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Konstantinopel-Istanbul Stadt der Sultane und Rebellen
Konstantinopel-Istanbul
Stadt der Sultane und Rebellen




Malte Fuhrmann

S. Fischer Verlag
EAN: 9783103972627 (ISBN: 3-10-397262-8)
464 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Oktober, 2019

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Eine faszinierende Zeitreise durch die Stadt zwischen den Kontinenten

Istanbul ist eine Stadt der Vielfalt und der Widersprüche. Hier begegnen sich Christentum und Islam, Europa und Asien, aber auch Herrscher und Rebellen, wie 2013 am Gezi-Park.

Malte Fuhrmann beschreibt die wechselvolle Geschichte der Stadt: von Konstantinopel unter Justinian bis hin zu Erdoğan. Er erzählt von aufständischen Janitscharen, plündernden Kreuzrittern, Hofintrigen und blutig aufgelösten Gewerkschaftsdemonstrationen.

Wer Istanbul erkunden, wer die Türkei von heute begreifen möchte, für den ist dieses Buch eine Schatzkammer der Entdeckungen. Lebendig und fesselnd wie die Stadt selbst.
Rezension
Stanbulin, Byzantion, Neu-Rom, Konstantinopel, Konstaniniyye, Stambul, Islambol, i Póli waren mehrere Namen der Weltstadt am Bosporus, die 1930 offiziell in Istanbul umbenannt wurde. Nach der Teilung des Römischen Reiches 395 n. Chr. wurde Konstantinopel die Hauptstadt des Oströmischen Reiches bzw. Byzantinischen Reiches und von 1453 bis 1923 war sie unter den Namen Konstaniyye bzw. Istanbul Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Ein Blick in die Geschichte der Weltstadt von ihren Anfängen bis zu ihrer Gegenwart demonstriert, dass sie ein Schauplatz von Konflikten zwischen Herrschenden und den gegen diese Rebellierenden war und ist. Erinnert sei beispielsweise an den Nika-Aufstand 532, den Patrona-Halil-Aufstand 1730, den Gewerkschafts-Ausstand 1970 oder die landesweiten Proteste 2013.
„Konstantinopel – Istanbul. Stadt der Sultane und Rebellen“ lautet der Titel von Malte Fuhrmanns (*1969) historische Darstellung der Weltmetropole, erschienen bei S. Fischer. Der Historiker und Kenner Istanbuls nimmt in seinem anschaulich und gut verständlich geschriebenen Buch Leserinnen und Leser mit auf seiner aufschlussreichen Reise durch die mehr als 2600 Jahre umfassenden Geschichte der heutigen Megacity mit mehr als 15 Millionen Einwohnern. Politische Ereignisse und Prozesse werden von dem wissenschaftlichen Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum Moderner Orient (Berlin) präzise beleuchtet. Fuhrmann würdigt insbesondere den Kampf der Protestierenden im Gezi-Park gegen Erdoğans autoritären Umbau der Türkei. Ohne diese Proteste und Demonstrationen wäre sechs Jahre später wohl kaum der Sozialdemokrat Ekrem İmamoglŭ von der CHP zum Bürgermeister Istanbuls gewählt worden.
Fuhrmann kann in seiner hervorragenden Darstellung belegen, dass Istanbul immer schon eine Stadt religiöser, kultureller und sozialer Vielfalt war. Gute Politik zeichnet sich, so könnte die wichtigste Quintessenz des Werks lauten, durch ihren gewaltfreien, sozialintegrativen Umgang mit „kultureller Ambiguität“(Thomas Bauer) aus. Fuhrmanns Istanbul-Buch leistet einen sehr guten Beitrag zum Verständnis der heutigen Türkei. Leserinnen und Leser hätten sich noch eine übersichtliche Zeittafel zur besseren Orientierung gewünscht. Das detailreiche Werk des Historikers lädt Lehrkräfte jedenfalls dazu ein, im Geschichtsunterricht oder besser in einem fächerübergreifenden Projekt, sich mit der Geschichte dieser Weltstadt problemorientiert auseinanderzusetzen und, sofern es die politischen Verhältnisse zulassen, Exkursionen in diese geschichtsträchtige Stadt zu unternehmen.
Fazit: Mit „Konstantinopel - Istanbul. Stadt der Sultane und Rebellen“ ist Malte Fuhrmann ein für jeden Istanbul- und Türkei-Interessierten lesenswertes Werk gelungen, das zugleich ein Plädoyer für Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Toleranz ist.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
Eine historische Reise durch Istanbul, von Justinian bis Erdoğan: Der Historiker Malte Fuhrmann lebt seit vielen Jahren in der Stadt am Bosporus - hier erzählt er von den Geistern der Stadt, die in den alten Gemäuern allgegenwärtig sind, von aufständischen Janitscharen und plündernden Kreuzrittern, von Hofintrigen und blutig aufgelösten Gewerkschaftsdemonstrationen.
Istanbul ist eine Stadt der Vielfalt und der Widersprüche, voller Geschichte und Geschichten. Dort begegnen sich Christentum und Islam, Europa und Asien, aber auch Herrscher und Rebellen, wie 2013 am Gezi-Park. Malte Fuhrmann nimmt dieses Ereignis, das er selbst miterlebt hat, als Ausgangspunkt für seine Reise durch die Zeiten, von Konstantinopel unter Justinian über die Eroberung der Stadt durch Mehmed II. bis hin zu Erdoğan.
Wer Istanbul erkunden, wer die Türkei von heute begreifen möchte, für den ist dieses Buch eine Schatzkammer der Entdeckungen. Lebendig und fesselnd wie die Stadt selbst.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Einführung 7
1.Wie eine Landzunge zur Welthauptstadt wurde 19
Natürliche Umwelt, Vor- und Frühgeschichte Byzantions
2 Die Wiedergeburt Roms
Konstantinopel und Justinian und der Nika-Aufstand
3. Die „Große Stadt der Römer“ 86
Bestandsaufnahme am Ende des dunklen Zeitalters
4. Das komnenische Jahrhundert 86
Aufbruch in eine neue Welt und Abstieg ins Chaos
5. Wie die Königin der Städte gestürzt wurde 115
Vom Dritten zum Vierten Kreuzzug
6. Auserkoren und von Gott verlassen 134
1453 in Historiographie und Traumwelt
7. Die „Schwelle zur Glückseligkeit“ 154
Konstantiniyye, alte Hauptstadt eines neuen Reichs
8. Konfession, Krise, Kaffee 175
Die großstädtische Kultur findet zu sich
9. Krieg den Palästen! 191
Vom Marsch auf Edirne (1703) zum Patrona-Halil-Aufstand (1730)
10. Friede den Palästen! 211
Die städtischen Gärten und die Suche nach der irdischen Glückseligkeit
11. The party is over 227
Das bittere Aufwachen und Aufbruch ins 19. Jahrhundert
12. Die Belle Époque am Bosporus 258
Klein-Paris und der „Rote Sultan“
13. Der Absturz 288
Von der Reichshauptstadt zum Trümmerhaufen des Kosmopolitismus
Istanbul
Ein Gedicht von Vedat Türkali (1944) 321
14. „In den Händen der Räuber“ 324
Revolution und Reaktion von 1960 bis 1980
15. Die Entstehung der Megacity 342
Am Bosporus im globalen Zeitalter
16. Drei Wochen im Park 367
„Einzig und frei wie ein Baum, geschwisterlich wie ein Wald“
17. Schrecken und (k)ein Ende? 392
Sieben Jahre nach Gezi, 1488 nach Nika
Dank 419
Anmerkungen 421
Literatur 439
Personen- und Ortsregister 455