lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Glaube und Furcht Religion und Religionskritik bei Schiller Zugl.: Diss. Universität Würzburg
Glaube und Furcht
Religion und Religionskritik bei Schiller


Zugl.: Diss. Universität Würzburg

Cordula Burtscher

Reihe: Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie


Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826055539 (ISBN: 3-8260-5553-5)
338 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2014

EUR 48,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Furcht ist der Geist aller Gottesverehrung“. So lautet ein berühmtes Wort von Friedrich Schiller. Der Dichter der Freiheitsideologie sah in der Angst des Menschen vor dem Tod den Urgrund des Glaubens. Getragen vom Geist der Aufklärung, stand Schiller dem Glauben vieler seiner Zeitgenossen skeptisch gegenüber, ebenso auch jeder Art von Verflechtung der Politik mit der Religion. Zu fragen ist: Wie kommt es dann, dass er der Religion dennoch und immer wieder eine positive Bedeutung zuwies? Die Autorin zeigt, wie die in Schillers Werk zutage tretenden widersprüchlichen Positionen zusammenzudenken sind. Ihre Studie geht den Verbindungslinien zwischen seiner Kritik eines Glaubens der Furcht, seiner Verurteilung religiös-politischer Machtintrigen, seiner Religionspsychologie, aber auch seiner späteren bedingten Rehabilitierung der Religion nach. Dabei wird Schillers Denken in größere ideengeschichtliche Zusammenhänge der Religionsphilosophie eingeordnet. Anliegen des Bandes ist es, Schillers Hass-Liebe zur Religion in ihren Gründen verstehbar werden zu lassen.

Die Autorin Cordula Burtscher studierte in Würzburg und Warwick (UK) Germanistik, Anglistik und Philosophie/ Ethik.
Rezension
Diese Würzburger Dissertation in deutscher Philologie wendet sich einem Thema zu, das auf den ersten Blick nicht gerade im Zentrum der Forschung zu Friedrich Schiller zu stehen scheint: Schillers Verhältnis zu Religion und Religionskritik. Als typischer Mensch des Aufklärungszeitalters aber setzt sich auch Schiller intensiv mit Religion auseinander, steht dem Glauben vieler seiner Zeitgenossen skeptisch gegenüber, will Politik und Religion voneinander trennen und sieht in der Angst des Menschen vor dem Tod den Urgrund des Glaubens. Zugleich aber kann auch er der Religion eine grundsätzlich positive Bedeutung beimessen. Wie diese scheinbare Diskrepanz zu begreifen ist, - das ist die Fragestellung dieser Arbeit, die zugleich Schillers Denken in größere ideengeschichtliche Zusammenhänge der Religionsphilosophie einzuordnen versteht.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de


Inhaltsverzeichnis
Danksagung 11
Einleitung 13

I. Religionspsychologie und politische Theologie 23

1. Zu den Anfängen der Religionspsychologie 24
2. Politische Theologie und Ideologiekritik 28
3. Die Religion als vinculum societatis 31
4. Religionspsychologie und politische Theologie am Beispiel von Thomas Hobbes' Leviathan 34
5. Zur Religionspsychologie in der Aufklärung 40
5.1.Der gefürchtete Gott. Burkes Theorie des Erhabenen 40
5.2.Hopes and fears. Humes psychologische Reduktion der Religion 44
5.3.Herders Reflexion über die anthropologischen Grundlagen der Religion 53
5.4.Die Akkomodation der Religion an eine kindliche Menschheit. Lessings Erziehung des Menschengeschlechts 58
6. Schillers Religionsphilosophie im Kontext der Religionspsychologie und der Kritik politischer Theologie 65

II. Schillers metaphysische Krise und die Wende zum Subjekt 77

1. Empirische Studien über exzessive Religiosität. Schillers Bericht Über die Krankheit des Eleven Grammont 84
2. Von der Religion zur menschlichen Natur. Freigeisterei der Leidenschaft 91

III. Wer glaubt, der fürchtet. Schillers Kritik religiöser Angstvisionen in den 1780er Jahren 99

1. Franz Moor und die ,dunklen Vorstellungen' vom Gott des Fürchtens 101
2. „Schreckbilder" einer „bigotten, knechtischen Erziehung". Der Geisterseher und der Weg von der religiösen Melancholie zum Aberglauben 113
3. „Sein Glaube war grausam und finster". Philipp II. und die Furchtreligion in Schillers Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung 120

IV. Religion, Macht und Gewalt. Von Karl Moor bis Kant 125

1. Wider die „Affen der Gottheit". Karl Moors Rebellion gegen die Kirche 131
2. Im Banne der Inquisition. Don Karlos und die Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederland 140
3. Am Hebel der Macht. Klerikale Verschwörungen im Geisterseher und in der Wallenstein-Trilogie 151
4. Schiller liest Kants Religionsschrift. Eine Lektüre ohne literarische Folgen? 159

V. Der Mensch als Schöpfer. Die Projektionstheorie und ihre Verbindung zu Schillers Ästhetik 163

1. Karl Moor und das Schattenreich der Phantasie 164
2. Das Ich als Konstrukteur seiner Welt 176
3. Der Abschied von den Göttern auf dem Weg „in des Ideales Reich" 189

VI. Glaube und Erziehung. Die Sendung Moses, Der Geisterseher und die Augustenburger Briefe 197

1. Die menschliche Prägung der Religion 198
2. Die ‚ästhetische Rehabilitierung' der Religion zum Zwecke der Erziehung des Menschen 221

VII. Zur Rolle der Religion in Schillers späten Tragödien Maria Stuart und Die Jungfrau von Orleans 247

1. Die unheilvolle Allianz von Kunst, Religion und Politik in Maria Stuart. Mortimer und die Perversion ästhetischer Erziehung 255
2. Abschied von der Kirchenkritik. Die Jungfrau von Orleans 267
3. Die Religion im Rahmen der Wirkungsästhetik 276

Abschluss 303
Bibliographie 307
Namensregister 331