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Geschichte betrifft uns

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Historiker-Kontroversen um die deutsche Geschichte: Der Nationalsozialismus

 
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Die Lösung der "Sozialen Frage"

 
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Das Jahr 1918 und die Folgen

 

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Geschichte betrifft uns 03/2008 - Medizin ohne Ethik

Geschichte betrifft uns 03/2008

Medizin ohne Ethik

"Euthanasie", Zwangssterilisation und Menschenversuche im Nationalsozialismus



 
Bergmoser und Höller - Verlagswebsite besuchen
ISSN 0176-943X

2008
34 Seiten, geheftet, 21 x 30 cm
 
15.00 Euro
Für Abonnenten 10,50 Euro
 

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Inhaltsverzeichnis

ZUM INHALT 1

MATERIALIEN 5

Einstiegsmodul: Urteilen 5

M 1.1 Nürnberger Ärzteprozess (9.12.1946-20.8.1947) 5
M 1.2 Eid des Hippokrates - Nürnberger Kodex 6
M 1.3 Maria Lehmann: Deutschland - 1940 7 Grundkurs: NS-Medizin ohne Menschlichkeit

1. Teil "Wissenschaft" von der Rasse 8

M 2.1 Ernst Klee: Eugenik als Vorbote der "Euthanasie" 8
M 2.2 Henry Friedlander: Institutionalisierte Ungleichheit 9
M 2.3 "Wissenschaftliche Forschungen" 10

2. Teil. Zwangssterifisation

M 3.1 Arbeitblatt zu Folie 1 (Propagandaplakat von 1938) 11
M 3.2 Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (14.7.1933) 12
M 3.3 Aufhebung der Sterilisationsentscheidungen (25.8.1998) 12
M 3.4 Zwangssterilisationen in Schleswig-Holstein 13
M 3.5 Gisela Bock: Sonderrecht, "Sonderbehandlung" 13

3. Teil: "Euthanasie" 14

M 4.2 Hitlers "Euthanasie"-Ermächtigung 14
M 4.3 Juristen: "illegal erscheinende Arbeit" 14
M 4.4 Bürgermeister: die ,.Kosten der Verpflegung" 15
M 4.5 Predigt: "heilige Gewissensverpflichtungen" 15

4. Teil: Empathie und Urteil 18

M 5.1 Gericht und Arzte: "angeborener Schwachsinn" 18
M 5.2 Götz Aly: "zwei gegensätzliche Arten des Gewissenskonflikts" 19

Aufbaumodul: Menschenversuche in KZs 20

M 6.1 Ernst Klee: "Forscher dürfen alles, was sie wollen" 20
M 6.2 "Versuche, bei denen die Versuchspersonen sterben können" 20
M 6.3 Versuche "mit tödlichem Ausgang"? Mord? 21
M 6.4 "Versuchskaninchen" 22

Erweiterungsmodul: Aufarbeitung 23

M 7.1 Stefanie Endlich: Das "Denkmal der grauen Busse" 23
M 7.2 Medizinisches Selbstverständnis der Angeklagten in Nürnberg 23
M 7.3 Bund der "Euthanasie"-Geschädigten und Zwangssterilisierten 24

Folien

M 3.1 Propagandaplakat (1938) Folie 1
M 4.1 Denkmal für "Euthanasie"-Opfer (2003) Folie 2

Klausurvorschlag
Alfred Döblin: Die Fahrt ins Blaue 25

UNTERRICHTSVERLAUF 26

LITERATUR 3. Umschlagseite

Verlagstext

"Geschichte betrifft uns" bietet Planungsmaterial für einen modernen und interessanten Geschichtsunterricht in der Sek. II unter Berücksichtigung der Klassen 9 und 10. Jede Ausgabe enthält: eine Einführung ins Thema, kopierfertige Vorlagen der Texte, Übersichten, Schaubilder, Karikaturen und Fotos, Vorschläge für den Unterrichtsverlauf, Tafelbilder und einen Klausurvorschlag. In jeder Mappe finden Sie außerdem zwei farbige OH-Folien.

Leseprobe

Martin Jander

Medizin ohne Ethik
"Euthanasie", Zwangssterilisation und Menschen­versuche im Nationalsozialismus

Die Beschäftigung mit Medizinverbre­chen im Nationalsozialismus ist bis heute eine tief bestürzende und nur schwer erträgliche Aufgabe. So sehr unser analytischer Verstand die De­tails dieser Verbrechen durch Zuord­nung in größere Kontexte ordnen und ihre Schrecken dadurch zu bannen versucht, verstört doch die zutage tretende Inhumanität jeden, der sich damit beschäftigt, nachhaltig.
In der Regel ist heute die erste Assozi­ation beim Thema "Medizinverbre­chen im Nationalsozialismus" der von den Nationalsozialisten aus Gründen der Verschleierung "Euthanasie" ge­nannte Massenmord an Kranken. Pflegebedürftigen und Behinderten. Auch wir haben als Titelbild dieses Heftes das neue Denkmal für die Op­fer der "Euthanasie"-Morde in Berlin gewählt. Die anderen Verbrechen der NS-Mediziner sind häufig viel weniger bekannt.
Bis in die 80er-Jahre hinein führte das Thema "Euthanasie" im Rahmen der Beschäftigung mit dem Nationalsozi­alismus eher ein Schattendasein. Erst die Veröffentlichungen des Histori­kers Ernst Klee und eine Medizinerge­neration, die nach 1968 die Univer­sitäten verlassen hatte, zwangen Wissenschaft, Ausbilder und medizi­nische Institutionen - und damit auch eine breitere Öffentlichkeit - zur Aus­einandersetzung mit den Verbrechen. Bis das Thema Zwangssterilisationen und Menschenversuche in den Kon­zentrationslagern die Erinnerungskul­tur in der Bundesrepublik erreichte, dauerte es indes erneut Jahre. Bis heute scheint es, als stünden die „Eu­thanasie" genannten Massenmorde als Synonym für die Verbrechen von Medizinern im Nationalsozialismus. Nachdem die für dieses Heft ausge­wählten Materialien zusammengetra­gen waren, haben Autor, Herausgebe­rin und Verlag einen Moment gezö­gert, ob wir das Heft wirklich produ­zieren sollen. Manche der Details sind so furchtbar, dass keine Leserin und kein Leser von ihnen unberührt blei­ben kann.
Nachdem allerdings bereits Alexan­der Mitscherlich und Fred Mielke bei ihrer ersten Dokumentation zum Ärz­teprozess in Nürnberg ("Medizin ohne Menschlichkeit") vor eben diesem Problem standen und es zugunsten der ausgewählten Dokumentation ge­löst haben, entschlossen wir uns, die­ses Verfahren hier ebenfalls zu wäh­len. "Bewältigung der Schuld kann nichts anderes heißen, als der Wahr­heit ins Auge zu sehen; Anerkennung dessen, was war, ohne Feilschen", schrieb Mitscherlich im Februar 1960 in die Einleitung der Dokumentation (siehe Literaturübersicht auf der 3. Umschlagseite).
Allerdings haben wir auf eine Häu­fung detaillierter Mordberichte ver­zichtet. Sie fördern unserer Auffas­sung nach weder Erkenntnis noch Empathie mit den Opfern.

Zivilisationsbruch

In der Mitte der 1980er-Jahre regte der Historiker Martin Broszat eine Dis­kussion über die, seiner Auffassung nach, notwendige "Historisierung" des Nationalsozialismus und seiner Ver­brechen an. Seit dieser Zeit sind die Auffassungen unter deutschen Histo­rikern geteilt.
Wir haben uns mit dieser Ausgabe von "Geschichte betrifft uns" dem Verlangen nach Historisierung nicht angeschlossen. Es scheint uns nicht möglich, die Geschichte des National­sozialismus oder einige Teile davon zu erzählen, ohne im gleichen Atemzug ihre Bedeutung für die heutige Gesell­schaft zu thematisieren. Zwar sterben die Zeitzeugen inzwischen aus und rein zeitlich gesehen sind die Verbre­chen immer weiter von uns entfernt. Die Erfahrung jedoch, dass eine gan­ze Gesellschaft vom Lokomotivführer bis zum Oberarzt beginnt, das über lange Perioden der Entwicklung unse­rer Zivilisation erworbene Tötungs­verbot über Bord zu werfen, lässt eine eher distanzierende und ohne erkenn­bares Engagement vorgetragene Dar­stellung nicht zu. Zwangssterilisation, "Euthanasie" und Menschenexperi­mente zeigen deutlich, wie gerecht­fertigt die Kennzeichnung des Natio­nalsozialismus als "Zivilisationsbruch" (Norbert Elias) ist.
Wir haben uns deshalb in dieser Aus­gabe von "Geschichte betrifft uns" eher an eine Maxime von Hannah Arendt gehalten, die sie in einer Rede über Lessing 1960 ("Von der Mensch­lichkeit in finsteren Zeiten") formulier­te: "Sofern es überhaupt ein ,Bewälti­gen' der Vergangenheit gibt, besteht es in dem Nacherzählen dessen, was sich ereignet hat; aber auch dieses Nacherzählen, das Geschichte formt, löst keine Probleme und beschwich­tigt kein Leiden, es bewältigt nichts endgültig. Vielmehr regt es, solange der Sinn des Geschehens lebendig bleibt - und dies kann durch sehr lan­ge Zeiträume der Fall sein -, zu immer wiederholendem Erzählen an."
[...]