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Hirntod
Zur Kulturgeschichte der Todesfeststellung
Thomas Schlich, Claudia Wiesemann (Hrsg.)
Suhrkamp
EAN: 9783518291252 (ISBN: 3-518-29125-4)
345 Seiten, paperback, 11 x 18cm, Dezember, 2001
EUR 14,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Jede Grenzziehung zwischen Leben und Tod ist kulturbedingt.
Rezension
Nichts scheint so einfach und deutlich wie dies: der Tod. Aber weit gefehlt! Angesichts von Medizintechnik und Bioethik wird die Feststellung des Todes immer problematischer. Die Grenzen am Ende und am Anfang des Lebens verschwimmen im 21. Jhdt. Dieser Band beschreibt den Sachverhalt aus medizinhistorischer und kulturwissenschaftlicher Sicht. Die Feststellung des Todes ist eine Kulturleistung und damit stets kontextabhängig. Mehr als zwölf Beiträge beleuchten in diesem gelungenen Sammelband u.a. das Verhältnis zum Tod in Antike, Mittelalter bis hin zur Frühen Neuzeit, als man begann, die Priester vom Totenbett zu vertreiben. Denn bis ins 18. Jhdt. war die Berührung mit dem toten Körper ein Tabubruch. Erst dann beginnen Ärzte und Wissenschaftler, den Leichnam für sich zu reklamieren. Auch zur heutigen Debatte über die ins Fließen geratenen Grenzen zwischen Leben und Tod liefert der Band viele interessante Beiträge: Hirntodkonzept, Transplantationsgesetz, Substitutionstherapien und Organspenden - Lebensbeginn und Lebensende, das wird deutlich, sind stets kulturell definiert.
Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Thomas Schlich
Tod, Geschichte, Kultur 9
Hirntod und die Kulturen des Todes
Jochen Vollmann
Das Hirntodkriterium heute.
Begriffsklärung und medizinethische Kontroversen 45
Volker Roelcke:
Kulturen des Todes. Beobachtungen und Theorieansätze
aus Ethnologie und Ethnomedizin 66
Geschichte der Todesbestimmung
Anton van Hooff
Thanatos und Asklepios.
Wie antike Ärzte zum Tod standen 85
Daniel Schäfer
Todesfeststellung im Mittelalter 102
Elisabeth Emter
Bilder vom Tod in der frühen Neuzeit 115
Martina Kessel
Die Angst vor dem Scheintod im 18. Jahrhundert.
Körper und Seele zwischen Religion, Magie und Wissenschaft 133
Alexandre Metraux
Der Todesreigen in der belebten Materie.
Xavier Bichat über das vielfache Sterben des Organismus 167
Sebastian M. Schellong
Die künstliche Beatmung und die Entstehung des Hirntodkonzepts 187
Claudia Wiesemann
Notwendigkeit und Kontingenz.
Zur Geschichte der ersten Hirntod-Definition
der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie von 1968 209
Außermedizinische Bezugssysteme: Islam und Judentum
Birgit Krawietz
Grundlagen und Grenzen einer Hirntodkonzeption im Islam 239
Yves Nordmann
Definition des Todes und Hirntod aus Sicht
der jüdischen Medizinethik 257
Hirntod heute - soziologische Analysen
Werner Schneider
Vom schlechten Sterben und dem guten Tod -
Die Neu-Ordnung des Todes in der politischen Debatte
um Hirntod und Organtransplantation 279
Gesa Lindemann
Die Interpretation »hirntot« 318
Nachbemerkung 344
Hinweise zu den Autorinnen und Autoren 345
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