lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Krypta Unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte dtv Sachbuch

Ungekürzte Ausgabe 2016
dtv-Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
© Verlag C.H.Beck oHG, München 2015
Krypta
Unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte


dtv Sachbuch



Ungekürzte Ausgabe 2016

dtv-Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

© Verlag C.H.Beck oHG, München 2015

Hubert Wolf

Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423349024 (ISBN: 3-423-34902-6)
240 Seiten, paperback, 14 x 21cm, Dezember, 2016

EUR 11,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Reformideen für die Kirche von morgen

Die heutigen Probleme der Kirche sind hausgemacht. Lösungen könnten an jahrhundertealte, lange unterdrückte Ideen und kirchliche Praktiken anknüpfen, die wichtige Impulse für dringend notwendige Reformen liefern. So waren die Päpste keineswegs immer allmächtig, Frauen hatten hohe Leitungsfunktionen, Laien konnten die Beichte abnehmen, die Ehelosigkeit der Priester war nicht zwingend vorgeschrieben. Ein reicher Ideenfundus also, den Hubert Wolf hier anschaulich und überzeugend freilegt.

Hubert Wolf, geboren 1959, ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem höchstdotierten deutschen Forschungspreis.
Rezension
Jetzt liegt dieses ursprünglich im Münchne C.H.Beck-Verlag als Hardcover erschienene Buch als günstige Taschenbuchausgabe vor. - Das Kryptische ist das Verborgene, das Geheime, das Unterirdische ... und so wendet sich dieses Buch in kirchenkritischer Absicht bewußt den "unterdrückten Traditionen der Kirchengeschichte" (Untertitel) zu. Dabei steht eindeutig die römisch-katholische Kirche im Zentrum der Kritik; in 10 Kapiteln geht es wesentlich um das Bischofsamt, die Laien, die Frauenordination, den Papst, die Kardinäle und die Domkapitel, - kritisiert aus der Perspektive einer Kirche der Armen in der Tradition des Franz von Assisi (vgl. Kap. 10). Aus der Kirchengeschichte heraus betont der Autor: Päpste waren einmal in Gremien eingebunden, die sie kontrollierten, Frauen konnten Sünden vergeben, Laien hatten etwas zu sagen, Bischöfe wurden gewählt. Das eröffnet Reformperspektiven für eine Kirche von heute und von morgen!

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pressestimmen:
Norbert Copray, Publik Forum, Januar 2017
»Die jetzt erschienene Taschenbuchausgabe ist preisgünstig und bietet spannend erzählte Theologiegeschichte.«

Richard-Heinrich Tarenz, WILD Lectura, Dezember 2016
»Es ist das große Verdienst von Hubert Wolf aufzuzeigen, dass die Katholische Kirche eben nicht ein monolithischer Block ist, der seit 2000 Jahren in dieser Form existiert, sondern eine Kirche im stetigen Wandel der Zeiten.«

Die heute gültigen Lehren und Regeln der katholischen Kirche werden auf eine lange, unabänderliche Tradition zurückgeführt. Sie verleihen dem Papst und der Kirchenhierarchie eine ungeheure Machtfülle. Die Gläubigen, Laien, haben nichts zu melden. Reformen gelten in weiten Kirchenkreisen als Sakrileg, dringend notwendige Änderungsversuche werden torpediert. Doch der Blick auf die lange Kirchengeschichte zeigt ein anderes Bild: Bischöfe wurden gewählt, nicht ernannt, Laien konnten höhere Kirchenämter einnehmen, Frauen bischöfliche Vollmachten ausüben. Die katholische Kirche war lange ein breiter Strom mit vielen Nebenarmen, den erst der vatikanische Zentralismus im 19. Jahrhundert mit – teilweise erfundenen – Traditionen eindämmte und kanalisierte. Hubert Wolf enthüllt Verdrängtes und Vergessenes und gewinnt daraus Reformideen für die Kirche von morgen.

Hubert Wolf, geb. 1959, ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster. Er wurde u.a. mit dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Communicator-Preis und dem Gutenberg-Preis ausgezeichnet und war Fellow am Historischen Kolleg in München. Veröffentlichungen u.a.: ›Die Nonnen von Sant’ Ambrogio‹ (dtv 34844).
Inhaltsverzeichnis
Zur Einleitung
«Wir alle sind abgewichen»

Päpstliche Schuldbekenntnisse einst und jetzt 9
Reform als Wesensmerkmal der Kirche 15
In der Krypta der Kirchengeschichte 21

1. Der Bischof
Von allen gewählt

«Der Papst ernennt die Bischöfe frei» 29
Wie wird man Bischof ? Ein Durchgang durch die Geschichte 34
Was ist ein guter Bischof ? «Nur einmal verheiratet» 42

2. Bischöfinnen
Frauen mit Vollmacht

Mächtige Äbtissinnen 45
Äbtissinnenweihe und Bischofsweihe 49
Bischöfe und Kardinäle ohne Weihe 54
Kardinalinnen: Seit dem Zweiten Vatikanum undenkbar? 57

3. Das Domkapitel
Kontrollorgan und Senat des Bischofs

Der Bischof als absoluter Monarch 61
Ausgerechnet Limburg: Ein kollegiales Gegenmodell 66
Unterdrückung der kollegialen Leitung 72

4. Der Papst
Kollege und nicht gegen Fehler gefeit

«Die höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt» 75
Das Konstanzer Konzil: Oberhoheit des Konzils über den Papst 79
Das Erste Vatikanum: Unfehlbarkeit und Primat des Papstes 88
Die Ausblendung der konziliaren Option 91

5. Die Kardinäle
Gegengewicht zur päpstlichen Macht

Die Williamson-Affäre: Ein Papst der einsamen Entscheidungen 93
Kleine Geschichte der Kardinäle 96
Ein vatikanischer Sicherheitsrat 102
Die Entmachtung der Kardinäle im zwanzigsten Jahrhundert 105
Optionen gegen den autokratischen Führungsstil 112

6. Mönche und Nonnen
Höchste Autorität durch radikale Nachfolge

Der heilige Martin: Vollmacht ohne Weihe 115
«Göttliche Kraft» durch Askese 117
Die Erfindung der Privatbeichte in Irland 120
Amt statt Nachfolge? 126

7. Die Gemeinden
Primat der kleineren Einheit

Subsidiarität: Ein Konzept der katholischen Soziallehre 129
Die Kirche: Zentralistisch oder doch lieber subsidiär? 133
Das Zweite Vatikanum und die Rolle der Laien 138
Weltkirche gegen Ortskirche? Theologische Debatten 140
«Der Hirt muss den Geruch seiner Herde annehmen» 142

8. Die Laien
Keine unmündigen Schafe

Gleichheit in der Theorie, Unterordnung in der Praxis 145
Eigenkirchen: Die Herrschaft der Laien 146
Vereine: Mündige Laien und der Geist der Revolution 151
Die Stunde der Laien 156

9. Das Konzil von Trient
Pluraler Katholizismus

Das erfundene Konzil 159
Mythos I: Das Tridentinische Seminar 163
Mythos II: Das tridentinische Bischofsideal 166
Trientische Weite oder tridentinische Enge? 170
Mythos III: Die tridentinische Messe 172
In der Tradition von Trient: Das Zweite Vatikanum 175

10. Franz von Assisi
Option einer Kirche der Armen

Ein Papst mit Namen Franziskus 177
Von der Kirche der Armen zur reichen Papstkirche 179
Der Ketzer und der Heilige: Brüder im Geiste 183
Eine charismatische Gemeinschaft wird verkirchlicht 189
Sprengkraft einer Utopie 193

Zum Schluss
«Die Wahrheit, die aus der Geschichte kommt»

Gefährliche Erinnerung 199
Das Dogma besiegt die Geschichte 202
Historische Verantwortung 204

Anmerkungen 209
Zum Weiterlesen 218