lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Natürliche Differenzierung im Mathematikunterricht Konzepte und Praxisbeispiele aus der Grundschule
Natürliche Differenzierung im Mathematikunterricht
Konzepte und Praxisbeispiele aus der Grundschule




Günter Krauthausen, Petra Scherer

Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung GmbH , Klett
EAN: 9783780049650 (ISBN: 3-7800-4965-1)
224 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2014

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Fachdidaktische Konzepte für heterogene Lerngruppen

Der Mathematikunterricht in der Grundschule hat durch die länderübergreifenden Bildungsstandards einen formalen Orientierungsrahmen erhalten, der substanzielles Lernen für alle Kinder fordert. In Verbindung mit Konzepten wie dem jahrgangsübergreifenden Lernen oder der Inklusion erweisen sich diese Formen eines zeitgemäßen Mathematikunterrichts als durchaus anspruchsvolles Unterfangen.

Heterogene Lerngruppen erfordern einen differenzierenden Unterricht. Hierzu gibt es bereits seit vielen Jahren Empfehlungen in der pädagogischen und didaktischen Fachliteratur. Das vorliegende Buch greift diese auf und gibt zunächst einen Überblick über die klassischen Formen der (inneren) Differenzierung sowie die damit verbundenen Möglichkeiten und Probleme. Aus deren Analyse leiten die Autoren die Notwendigkeit einer ergänzenden Vorgehensweise ab, die als natürliche Differenzierung bezeichnet wird. Sie erfahren dabei

was unter natürlicher Differenzierung zu verstehen ist

wie erprobte Unterrichtsvorschläge aussehen können, die eine natürliche Differenzierung ermöglichen

welche Materialien und Schülerdokumente Sie für die eigene Umsetzung im Unterricht nutzen können und

welche Gelingensbedingungen für einen derart differenzierenden Unterricht zu bedenken sind: z.B. Gütekriterien für adäquate Lernangebote, Rahmenbedingungen für die sach- und kindgerechte Unterrichtsorganisation, eine angemessene Unterrichtskultur, Anforderungen an eine inhaltliche Unterrichtsvorbereitung sowie an spezifische Kompetenzen der Lehrpersonen.

Der Praxisband richtet sich an Studierende, Referendare, Lehrende und Fortbildner/innen, die Anregungen zur Umsetzung eines differenzierenden Mathematikunterrichts in der Grundschule suchen.

Über die Autoren:

Günter Krauthausen hat 10 Jahre als Grundschullehrer und 11 Jahre als Fachseminarleiter im Studienseminar gearbeitet. Seit 1996 ist er Professor für Mathematikdidaktik mit dem Schwerpunkt Grundschule an der Universität Hamburg. Er ist seit 30 Jahren in der Lehrerfortbildung tätig und beteiligter Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Lehrerbildung Mathematik (DZLM).

Petra Scherer ist ausgebildete Sonderschullehrerin. Seit 1998 ist sie Professorin für Didaktik der Mathematik, zunächst an der Universität Bielefeld und seit 2011 an der Universität Duisburg-Essen. Sie ist seit 20 Jahren in der Lehrerfortbildung tätig und leitet im Deutschen Zentrum für Lehrerbildung Mathematik (DZLM) die Abteilung "Inklusion & Risikoschüler".
Rezension
U.a. durch die Forderung nach und Umsetzung von Inklusion in den Schulen werden die Lerngruppen immer heterogener. Heterogene Lerngruppen aber erfordern einen differenzierenden Unterricht. Dieses Buch gibt zunächst einen Überblick über die klassischen Formen der sog. Inneren Differenzierung im Mathe-Unterricht der Grundschule sowie die damit verbundenen Möglichkeiten und Probleme. Die Autoren erweitern dann aber um die sog. Natürliche Differenzierung: Dabei erhält die gesamte Lerngruppe das gleiche Lernangebot, das hinreichend komplex ist. Die Lernenden haben eigene Freiheitsgrade und lernen von- und miteinander. Denn bei aller Berücksichtigung und Ermöglichung individueller Lernprozesse darf bei der Differenzierung beispielsweise das Lernen von- und miteinander nicht vernachlässigt werden.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

1 Umgang mit Heterogenität als Anforderung 9

2 Klassische Innere Differenzierung 15


2.1 Traditionelle Differenzierungsarten 16
2.2 Grenzen klassischer innerer Differenzierungen 24

3 Natürliche Differenzierung 45

3.1 Konstituierende Merkmale 49
3.2 Anforderungen an die Aufgabenangebote 52
3.3 Anforderungen an die Lernenden und an die Unterrichtskultur 57
3.4 Anforderungen an die Lehrperson 75
3.5 Didaktische Einordnung 96
3.6 Ein Beispiel zur Konkretisierung 100

4 Natürliche Differenzierung bei arithmetischen Aufgabenformaten 109

4.1 Substanzielle Lernumgebungen und Aufgabenformate 110
4.2 Einordnung in andere Terminologien 113
4.3 Zur unterrichtlichen Umsetzung 116

5 Beispiel Zahlenketten 119

5.1 Fachlicher Hintergrund 120
5.2 Mögliche Unterrichtsreihe 123
5.3 Diskussion ausgewählter Aufgaben und Problemstellungen 124

6 Beispiel Rechendreiecke 139

6.1 Fachlicher Hintergrund 140
6.2 Mögliche Unterrichtsreihe 143
6.3 Diskussion ausgewählter Aufgaben und Problemstellungen 144

7 Anregungen zur eigenen Konstruktion von Lernumgebungen 171

7.1 Fachlichen Hintergrund erkunden 172
7.2 Aufgabenstellungen konzipieren und kategorisieren 176
7.3 Etappenplanungen erstellen 186
7.4 Arbeitsblätter oder andere Materialien entwerfen 188
7.5 Aktivitätsphasen begleiten 191
7.6 Plenumsdiskussionen moderieren 196

8 Literatur 206

9 Übersicht Download-Materialien 218


Quellenverzeichnis 220
Downloadhinweise 224



Vorwort
Das vorliegende Buch hat eine lange zurückreichende Genese. Unter dem Eindruck
eigener unterrichtspraktischer Erfahrungen wie auch der theoretisch-konzeptionellen
Auseinandersetzung mit Formen der Inneren Differenzierung, wie
sie die Pädagogik spätestens seit Mitte der 1970er-Jahre propagierte, wurden
vielfach Grenzen der vorliegenden Konzepte offensichtlich. Die spürbar gestiegenen
Anforderungen an Lehrpersonen im Hinblick auf einen adäquaten Umgang
mit deutlich heterogeneren Lerngruppen machte den Bedarf an zeitgemäßen
Differenzierungsmöglichkeiten auch für die Praxis deutlich erkennbar. Denn
bei aller Berücksichtigung und Ermöglichung individueller Lernprozesse darf
beispielsweise das Lernen von- und miteinander nicht vernachlässigt werden.
Eine stärkere Berücksichtigung spezifisch mathematikdidaktischer Forschungsergebnisse
und Postulate führte zum Konzept der Natürlichen Differenzierung,
das erstmals von Wittmann (1990) in die Diskussion eingebracht wurde.
In der Folge ist teilweise ein inflationärer und unscharfer Begriffsgebrauch zu
verzeichnen. Natürliche Differenzierung ist zu einem gängigen Schlagwort geworden,
mit einer manchmal vorschnell zugeschriebenen Wirkung eines Allheilmittels
für allfällige unterrichtspraktische Anforderungen.
Vor diesem Hintergrund ist dieses Buch entstanden. Einen wesentlichen Beitrag
lieferte u. a. das EU-Projekt NaDiMa (Natürliche Differenzierung im Mathematikunterricht,
2008 bis 2010; Förderungs-Nr. 142453-LLP-1-20089-l-PL-COMENIUS-
CMP), in dessen Rahmen Mathematikdidaktikerinnen und -didaktiker
aus den Niederlanden (Maarten Dolk, An te Selle), Polen (Ewa Swoboda), Tschechien
(Alena Hospesova, Marie Ticha) und Deutschland (die Autoren dieses Bandes)
die Voraussetzungen, Chancen und Schwierigkeiten einer Natürlichen
Differenzierung gemeinsam erforscht haben. Den Kolleginnen und Kollegen verdanken
wir wertvolle Anregungen durch die gemeinsamen Diskussionen und
Kooperationen.
Im Projekt NaDiMa waren neben diesen fachdidaktischen Expertisen auch
Praxislehrkräfte aus Hamburg und aus Nordrhein-Westfalen beteiligt, die an dieser
Stelle nicht alle namentlich genannt werden können. Den folgenden Kolleginnen
und Kollegen sind wir als offiziellen Praxispartnern von NaDiMa sehr
dankbar dafür, dass sie uns ihre Klassentüren geöffnet haben, Videodokumentationen
ermöglichten, selbst umfängliche Erprobungen durchgeführt und Erproberberichte
angefertigt haben sowie für Diskussionen und zum Teil auch für
Einzelinterviews zur Verfügung standen: Antje Ehlebracht, Annegret Külker,
Andrea Renne, Nicola Rönneburg. Ein besonderer Dank gilt auch Marion Walter
und Ameli Winkler, die einzelne Unterrichtsvorschläge für uns erprobt haben.

Hamburg & Essen, August 2013
Günter Krauthausen & Petra Scherer