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Italien Ein Kompass durch das geliebte Chaos Jenseits von Dolce Vita und Mafia
Italien
Ein Kompass durch das geliebte Chaos


Jenseits von Dolce Vita und Mafia

Gianluca Falanga

Links
EAN: 9783861535744 (ISBN: 3-86153-574-2)
208 Seiten, paperback, 13 x 21cm, 2010, Klappenbroschur, 1 Karte

EUR 16,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Spätestens seit Goethes Italien-Reise blicken die Deutschen sehnsüchtig nach Süden, auf das »Land, in dem die Zitronen blühen«. Inzwischen haben sich Millionen Deutsche ihren Traum erfüllt, ob als Pauschaltourist am Strand von Rimini oder als Wein- und Kunstfreund in der Toskana. Die Klischees vom Dolce Vita sind so zahlreich wie die von den Schattenseiten Italiens, von allgegenwärtiger Korruption, innerstädtischen Müllbergen und ehrenwerten Mafiosi.

Für Gianluca Falanga dagegen ist die italienische Gesellschaft eine lebendige Vielfalt unterschiedlichster Kulturen und Lebensstile, in der Avantgarde und Rückständigkeit, Leidenschaft und Apathie, Anmut und Brutalität nebeneinander bestehen.

Falanga führt durch die chaotischen Zustände seines Heimatlandes, erzählt von der Geschichte und politischen Kultur Italiens, vom Alltag und dem Zusammenleben seiner Landsleute. Ein Kompass für alle Italien-Liebhaber.



Gianluca Falanga

Jahrgang 1977, geboren in Salerno (Italien), Studium der Literaturwissenschaft und Philologie in Turin, lebt seit 2002 als Übersetzer, Publizist und Buchhändler in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. »Italien in Berlin«, Berlin 2006, »Berlin 1937. Die Ruhe vor dem Sturm«, Berlin 2007.

Bücher im Ch. Links Verlag: »Mussolinis Vorposten in Hitlers Reich. Italiens Politik in Berlin 1933 - 1945« (2008, ital. Ausgabe 2010), »Italien. Ein Kompass durch das geliebte Chaos«, 2010.
Rezension
Wer Italien nicht nur als Ferienland bereist, sondern dessen innere Verfassung näher kennenlernen will, ist mit dem Buch von Gianluca Falanga bestens beraten. Die vielschichtige und oft widersprüchliche Realität des Mittelmeerlandes führt er in stringenten Gedankenlinien auf ihre Wurzeln zurück und erklärt auf diese Weise vieles, was uns an Italien rätselhaft und paradox erscheint. 48 Kabinette in 46 Jahren, Skandale, Regierungskrisen, politische Morde - die Demokratie in Italien befindet sich fast im permanenten Ausnahmezustand. Politik ist für die meisten Italiener ein schmutziges Geschäft, die Kluft zwischen politischer Klasse und Gesellschaft ist extrem. Doch nach den sozialen Kämpfen in den 70er und 80er Jahren und der Hoffnung, dass sich nach dem Zusammenbruch des politischen Parteiensystems 1992/93 der Machtapparat reformieren könnte, herrschen heute Resignation und Perspektivlosigkeit vor. Was Ablenkung verspricht, ist willkommen.
Viele Phänomene der Alltagskultur und der Mentalität betrachten Deutsche eher skeptisch, aber auch etwas neidvoll - und hier geht es nicht nur ums Kochen und Essen. Das genießerische Lebensgefühl, der Sinn für Unterschiede, für unbeschwerte Geselligkeit und der eher laxe Umgang mit Gesetzen und Bestimmungen, auch das macht die Italiener aus. - Falanga betrachtet die Probleme, die Italien am heftigsten bedrängen: Verkrustete Institutionen, Korruption, Migration, die Mafia. Auch die veränderte Rolle der Frauen, der Familie sowie der Kirche thematisiert er. So wird nachvollziehbar, wie mit der Modernisierung Identitätsverlust einhergeht, traditionelle Werte verschwinden, ohne durch neue Formen des Zusammenlebens ersetzt zu werden. Und Falanga macht deutlich, warum ein Mann wie Berlusconi seit 15 Jahren die Politik bestimmen kann und es geschafft hat, die Bereitschaft der Bürger zum politischen Engagement zu ersticken, die Leere mit ungebremster Konsumkultur und karrieristischem Individualismus zu füllen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pressestimmen:

Die Bücher dieser Reihe lesen sich wie der lange Brief eines guten Freundes aus einer anderen Kultur.
Haken

Ein sehr aufschlussreiches Werk, das dem Nicht-Italiener die Facetten regionaler Ausprägungen, sowie die geschichtlich bedingten gesellschftlichen und politischen Problemfelder näherbringt. Bei aller Kritik spürt man die Verbundenheit des Autors mit einem Italien, das nicht zu Unrecht auch für uns Deutsche zu einem der Sehnsuchtsziele in Europa gehört.
Josef Schnurrer, Buchprofile/Medienprofile
Inhaltsverzeichnis
Italien: halb Garten und halb Kerker 9

Italienische Zustände 13

Die Palmengrenze 18
Zukunftsängste 23

Altes Land, junge Nation: eine kurze Geschichte Italiens 30

Das Risorgimento: die Geburtsstunde der italienischen Nation 30
Ein beschämendes Made in Italy: der Faschismus 38
Geburtsfehler einer unvollendeten Demokratie 59
Don Camillo und Peppone: das Italien der zwei »Kirchen« 63
Aufbruch und Terror: die 70er Jahre 67
Der Niedergang der Ersten Republik: die Stunde des Cavaliere 74

Mafia heißt Politik: Geschichte eines Krebsgeschwürs 83

Die Stabilität des Chaos: Demokratie auf Italienisch 99

Die Italiener und ihre Herrscher 102
Demokratieabbau? 110

Im Gleichgewicht: die Gesellschaft der Dauerkrise 117

Die Familie über alles 117
Beunruhigende Anzeichen 122
Der Papst und die Italiener 129
Als Frau in einer Männergesellschaft 133
Armut und Reichtum in einer unzivilen Gesellschaft 140
Die Moral der Ausnahme 148

Homo italicus: Macken und Leidenschaften des Italieners 156

Die Italiener und das Fernsehen 156
Die Italiener und das Gesetz 160
Die Italiener und die Religion 164
Die Italiener und die Freundschaft 170

Ein Land als Weltkulturerbe: Kunst und Kultur in Italien 175

Historische Verantwortung: italienische Kulturpolitik 175
Kunst: zwischen Einmischung und politischer Apathie 179
Eine alltägliche Kunst: die Italiener und das Essen 192

Anhang

Literaturverzeichnis und Lesetipps 200
Nützliche Informationen 202
Abbildungsnachweis 205
Basisdaten 206