Der Titel des vorliegenden Buches erinnert spontan vielleicht an „Lob der Disziplin – Eine Streitschrift“ von Bernhard Bueb. Und wie eine Gegen-Streitschrift erscheint „Lob der Faulheit“ tatsächlich.
Nach zwei lockeren, zum Schmunzeln anregenden ersten Kapiteln, in denen sich der Leser / die Leserin auf eine unterhaltsame Lektüre einstellt, geht Thomas Hohensee zum Frontalangriff über. Ziel sind die preußischen Tugenden Disziplin, Pflicht, Zucht und Ordnung in Geschichte und Gegenwart und deren Auswirkungen auf unsere heutige Welt. In einem sehr ausführlichen Rundumschlag bekommen Politiker, Sportler, die Kirche, Eltern, Schule und viele andere ihr Fett weg. Auch das zweite Kapitel, welches sich der Tugend der Faulheit widmet, ist eher eine Kampfansage all denjenigen gegenüber, die die Welt in ein Jammertal verwandeln wollen. „Die Praxis der Faulheit darzustellen, muss einem eigenen Buch vorbehalten bleiben“, heißt es hier zum Schluss. Schade, hat mancher jetzt vielleicht genau auf praktische Tipps gewartet.
In seinen ersten Kapitel schreibt Thomas Hohensee, dass das Manuskript des Buches in zwei Monaten fertig war und sich fast von allein schrieb. Auch die Endfassung vermittelt das Gefühl, mit dem Autor eher bei einem Glas Bier zu sitzen und ihm zuzuhören, wie er über die Welt räsoniert und philosophiert. Er springt, wie es ihm einkommt, von hier nach dort, wiederholt sich immer wieder, um seinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, macht da und dort noch einen Schlenker und während ihm noch ein passendes Beispiel einfällt, verliert er auch mal den roten Faden.

Fazit: Wer tatsächlich schon faul ist, dem wird die mangelnde Stringenz des Buch vielleicht zu anstrengend sein. Disziplinierten Lesern bleibt der schale Geschmack, nicht zu erfahren, wie sie es besser machen können. Leserinnen und Leser, die also wissen wollen, wie Faulheit denn nun genau funktioniert, sollten vielleicht auf das Erscheinen des nächsten Buches warten.

Felicitas Richter, lehrerbibliothek.de

Inhaltsverzeichnis