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Musik kulturell vermitteln. Musikpädagogik und kulturelle Kompetenz. Dt. /Engl
Musik kulturell vermitteln.
Musikpädagogik und kulturelle Kompetenz. Dt. /Engl




Martina Claus-Bachmann

ulme-mini-verlag
EAN: 9783980903875 (ISBN: 3-9809038-7-7)
110 Seiten, paperback, 15 x 21cm, Juli, 2006, Mit CD-Rom

EUR 25,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der als Gedächtnisakt dynamisierte Zustand der Stabilität eines kulturellen Systems (nach Jan Assmann, 1988)



Ein kulturelles System hat zwei Merkmale: Identitätskonkretheit - Verbindlichkeit



Ein kulturelles System wird stabilisiert durch vier Mnemotechniken:

Formung: sonisch, kinetisch, visuell, textuell (Narration, Schrift), performativ

Rekonstruktion: authentizistisch (Repetition), verändernd (Variation)

Organisation: Kommunikation, Räumlichkeiten, Spezialistentum

Reflexion: Viabilitätsreflexion, Selbstreflexion, Selbstbildreflexion (Deutung, Kritik, Zensur)
Rezension
Kultur ist kein Schulfach, kaum ein Musiklehrer hat Kulturwissenschaft studiert. Und doch benötigen Lehrer, insbesondere Musiklehrer, eine weitreichende kulturelle Kompetenz, um ihr Fach zeitgemäß und schülerorientiert unterrichten zu können. Musiklehrer, die sich von diesem Buch neue Anregungen für ihren Unterricht versprechen, sollten offen sein für neue Perspektiven; denn die herkömmlichen Pfade der Musikpädagogik werden sowohl inhaltlich als auch methodisch verlassen.

Wer allerdings in dem 110 Seiten starken Band mit CD konkrete Vorschläge für die nächsten Unterrichtsstunden sucht, wird enttäuscht sein. Trotzdem lohnen sich sowohl die Anschaffung (immerhin ein Preis von 25 Euro) als auch die Lektüre und die Arbeit mit dem Buch.

Die Autorin legt hier zehn kürzere Kapitel vor, in denen jeweils eine der Schwerpunktthematiken der Kulturwissenschaften im Mittelpunkt steht: Kulturforschung, Marginalität, Subkultur, Hybridität, Postkolonialismus/Gender, Gender, Migration, Kognition/Fantasie, Medienkompetenz, Binnendifferenzierung/Kulturkonstruktivismus.

Wer nach dieser Aufzählung der Themen glaubt, eine Lektüre ließe sich nur mit einem Fremdwörterlexikon bewältigen, wird jedoch positiv überrascht sein. Die Autorin versteht es vortrefflich, ihre Themen an geeigneten Beispielen und mit ausreichenden Erläuterungen (bis hin zu Lexikondefinitionen) vorzustellen.

Vorbildlich sind die Zusammenhänge mit der Praxis des Musikunterrichts dargestellt, z. B. gibt es ein Methodenpool , um die genannten Aufgaben einer Stärkung der Konstruktions-, Dekonstruktions- und Rekonstruktionskompetenz im Musikunterricht umsetzen zu können. Die meisten Themen schließen eine Schülerorientierung und fächerübergreifendes Arbeiten ein. Dabei erscheinen der Rezensentin die „Vier Typen von Phantasiereisen für den Musikunterricht“ (S. 90) besonders interessant und geeignet für eine Praxis des Musikunterrichts, die keine Zweifel an der Existenzberechtigung des Faches Musik mehr aufkommen lassen wird.

Die beigefügte CD enthält reichhaltige und interessante Medien wie Texte, Bilder, Musik, Videos und Präsentationen. Außerdem werden vielfältige Hinweise auf Internetseiten und gedruckte Literatur gegeben, die eine Beschäftigung mit den Inhalten des Buches noch interessanter machen. Durch diese vielfältigen Medien und Anregungen zeigt die Autorin auf, welch große Chancen der Musikunterricht hat, das Lernen lebendiger, schülerorientierter und attraktiver zu machen.

Ein unkonventionelles, aber im höchsten Maße lohnenswertes Buch mit einem starken Motivationscharakter, um neue Wege in der musikpädagogischen Landschaft zu entdecken.
Sehr zu empfehlen!

Beate Forsbach, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eine Sammlung (110 Seiten/DIN A5/CD-ROM) von Essays, die in übersichtlicher Form den Zusammenhang aufzeigen zwischen dem Erkenntnisinteresse der Kulturwissenschaft, wie sie sich im Moment in Deutschland und in den anglo-amerikanischen Staaten präsentiert, und den Anforderungen einer möglichen darauf basierenden Musikpädagogik, die subjektorientiert ist und mit den Anforderungen einer globalisierten Welt umgehen kann.
Es werden in emanzipatorischer und vielfältiger Form Themenschwerpunkte aufgegriffen, die das spezielle Erkentnisinteresse von 'Cultural Studies' betreffen, wie Kulturforschung, Hybridität, Genderperspektivik, Postkolonialismus, Migration, Medienkompetenz und -kritik, Kognition und Fantasie, Konstruktivismus, Marginalität, Subkultur, Binnendifferenzierung usw.
Musikbezogen geht es um Inhalte wie Bhangra, Fantasiereisen, Barbie (Aqua), musikalische Biografie, Hip Hop, Punk, Gothic, Frauen und Trommeln, Medienkompetenz, Operndiva, Odissi-Tempel-Tanz, TrommlerInnen in Sri Lanka, Planspiele im Musikunterricht usw.
Eine unkommerziell dazu gehörende CD-ROM enthält die zum Verständnis nötigen Multimedia-Files.
Besonders geeignet für Interessenten, die noch nicht sehr vertraut mit kulturkonstruktivistischen Überlegungen sind und nach Begründungsmöglichkeiten für eine kulturbezogene Musikpädagogik suchen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

Musikpädagogik im Kontext von Kulturwissenschaft 15

'...aus der Ohnmacht die Power!' Marginalität als Auslöser (musik)kultureller Formationsprozesse am Beispiel von Juden, frauen und Punks 25

Respekt vor Kultur 33

Musikbezogene Hybridität als Strategie von traditionswahrung und Wandel 41

"In the Pulse of My Drum, in the Beat of My Heart I Erecz an Altar ... Forever." Drum Sound Characteristics as Cultural Sanctuaries for Individualas and Audible Visiting Cards of Cultural Collectives 49

Weibliche Rollenklischees in Musikkulturen - Wege der Konstruktion, Re- und Dekonstruktion 57

Bhangra: Das Thema Migration als musikpädagogische Herausforderung 65

Ich-Stärke durch Kognition, Imagination, Kontemplation - Phantasiereisen als musikdidaktische Module 79

Medienkompetenz als Kulturkompetenz 91

Das Vertraute im Fremden entdecken: Kulturen als Konstrukte. Reflexionsmodule in einem multimedialen Arbeitsatelier. 97

Literaturverzeichnis 105