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Kinder lernen leiblich Praxisbuch über das Phänomen der Weltaneignung
Kinder lernen leiblich
Praxisbuch über das Phänomen der Weltaneignung




Barbara Wolf

Verlag Karl Alber
EAN: 9783495487891 (ISBN: 3-495-48789-1)
224 Seiten, paperback, 14 x 22cm, 2016

EUR 29,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie Kinder sich die Welt einverleiben

Immer früher, immer zielgerichteter sollen Kinder lernen. Eltern scheuen keine Mühen, um dem Nachwuchs vom ersten Lebenstag an umfangreiche Bildungsangebote zukommen zu lassen. ErzieherInnen und LehrerInnen sorgen dafür, dass Kinder optimal auf die Schule vorbereitet sind. Dabei greift man gerne auf neurophysiologische Erkenntnisse zurück und setzt vor allem auf kognitive Förderung. Doch die Frage ist, ob hier nicht wichtige Aspekte kindlichen Lernens übersehen werden. Dieses Buch vertritt die These: „Kinder lernen leiblich“. Der leibliche Aspekt des Lernens bezieht sich dabei auf eine spürende Form der Weltaneignung. Kinder nehmen nicht einfach Sinnesreize auf, die dann im Gehirn zu irgendwelchen Synapsen transformiert werden. Über ihren Leib, der mehr darstellt als der messbare Körper, treten sie in umfassende Wechselbeziehung zu den Dingen und Menschen ihrer Umgebung. Dabei werden sie affektiv betroffen von den Blicken, Stimmungen und Haltungen der Personen ihres Umfeldes. Mit Neugier und unersättlichem Antrieb verleiben sie sich die Welt ein. Das Buch führt zunächst anhand praktischer Beispiele in das Vokabular der leiblichen Kommunikation nach Hermann Schmitz ein. Danach werden unterschiedliche Lernereignisse, wie etwa Laufen lernen, Sprechen lernen, sauber werden, eigene Gefühle kennenlernen, phänomenologisch beschrieben. Eltern und Pädagogen können hier nachvollziehen, wie sehr die leibliche Erfahrung des Kindes beim Lernen im Mittelpunkt steht und wie diese durch den Erwachsenen unterstützt werden kann.

Barbara Wolf hat nach mehrjähriger Berufserfahrung als Erzieherin und Leiterin im Kindergarten Erziehungswissenschaften an der Universität Koblenz studiert. Parallel zu ihrer Promotion war sie als Fachberatung für Kindertagesstätten und als Fortbildnerin für Erzieherinnen tätig. Nach der Promotion in Erziehungswissenschaften und Soziologie übernahm sie 2013 eine Professur für Kindheitspädagogik an der SRH Hochschule Heidelberg.
Rezension
Die These dieses Buches ist ebenso plausibel wie in der gegenwärtigen Bildungslandschaft, die auf immer früheres, immer effektiveres und immer kognitiveres Lernen setzt, erfreulich widerspenstig: Alles Menschliche ist leiblich - Angst, Schmerz, Hunger, Durst, Ekel, Müdigkeit, Ergriffensein von Gefühlen ... und deshalb gilt: "Kinder lernen leiblich" (Buchtitel). Dabei werden sie affektiv betroffen von den Blicken, Stimmungen und Haltungen der Personen ihres Umfeldes. Mit Neugier und unersättlichem Antrieb verleiben sie sich die Welt ein. Kognitives Lernen allein ist eine deutliche Verengung und eine kognitive Überfrachtung der Kinder mit Lernangeboten ist nutzlos. Das Gehirn des Kindes ist eben gerade keine Festplatte, die von Anfang an umfassend programmiert werden muss, damit ihnen (und ihren Eltern!) Chancen auf Wohlstand und gesellschaftliche Teilhabe maximal ermöglicht werden.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

A Theoretischer Teil: Einführung in die Sprache der leiblichen Kommunikation 11

1. Was ist der Leib und was heißt leibliches Lernen? 11
2. Kinder verleiben sich die Welt ein 16
3. Kinder erleben sich eng und weit 19
4. Wenn Enge und Weite zusammenwirken: Die Einleibung 22
5. Wie Kinder sich ihre Umwelt aneignen 26
6. Wie Kinder zu Persönlichkeiten werden — Die persönliche Situation 30
7. Mensch wird man nur zusammen mit anderen — Die gemeinsame Situation 34
8. Aufwachsen in gemeinsamen Situationen 36
9. Auf dem Weg zur Persönlichkeit — Die Entfaltung der Gegenwart 38
10. Auf dem Weg zur Persönlichkeit — Die personale Emanzipation 43
11. Reifungsschritte zur autonomen Person 47
12. Verkörperte Regeln — Wie Kinder Regeln leiblich abspeichern 50
13. Normen als verinnerlichte soziale Gesten 54
14. Warum der eigene Leib für das Einhalten von Normen sorgt 57
15. Welche Voraussetzungen braucht das Kind, um Normen zu verinnerlichen? 60
16. Formen der Provokation oder wie erhalte ich Aufmerksamkeit? 64
17. Wie entwickelt sich Identität — Die spielerische Identifizierung 68
18. Familie oder Institution — Welche Bezugsgruppen sind wichtig? 72
19. Situationen und Konstellationen 76
20. Kinder lernen in Atmosphären 82
21. Zusammenfassung 87

B Praktischer Teil: Leibliche Kommunikation im Erziehungsalltag 91

22. Einleibung in den ersten Wochen und Monaten 91
23. Mein Körper, mein Leibgrundlegende Erfahrungen der persönlichen Situation 96
24. Wenn der Leib das Laufen lernt 103
25. Die Sprachentwicklung als Form der bleiblichen Kommunikation 109
26. Sauber werden 118
27. Vom kompetenten Umgang mit Gefühlen 123
28. Die Entwicklung von Sozialkontakten 136
29. Grenzen setzen 144
30. Ein Gespür für die eigene Geschlechtlichkeit entwickeln 152
31. Mädchen und Jungen in der Schule 157
32. Das Erlernen von Fertigkeiten des täglichen Lebens 162
33. Das Erlernen von Bewegungsabläufen im Sport 166
34. Das Erlernen eines Musikinstrumentes 172
35. Der Übergang von der Familie zur Kindertagesstätte 175
36. Die Situation in der Kindertagesstätte 181
37. Der Übergang von der Kindertagesstätte zur Schule 186
38. Die Situation in der Schule 190
39. Mobbing in der Schule 196
40. Gestaltung von Atmosphären in der Schule 201
41. Atmosphären, die Lernen begünstigen 203
42. Atmosphären, die Lernen beeinträchtigen 209
43. Schluss 212

44. Literaturverzeichnis 215
45. Glossar 217