lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Modellwortschatz 1
Modellwortschatz 1




Norbert Sommer-Stumpenhorst

Graf Orthos Rechtschreibwerkstatt
ISBN: 1
320 Seiten, lose, 11 x 7cm, Januar, 2007, 320 Karteikarten DIN A7

EUR 10,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Lernbereich LB = Wörter mit regelhaften Laut-Buchstaben-Zuordnungen



Rückseite Lösungen für Übungen zu den Lernbereichen LV, WA, WU, WZ



Hinweis: Die russischen und griechischen Buchstaben werden auf der Beispielseite nicht korrekt wiedergegeben.
Rezension
Die Rechtschreibung als Adventure

Stellen Sie sich vor, Sie seien der Hauptdarsteller in einem Abenteuerspiel auf dem Computer!
Sie betreten, ausgestattet mit einem kleinen Werkzeugkoffer, ein fremdes Haus. Dort betreten Sie das erste Zimmer und sammeln neue Werkzeuge, die Sie in Ihren Koffer legen. Wenn Sie alle Werkzeuge gefunden haben, erhalten Sie den Schlüssel für ein weiteres Zimmer. Mit Hilfe all Ihrer gesammelten Hilfsmittel wandern Sie nun von Zimmer zu Zimmer, lernen jeweils etwas dazu, das Sie abspeichern und bei einem Neustart direkt aufrufen können, um an genau jener Stelle weiter zu spielen.
Dies klingt nach einem spannenden Adventure-Spiel? Einem Bestseller sozusagen!

Sie alle kennen dieses Spiel. Ihre Kinder spielen es tagtäglich. Sie sind mittendrin, sind die Hauptdarsteller dieses Spieles ohne es selbst zu wissen.
Doch Vorsicht. Manche Spiele sind defekt. Sie haben einen Systemfehler, könnte man sagen:
Sie betreten wieder das fremde Haus. Doch diesmal sind alle Zimmer offen. Überall liegen Werkzeuge herum, doch Sie wissen nicht, mit welchem Werkzeug Sie beginnen sollen. Welchen Raum gilt es, zuerst zu betreten, welches Werkzeug für was zu nutzen. Sie fühlen sich überfordert und irren strukturlos durch alle Zimmer. Und noch eines - Sie haben kein Ziel vor Augen.


Die Rechtschreibwerkstatt nach Norbert Sommer-Stumpenhorst

Das Spiel, um das es hier geht, nennt sich "Rechtschreibwerkstatt". Erfinder des Spieles ist Norbert Sommer-Stumpenhorst. Ihm ist es gelungen, den Systemfehler zu beheben und Werkzeuge und Schlüssel so in die einzelnen Räume zu verteilen, dass das Spiel eine, für Kinder überschaubare, Struktur erhält.
Als Struktur nutzt Herr Sommer-Stumpenhorst die natürlichen Entwicklungsstufen eines Kindes beim Rechtschreiberwerb. Er hat entdeckt, dass viele Sprachbücher Rechtschreibphänomene gleichzeitig und zu schnell oder in der falschen Reihenfolge bearbeiten. Viele Kinder haben zu diesem Zeitpunkt noch nicht das nötige Handwerkszeug, um die neuen Regeln in ihr bisher erworbenes Netz an Rechtschreibregeln zu verknüpfen:
Im Schulbuch sollen Kinder beispielsweise das Wort schnell mit "ll" schreiben lernen und erhalten hierzu Übungen zum Weiterschwingen. Diese Übungen sind natürlich nützlich, um zu lernen, dass sich "schnell" wirklich "schnell" schreibt und nicht "schnel". Doch was helfen sie einem Kind, das in Wirklichkeit gar nicht "schnel" schreibt, sondern erst "snel". Dieses Kind arbeitet an einer Baustelle, für die es noch gar nicht ausgebildet ist. Es wird sich wohl bemühen, doch wird das Geübte kaum im Gedächtnis bleiben. Nicht weil es faul oder gar dumm ist, sondern weil es einfach zu früh ist. Sie stellen ja auch keinem Kind eine Divisionsaufgabe, solange es noch gar nicht die Zahlen von 1 bis 100 kennt.


Der Zusammenhang zwischen der Rechtschreibwerkstatt und einem Adventure-Spiel

Herr Sommer-Stumpenhorst hat seiner Rechtschreibwerkstatt das Modell eines Hauses mit vielen Zimmern verliehen. (Vergleiche: http://www.rechtschreib-werkstatt.de/rsw/html/rs-haus.html)
Wenn man das Untergeschoss passiert hat, darf man das Erdgeschoss mit den Zimmern LB und LD betreten. Dort sammelt man die nötigen Werkzeuge, um in den ersten Stock emporzuklettern.
Rechtschreibung wird also in Stufen erlernt. Im Folgenden stelle ich kurz die Stufen dar, eine Beschreibung finden Sie auf der Homepage des Verlages und in den Einführungen, :
UW= unlesbare Wörter und Wortfragmente

LB= falsche Laut-Buchstaben-Zuordnung
LD= sprachliche Durchgliederung
LV= langer / kurzer Vokal

WA= Wortart bestimmen
WU= Wort umformen und ableiten
WZ= Wort zerlegen und zusammen setzen

SA= Satzaufbau
SZ= Satzzeichen
SW= Satzabhängige Schreibung von Wörtern

AF= Ausnahmen und Fremdwörter


Die Rechtschreibwerkstatt in der Praxis

Es empfiehlt sich, die Rechtschreibwerkstatt in einer separaten Stunde des Deutschunterrichts durchzuführen. In dieser Stunde arbeiten alle Kinder gleichzeitig an der Werkstatt, jedes Kind aber in seiner individuell ermittelten Stufe. In der ersten und zweiten Klasse wird dies zunächst LB oder LD sein. Um die typischen Phänomene einer Stufe zu erlernen, bietet N. Sommer-Stumpenhorst verschiedene Methoden an:

Zum einen gibt es Abschreibtexte, bei denen es darum geht, sich schwieriger Stellen im Wort bewusst zu werden und diese gezielt zu üben, ohne durch andere noch schwierigere Phänomene abgelenkt zu werden. Diese Übung funktioniert auf eine ganz bestimmte Art und Weise, die sich Kinder erst aneignen müssen, und kann sowohl in Einzel- als auch in Partnerarbeit durchgeführt werden.
(Vorsicht: Abschreibtexte alleine reichen nicht aus, um die Rechtschreibung zu erlernen.)

Zum Anderen gibt es Modellwortschätze, aufgeteilt in drei verschiedene Karteikartensätze. Hier geht es darum, anhand eines Modellwortschatzes Wörterlisten zu erstellen und abzuschreiben. Auch dies funktioniert auf sehr variantenreiche Weise. Wichtig ist, dass die Wörter aus einem Karteikartensatz nur jene Rechtschreibphänomene enthalten, die in dem entsprechenden Stockwerk unseres Hauses vorkommen. Zu diesen Phänomenen, beispielsweise das "Sp / sp", das als "schp" gesprochen und gehört wird, gibt es eine Vielzahl an Wörtern. Durch den Umgang mit den Modellwortschätzen soll das Kind in die Lage gesetzt werden, Rechtschreibregeln selbst zu entdecken und zu verinnerlichen.

Schließlich gibt es noch Sortieraufgaben. Sie werden grundsätzlich in Partnerarbeit durchgeführt. Bei ihnen geht es darum, Laute gezielt aus einem Wort herauszuhören. Sie sind die ergiebigste Methode in der Rechtschreibwerkstatt.

Da diese Werkstatt sehr, sehr umfangreich ist, ist es wichtig, eine Art Laufzettel zu haben, um den Überblick über bereits erledigte Aufgaben zu behalten. Hierzu gibt es für jedes Zimmer extra Rechtschreibpässe. In ihnen tragen die Schüler wie in einem Protokoll genau die geleisteten Aufgaben ein.

Sie werden sicher schon erkannt haben, dass das A und O der Werkstatt die sorgfältige Arbeit ist. Die Arbeitstechnik (leises, diszipliniertes Arbeiten, genaues hinsehen, Unterstreichen mit dem Lineal, sich an die Regeln halten, auch wenn es niemand kontrolliert, leises Mitsprechen und die Pilotensprache, sowie die Notation des Datums und der geschriebenen Wörter und das Protokollieren am Ende der Arbeit) ist das Erste und Wichtigste, das Schüler lernen müssen. Hierfür sollte der Lehrer einige Zeit einräumen. Je besser sich Schüler an die Techniken halten, desto schneller werden sie ihre Werkzeuge gesammelt haben und in einen neuen Raum eintreten können.


Kein neues Zimmer ohne Schloss und Riegel

Nicht die Anzahl der bearbeiteten Aufgaben bestimmt, ob ein Schüler ein Zimmer abschließen und ein neues Zimmer betreten kann, sondern die Werkzeuge, sprich die Strategien, die ein Schüler gesammelt, bzw. sich angeeignet hat.
In regelmäßigen Abständen wird ein Bildworttest und später ein Diktat geschrieben. Aus ihm geht hervor, ob ein Schüler die Anforderungen einer Stufe bereits erfüllt, oder ob er noch weiter in dieser Stufe arbeiten muss. Keine Sorge, Übungsmaterial gibt es genug.

Neben den drei geschilderten Methoden gibt es auch Lernprogramme zur Rechtschreibwerkstatt. So auch die Laut-Buchstaben-Sortiermaschine, die im Grunde das gleiche Prinzip der Sortieraufgaben nutzt, nur eben auf einer elektronischen Ebene, die Kinder oft besonders gut anspricht.

Ina Lussnig, Lehrerbibliothek.de

(Dieser Teil der Rezension bezieht sich auf das komplette Konzept der Rechtschreibwerkstatt und steht daher in all meinen Besprechungen zur Rechtschreibwerkstatt.)



Der Modellwortschatz 1

Zum Preis
Bei der Bestellung nur eines Karteikartensatzes kostet dieses Material 10 Euro zuzüglich der Portokosten. Bei einer Sammelbestellung von mindestens 8 Modellwortschätzen zahlt der Käufer nur noch 7,50 Euro plus Versand. Der Preis wirkt zwar zunächst recht hoch, ist aber gerechtfertigt, bedenkt man, dass man dafür 320 beidseitig bedruckte Karteikarten im hochwertigen Format und sehr gut strukturiert erhält.

Die Zielgruppe
Der Modellwortschatz 1 richtet sich in erster Linie an Schülerinnen und Schüler der ersten und Anfang der zweiten Klasse. Ihnen reichen die 320 Karten aus, um alle Lernziele der Stufe LB (Laut-Buchstaben-Zuordnung) zu erreichen. Anhand der 320 Modellwörter erarbeiten sich die Schüler in Form verschiedenster Übungen die Regelhaftigkeiten dieser Lernstufe. In regelmäßigen Tests wird dann überprüft, ob ein Kind die Ziele der Stufe LB erreicht hat und bereits im Bereich LD (sprachliche Durchgliederung) arbeiten kann. Ist dies der Fall, behält das Kind alle 320 Karten des MWS1, ergänzt sie aber durch die Karten des MWS2. Nun tauchen neue Phänomene auf, die das Kind allein durch die Laut-Buchstaben-Zuordnung nicht hätte lösen können. Das Kind arbeitet nun mit 640 Wörtern. Hat es auch die Lernziele dieses Bereiches erreicht, wird sein Karteikasten durch den MWS3 mit weiteren 320 Wörtern aus dem Bereich LV (langer/kurzer Vokal) ergänzt. Wie schnell ein Kind von einem zum nächsten Lernbereich wechselt und wie lange es mit einem Modellwortschatz auskommt, ist individuell sehr verschieden. Man kann aber sagen, dass ein Schüler im Laufe seiner Grundschulzeit alle drei Modellwortschätze benötigt.

Zur Aufbewahrung der Karten ist ein Karteikasten unumgänglich. Der Verlag bietet auf seiner Homepage Links zu verschiedenen Karteikastenanbietern an.


Der Aufbau der Karteikarte
1. Damit Schüler die Karten als ihre Eigenen identifizieren können, sollten sie sie einmal beim Tragen durch die Klasse fallen lassen, ist es dringend empfehlenswert, das die Schüler beim ersten Gebrauch der Karten auf die Linie oben rechts ihr Namenskürzel schreiben. Dies mag umständlich klingen, ist aber aus meiner Erfahrung heraus sehr hilfreich und meinen Schülern machte es sogar Spaß, sich ihr eigenes Kürzel auszudenken.

2. Oben zentriert steht deutlich fett gedruckt das eigentliche Wort.

3. Darunter steht kleiner ein Satz zu dem Wort.

4. Hierunter stehen nun, noch immer in der oberen Hälfte der Karte, eine Reihe kleiner Piktogramme. Sie symbolisieren die verschiedenen Aufgabenformen, die mit der Karte durchgeführt werden können:

4a. Abschreiben - das Wort wird in das extra hierfür angelegte Rechtschreibheft geschrieben (der Schüler liest das Wort im Flüsterton, dreht die Karte um und schreibt das Wort ins Heft, kontrolliert dann die Rechtschreibung. Ist das Wort falsch abgeschrieben, wird es mit dem Lineal durchgestrichen und richtig darunter geschrieben. Danach wird das Symbol "Abschreiben" auf der Karte mit Bleistift durchgestrichen und die nächste Karte ist an der Reihe.

4b. Partnerdiktat. N. Sommer-Stumpenhorst nennt diese Arbeitsform auch das Diktieren in der Pilotsprache: Ein Schüler diktiert dem anderen Schüler das Wort nämlich so, dass dieser es ohne Fehler aufschreiben kann. Dabei ist der diktierende Schüler dafür verantwortlich, dass der andere Schüler keinen Fehler macht. Er sagt zum Beispiel: "schnell" und diktiert "sch...n...e..l... aber mit zwei l". Der diktierende Schüler spricht so langsam wie ein Pilot vor, darf jederzeit eingreifen und helfen. Die Fehler, die sein Partner schreibt, sind also seine eigenen Fehler.

4c./4d. Sortieraufgaben - Bei dieser Aufgabenform lernen die Schüler am meisten. Sie erhalten die Aufgabe, sämtliche Karteikarten des MWS1 nach jeweils einem Rechtschreibphänomen zu sortieren (beispielsweise: Finde alle Wörter, bei denen du ein "a" am Ende hörst, aber ein "er" geschrieben wird. Für diese Übung bietet sich die Partnerarbeit an.

5. Es folgen Symbole, die angeben, zu welchem Lernbereich sich das Wort zuordnen lässt. Sie werden schnell sehen, dass viele Karten für viele Lernbereiche relevant sind. Daher auch der Begriff "Modellwortschatz".

6. Im unteren Teil der Karte wird das Wort in 15 Sprachen übersetzt. Dies ist für fremdsprachige Mitschüler sehr hilfreich.

7. Auf der Karteikartenrückseite findet man Angaben zur Wortart, Wortstamm, Wortfamilie, Sprichworte, Begriffserklärungen und Hinweise zur Sprachbetrachtung.


Fazit

Es würde den Rahmen dieser Besprechung sprengen, ginge ich weiter auf die Vorteile des Modellwortschatzes ein. Ansichten verschiedener Karteikarten findet man auf der Bestellseite des Collishops. Ebenso sind die Lektüre des Buches "Rechtschreiben lernen mit Modellwörtern" und die Aufgabenhefte für Schüler für weitere Erläuterungen zu empfehlen.

Ina Lussnig, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wir empfehlen Ihnen, ebenfalls das Produkt "Einführung in die Arbeit mit dem Modellwortschatz" zu bestellen (Art.-Nr. EP-RSM-02, Preis: 7,00 EUR). Diesen Artikel finden Sie unter EINZELPRODUKTE - ARTIKEL oder geben Sie die Artikelnummer unter SUCHE ein.
Inhaltsverzeichnis
320 Karteikarten DIN A7
Weitere Titel aus der Reihe Modellwortschatz