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Umschlagtext
Mit den Entwicklungen der technischen Akustik potenziert sich im 20. Jahrhundert die Ausübung von Macht und Gewalt über den Hörsinn um ein Vielfaches: Mikrofon, Verstärker, Lautsprecher, Mischpult, Telefon, Radio und Speichermedien wie Schallplatte, Tonband oder CD machen Klänge jeder Art verstärk-, Steuer- und reproduzierbar - und sie liefern ein neues künstlerisches Instrumentarium zur auditiven Darstellung und Reflexion von Gewalt.
Die interdisziplinäre Aufsatzsammlung fragt nach der Ausübung von Gewalt über den Hörsinn, nach der Darstellung von Gewalt in auditiven und audiovisuellen Medien und nach der von diesen Medien ausgehenden Gewalt der Darstellung. Erstmalig werden die medialen, ästhetischen und politischen Aspekte des Verhältnisses von Akustik und Gewalt in ihren Interferenzen beleuchtet, um so der anhaltend einseitigen Diskussion um die „Gewalt der Bilder" eine Sensibilisierung für die oft unbewusst wirksamen Formen auditiver Gewalt entgegenzusetzen. Alle Materialien aus Musik, Radio, Kunst und Film auf CD-ROM! Rezension
Unser Ohr ist ein sensibles Organ, das gerade in unserer hochtechnisierten Zeit gewaltsamen Angriffen ausgesetzt ist. Unser Alltag ist geprägt von akustischen Hörerlebnissen, die nicht nur Freude bereiten: Telefon, Radio, Fernsehen, Verstärker und Mikrofone heißen die Waffen der modernen Akustik. Nicht ohne Grund wird das Gehör als "Tür zur Seele" bezeichnet. Leider wurde in der Vergangenheit der Blick zu sehr auf die visuellen Medien und deren Auswirkungen gelegt. Die vorliegende Aufsatzsammlung umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze und Blickrichtungen, um sich dem Thema der Ausübung von Gewalt über den Hörsinn zu nähern. Auf der beiligenden Cd finden sich vielfältige Materialen aus den Bereichen Musik, Radio, Kunst und Film. Für Lehrerinnen und Lehrer dürften die Beiträge von großem Interesse sein, haben sie es doch täglich mit hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen zu tun, die Opfer vieler Schallkanonen sind. Zu einem wichtigen schulischen Anliegen sollte daher die "Kunst des Hörens" werden.
Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de Inhaltsverzeichnis
Nicola Gess, Florian Schreiner, Manuela K. Schulz
Vorwort Friedrich Kittler Echoes. Ein Prolog Beschallung und Beherrschung oder Die Macht der Technik Angriffe auf das Ohr Helmut Lethen Geräusche jenseits des Textarchivs. Ernst Jünger und die Umgehung des Traumas Inge Marszolek Lautsprecher und leise Töne. Radio im Nationalsozialismus Andres Bosshard Hörstürze und Klangflüge. Akustische Gewalt in urbanen Räumen Zuhören. Mithören. Abhören Anthony Enns Telepathie - Telefon - Terror. Ausweitungen und Verstümmelungen des Körpers Susanne Baer Lauschangriffe. Akustische Kontrolle, Gewalt und Recht Gewalt und Überwältigung oder Die Kunst des Hörens Film-Musik Lutz Koepnick Tonspur und Gewalt. Zur Akustik des zeitgenössischen Actionkinos Claudia Benthien Eisiges Schweigen, stummes Gedenken. Zur medialen Repräsentation und kulturellen Erfahrung ausgesetzter Rede in Werken von Ingmar Bergman, Christoph Marthaler und Jonty Semper Dörte Schmidt Hörenswerte Explosionen? Reflexion und Realisation akustischer Gewalt in der Neuen Musik seit den 1960er Jahren Radio - Literatur Wolfgang Hagen Walter Ruttmanns Großstadt-WEEKEND. Zur Herkunft der Hörcollage aus der ungegenständlichen Malerei Bernd Blaschke Orpheus, elektrisch. Gewalt, Medien und Musik bei Salman Rushdie Anhang Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Herkunftsnachweise der Abbildungen, Film- und Hörbeispiele im Text und auf der CD-ROM |