 9783837631227 (ISBN: 3-8376-3122-2)
180 Seiten, kartoniert, 15 x 23cm, Oktober, 2016

EUR 32,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Viele versprechen sich von den Neurowissenschaften eine Verbesserung der geistigen Eigenschaften gesunder Menschen - das sogenannte »Neuroenhancement«. Dieser Band gibt einen umfassenden Überblick über den Diskussionsstand in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Die Autorinnen und Autoren beschreiben nicht nur ein breites Spektrum unterschiedlicher Verfahren, sondern zeigen zudem, wie groß die Bandbreite an Zielen ist, die mit »Neuroenhancement« verknüpft werden: Geht es darum, geistig leistungsfähiger, moralischer oder kreativer zu werden? Oder wird letztlich nur der Druck auf das Individuum erhöht, besser, klüger und vielseitiger zu werden?
Rezension
Darf man Kindern mit ADHS zur Beruhigung Ritalin geben? Sollte man verpflichtet werden, in unserer Leistungsgesellschaft sein Gehirn zur Konzentrationssteigerung zu dopen? Kann moralisches Urteilen und Handeln durch Einnahme von Pillen verbessert werden? Alle diese Fragen beziehen sich auf das gesellschaftlich verbreitete Phänomen des Neuroenhancement. Darunter wird die Steigerung kognitiver Leistungen durch die Einnahme pharmakologischer Mittel ohne therapeutische Notwendigkeit verstanden. Zu den mittlerweile klassischen Neuroenhancern unser auf Selbstoptimierung ausgerichteten „Beschleunigungsgesellschaft“(Rosa) zählen u.a. Ritalin, Modafinil oder Metoprolol.
Während Vertreter wie der Bioethiker John Harris oder der Neurowissenschaftler Michael S. Gazzaniga den Einsatz von Neuroenhancern befürworten, sind im deutschsprachigen Raum eher kritische Stimmen zum Neuroenhancement zu vernehmen. Ob die Einnahme solcher Enhancern legitim ist, kann nämlich weder biologisch noch juristisch beantwortet werden, sondern ist eine ethisch zu beurteilendes Problem. Genauer geht es bei der Thematik, so betont Jens Clausen, außerplanmäßiger Professor für Ethik und Lebenswissenschaften und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, um die Klärung dreier klassischer, philosophischer Fragen, nämlich einer anthropologischen, einer ethischen und einer sozialphilosophischen: Was wollen wir für Menschen sein? Wie führen wir ein gutes Leben? In welcher Gesellschaft möchten wir leben?
Wer sich fachwissenschaftlich fundiert und kompakt über zentrale Positionen und Argumentationen der interdisziplinären Neuroenhancement-Debatte informieren möchte, dem sei das Buch „Neuroenhancement“, herausgegeben von Ronja Schütz, Elisabeth Hildt und Jürgen Hampel, erschienen im „transcript“-Verlag, zur Anschaffung empfohlen. In dem Band wird die kontroverse Thematik aus (neuro)ethischer, medizinethischer, anthropologischer, kognitionspsychologischer und juristischer Perspektive umfassend und differenziert beleuchtet. Einzig die soziologischen Aspekte des Enhancement, die zwar in der Einleitung des Buches Erwähnung finden, hätten in ihm noch mehr vertieft werden können.
Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik, Religionslehre oder Biologie, die Unterrichtsstunden zu dieser bioethischen Thematik problemorientiert gestalten möchten, können sich mittels des Bandes grundlegendes Orientierungswissen gut aneignen. Die Debatte um das „Hirndoping“ ist auch Gegenstand der Lehrerausbildung. Seit Jahren findet dazu beispielsweise am Studienseminar Tübingen ein fächerübergreifender Bioethiknachmittag für Referendarinnen und Referendare der Fächer Philosophie, Ethik, evangelische Religion, katholische Religion und Biologie statt (http://seminar-tuebingen.de/,Lde_DE/Startseite/Projekte/BioEthik?QUERYSTRING=Neuroenhancement). Mittlerweile konnten Schülerinnen und Schüler eines Ethik-Neigungskurses auch eine Fallanalyse zum Neuroenhancement in der schriftlichen Abiturprüfung in Baden-Württemberg bearbeiten. Ob sie dabei gedopt waren, wurde nicht überprüft.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Neuroenhancement als gesellschaftliches Phänomen
Ronja Schütz, Elisabeth Hildt und Jürgen Hampel | 7

Neuroenhancement im Schlaf
Susanne Diekelmann | 25

Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit
durch Neurofeedback
Andrea Kübler und Sonja Kleih | 47

Elektrozeutika und Enhancement
Jens Clausen | 65

Neuroenhancement im Kontext personaler Selbstgestaltung
Wolfgang Kornberger | 81

Enhancement und Personale Identität
Pascal Amara | 95

Moralisches Enhancement
Birgit Beck | 109

Zur ethischen Bewertung kognitiven Enhancements
im Nature of Activities Approach
Jon Leefmann | 127

Enhancement nüchtern betrachtet
Jan-Hendrik Heinrichs | 145

Neuronale Selbstbestimmung und Verfassungsrecht
Helena Bebert | 161

Autorinnen und Autoren | 175