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Gewerkschaften und Leiharbeit Über den aktiven Umgang mit Leiharbeit bei der IG Metall
Gewerkschaften und Leiharbeit
Über den aktiven Umgang mit Leiharbeit bei der IG Metall




Dorit Meyer

Transcript
EAN: 9783837623345 (ISBN: 3-8376-2334-3)
398 Seiten, paperback, 15 x 23cm, April, 2013, kart., zahlr. z.T. farb. Abb.

EUR 35,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Jahrzehntelang war auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine Zunahme von Leiharbeit zu beobachten, ehe die Krise 2008/2009 zu Massenentlassungen unter Leiharbeitern führte. Doch wie wurde in den DGB-Gewerkschaften darauf reagiert? Am Beispiel der IG Metall und anknüpfend an Konzepte zu organisationalen Routinen und Fähigkeiten geht Dorit Meyer dieser Frage nach. Aus raumzeitlicher Sicht zeigt sie, wie das gewerkschaftliche Vorgehen bezüglich Leiharbeit zwischen den Standorten und Ebenen vor, während und nach der Krise variierte. Das Buch leistet so einen empirisch fundierten Beitrag zur Weiterentwicklung von Ressourcenansätzen.
Rezension
Leiharbeit ist seit Jahrzehnten ein dauerhaftes Konflikt-Thema in der Beschäftigungspolitik. Dieser Band wendet sich dem Thema aus gewerkschaftlicher Perspektive zu. Die Zahl der Leiharbeiter auf dem deutschen Arbeitsmarkt wächst rasant und ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Über keine Beschäftigungsform wird so kontrovers in Medien, Politik und Gesellschaft diskutiert wie über Leiharbeit. Seit Anfang der 1990er Jahre versuchen die Gewerkschaften, eine Verbesserung der prekären Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen in der Leiharbeit zu erzielen. Leiharbeiter sind aber kaum für gewerkschaftliche Aktionen wie z.B. Streiks zu mobilisieren, weil sie befürchten, dass ihnen gekündigt wird. Deshalb wurde insbesondere in der IG Metall damit begonnen, nach angemessenen gewerkschaftlichen Zugängen zu dieser neuen Zielgruppe suchen. Diese Studie geht der der Frage nach: Wie wurden in der Gewerkschaftsorganisation dynamische Fähigkeiten genutzt, um ein aktives Vorgehen bezüglich Leiharbeit aus organisationalen Fähigkeiten und Routinen zu entwickeln und zu implementieren?

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Gewerkschaften, IG Metall, Leiharbeit, Wirtschaftskrise, Dynamische Fähigkeiten, Arbeitsmarkt
Adressaten:
Wirtschaftsgeographie, Sozialwissenschaften, Politikwissenschaften, Organisationswissenschaften

Dorit Meyer (Dr. rer. pol.) ist im Hochschulmanagement der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Köln tätig.

Interview
... mit Dorit Meyer

1. »Bücher, die die Welt nicht braucht.« Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Die Zahl der Leiharbeiter auf dem deutschen Arbeitsmarkt wächst rasant und ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Über keine Beschäftigungsform wird so kontrovers in Medien, Politik und Gesellschaft diskutiert wie über Leiharbeit. In dem Buch wird aufgezeigt, wie seit Anfang der 1990er Jahre in Gewerkschaften versucht wird, eine Verbesserung der prekären Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen in der Leiharbeit zu erzielen.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Am Beispiel der IG Metall und deren Umgang mit Leiharbeit wird dargestellt, inwiefern Gewerkschaften dazu imstande sind, auf die rasanten Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zu reagieren. Erstmals wird dabei eine geographische Perspektive eingenommen, weil diese auch die räumliche Struktur der Leiharbeitsbranche in Deutschland und die regionalen Unterschiede des gewerkschaftlichen Handelns bezüglich Leiharbeit erfassen kann.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?
Anknüpfend an die organisationswissenschaftlichen Ansätze zu dynamischen Fähigkeiten, Lernprozessen und Wissenstransfer in Organisationen, an aktuelle Erkenntnisse der interdisziplinären Gewerkschaftsforschung sowie an die geographische Debatte zu Skalenkonzepten wird ein eigener analytischer Rahmen konzipiert, der die Entwicklung von neuen Fähigkeiten und Routinen in Gewerkschaftsorganisationen theoretisch-konzeptionell fassen kann.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Über die in meinem Buch thematisierten Missstände in der Leiharbeit würde ich gerne mit Politikern, Gewerkschaftsvertretern und Führungskräften aus der Leiharbeitsbranche diskutieren. Welche Wege lassen sich gemeinsam finden, die zu einer gerechten Entlohnung und zu angemessenen Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter führen? Darüber hinaus würde ich gerne zusammen mit Organisations-, Politik- und Sozialwissenschaftlern sowie Wirtschaftsgeographen über die Potenziale des Konzepts dynamischer Fähigkeiten für die Untersuchung von Gewerkschaften und anderen Organisationen reflektieren.

5. Ihr Buch in einem Satz:
Ein Beitrag zu einem kritischen Verständnis von Leiharbeit, zu Innovationen und Wandel in Gewerkschaften und zu den theoretischen Konzepten bezüglich Fähigkeiten und Routinen in Organisationen.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung| 9

1 Einleitung | 11

1.1 Fragestellung und Zielsetzung | 11
1.2 Aufbau der Arbeit | 18

2 Einbettung des Themas in die „labour geography“ | 21

2.1 Von der „geography of labour“ zur „labour geography“ | 22
2.2 Themen, Theorien und räumliche Bezüge der „labour geography“ | 25
2.3 Geographische Forschung zu Gewerkschaften und Leiharbeit – aktueller Stand und Anknüpfungspunkte | 27

3 Konzeptionelle Bezugspunkte: Routinen, organisationale Fähigkeiten und dynamische Fähigkeiten | 33

3.1 Ressourcenverständnis in den Organisationswissenschaften | 33
3.2 Ressourcenorientierter Ansatz als Ausgangspunkt für das Konzept der dynamischen Fähigkeiten | 35
3.3 Hierarchische Ordnung wissensbasierter Ressourcen | 38
3.4 Ressourcenentwicklung mit dynamischen Fähigkeiten | 49
3.5 Kritische Überlegungen zur empirischen Beobachtbarkeit von dynamischen Fähigkeiten | 52
3.6 Zwischenfazit | 53

4 Anwendbarkeit des Konzepts der dynamischen Fähigkeiten auf Gewerkschaften | 55

4.1 Zentrale Charakteristika von Organisationen | 56
4.2 Unternehmen und Gewerkschaften als unterschiedliche Organisationstypen | 56
4.3 Bedeutung dynamischer Fähigkeiten für Unternehmen und Gewerkschaften | 57
4.4 Organisationales Lernen in Unternehmen und Gewerkschaften | 62
4.5 Potenzielle Erkenntnisgewinne der Übertragung des Konzepts der dynamischen Fähigkeiten auf Gewerkschaften | 62
4.6 Zwischenfazit | 63

5 Dynamische Fähigkeiten in multiskalaren und multistandörtlichen Gewerkschaften | 65

5.1 Multiskalare und multistandörtliche Gewerkschaftsorganisation | 67
5.2 Dynamische Fähigkeiten in multiskalaren Gewerkschaften | 69
5.3 Dynamische Fähigkeiten in multistandörtlichen Gewerkschaften | 75
5.4 Multiskalare und multistandörtliche Nutzung dynamischer Fähigkeiten | 80
5.5 Multiskalare und multistandörtliche Krisenreaktionen | 86
5.6 Vorteile der multiskalaren und multistandörtlichen Organisationsstruktur | 87
5.7 Zwischenfazit | 88

6 Forschungsdesign der empirischen Untersuchung | 91

6.1 Mix aus primär qualitativen Forschungsmethoden | 91
6.2 Konkrete Vorgehensweise bei der empirischen Forschung | 98

7 Handlungsdruck der IG Metall bezüglich Leiharbeit vor der Krise 2008/2009 | 113

7.1 Zunahme von Leiharbeitern als prekäre Beschäftigtengruppe mit hohem Bedarf an gewerkschaftlicher Unterstützung | 114
7.2 Negative Auswirkungen der Zunahme von Leiharbeit für die Stammbelegschaften in Entleihbetrieben | 131
7.3 Sukzessive Deregulierung der Leiharbeit | 134
7.4 Notwendigkeit, neue Mitgliederpotenziale in der Leiharbeit zu erschließen | 135
7.5 Zwischenfazit | 140

8 Entwicklung und Implementierung der neuen Ressourcenkonfigurationen mit dynamischen Fähigkeiten
in der IG Metall vor der Krise 2008/2009 | 143

8.1 Spezifische Herausforderungen bei der Mitgliederwerbung und Interessenvertretung von Leiharbeitern | 144
8.2 Entwicklung neuer Ressourcenkonfigurationen mit dynamischen Fähigkeiten | 148
8.3 Implementierung neuer Ressourcenkonfigurationen mit dynamischen Fähigkeiten | 157
8.4 Zwischenfazit | 173

9 Multistandörtliche Unterschiede der Aktivierung der Verwaltungsstellen bezüglich Leiharbeit vor der Krise | 175

9.1 Multistandörtliche Gründe in der Organisation | 177
9.2 Multistandörtliche Gründe im Handlungsumfeld der Organisation | 180
9.3 Beitrag der Verwaltungsstellen-Typen zu dem aktiven Vorgehen bezüglich Leiharbeit | 196
9.4 Zwischenfazit | 202

10 Multistandörtliche Gründe für die späte Aktivierung bzw. geringe Aktivität bezüglich Leiharbeit
einiger Verwaltungsstellen vor der Krise 2008/2009 | 205

10.1 Multistandörtliche Gründe in der Organisation | 207
10.2 Multistandörtliche Gründe im Handlungsumfeld der Organisation | 209
10.3 Zwischenfazit | 212

11 Weiterer Handlungsdruck der IG Metall aufgrund der Krise 2008/2009 | 215

11.1 Leiharbeiter als besonders von der Krise betroffene Beschäftigtengruppe | 216
11.2 Anstieg der Leiharbeit nach dem Ende der Krise 2008/2009 | 219
11.3 Zwischenfazit | 220

12 Multistandörtliche und multiskalare Unterschiede der organisationalen Fähigkeiten und Routinen
vor und in der Krise 2008/2009 | 221

12.1 Organisationale Fähigkeiten | 222
12.2 Politikfelder der aktiven Vorgehensweise bezüglich Leiharbeit | 224
12.3 Organisationale Routinen in den vier Politikfeldern | 227
12.4 Zwischenfazit | 258

13. Gründe für die multistandörtlichen Unterschiede der organisationalen Fähigkeiten und Routinen
vor und in der Krise 2008/2009 | 261

13.1 Einflussfaktoren vor und in der Krise 2008/2009 | 263
13.2 Einflussfaktoren speziell in der Krise 2008/2009 | 279
13.3 Zwischenfazit | 287

14 Abbau der neuen organisationalen Fähigkeiten und Routinen mit dynamischen Fähigkeiten in der Krise 2008/2009? | 291

14.1 Fortsetzung der Nutzung der neuen Ressourcenkonfigurationen in der Krise 2008/2009 | 292
14.2 Weiterentwicklung der neuen Ressourcenkonfigurationen in der Krise 2008/2009 | 292
14.3 Fortsetzung der Nutzung der neuen Ressourcenkonfigurationen nach dem Ende der Krise 2008/2009 | 294
14.4 Weiterentwicklung der neuen Ressourcenkonfigurationen nach dem Ende der Krise 2008/2009? | 297
14.5 Zwischenfazit | 300

15 Ressourcenentwicklung in Gewerkschaftsorganisationen in zeitlich-historischer und räumlich-skalarer Perspektive | 303

Literatur | 317
Anhang 1: Vorgehen des DGB und der DGB-Gewerkschaften bezüglich Leiharbeit (1972 – 2012) | 369
Anhang 2: Verzeichnis der Interviewpartner | 381
Abbildungsverzeichnis | 387
Tabellenverzeichnis | 389
Abkürzungsverzeichnis | 393