lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Krypta Unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte 2. Auflage 2015
Krypta
Unterdrückte Traditionen der Kirchengeschichte


2. Auflage 2015

Hubert Wolf

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406675478 (ISBN: 3-406-67547-6)
232 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, Januar, 2015

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Tief unten in den Kellern der Kirchengeschichte, verborgen selbst für die meisten Historiker, liegen jahrhundertealte Traditionen begraben, von denen die Kirche heute nichts mehr wissen will. Hubert Wolf steigt mit archäologischem Spürsinn hinab in diese Krypta. Er entdeckt dort Frauen mit bischöflicher Vollmacht, Laien, die Sünden vergeben, eine Kirche der Armen – und andere Traditionen, die heute wieder aktuell werden könnten. Die katholische Kirche setzt auf die lange und unabänderliche Tradition ihrer heute gültigen Einrichtungen und Regeln. Grundlegende Reformen gelten als Sakrileg. Höchste Zeit für einen frischen Blick auf die Geschichte: Päpste waren einmal in Gremien eingebunden, die sie kontrollierten, Frauen konnten Sünden vergeben, Laien hatten etwas zu sagen, Bischöfe wurden gewählt. Die katholische Kirche war lange ein breiter Strom mit vielen Nebenarmen – den der römische Zentralismus im 19. Jahrhundert kanalisierte. Dazu wurden Traditionen erfunden, an die bis heute selbst Historiker glauben. Hubert Wolf enthüllt an zehn Beispielen Vergessenes und Verdrängtes – und gewinnt daraus Reformideen für die Kirche von morgen.

Hubert Wolf ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster. Er wurde u. a. mit dem Leibnizpreis der DFG, dem Communicator-Preis und dem Gutenberg-Preis ausgezeichnet und war Fellow am Historischen Kolleg in München. Bei C.H.Beck ist von ihm zuletzt der Bestseller Die Nonnen von Sant’Ambrogio (4. Aufl. 2013) erschienen.
Rezension
Das Kryptische ist das Verborgene, das Geheime, das Unterirdische ... und so wendet sich dieses Buch in kirchenkritischer Absicht bewußt den "unterdrückten Traditionen der Kirchengeschichte" (Untertitel) zu. Dabei steht eindeutig die römisch-katholische Kirche im Zentrum der Kritik; in 10 Kapiteln geht es wesentlich um das Bischofsamt, die Laien, die Frauenordination, den Papst, die Kardinäle und die Domkapitel, - kritisiert aus der Perspektive einer Kirche der Armen in der Tradition des Franz von Assisi (vgl. Kap. 10). Aus der Kirchengeschichte heraus betont der Autor: Päpste waren einmal in Gremien eingebunden, die sie kontrollierten, Frauen konnten Sünden vergeben, Laien hatten etwas zu sagen, Bischöfe wurden gewählt. Das eröffnet Reformperspektiven für eine Kirche von heute und von morgen!

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pressestimmen:

„[Hubert Wolf sucht] – gut lesbar – Prozesse und Strukturen transparent zu machen, die es in der Geschichte der lateinischen Kirchen einmal gab und die vielleicht als gegenwärtige Reformimpulse genutzt werden können.“
Friedrich Wilhelm Graf, Neue Zürcher Zeitung, Februar 2015

„Hubert Wolf steigt in seinem Buch ‚Krypta‘ tief in die Geschichte der Kirche hinab und hat dabei Vergessenes und Überraschendes ausgegraben.“
Recklinghäuser Zeitung, Februar 2015

„Der Kirchenhistoriker hat mit seinem Blick zurück die von Papst Franziskus forcierte Reformdebatte um einen wertvollen Blick bereichert.“
Elisabeth Zoll, Südwest Presse, Februar 2015

„Hubert Wolf nutzt die Geschichte der Kirche zum Plädoyer für Reformen.“
Der Neue Tag, Februar 2015

„Hubert Wolf gibt liberalen Kräften Argumente an die Hand, um das ewige „Das war schon immer so“ der Bestandswahrer und Bedenkenträger zu entkräften.“
Lucas Wiegelmann, Die Welt, Januar 2015

„Aktueller könnte dieses Buch kaum sein.“
Urs Rauber, Neue Zürcher Zeitung, Januar 2015

„Eine bessere, schönere Metapher als die Krypta hätte der Autor nicht finden können. Die Potentiale der Kirche schlummern [...] unter dem Altar. Wie ein prächtiger Schatz.“
Rudolf Neumaier, Süddeutsche Zeitung, Januar 2015

„Der renommierte katholische Kirchenhistoriker Hubert Wolf zeigt in einem neuen Buch: Die Reformer sind die wahren Traditionalisten.“
Bernward Loheide, Deutsche Presse-Agentur, Januar 2015
Inhaltsverzeichnis
Zur Einleitung
«Wir alle sind abgewichen»

Päpstliche Schuldbekenntnisse einst und jetzt 9
Reform als Wesensmerkmal der Kirche 15
In der Krypta der Kirchengeschichte 21

1. Der Bischof
Von allen gewählt

«Der Papst ernennt die Bischöfe frei» 29
Wie wird man Bischof ? Ein Durchgang durch die Geschichte 34
Was ist ein guter Bischof ? «Nur einmal verheiratet» 42

2. Bischöfinnen
Frauen mit Vollmacht

Mächtige Äbtissinnen 45
Äbtissinnenweihe und Bischofsweihe 49
Bischöfe und Kardinäle ohne Weihe 54
Kardinalinnen: Seit dem Zweiten Vatikanum undenkbar? 57

3. Das Domkapitel
Kontrollorgan und Senat des Bischofs

Der Bischof als absoluter Monarch 61
Ausgerechnet Limburg: Ein kollegiales Gegenmodell 66
Unterdrückung der kollegialen Leitung 72

4. Der Papst
Kollege und nicht gegen Fehler gefeit

«Die höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt» 75
Das Konstanzer Konzil: Oberhoheit des Konzils über den Papst 79
Das Erste Vatikanum: Unfehlbarkeit und Primat des Papstes 88
Die Ausblendung der konziliaren Option 91

5. Die Kardinäle
Gegengewicht zur päpstlichen Macht

Die Williamson-Affäre: Ein Papst der einsamen Entscheidungen 93
Kleine Geschichte der Kardinäle 96
Ein vatikanischer Sicherheitsrat 102
Die Entmachtung der Kardinäle im zwanzigsten Jahrhundert 105
Optionen gegen den autokratischen Führungsstil 112

6. Mönche und Nonnen
Höchste Autorität durch radikale Nachfolge

Der heilige Martin: Vollmacht ohne Weihe 115
«Göttliche Kraft» durch Askese 117
Die Erfindung der Privatbeichte in Irland 120
Amt statt Nachfolge? 126

7. Die Gemeinden
Primat der kleineren Einheit

Subsidiarität: Ein Konzept der katholischen Soziallehre 129
Die Kirche: Zentralistisch oder doch lieber subsidiär? 133
Das Zweite Vatikanum und die Rolle der Laien 138
Weltkirche gegen Ortskirche? Theologische Debatten 140
«Der Hirt muss den Geruch seiner Herde annehmen» 142

8. Die Laien
Keine unmündigen Schafe

Gleichheit in der Theorie, Unterordnung in der Praxis 145
Eigenkirchen: Die Herrschaft der Laien 146
Vereine: Mündige Laien und der Geist der Revolution 151
Die Stunde der Laien 156

9. Das Konzil von Trient
Pluraler Katholizismus

Das erfundene Konzil 159
Mythos I: Das Tridentinische Seminar 163
Mythos II: Das tridentinische Bischofsideal 166
Trientische Weite oder tridentinische Enge? 170
Mythos III: Die tridentinische Messe 172
In der Tradition von Trient: Das Zweite Vatikanum 175

10. Franz von Assisi
Option einer Kirche der Armen

Ein Papst mit Namen Franziskus 177
Von der Kirche der Armen zur reichen Papstkirche 179
Der Ketzer und der Heilige: Brüder im Geiste 183
Eine charismatische Gemeinschaft wird verkirchlicht 189
Sprengkraft einer Utopie 193

Zum Schluss
«Die Wahrheit, die aus der Geschichte kommt»

Gefährliche Erinnerung 199
Das Dogma besiegt die Geschichte 202
Historische Verantwortung 204

Anmerkungen 209
Zum Weiterlesen 218