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Metzler Lexikon antiker Autoren
Metzler Lexikon antiker Autoren




Oliver Schütze

Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476015471 (ISBN: 3-476-01547-5)
791 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 16 x 24cm, 1997

EUR 49,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieses Lexikon repräsentiert die Literatur der antiken Welt in einem Zeitraum von weit über tausend Jahren: von den homerischen Epen im 8. Jahrhundert v. Chr. bis in die Spätantike um 600 n. Chr. Es bietet einen neuen Zugang zu den Autoren, die die Weltliteratur mit ihrem Denken, ihren literarischen Formen und Motiven geprägt haben.

460 Autoren und Autorinnen aus der griechisch-römischen Antike werden porträtiert: neben den Epikern, Lyrikern, Dramatikern, Romanautoren, Rednern und Philosophen auch die Fachschriftsteller wie Agronomen und Architekten, Juristen und Enzyklopädisten, Geographen und Grammatiker, Mediziner und Musiker u.v.a. Die Kirchenväter und andere wichtige Autoren des frühen Christentums sind ebenso berücksichtigt wie die Autoren der in der Spätantike fortbestehenden klassischen Tradition. Das Lexikon widmet sich auch den wenigen Autorinnen, von denen Texte oder zumindest Zeugnisse überliefert sind.

150 Fachwissenschaftler haben Porträts geschrieben, die neben der Information über Werk, Leben und Wirkung auch eine Idee von den Personen entstehen lassen sollen, die in einer uns scheinbar schon recht fernen Zeit und Welt gewirkt haben.

Die Artikel verzichten nicht auf fachspezifische Information, wohl aber auf Fachjargon, und versuchen, gerade auch die mit den Altertumswissenschaften nicht vertrauten Leserinnen und Leser für die Literatur der Antike zu gewinnen. Wer will, kann den Fährten folgen, die über die Artikelgrenzen hinwegführen, entlang den manchmal jahrhundertelangen Traditionen und Auseinandersetzungen, etwa dem Beginn überlieferten christlichen Schrifttums mit den Briefen des Paulus bis zum Werk des Patriarchen Photios im Byzanz des 9. Jahrhunderts. Lesehilfen mit Angaben zu den Editionen, Übersetzungen, Kommentaren und Forschungsbeiträgen, ein Namensregister und ein Glossar mit Kurzerklärungen zu den wichtigsten Fachbegriffen ergänzen die Artikel, ebenso eine Auswahl von 60 Porträtabbildungen.



DER HERAUSGEBER

Oliver Schütze, Studium der Klassischen Philologie und Germanistik an der Freien Universität Berlin; Promotion 1988; Lektor in einem wissenschaftlichen Verlag.
Rezension
Das Metzler Lexikon antiker Autoren soll "ein Nachschlagewerk für Leserinnen und Leser antiker Literatur und solche, die es werden wollen" (Vorwort S. V) sein. Das gelingt ihm schon insofern, als die Artikel alle von erfahrenen Philologen verfasst sind, die im Essay-Stil über ihre LieblingsautorInnen schreiben. Für LeserInnen, die gerade erst mit der Lektüre antiker Literatur beginnen - und dazu gehören SchülerInnen ja meistens - ist es auch sinnvoll, dass die für das Lesen zunächst uninteressante Überlieferungsgeschichte der Texte und die meisten Fachtermini ausgespart werden (diejenigen, die nicht vermieden werden konnten, sind in einem Glossar erklärt).
Damit können die einzelnen Artikel nicht nur einen informativen und interessanten Zugang zu den Texten bieten, die im altsprachlichen Unterricht behandelt werden, sondern auch fächerübergreifend eingesetzt werden, z. B. zur Rezeption antiker Texte in der deutschen Literatur, zur Kirchengeschichte oder zur antiken Philosophie (vgl. die Leseprobe).

Melanie Förg, www.lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
450 Autoren von Homer bis in die Spätantike in lebendigen Porträts, die Leseanreiz und Lesehilfe auch für altphilologisch nicht Vorgebildete bieten. Neben den klassischen literarischen Autoren sind Fachschriftsteller aus allen Bereichen vertreten, außerdem die großen Gestalten und Texte der alten Kirchengeschichte.
(Infotext auf der Internetseite des Verlags)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort V
Artikel A-Z 1
Bibliographische Abkürzungen 771
Glossar der Fachbegriffe 773
Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 774
Namenregister 779
Bildquellen 791
Leseprobe
Artikel Zenon von Kition

Geb. um 333 v. Chr.; gestorben um 262/61 v. Chr.
Als Z. das Orakel befragte, wie er sein Leben optimal führen solle, und auf seine Frage die Antwort erhielt, er müsse mit den Toten Umgang pflegen, soll er sich fortan dem Studium der alten Philosophen gewidmet haben. In seiner Studienzeit, die nach seiner Übersiedlung von Phoenicien nach Athen mindestens elf Jahre gedauert haben soll, schließt er sich zunächst Krates von Theben, einem Schüler des Kynikers Diogenes von Sinope an, später auch den Megarikern Stilpon, Diodoros Kronos und Philon von Athen sowie dem Akademiker Polemon. Z. erhebt nicht den Anspruch auf philosophische Originalität; so sind seine sensualistische Erkenntnistheorie und seine strenge Pflichtethik eine Reaktion auf den Skeptizismus und Hedonismus, seine Logos- und Urfeuer-Lehre eine Rezeption des Heraklitismus. Eine Anekdote dient den antiken Biographen dazu, Z.s Schöpfen aus disparaten Lehrquellen zu illustrieren: Krates soll versucht haben, Z., als dieser bei Stilpon gerade eine Vorlesung hörte, am Mantel am Vortragsort fortzuziehen, worauf Z. gemeint habe: "Philosophen muss man an den Ohren ziehen; wer sie statt Überredung mit Gewalt fassen will, wird nur ihren Körper, nicht aber ihre Seele gewinnen." Dass Z., der als finster, herb und ernstwirkend charakterisiert wird, für seine, dem kynischen Rigorismus entsprechende, kärgliche Lebensweise rasch bekannt geworden ist, geht aus der zur Bezeichnung von Bedürfnislosigkeit verbreiteten Redensart hervor: "Enthaltsamer als der Philosoph Zenon" (Diogenes Laertios, VII 27). Z. hat sich, so heißt es, von grünen Feigen, Brot und Honig ernährt, ist stets ärmlich gekleidet gewesen und hat längere Zeit die Wohnung mit seinem Schüler Persaios geteilt. Neben einer bescheidenen Lebensweise legt Z. offenbar besonderen Wert auf die Rezeptivität wahrnehmenden und geistigen Erfassens. In diesem Sinne wird berichtet, er habe zu einem geschwätzigen Mann gesagt: "Wir haben zwei Ohren, aber nur einen Mund, damit wir mehr hören und weniger reden."
Etwa ab 300 beginnt Z.s Lehrtätigkeit in der öffentlichen Halle der von Polygnot mit mythologischen Bildern ausgemalten stoa poikile, nach der die mit ihm beginnende neue Schule ihren Namen hat. Z. hat eine Reihe von Schülern, doch erst bei seinen Nachfolgern Kleanthes und Chrysippos wird eine ausgebildete stoische Lehre greifbar. Von Z.s Werken sind am besten, freilich lediglich im Umriss erkennbar: Über den Staat, Über das All, Zu Hesiods Theogonie (Diog. L., VII 4, nennt weitere für Z. bezeugte Schriften).
Z. teilt die Philosophie in drei Disziplinen ein, die er mit einem Garten vergleicht, dessen schützender Zaun die Logik, dessen Boden und Pflanzen die Physik, dessen Früchte und damit letzte Intention aber die Ethik ist. In einer unsicher werdenden Welt will Z., an die kynisch-sokratische Tradition (auch an Antisthenes) anknüpfend, auf philosophischem Wege Unabhängigkeit vom Äußeren erzielen. Z. fordert in seiner Ethik eine radikale Eliminierung der Affekte. Die Tugend allein genüge zum Erwerb des Glücks. Es geht Z. insgesamt wesentlich um Irrtumsvermeidung und um korrekte Lebensführung (nach der Devise "in Übereinstimmung mit dem Logos leben"), durch die der Mensch weise werden und Seelenruhe (ataraxia) erlangen soll.

Ed.: H. v. Arnim, Stoicorum Veterum Fragmenta, Vol. I. Leipzig 1905 (Nd.Stuttgart 1964), Nr. 1-322; A. C. Pearson, The Fragments of Z. and Cleanthes. London 1891 [mit Erl.]. - Lit.: P. Steinmetz, Z. aus Kition. In: Grundriss der Geschichte der Philosophie. Bd. IV 2. Basel 1994, 518-554 [mit Bibliogr.].

Hubert Benz