Lust statt Frust an/in der Schule will dieses Buch wecken. Neben einer sehr realistischen Bestandsaufnahme entwickelt Marga Bayerwaltes Visionen von einer Schule der Zukunft, in der sich Lehrerinnen und Lehrer und Schülerinnen und Schüler wohlfühlen können. Die Autorin hat sich in einem Sabbatjahr Zeit genommen, ihre Erfahrungen zu reflektieren über Schule wie sie ist und wie sie sein könnte. Es wird vor allem deutlich, dass die Schule der Zukunft vor allem ein Lebensraum sein muss, in dem sich Menschen wohlfühlen können. Und das könnte Konsequenzen für das Lehren und Lernen haben. Ein nachdenkliches Buch, das besonders im Rahmen der Schulentwicklung wichtige Anregungen geben kann.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de

Schule macht krank. Unter anderem die Lehrer, von denen mittlerweile die Mehrzahl weit vor dem Pensionsalter den Dienst quittiert, so ausgebrannt und voller Frust und Zorn, wie Marga Bayerwaltes sich vor zwei Jahren fühlte. Als sie, quasi zur Lebensrettung, ein »Sabbatjahr« nahm, in dem sie einfach nur leben und lesen und nachdenken wollte, wie alles so weit gekommen war. Gute Schulen wollen alle, und dass dort engagierte, kluge, von ihrem Fach begeisterte Lehrer unterrichten. Warum findet man sie immer seltener, wie sieht es hinter den Klassenzimmertüren wirklich aus? Marga Bayerwaltes beschreibt es minuziös, voll Selbstironie und sarkastischem Witz. Erzählt vom Unterricht in Massenbetrieben, in denen man eine lernfördernde Atmosphäre herstellen soll, von jährlich wechselnden Reformen und der hilflosen Wut über sinnlose Vorschriften und den Terror der Bürokratie. Wie es ist, noch zwei Doppelstunden Deutsch noch schnell die Pausenaufsicht über eine Horde Halbwüchsiger zu übernehmen, bevor man die 12. Klasse für Kants Ethik begeistern soll. Was man mit einem Schlagwort wie »interkulturelle Erziehung« anfangen kann, wenn ein zwölfjähriger Muslim nicht auf einem Stuhl sitzen will, den zuvor ein Mädchen benutzt hat. Wie ein überreglementiertes Schulsystem die Lust am Lehren und Lernen erstickt. Und warum auch die schönste Werbekampagne für neue Lehrer diese Misere nicht beseitigen wird. Auf dem Hintergrund eines furiosen Abgesangs auf die Schule, wie sie heute ist, entfaltet sich ein Bild von Schule, wie sie sein könnte und müsste. Einer Schule als Lebensraum, in der es nicht um Notenstatistik und neue Teststandards geht, sondern um das Gelingen von Unterricht, um Bildung.
Hat Aristoteles vielleicht recht, wenn er sagt, dass man nur von einem geliebten Lehrer wirklich lernen kann? Unter dem Dauergerede von Qualitätsmanagement, Bildungsnotstand und der »Wissensgesellschaft« ist uns der Blick für das Nächstliegende und Grundlegende, für die Bedingungen von Leben und Lernen offenbar gründlich abhanden gekommen. Marga Bayerwaltes gibt ihn uns zurück - streitbar, subjektiv, klug, als passionierte Lehrerin eben.


Marga Bayerwaltes, geb. 1948, hat Romanistik, Erziehungswissenschaft, Germanistik und Philosophie studiert und 25 Jahre lang als Lehrerin am Gymnasium gearbeitet, bevor sie sich 1999 nach einem Sabbatjahr beurlauben ließ. Sie lebt in der Nähe von Aachen.

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