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Intelligenz Große Unterschiede und ihre Folgen
Intelligenz
Große Unterschiede und ihre Folgen




Elsbeth Stern, Aljoscha Neubauer

Deutsche Verlags-Anstalt
ISBN: 978342104
306 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, März, 2013

EUR 19,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Inwieweit Intelligenz erblich ist, wird in der Öffentlichkeit immer wieder heftig diskutiert. Aus wissenschaftlicher Sicht steht jedoch fest, dass es genetisch bedingte Unterschiede gibt.

Das Potenzial, das jeder Mensch mitbringt, wird allerdings erst dann wirksam, wenn es in Familie und Schule nach besten Möglichkeiten gefördert wird. In ihrem neuen Buch stellen die renommierten Intelligenzforscher Elsbeth Stern und Aljoscha Neubauer klar: Intelligenz ist eine individuelle Ressource, die man nur in der Gemeinschaft entwickeln kann. Und: Wir haben Begabte nötiger denn je, hängt der Erfolg unserer Informations- und Wissensgesellschaft doch maßgeblich von ihnen ab.
Rezension
Intelligenz und Intelligenztests ein abgedroschenes Thema? Sind die Zeiten nicht vorbei, in denen man sich in der Begabungsforschung einseitig mit der Intelligenz befasste und z. B. Schuleingangstests und Bewerberauswahlen davon abhängig machte? Wird heute nicht viel eher die Vielfalt der Begabungen und Kompetenzen gesehen und gefördert, da nicht nur Intelligenz, sondern auch soziale Kompetenz, Leistungsbereitschaft, Gewissenhaftigkeit, sprachliche Fähigkeiten etc. entscheidend für den schulischen und beruflichen Erfolg sind.
Nein, dass die Intelligenzforschung ein herausragendes Thema beleuchtet, beweisen Elsbeth Stern und Aljoscha Neubauer, die mit hochbrisanten Forschungsergebnissen und spektakulären Statements aufwarten können.
Während die ersten Kapitel ihrer wissenschaftlichen Abhandlung „Intelligenz – Große Unterschiede und ihre Folgen“ um mehr oder weniger bekannte Forschungsergebnisse zum Gegenstand Intelligenz, die Messung der Intelligenz und ihre Effizienz sowie die Untersuchung intelligenter Gehirne kreisen, werden in den weiteren Kapiteln, in denen die Entwicklung der Intelligenz unter Berücksichtigung diverser äußerer Umstände (z. B. Alter, pränataler, frühkindlicher und schulischer Einflüsse) beleuchtet werden, zunehmend auch konkrete Forderungen an die derzeitige Schul-, Kita- und Familienpolitik formuliert.
Die selbst aus dem universitären Umfeld stammenden Autoren nehmen dabei Probleme an der Universität besonders intensiv wahr: überforderte Studenten, hohe Abbrecher- und Durchfallerquoten sprechen ihrer Meinung nach dafür, dass zu viele und darunter oftmals zu wenig begabte junge Menschen, den akademischen Weg einzuschlagen versuchen.
Stern und Neubauer plädieren dafür, dass nur 20 % der Jugendlichen mit einem überdurchschnittlichen IQ (ab 110) eine akademische Ausbildung anstreben sollten. Ihren sozialen Impetus betonen sie dabei immer wieder: Nicht Herkunft, Portmonee und Akademiker-Eltern sollten ausschlaggebend für die Aufnahme in ein Gymnasium und eine spätere akademische Laufbahn sein, sondern in erster Linie das geistige Potenzial, welches am besten mit Lebens- und beruflichen Erfolg korreliert: die Intelligenz.
Ursache für die derzeitig eher schlechte Auslese sehen die Autoren bereits in der Vorsortierung am Ende der Grundschulzeit. Statt nur die 20 % Kinder mit dem größten geistigen Potenzial auf die Gymnasien zu schicken, gelangen ca. 40 % der Kinder von der Grundschule aufs Gymnasium, sodass eine gezielte Förderung der höher begabten Jugendlichen nicht stattfinden kann. Außerdem ist die Auswahl nicht gerecht: Während aus der Oberschicht noch 50 % derjenigen Kinder, die einen IQ unter 100 haben für das Gymnasium empfohlen werden, werden nur 50 % der Jugendlichen aus der Unterschicht mit einem IQ über 110 dafür empfohlen. Da Intelligenz erwiesenermaßen als bester Indikator für beruflichen Erfolg, geistige Flexibilität etc. gilt, vertut sich die Gesellschaft hier große Chancen, eine Elite mit den größten geistigen Möglichkeiten heranzuziehen, die unsere Gesellschaft, unsere Wissenschaft und unsere Führungspositionen besetzen kann.
Aus zahlreich zusammengetragenen Studien entwickeln die beiden Autoren begründete Forderungen an die Bildungspolitik. Sie plädieren für differenzierenden Unterricht, der jeder Begabung gerecht wird, eine längere gemeinsame Grundschulausbildung bis etwa zum 15. Lebensjahr und ab dann für ein Gymnasium nur für besonders begabte Kinder mit einer breiten Ausbildung, herausforderndem Fremdsprachenunterricht und hochmotiviertem, gut ausgebildetem Lehrpersonal.
Auch alle anderen Kinder sollen bestmöglich und ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden, um ihr gesamtes Intelligenzpotenzial, das weitgehend ererbt ist, aber zum Leben erweckt werden muss, zu fördern. Dabei bevorzugen sie den Gruppenunterricht gegenüber dem Frontalunterricht und empfehlen Möglichkeiten zum selbstgesteuerten Lernen. Intelligenztests können dabei helfen, festzustellen, ob schlechte Noten eher mit unzureichender Förderung, sprachlichen Defiziten (z. B. bei Kindern mit Migrationshintergrund) o. Ä. zusammenhängen oder mit einer mangelhaften Auffassungsgabe und dann entsprechende Fördermaßnahmen einleiten.
Dieses Buch gehört eigentlich in jede Lehrerhand. Es macht wieder einmal bewusst, wie abhängig gezeigte Leistungen auch von äußeren Umständen sind und wie sehr es auf geschulte und hochmotivierte Lehrerinnen und -lehrer ankommt, nicht zuletzt zum Wohle der Gesellschaft, die Begabungen der Kinder zu erkennen und zu fördern und sich in ihrer Einschätzung nicht von Äußerlichkeiten blenden zu lassen.

Simone Wenderoth für „lehrerbibliothek.de“
Verlagsinfo
Intelligenz intelligent nutzen: Was wir bei der Begabtenförderung besser machen müssen

Inwieweit Intelligenz erblich ist, wird in der Öffentlichkeit immer wieder heftig diskutiert. Aus wissenschaftlicher Sicht steht jedoch fest, dass es genetisch bedingte Unterschiede gibt.
Allerdings kann sich das Potenzial, das jeder Mensch mitbringt, erst dann optimal entfalten, wenn es in Familie und Schule nach besten Möglichkeiten gefördert wird.
In ihrem neuen Buch erklären die renommierten Intelligenzforscher Elsbeth Stern und Aljoscha Neubauer, wie es zu Intelligenz- und Begabungsunterschieden kommt, wie man Intelligenz messen kann, woran man überdurchschnittlich begabte Menschen erkennt und wie man Intelligenz fördert. Sie stellen klar: Intelligenz ist eine individuelle Ressource, die man nur im gegenseitigen Austausch entwickeln kann. Und: Wir haben Begabte nötiger denn je, hängt doch der Erfolg unserer Informations- und Wissensgesellschaft maßgeblich von ihnen ab.

-> Ein wissenschaftlicher Beitrag zu einem kontrovers diskutierten Thema

Elsbeth Stern, geboren 1957, ist Professorin für Psychologie und leitet an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich den Arbeitsbereich Lehr- und Lernforschung. Sie beschäftigt sich mit dem Erwerb, der Veränderung und der Nutzung von Wissen in unterschiedlichen Bereichen.

Aljoscha Neubauer, geboren 1960, ist Professor für Psychologie an der Universität Graz. Er ist Leiter des Arbeitsbereiches Differentielle Psychologie und beschäftigt sich mit interindividuellen Unterschieden in kognitiven, sozialen und kreativen Begabungen und ihren neurophysiologischen Grundlagen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort_9

1 Wozu brauchen wir Intelligenz?_13

2 Was ist Intelligenz, und wie wird sie gemessen?_45

3 Woher kommen Intelligenz- und Begabungsunterschiede? Die Frage nach Erbe und Umwelt richtig gestellt_73

4 Nature via Nurture: Was muss die Umwelt dem Kind bieten, damit sich das genetische Potenzial optimal entwickeln kann?_107

5 Der Blick ins Gehirn: Wie das intelligente Gehirn aussieht_143

6 Intelligenz intelligent nutzen: Welche Vorteile haben intelligente Menschen, wenn sie gute Entwicklungsbedingungen haben?_176

7 Kein Ersatz für Intelligenz: Fleiß, Disziplin, Motivation und Kreativität_210

8 Begabungsförderung in der Schule: Was wir besser machen können und müssen_231

Literatur_275
Abbildungsnachweis_292
Register_293