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Lebensbrüche als Chance? Lern- und Bildungsprozesse im Umgang mit kritischen Lebensereignissen – eine biographieanalytische Studie
Lebensbrüche als Chance?
Lern- und Bildungsprozesse im Umgang mit kritischen Lebensereignissen – eine biographieanalytische Studie




Stefanie Große

Waxmann
EAN: 9783830920090 (ISBN: 3-8309-2009-1)
360 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2008

EUR 36,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im Zentrum der Studie steht die Frage nach Erfahrungsverarbeitungs-, Lern- und Bildungsprozessen in Auseinandersetzung mit kritischen Lebensereignissen und deren Bedeutung für die Biographieplanung. Kritische Lebensereignisse können Veränderungen mit sich bringen und die Notwendigkeit neuer Aushandlungsprozesse zwischen der Akteurin und ihrem soziostrukturellen Umfeld hervorrufen.



Die Ergebnisse zeigen, dass diesen Aushandlungsprozessen ein Einfluss auf die Stabilisierung und die Veränderbarkeit von Selbst- und Wirklichkeitskonstruktionen zuzuschreiben ist. Die aus dem Datenmaterial generierten Strategien des Umgangs unterstützen zum einen den Aufbau und den Rückgewinn von Routinen des Alltagslebens. Zum anderen liegt in ihnen auch ein Potenzial, dass die Aufmerksamkeit für Neues fördert. In diesem Sinne zeigen sich die Ergebnisse anschlussfähig an diejenigen Bildungsdiskurse, in denen "Bildung als Herstellung von Bestimmtheit und Ermöglichung von Unbestimmtheit" (vgl. Marotzki 1988) konzeptualisiert wird. Strategien des Umgangs können dabei einen Einblick auf diejenigen "chaotischen" Momente geben, die mit der Lockerung von Routinen einhergehen und tragen damit zur weiterführenden Bestimmung von (Bildungs-)Prozessen bei.



Autoreninfo

Dr. Stefanie Große studierte an der Georg-August-Universität Göttingen Pädagogik, Soziologie und Wirtschafts- und Sozialpsychologie und war Promotionsstipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung. Aktuelle Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Biographie- und Übergangsforschung, qualitative Forschungsmethoden, Modernisierungstheorien.
Rezension
Biographieforschung hat z.Zt. einige Konjunktur. In diesem Kontext bewegt sich auch diese Dissertation. Im Zentrum der vorliegenden empirischen und biographieanalytischen Arbeit steht die Frage nach den subjektiven Erfahrungsverarbeitungs- und Lernprozessen im Rahmen von kritischen Lebensereignissen und deren Bedeutung im Hinblick auf die Biographieplanung junger Frauen. Kritische und krisenbedingte Lebensphasen können als Phasen intensiven Lernens verstanden werden. Sie können Umstrukturierungen des für die betreffende junge Frau bisher selbstverständlichen biographischen Projekts erzeugen: Wie sehen die jungen Frauen sich selbst in Auseinandersetzung mit einem kritischen Lebensereignis? Wie gelingt es ihnen handlungsfähig zu bleiben?

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Internationale Hochschulschriften
Die Reihe für Habilitationen und sehr gute und ausgezeichnete Dissertationen

In dieser Reihe erscheinen ausschließlich Habilitationen und mit magna cum laude oder summa cum laude bewertete Prädikatsdissertationen aus allen Bereichen der Wissenschaft. Im Katalog sind Titel aus der Reihe Internationale Hochschulschriften mit IHS gekennzeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Was die Leserinnen und Leser erwartet 13

Teil I: Kritische Ereignisse im Lebenslauf und pädagogische Herausforderungen

1 Kritische Lebensereignisse im biographischen Verlauf - Theoretische Rahmung 16
1.1 Untersuchungsanlässe: Zum lebensgeschichtlichen Stellenwert kritischer Lebensereignisse 16
1.2 Kritische Lebensereignisse als biographische Erfahrung - Eine definitorische Annäherung 21
1.2.1 Merkmale kritischer Lebensereignisse 22

2 Kritische Lebensereignisse als Forschungsgegenstand 29
2.1 Forschungsperspektiven und Zugangsweisen in der Psychologie 29
2.1.1 Die klinisch-psychologische und die stresstheoretische Perspektive 30
2.1.2 Kritische Lebensereignisse und Entwicklungspsychologie 38
2.1.3 Kritische Lebensereignisse und Sozialpsychologie 45
2.1.4 Zusammenfassung der psychologischen Perspektive auf kritische Lebensereignisse für das Forschungsvorhaben 48
2.2 Forschungsperspektiven und Zugangsweisen in der Erziehungswissenschaft 51
2.2.1 Übergänge im Bildungswesen als kritische Lebensereignisse 56
2.2.2 Zusammenfassung der erziehungswissenschaftlichen Perspektive auf kritische Lebensereignisse für das Forschungsvorhaben 62

3 Modernisierungstheoretische Ansätze und erziehungswissenschaftliche Biographieforschung als wichtige theoretische Bezugspunkte 64
3.1 Zum Ansatz der „reflexiven Modernisierung" 64
3.1.1 Reflexivität als Anforderung an biographische Lebensgestaltung in der Moderne 65
3.1.2 Die neuen Anforderungen einer „Politik der Lebensführung" 69
3.1.3 Die erziehungswissenschaftliche Perspektive vor dem Hintergrundreflexiver Modernisierung 73
3.1.4 Kritische Lebensereignisse als Fokus erziehungswissenschaftlicher Forschung im Kontext reflexiver Modernisierungsprozesse 76
3.2 Kritische Lebensereignisse im Kontext erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung 80
3.2.1 Biographische Selbst- und Wirklichkeitskonstruktionen als individuelle Gestaltungsprinzipien 83
3.2.2 Kritische Lebensereignisse und ihre Erfahrungsverarbeitung als biographische Ressource 85
3.3 Zusammenführung und konzeptionelle Überlegungen: Zum lebensgeschichtlichen Stellenwert kritischer Lebensereignisse und ihrer Erfahrungsverarbeitung 88
3.3.1 Offene Fragen für die empirische Studie 93

Teil II: Methodologischer Rahmen, Untersuchungsdesign und methodisches Vorgehen

4 Methodischer Zugang 95
4.1 Erkenntnisinteresse und dessen Beziehung zur empirischen Basis 96
4.1.1 Rekonstruktive Sozial-und Biographieforschung99
4.2 Forschungsdesign und Erhebungsverfahren 101
4.2.1 Datenbasis und Erhebungskontext102
4.2.2 Sample der vorliegenden Studie, Feldzugang und Interviewsetting 109
4.3 Biographisch-narratives Interview als Erhebungsverfahren 111
4.4 Fallauswahl und Fallkontrastierung 116
4.5 Auswertungsverfahren: Theoretische Grundlagen und praktische Anwendung 119
4.5.1 Phasen des Kodierens auf der Ebene des Einzelfalls 121
4.5.2 Fallkontrastierung und Erarbeitung der Schlüsselkategorie Stabilisierung 127
4.5.3 Variationen der Umgangsvveisen als Grundlage der Fallauswahl 131
4.6 Der Darstellungsmodus der Ergebnisse 131
4.6.1 Einzelfalldarstellung 133
4.6.2 Modell der Strategieprozesse im Umgang mit kritischen Lebensereignissen 136

Teil III: Biographische Verläufe und der Umgang mit kritischen Lebensereignissen

5 Exemplarische Einzelfallanalysen 137
5.1 Fallportrait Sonja 138
5.1.1 Einführende Bemerkungen zum Interview und Betrachtung der formalen Strukturen des Erzähltextes 139
5.1.2 Die Konfrontation mit kritischen Lebensereignissen als biographische Herausforderung148
5.1.3 Die lebensgeschichtliche Bedeutung kritischer Lebensereignisse 174
5.1.4 Zusammenfassende Betrachtung - Das Typische des Einzelfalls 185
5.1.5 Strategieprozesstyp A: Zielausrichtung 191
5.2 Fallportrait Susanne 194
5.2.1 Einführende Bemerkungen zum Interview und Betrachtung der formalen Strukturen des Erzähltextes 195
5.2.2 Die Konfrontation mit kritischen Lebensereignissen als biographische Herausforderung 203
5.2.3 Die lebensgeschichtliche Bedeutung kritischer Lebensereignisse221
5.2.4 Zusammenfassende Betrachtung - Das Typische des Einzelfalls 238
5.2.5 Strategieprozesstyp B: Normorientierung 246
5.3 Fallportrait Linda 249
5.3.1 Einführende Bemerkungen zum Interview und Betrachtung der formalen Strukturen des Erzähltextes 250
5.3.2 Die Konfrontation mit kritischen Lebensereignissen als biographische Herausforderung 259
5.3.3 Die lebensgeschichtliche Bedeutung kritischer Lebensereignisse 285
5.3.4 Zusammenfassende Betrachtung - Das Typische des Einzelfalls 291
5.3.5 Strategieprozesstyp C: Selbstaufmerksamkeit 298

Teil IV Resümierender Vergleich der empirischen Ergebnisse und der theoretischen Annahmen

6 Modell der Strategieprozesse im Umgang mit kritischen Lebensereignissen 301
6.1 Zum Zusammenhang zwischen den Strategieprozesstypen und den Ausprägungen kritischer Lebensereignisse: Bedeutung der Ereignisaspekte 302
6.2 Zum Zusammenhang zwischen den Strategieprozesstypen und den Perspektiven der Selbst- und Wirklichkeitswahrnehmung: Bedeutung des Orientierungsfokus 312
6.3 Zum Zusammenhang zwischen den Strategieprozesstypen und dem verfügbaren Wissens- und Ressourcenpotenzial: Bedeutung der Ressourcen- und Wissenslage 319
6.4 Das Modell der Strategieprozesstypen und der lebensgeschichtliche Umgang mit kritischen Lebensereignissen 328
6.4.1 Wissen um die Verknüpfungen zwischen Ereignisaspekt und der individuellen Wahrnehmung als Grundlage für den Umgang mit kritischen Lebensereignissen 329
6.4.2 Die Verbindung zwischen Orientierungsfokus und Ressourcen- und Wissenslage als Basis der Analyse von Umgangsstrategien 331

7 Lebensbrüche als Chance? - Ein Ausblick 336

Anhang 343
Literatur 345
Verzeichnis der Abbildungen, Tabellen, Exkurse und Übersichten 360