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Grundwissen Verhaltensstörungen 2., überarbeitete Auflage
Grundwissen Verhaltensstörungen
2., überarbeitete Auflage




Roland Stein

Schneider Verlag Hohengehren
EAN: 9783834008329 (ISBN: 3-8340-0832-X)
251 Seiten, 15 x 23cm, 2011

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Auseinandersetzung mit Verhaltensstörungen hat in den letzten Jahren an Bedeutung und Brisanz gewonnen. Im Vordergrund stehen häufig Aggression und Gewalt sowie Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperak-tivität; aber andere Erscheinungsweisen wie etwa Ängstlichkeit und soziale Unsicherheit sowie viele weitere sind nicht minder problematisch für die betroffenen Kinder und Jugendlichen, ihr Umfeld, die Institutionen, die mit ihnen arbeiten, und die gesamte Gesellschaft. Das vorliegende Einführungsbuch versucht den Blick zu weiten im Hinblick auf ein interaktionistisches Verständnis von Verhaltensstörungen, für das durchaus Aspekte der Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen eine Rolle spielen, aber auch Situationen, in denen sich Auffälligkeiten entwickeln, das Wechselspiel zwischen beidem sowie die Wahrnehmung durch Beobachter. Es richtet sich an Pädagoginnen und Pädagogen in verschiedensten Kontexten der Erziehungshilfe sowie all diejenigen, die mit Verhaltensauffälligkeiten konfrontiert sind, und soll für diese zum einen systematisches Überblickswissen bereitstellen, zum anderen einen kritisch-reflexiven Umgang mit Störungen anregen. Erörtert werden grundlegende Gedanken und Befunde zum Phänomen, Erklärungsansätze, Diagnostik, Einrichtungen, gesetzliche Regelungen, Aufgaben von Pädagogen, pädagogisch-therapeutische Förderansätze, besondere Förderbereiche sowie ausgewählte besondere und aktuelle Problemstellungen.



Prof. Dr. phil. habil. Roland Stein, geb. 1962, Diplom-Psychologe, lehrt Sonderpädagogik mit dem Schwerpunkt Pädagogik bei Verhaltensstörungen an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Unterricht sowie pädagogische Förderung bei Verhaltensstörungen, Berufs- und Lebenshinführung beeinträchtigter und benachteiligter junger Menschen sowie Selbstkonzept von Pädagogen.
Rezension
Das Phänomen der Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen ist mittlerweile in aller Munde, was vor allem durch die mediale Präsentation und Interpretation von aggressiven und gewalttätigen Handlungen gefördert wird. Sehr oft ist es ein einseitiger Blick ohne fundierte Hintergrundinformationen. Der vorliegende Band „Grundwissen Verhaltensstörungen“ will helfen, tiefer zu blicken, zu informieren und aufzuklären. Das geschieht auf der Grundlage eines differenzierten, systematischen Verständnisses des Themas. Erscheinungsweisen, Begrifflichkeit, Bereiche einer auffälligen Persönlichkeit, Normabhängigkeit, die Frage der Klassifikation, Epidemiologie, Diagnostik, Erklärungskonzepte, Handlungsfelder, Einrichtungen und gesetzliche Regelungen, pädagogische Aufgabenstellungen und Konzepte pädagogisch-therapeutischer Förderung werden ausführlich und praxisnah erläutert. Besonders empfehlenswert für Lehrerinnen und Lehrer, um einen Durchblick zu erhalten und ihr pädagogisches Handeln professioneller im Umgang mit Verhaltensstörungen zu gestalten.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
0. Einleitung 1
1. ‚Verhaltensauffälligkeiten’ und ‚Verhaltensstörungen’:
zum Phänomen 3
1.1 Eine Disziplin ‚im Schnittbereich’ 3
1.2 Erscheinungsweisen und Begrifflichkeit 4
1.2.1 Erscheinungsweisen 4
1.2.2 Begrifflichkeit innerhalb der Disziplin 6
1.2.3 Begrifflichkeit in Nachbardisziplinen 11
1.3 Verhaltensauffälligkeiten als Auffälligkeiten der nicht-leistungs- 15
bezogenen Persönlichkeit
1.4 Kriterien zur Bestimmung eines Verhaltens als ‚auffällig’ 18
1.4.1 Zur Relativität von Normen 18
1.4.2 Möglichkeiten der Normsetzung 21
1.4.3 Situationen und Normen 24
1.4.4 Zum Umgang mit Relativitäten und Bezugssystemen 28
1.5 Einteilung und Klassifikation von Verhaltensauffälligkeiten 30
1.5.1 Grundfragen der Einteilung 31
1.5.2 Beispielhafte Klassifikationssysteme 33
1.5.2.1 QUAY und PETERSON 34
1.5.2.2 Die ICD-10 35
1.5.2.3 Das DSM-IV 38
1.5.2.4 Die ICF 39
1.5.2.5 Verhaltensauffälligkeiten in Abhängigkeit von familiärer Sozialisation 40
1.5.3 Zur Frage pädagogischer Klassifikation 42
1.6 Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten 44
2. Erklärungsmodelle für Verhaltensstörungen 51
2.1 Ein Modell der Erklärungsperspektiven für Verhaltensstörungen 51
2.1.1 Die personorientierte Perspektive 52
2.1.2 Die situationistische Perspektive 53
2.1.3 Die interaktionistische Perspektive 56
2.1.4 Die Perspektive der Beobachter-Wahrnehmung 57
2.1.5 Fazit: Eine komplexe Sicht von Verhaltensstörungen 57
2.2 Psychologische Ansätze zur Erklärung von Verhaltensstörungen 59
2.2.1 Die psychoanalytische Perspektive 59
2.2.2 Die individualpsychologische Perspektive 62
2.2.3 Die Perspektive der Bindungstheorie 64
2.2.4 Die lernpsychologische Perspektive 67
2.2.5 Die Perspektive der Theorie der Selbst- und Handlungsregulation 72
2.2.6 Die Perspektive der humanistischen Psychologie am Beispiel der 75
Selbstkonzept-Theorie
2.2.7 Die systemtheoretische Perspektive 79
2.3 Soziologische Ansätze zur Erklärung von Verhaltensstörungen 82
2.3.1 Die Perspektive der Theorien der Subkultur und des Kulturkonflikts 82
2.3.2 Die Perspektive der Theorien des differentiellen Lernens 84
2.3.3 Die Perspektive der Anomietheorien 85
2.3.4 Die Perspektive der Theorien des Labeling Approach 90
2.4 Verhaltensauffälligkeiten: Biologisch-medizinische Aspekte 92
2.5 Fazit: eine komplexe Sicht von Verhaltensstörungen 96
3. Diagnostik bei Verhaltensstörungen 99
3.1 Aufgabenstellungen 99
3.2 Der diagnostische Prozess 101
3.3 Diagnostische Berücksichtigung der Erklärungsperspektiven 104
3.3.1 Personbezogene Diagnose 104
3.3.2 Situationsbezogene Diagnose 105
3.3.3 Interaktionistisch orientierte Diagnose 106
3.3.4 Diagnose der Beobachter-Wahrnehmung 106
3.4 Diagnostische Verfahren 107
3.4.1 Verhaltensbeobachtung 108
3.4.2 Diagnostisches Gespräch, Exploration, Anamnese 108
3.4.3 Fragebögen zur Persönlichkeit und ihren Teilaspekten 108
3.4.4 Projektive Tests 109
3.4.5 Leistungstests 111
3.4.6 Soziometrie und Soziogramm 112
3.5 Diagnostik bei Verhaltensstörungen: Fazit 113
4. Rahmenbedingungen der Förderung 115
4.1 Separation versus Integration von Kindern und Jugendlichen mit 115
Verhaltensauffälligkeiten – und die Diskussion um Inklusion
4.2 Einrichtungen für Kinder und Jugendliche mit 119
Verhaltensauffälligkeiten
4.2.1 Sozialpädagogische Institutionen 119
4.2.1.1 Kindergärten 120
4.2.1.2 Horte und heilpädagogische Horte 122
4.2.1.3 Heimeinrichtungen 123
4.2.1.4 Effekte unterschiedlicher Hilfen zur Erziehung 127
4.2.2 Schulpädagogische Institutionen 129
4.2.3 Psychiatrische Institutionen 133
4.2.4 Jugendstrafvollzug 134
4.2.5 Arbeits- und berufspädagogische Institutionen 136
4.2.6 Pädagogik bei Verhaltensstörungen im System: Zur Frage der 138
Vernetzung und Kooperation
4.3 Gesetzliche Regelungen im Kontext von Verhaltensstörungen 139
4.3.1 Kinder- und Jugendhilfe 139
4.3.2 Rehabilitation und Arbeitsförderung 143
4.3.3 Jugendstrafrecht 144
4.3.4 Schulgesetzliche Regelungen 146
5. Aufgaben von Sonderpädagogen im Kontext Verhaltensstörungen 147
5.1 Erziehung 147
5.2 Unterrichtung 152
5.2.1 Prinzipien der Unterrichtung bei Verhaltensstörungen 153
5.2.2 Didaktische Aspekte und Modelle 155
5.2.3 Konzepte für den Unterricht bei Verhaltensstörungen 160
5.3 Beratung 163
5.4 Weitere Aufgaben im Kontext Verhaltensstörungen 165
5.4.1 Kooperation 165
5.4.2 Verwaltung 166
5.4.3 Reflexion 166
5.4.4 Innovation 167
6. Pädagogisch-therapeutische Förderung: Konzepte und 169
Förderbereiche
6.1 Konzepte pädagogisch-therapeutischer Förderung 172
6.1.1 Psychoanalytische Pädagogik 172
6.1.1.1 Der Beitrag August AICHHORNs 172
6.1.1.2 Der Beitrag Bruno BETTELHEIMs 173
6.1.1.3 Der Beitrag Fritz REDLs 180
6.1.1.4 Psychoanalytische Pädagogik nach ihren Begründern 185
6.1.2 Individualpsychologische Pädagogik 186
6.1.3 Pädagogische Implikationen der Bindungstheorie 187
6.1.4 Verhaltensmodifikation 188
6.1.4.1 Token-Programme (und Response cost) 188
6.1.4.2 Kontingenzverträge 190
6.1.4.3 Time out 191
6.1.4.4 Selbstinstruktion und ‚kognitives Modellieren’ 192
6.1.5 Personenzentriertes Lernen 194
6.1.6 Aspekte einer Förderung aus situationistischer Perspektive 196
6.1.7 Pädagogische Förderung der Selbst- und Handlungsregulation 198
6.1.8 Systemisch orientierte Förderung bei Verhaltensstörungen 201
6.1.9 Ansatzmöglichkeiten pädagogischen Handelns auf Basis sozio- 204
logischer Erklärungsmodelle
6.2 Ausgewählte Förderbereiche 206
6.2.1 Spiel 206
6.2.1.1 Funktionen von Spiel und die Frage der Spielförderung 207
6.2.1.2 Spieltherapie 208
6.2.1.3 Spielpädagogik 210
6.2.2 Förderung moralischen Urteilens und Handelns 212
6.2.3 Fokus Psychomotorik und Wahrnehmung 216
6.2.4 Fokus Identität und Selbstkonzept – am Beispiel der Biografiearbeit 219
7. Ausgewählte Phänomene und Problemstellungen 222
7.1 Gewalt und Aggressivität 222
7.2 Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitäts-Störungen 227
7.3 Ängstlichkeit und soziale Unsicherheit 230
8. Fazit und Ausblick 237
Literatur 241