Nach der DVD zum "Frühmittelalter" folgt nun also das Hochmittelalter in der Reihe "Geschichte interaktiv". Also jene Zeit, welche von Kaiser, Papst und Fürsten, Klöster, Ritter und Kreuzritter bestimmt wurde. Infolgedessen stehen diese auch im Fokus der einzelnen Module. Denn während das Modul eins die Grundstrukturen der Herrschaft betrachtet, widmen sich die beiden darauffolgenden Module den Klöstern und Rittern. In Ergänzung zu Modul zwei erfolgt im vierten Modul eine genderspezifische Spezifizierung, indem dieses die Äbtissinnen von Quedlinburg thematisiert. Mit Modul fünf wird zudem der geschichtsdidaktischen Forderung des Gegenwartsbezuges Rechnung getragen, da hier die Burgmannentage in Vechta in den Blick rücken, welche jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Mittelalterbegeisterte anlocken. Wie bei allen DVDs der Reihe gibt es natürlich auch dieses Mal einen Hauptfilm, der zahlreiche Aspekte der Module anschneidet, schwerpunktmäßig jedoch die Kreuzzüge behandelt. Von der inhaltlichen Strukturiertheit überzeugt insbesondere das erste Modul, in dem es bezeichnenderweise um die Grundstrukturen der Herrschaft geht. Während hier die Reduzierung auf das Wesentliche sehr sinnvoll ist, wäre beim Modul zu den Rittern eine exemplarische Vertiefung sinnvoll gewesen, da diese doch sehr die Fakten aneinanderreiht.
Neben zeitgenössischem Bildmaterial, das auf unterschiedlichste Art und Weise in die Filmmodule eingearbeitet wird, greifen die Macher vereinzelt auch auf nachgestelltes Bildmaterial zurück, wenn beispielsweise das Ankleiden eines Ritters im Zeitraffer dargestellt wird. Im Gegensatz zu einem Bild, welches das Aufeinandertreffen des Papstes Gregor VII. mit König Heinrich IV. Canossa zeigt, erfolgt gerade bei Bildern, die aus späteren Zeiten stammen, sehr häufig ein Verweis auf diesen Umstand. Auch animierte Karten, Schaubilder oder Rekonstruktionen kommen zum Einsatz, wobei letztere teilweise wenig Aussagekraft besitzen, so zum Beispiel die Rekonstruktion einer Höhenburg, auf welcher die einzelnen Elemente der Burg nur oberflächlich erkennbar sind. Deutlich besser gelingt da die Einbindung zeitgenössischer Textquellen wie dem "Dictatus Papae", dessen Schlüsselbegriffe ins Bild flattern und so den Zusehern visuell präsent werden. Andere Stimmen der Zeit werden ebenfalls immer wieder in den Darstellertext eingebunden. Mit Gerd Althoff und Claudia Garnier von der Universität Münster kommen weiterhin Experten zu Wort, die einzelne Aspekte einordnen oder auf Besonderheiten hinweisen.
Überzeugend sind dieses Mal auch die Unterrichtsmaterialien, nachdem diese bei der Vorgänger-DVD zum "Frühmittelalter" etwas dürftig ausfielen. So müssen beispielsweise Filmzitate geordnet, ein Rollenspiel auf Basis der Informationen aus dem Film entwickelt oder ein Lückentext zum Filmmanuskript vervollständig werden. Auch Skeptiker solcher Lückentexte werden im vorliegenden Fall den Sinn erkennen, da durch das Austeilen nach der Filmbetrachtung eine erhöhte Aufmerksamkeit während des Filmes notwendig ist. Didaktisch motivierend ist zudem, dass gängige Aufgabenformate wie die Bearbeitung von Fragen zum Film zum Beispiel durch eine Gestaltung als Punktespiel aufgwertet werden. Nur ganz vereinzelt laufen Aufgaben ins Leere, beispielsweise ein Buchstabenrätsel zum Thema "Ritter". Etwas irritierend ist hingegen, dass bei den herangezogenen Begleittexten keinerlei Quellenangaben enthalten sind.

FAZIT: Ein gelungenes Gesamtpaket aus Filmmodulen und begleitenden Unterrichtsmaterialien, welches das Hochmittelalter auf vielfältige Art und Weise präsentiert und erschließt.

Matthias Schmid, lbib.de

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