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Lernstandsdiagnostik bei funktionalem Analphabetismus Akzeptanz und Handlungsstrategien
Lernstandsdiagnostik bei funktionalem Analphabetismus
Akzeptanz und Handlungsstrategien




Barbara Nienkemper

wbv Media
EAN: 9783763955442 (ISBN: 3-7639-5544-5)
327 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2015

EUR 39,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit

Analyse zur Situationsbewertung von Lernstandserhebungen

Bessere Nutzung von Testergebnissen

Die Dissertation diskutiert den Einsatz von Lernstandsdiagnostik in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit. Da die Betroffenen es besonders schwer haben, schriftbasierte Testverfahren zu bewältigen, sollten Tests zur Ermittlung des Lernbedarfs so gestaltet werden, dass sie keine Ängste und Widerstände hervorrufen.

Die Autorin betrachtet die lernstandsdiagnostische Situation aus der Sicht der Lernenden und analysiert deren Handlungsstrategien. Ein genaueres Verständnis für die Probleme von erwachsenen funktionalen Analphabeten in Testsituationen kann dazu beitragen, die Potenziale von Lerndiagnostik besser auszuschöpfen.

Barbara Nienkemper ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Lebenslanges Lernen an der Universität Hamburg.
Rezension
Der Einsatz von Lernstandsdiagnostik in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit wird kontrovers diskutiert: Auf der einen Seite sind die Erhebungen hilfreich, um den Lernbedarf von Erwachsenen detailliert bestimmen zu können. Auf der anderen Seite haben gerade Personen mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten häufig begründete Testängste und -widerstände. Lernstanddiagnostik setzt in der Regel schriftbasierte Testverfahren voraus. Was aber, wenn die Diagnostizierten nicht in der Lage sind, schriftbasierte Testverfahren zu bewältigen?! Die hier anzuzeigende Dissertation diskutiert den Einsatz von Lernstandsdiagnostik in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit. Die qualitative Interviewstudie rückt die Perspektive der Lernenden in den Fokus. Ein genaueres Verständnis für die Probleme von erwachsenen funktionalen Analphabeten in Testsituationen kann dazu beitragen, die Potenziale von Lerndiagnostik besser auszuschöpfen. Die Autorin untersucht detailliert, welche Handlungsstrategien Erwachsene mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten aus ihrem Umgang mit Lernstandsdiagnostik entwickelt haben und wie sie ihr Handeln begründen. Abschließend verdichtet die Autorin ihre Forschungsergebnisse zu einem Handlungsmodell für den Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Alphabetisierung
funktionaler Analphabetismus
Grundbildung
Inklusion
Lernstandserhebung
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen 9
Einleitung 11

1 Begriffsverwendung 19

1.1 Zur Verwendung des Begriffs „Lernstandsdiagnostik" 19
1.2 Zur Verwendung des Begriffs „funktionaler Analphabetismus"

2 Lernstandsdiagnostik aus der Perspektive von Lernenden 27

2.1 Die Perspektive der Lernenden im Themenfeld Kompetenzerfassung 27
2.2 Die Perspektive der Lernenden im Themenfeld Zertifizierung 36
2.3 Die Perspektive der Lernenden im Themenfeld Lehr-Lernprozess 42
2.4 Zwischenfazit: Lernstandsdiagnostik wird in der Erwachsenenbildung nach dem Prinzip der Teilnehmendenorientierung behandelt 49

3 Lernstandsdiagnostik aus der Perspektive von funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten 55

3.1 Erfahrungen von funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten mit schulischer Diagnostik 56
3.2 Defizitäres Selbsterleben von lernenden funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten als Begründung für Testängste 62
3.3 Akzeptanz von Erwachsenen mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten gegenüber Lernstandsdiagnostik 65
3.4 Zwischenfazit: Lernstandsdiagnostik wird von Erwachsenen mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten dann akzeptiert, wenn sie individuellen (Lern-)Zielen dient 70

4 Bewältigungsstrategien bei funktionalem Analphabetismus 73

4.1 Erste empirische Ansätze zur Erforschung von Bewältigungsstrategien 73
4.2 Empirische Ausdifferenzierungen von Bewältigungsstrategien 77
4.3 Partielles Outing als übergreifende Strategie bei funktionalem Analphabetismus 80
4.4 Bewältigungsstrategien im Kontext von sozialer Teilhabe und Lernprozessen 88
4.5 Zwischenfazit: Die Wahl der Bewältigungsstrategie variiert situativ und subjektiv 95

5 Entwicklung einer subjektwissenschaftlichen Theorieperspektive auf Handlungsstrategien im Umgang mit Lernstandsdiagnostik 99

5.1 Defensive und expansive Handlungsbegründungen im Kontext von Lernstandsdiagnostik 100
5.1.1 Zum Verhältnis von Lern- und Bewältigungshandlungen 101
5.1.2 Zur subjektiven Begründung des Handelns durch Bedeutungszuschreibung 104
5.1.3 Annäherung an institutionelle Bedeutungsanordnungen im Kontext von Lernstandsdiagnostik mit machttheoretischen Konzepten von Foucault 107
5.1.4 Annäherung an die personale Situiertheit in lernstands-diagnostischen Bedeutungskonstellationen mit Konzepten der Pädagogischen Psychologie 115
5.1.5 Zum analytischen Nutzen des Begriffspaares „defensiver" und „expansiver" Lernbegründungen 126
5.2 Widerständiges und akzeptierendes Handeln im Kontext von Lernstandsdiagnostik 129
5.2.1 Zum Verständnis widerständigen Handelns in lernstandsdiagnostischen Situationen 129
5.2.2 Zur analytischen Nutzung des Akzeptanzbegriffs 132
5.3 Zwischenfazit: Die Wahl der Handlungsstrategie wird subjektiv begründet 139

6 Forschungsdesign für die qualitative Befragung von Erwachsenen mit Lese- und/oder Schreibschwierigkeiten 143

6.1 Zur Entscheidung für die Methodologie der Grounded Theory 143
6.2 Zum Verfahren der Datenerhebung 148
6.2.1 Leitfadengestützte Interviews als Erhebungsinstrument 148
6.2.2 Gewinnung und Auswahl von Interviewpartnerinnen und -partnern 159
6.2.3 Datenaufbereitung und Transkription 168
6.3 Zum Verfahren der Datenauswertung 169
6.3.1 Offenes Kodieren 170
6.3.2 Axiales Kodieren anhand eines begründungslogischen Kodier-Paradigmas 174
6.3.3 Selektives Kodieren 180
6.4 Zwischenfazit: Als Gegenstand der Studie werden rückblickend berichtete, subjektiv begründete Handlungsstrategien im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus untersucht 182

7 Handlungsstrategien im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus 187

7.1 Testsituationen — empirische Differenzierung aus subjektiver Perspektive 187
7.1.1 Subjektlogisches Verständnis von Test- und Prüfungssituationen 189
7.1.2 Kodierung von Testsituationen und Handlungsstrategien unter Berücksichtigung der Subjektperspektive 198
7.2 Handlungsstrategien im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus 200
7.2.1 Angewandte Kompetenz 202
7.2.2 Genutzte Unterstützung 205
7.2.3 Partielles Outing 209
7.2.4 Ambitionierte Offensive 212
7.2.5 Aktive Täuschung 215
7.2.6 Stille Resignation 218
7.2.7 Widerständige Verweigerung 220
7.3 Zwischenfazit: Die Wahl der Strategie im Umgang mit einer Testsituation verweist auf das subjektiv begründete Ausmaß an handlungspraktischer Akzeptanz 221

8 Subjektive Handlungsbegründungen im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus 229

8.1 Subjektive Begründungen für die Wahl der Strategie Partielles Outing 231
8.1.1 Herr Heinrich nutzt ein partielles Outing als Strategie in einem psychologischen Eignungstest 231
8.1.2 Herrn Heinrich gelingt ein selbstwertdienlicher Bericht über seinen Misserfolg 240
8.1.3 Variation subjektiver Begründungsmuster für den Einsatz der Strategie Partielles Outing 242
8.2 Subjektive Begründungen für die Wahl der Strategie Ambitionierte Offensive 244
8.2.1 Frau Albrecht zeigt eine ambitionierte Offensive in einer mündlichen Abiturprüfung 244
8.2.2 Frau Albrecht präsentiert sich als kompetente Kämpferin trotz oder wegen ihrer Legasthenie 248
8.2.3 Variation subjektiver Begründungsmuster für den Einsatz der Strategie ambitionierte Offensive 250
8.3 Subjektive Begründungen für die Wahl der Strategie Widerständige Verweigerung 255
8.3.1 Herr Martin verweigert die Teilnahme an einer theoretischen Führerscheinprüfung 255
8.3.2 Herr Martin würde nicht noch einmal kneifen 265
8.3.3 Variation subjektiver Begründungsmuster für den Einsatz der Strategie widerständige Verweigerung 267
8.4 Zwischenfazit: Die Begründungszusammenhänge im Umgang mit Testsituationen verweisen auf die subjektive Antizipation von Erfolgsaussichten und das subjektiv und situativ begründete Lebensinteresse 273

9 Diskussion und Zusammenführung der Ergebnisse 275
9.1 Diskussion der subjektlogischen Definition von Testsituationen 276
9.2 Diskussion der Handlungsstrategien im Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus 278
9.3 Diskussion der subjektiven Begründungen für die Wahl der Handlungsstrategie im Umgang mit Testsituationen 282
9.3.1 Institutionelle Bedeutungsanordnungen als Handlungsprämissen in Testsituationen 284
9.3.2 Personale Situiertheit als Handlungsprämisse in Testsituationen 286
9.4 Begründungslogisches Handlungsmodell zum Umgang mit Testsituationen bei funktionalem Analphabetismus 291
9.5 Forschungsdesiderata 299
9.6 Empfehlungen für die lernstandsdiagnostische Praxis im Kontext von Alphabetisierung und Grundbildung 300

Literatur 309
Autorenporträt 325
Zusammenfassung 327
Abstract 327