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Leib und Melancholie Erziehungswirklichkeit bei schwerer geistiger Behinderung
Leib und Melancholie
Erziehungswirklichkeit bei schwerer geistiger Behinderung




Florian Salzberger

Athena Verlag
EAN: 9783898963367 (ISBN: 3-89896-336-5)
190 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2008

EUR 19,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Florian Salzberger unternimmt mit vorliegender Arbeit den Versuch, »schwere geistige Behinderung« vom Begriff »Geist« her zu denken. »Geist« meint in diesem Kontext die »geistige Sphäre« bzw. das »Zwischen« einer Begegnung, deren Entstehung und Wahrung durch schwere Behinderungszustände beeinträchtigt werden können. Durch diesen Ansatz wird es möglich, das Phänomen »schwere geistige Behinderung« nicht mehr, gleichsam resultatshaft einem Individuum als »dessen« Eigenschaft zuzuschreiben und es damit zu einer Derivation einer letztlich subjektiven Norm zu degradieren, sondern das Phänomen kann so in seiner Genese aus einer Begegnungskonstellation (etwa »zwischen« Kind und Erzieher oder »zwischen« Individuum und Gesellschaft) thematisiert werden.

Anhand der Erfahrungsschichten eines Fremderfahrungsgeschehens entwickelt der Autor das Modell eines »gelingenden« Begegnungsgeschehens, das von einer melancholischen Befindlichkeit grundiert ist, und eine Figur darstellt, die immer wieder auch in ihre verobjektivierenden Verfallsformen kippen kann. Mit Hilfe der Übertragung dieses Modells auf die Erziehungswirklichkeit sollen mögliche Behinderungszustände, in die das Fremderfahrungsgeschehen verfallen kann, aufgezeigt werden. Spezifische Forderungen, die das Modell des »ununterbrochenen Dialogs« als gelingende geistige Sphäre tragen, sollen dazu dienen, pädagogische Vorkehrungen und Möglichkeiten zu erarbeiten, um Behinderungszustände abzubauen oder von vornherein zu umgehen, und so eine Erziehungswirklichkeit zu gestalten, die Begegnung und »Welterfahrung« mit und an der Welt des jeweils anderen ermöglicht, aber die gleichzeitig die Unverfügbarkeit aller Beteiligten vor Vereinnahmungen bewahrt.



Florian Salzberger M.A., geb. 1981, nach Abitur und Zivildienst in einer Schule und Tagesstätte für geistigbehinderte Kinder und Jugendliche Studium der Sonderpädagogik (Fachrichtung Geistigbehindertenpädagogik), Allgemeinen Pädagogik und Philosophie an der Universität Würzburg. Abschluss des Studiums mit dem Magister Artium und dem 1. Staatsexamen für das Lehramt an Sonderschulen. Derzeit Mitarbeiter an der Franz Brentano Forschungsstelle des philosophischen Instituts der Universität Würzburg und Promotion im Fach Philosophie.
Rezension
Es handelt sich bei diesem Buch um eine nicht gerade häufig begegnende philosophische Grundierung des Beziehungsverhältnisses zwischen "Erziehendem" und "zu Erziehendem" im behindertenpädagogischen Bereich, wobei interdisziplinär zwischen sonderpädagogischen Analysen und philosophischer Reflexion gewandert wird. Grundlegend grenzt sich die Arbeit damit ab von dem in der Sonderpädagogik üblichen Defizit-Modell-Schema von Norm und Behinderung. Vielmehr ist das Verhältnis zwischen Erziehendem und zu Erziehendem ein intersubjektiv konstituiertes Erfahrungsgeschehen; denn die Zugangsweise entscheidet darüber, was und wie man wahrnimmt.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 13

Einleitende Gedanken 15

1. Phänomenologie - Forschungsgegenstand und Forschungsmethode 17

1.1 Das Eigene 18
1.2 Das Fremde 30
1.3 Phäiiomenstruktur 37
1.4 Zusammenfassung 43

2 Erfahrungsschichten der Fremderfahrung 45

2.1 Trägheit 46
2.2 Manie 58
2.3 Melancholie 65
2.4 Zusammenfassung 86

3 Exkurs: Der Roman »Eine persönliche Erfahrung« von Kenzaburo Oe 89

4 Ein Versuch zur Erziehungswirklichkeit bei schwerer geistiger Behinderung 93

4.1 Schwere Behinderungen des Geistes — Trägheit 97
4.2 Anbahnung einer gelingenden Erziehungswirklichkeit und einer Sphäre des Geistes — »Heraus aus der Trägheit« in eine melancholische Konstellation 115
4.3 Schwere Behinderungen des Geistes — Manie 156
4.4 Wahrung einer gelingenden Erziehungswirklichkeit und einer Sphäre des Geistes — »Schutz« der melancholischen Konstellation vor Manie 165
4.5 Zusammenfassung 176

Abschließende Gedanken 177

Literatur 181
Abbildungen 189