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Geschichte Italiens Von der Spätantike bis zur Gegenwart
Geschichte Italiens
Von der Spätantike bis zur Gegenwart




Volker Reinhardt

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406502842 (ISBN: 3-406-50284-9)
350 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, 2003

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Erst 1861 wird Italien zum Einheitsstaat. Vorausgegangen waren mehr als 13 Jahrhunderte kleinräumiger Herrschaftsbildungen. In ihnen entfaltete sich eine Kultur von einzigartiger Vielfalt und Ausstrahlung. Dieses Buch erzählt und erklärt die Geschichte und die Entwicklung der Staaten und Herrschaftsformen zwischen Alpen und Ätna, beschreibt die Lebenswelten der Eliten und der kleinen Leute, würdigt Herrscher und bedeutende Persönlichkeiten und arbeitet dabei verständlich und fesselnd die historischen Leitlinien der in Italien bis heute besonders lebendigen Vergangenheit heraus.



Die Geschichte Italiens ist jung. Dreizehn Jahrhunderte lang bestanden in dem geographischen Raum, der sich heute «Italien» nennt, verschiedene Staats- und Herrschaftsformen. Auch was die Lebensstile, die Wirtschaftsformen und die Existenzbedingungen betrifft, war das Gebiet zwischen Alpen und Ätna nie eine Einheit. Vor allem die Unterschiede zwischen Nord und Süd sind mehr als ein Jahrtausend alt. Erst 1861 schlössen sich die Regionen zum Königreich Italien zusammen. 1946 wurde es Republik. Bis heute ist der Nationalstaat im Land umstritten.

Dieses Buch erzählt auf dem neue-sten Forschungsstand fundiert und fesselnd die Geschichte des Landes über anderthalb Jahrtausende. Es erklärt die vielfältige Staatenwelt und deren Entwicklung im Verlauf der Jahrhunderte, zeichnet die Klein-räumigkeit der Loyalitäten und der Herrschaftsbildungen nach, würdigt Herrscher und bedeutende Persönlichkeiten und macht in besonderer Weise die einzigartige und innovative Kultur des Landes lebendig, die Italien ein halbes Jahrtausend lang zu einem Begriff in Europa werden ließ.

Die hier vorgelegte Gesamtdarstellung, die einen geschlossenen Überblick über die historische Entwicklung des Landes vom Ausgang der Spätantike bis zur Gegenwart bietet, zieht zudem Verbindungslinien zwischen Vergangenheit und Gegenwart und macht so das unverwechselbare Nationalbewußtsein und die gegenwärtige Befindlichkeit Italiens verständlich.



Volker Reinhardt ist Professor für Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg/Schweiz. Sein besonderes Interesse gilt der italienischen Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte. Im Verlag C.H.Beck erschienen u.a.
Rezension
Man spürt dem Verfasser bei der Lektüre die Begeisterung für die Renaissance ab, in der er zu Recht die größte Kulturblüte Italiens erblickt (vgl. Kap. 4). Aber erst 1861 bildet sich das heutige Italien als Nationalstaat heraus und diese Uneinheitlichkeit durchzieht den Staat bis heute, z.B. im Riß zwischen Nord und Süd. Die Jahrhunderte zuvor haben Epochen größter kultureller Blüte wie die Renaissance hervorgebracht, die bis heute die europäische Kulturgeschichte maßgeblich mit bestimmen. Venedig war Adelsrepublik, Neapel eine Monarchie, Mailand eine Einzelherrschaft. Es gab den Kirchenstaat, die verschiedenen Signorien. Dieses Buch schildert und erklärt nicht nur umfassend die Geschichte und Kulturgeschichte dieses Landes vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Es zeigt überdies, wie die Kleinräumigkeit, die historische Vielfalt der Staats- und Verfassungsformen und der weit in die Vergangenheit zurückreichende Riß zwischen Nord und Süd das nationale Bewußtsein Italiens bis heute bestimmen.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Von Theoderich bis Berlusconi - das Standardwerk zur Geschichte Italiens

Erst 1861 wird Italien zum Einheitsstaat. Vorausgegangen waren mehr als 13 Jahrhunderte kleinräumiger Hegemonien – und Epochen großer kultureller Blüte. Dieses Buch erzählt und erklärt die Geschichte und die Entwicklung der verschiedenen Staaten und Herrschaftsformen zwischen Alpen und Ätna, beschreibt die Lebenswelten der Eliten und der kleinen Leute und arbeitet dabei verständlich und fesselnd die historischen Leitlinien der in Italien bis heute besonders lebendigen Vergangenheit heraus.
Dieses Buch erzählt fundiert und fesselnd die Geschichte Italiens über anderthalb Jahrtausende. Es erklärt die vielfältige Staatenwelt und deren Schicksale im Verlauf der Jahrhunderte, zeichnet die Kleinräumigkeit der Loyalitäten und die besondere Form des Patriotismus nach, würdigt Herrscher und bedeutende Persönlichkeiten und läßt in besonderer Weise die einzigartige und innovative Kultur des Landes lebendig werden, die Italien ein halbes Jahrtausend lang zu einem Begriff in Europa machte.
Die hier vorgelegte Gesamtdarstellung, die auf dem neuesten Forschungsstand einen geschlossenen Überblick über die historische Entwicklung des Landes vom Ausgang der Spätantike bis zur Gegenwart bietet, zieht zudem Verbindungslinien zwischen Vergangenheit und Gegenwart und macht so das besondere Nationalbewußtsein und die gegenwärtige Befindlichkeit Italiens verständlich.

Volker Reinhardt ist Professor für Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg/ Schweiz. Sein besonderes Interesse gilt der italienischen Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte. Im Verlag C.H.Beck erschienen u.a. "Rom. Ein illustrierter Führer durch die Geschichte" (1999) sowie "Die Renaissance in Italien" (2002).

Pressestimmen:

"Besonders informativ sind die Kapitel über die Renaissance mit ihrem relativ modernen, aber fragilen Staatensystem, mit den neuen Fürstenhöfen und ihren Herrschaftsinszenierungen, über die folgende spanische Hegemonie und die Gegenreformation samt der Ambivalenz von Inquisition und Gedankenfreiheit, von Realismus und Skepsis, über die allmähliche wirtschaftliche und politische Regression, welche im päpstlichen Rom durch barocken Glanz überspielt wurde, schließlich über das 18. Jahrhundert, als die intellektuellen Eliten die eigene Rückständigkeit entdeckten und nach Reformen strebten, die schließlich die Rückkehr ins moderne Europa eingeleitet haben."
Rudolf Lill, DAMALS, 12/2003

"Vom Lehenswesen zur spätmittelalterlichen Kommune, von vielgestaltiger Mehrstaatlichkeit zu den "Fremdherrschaften" (die Anführungsstriche stammen von Reinhardt, der den Begriff mit Recht als nachträglich nationale Disqualifizierung versteht) und schliesslich zu einem Staatenwesen, das zu einer fraglos übergreifenden Stabilität immer noch unterwegs ist: Diesen Entwicklungen so nachzugehen, dass sie nicht als permanente Verwicklungen, sondern als nachvollziehbare Prozesse erscheinen, ist nur durch die Reduktion auf das jeweils innere Spiel der gesellschaftlich-wirtschaftlichen und mentalen Kräfte möglich. Und dank strenger Konzentration auf den historischen Knochenbau der italienischen Politik gelingt es Reinhardt auch, die Kontinuitäten herauszuarbeiten, die sonst im Wirbel der Neuauflagen verschwinden könnten.
Hanno Helbing, Neue Zürcher Zeitung, 2. Juli 2003

"... wie können spätrömische und Völkerwanderungsgeschichte, fränkische Geschichte, Papstgeschichte und Reichsgeschichte, die Geschichte der mächtigen Stadtrepubliken, später die Geschichte der europäischen Großmächte, die Nationalbewegung, das liberale System, Faschismus und Antifaschismus, die beiden Weltkriege, die italienische Nachkriegsrepublik und ihr Zerfall in ein nicht allzu voluminöses Gefäß gepresst werden, das die Aufschrift 'Italienische Geschichte' trägt? Es geht, wenn ein nüchtern-scharfer Geist wie Volker Reinhardt, der zu den besten Italienkennern der deutschsprachigen Historikerzunft gehört, sich jegliches Schwelgen in der historischen Anschauung verbietet. (...)
Volker Reinhardt (...) schärft den Blick für das Geschehen der Gegenwart."
Eckhard Fuhr, Die Welt, 5. Juli 2003

"Dem Autor kann uneingeschränkt konzediert werden, ein gut und spannend geschriebenes Buch vorgelegt zu haben. Die Ausführungen über das Zeit und Raum übergreifende, oft humane, manchmal aber allzu menschliche, mitunter ins Kriminelle abgleitende Klientelgefüge von Italiens Gesellschaft und Staat überzeugen den Leser, zumal der Autor es vermeidet, in den gestelzten Jargon mancher Sozialhistoriker zu verfallen."
Heinz Thoma, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Juni 2003

"Die eineinhalbtausendjährige Geschichte Italiens zwischen Buchdeckel zu quetschen, ist nicht leicht. Dem Freiburger Historiker Volker Reinhardt gelingt der Versuch."
Bernd Roeck, Tagesanzeiger, 22. April 2003

"Volker Reinhardt ist ein exzellenter Kenner der Italiener, ihrer Geschichte und Kultur.
Reinhardt schafft es überzeugend, die Komplexität dieser gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen in gewandter Verschränkung von Bericht und Interpretation vorzuführen. Der weitgehende Verzicht auf das übliche Nach- und Nebeneinander des Faktischen bedingt eine essayistische Durchformung, die das Buch zu einer durchweg flüssigen, doch auch anspruchsvollen Lektüre macht. Hervorzuheben bleibt schließlich, dass es eine glänzende, klug differenzierende Darstellung des italienischen Faschismus enthält, die dem deutschen Leser aufschlussreiche Vergleiche zum Nationalsozialismus nahe legt."
Reinhard Lebe, Die Zeit, März 2003
Inhaltsverzeichnis
Zur Einführung 9

I. Reichsgewalt und Regionalisierung — 500 bis 1050 13

Goten und Langobarden 13
Franken, Araber, Ottonen und die Ausbildung von Territorialherrschaften 22

II. Kommunen, Kaiser, Kommerz und Krisen 1050 bis 1300 33

Zeichen des Wandels 33
Kirchenreform und neue politische Kräfte 37
Kampf der Universalgewalten, Triumph und Krise der Kommunen 43
Die absolute Monarchie des Südens? Mythen und Fakten 50
Konsens, Konflikt, Kapitulation? Die Städte und ihre Eliten 57

III. Bankrotte, Epidemien und politische Flurbereinigung 1300 bis 1430 69

Katastrophen und Konsolidierungen 69
Niedergang der Universalgewalten und territoriale Arrondierung 75
Die republikanische Immaculata: Venedig und die Schließung des Großen Rates> 82

IV. Kulturblüte und neue Hegemonien - 1430 bis 1560 86

«Renaissance»: Umrisse einer umstrittenen Epoche 86
Schwierige Ausbalancierungen: Staaten und Allianzen bis 1455 89
Von der splendid isolation zur Fax Hispanica: Staaten und Mächte 1455 bis 1560 96
Höfe und Herrschaftsinszenierungen 102
Verklärte Aufsteiger: Zelebrierte und demaskierte Macht im Florenz der Medici 111

V Rechtgläubigkeitsregeln, Versorgungsengpässe und innere Stabilität- 1560 bis 1700 116

Inquisition und Gedankenfreiheit im Konfessionellen Zeitalter 116
Der Fall der Fälle: Galilei und die Inquisition 1616 bis 1633 124
Staatenwelt und Konjunktur 130
Meereswellen und gefährliche Fahrt: Rom und sein Hof 141

VI. Die Entdeckung der Rückständigkeit und das Streben nach Reformen — 1700 bis 1796 149
Das Jahrhundert: Mythen und Fakten 149
Geist und Macht: Intellektuelle, Gesellschaft und Staat 154
Zweite Staatsgründung: Savoyen-Piemont-Sardinien unter Vittorio Arnedeo II. 161
Aufgeklärte Radikalreformen: Florenz und Mailand unter habsburgischer Herrschaft 166

VII. Erzwungene Modernisierung und der Weg zum Nationalstaat - 1796 bis 1861 172

Das «Risorgimento»: eine Epoche? 172
Die importierte Revolution 175
Republik und Gegenrevolution am Vesuv 180
Das napoleonische Italien 185
Erlösung durch die Nation: das romantische Risorgimento 191
Die Restauration und ihre Störungen 195
Wege und Ziele: Theorien der nationalen Befreiung und des nationalen Staats 200
Die letzte Revolution und der piemontesische Weg zur Einheit 205

VIII. Konfliktträchtige Entwicklung und die Katastrophe des Krieges - 1861 bis 1922 218

Ansichten eines unvollständigen Einheitsstaats 218
Ausgebliebene Revolutionen: Eliten, Hierarchien und Behörden 224
Bürgerkrieg und territoriale Abrundung 228
Mühsame Modernisierung 232
Das System Giolitti oder die Kunst des Kompromisses 242
Der Krieg und die Folgen 248
Selbstaufgabe eines Systems? 255

IX. Der Weg in die Diktatur: das faschistische Italien 1922 bis 1945 263

Der Faschismus und Mussolini 263
Das ungeklärte Biennium 270
Die Errichtung der faschistischen Herrschaft 272
Der äthiopische Krieg und die Radikalisierung des Regimes 281
Krieg: außen und innen 285

X. Die etwas andere Republik — 1946 bis heute 293

Neue Ordnung, alte Strukturen: Institutionen und Entwicklungen 293
Wandel auf italienisch 300
Ende der ersten, Anfang der zweiten Republik? 305

Anhang

Literatur 319
Personenregister 335
Ortsregister 346


Leseprobe Volker Reinhardt: Geschichte Italiens
ZUR EINFÜHRUNG

Einen italienischen Nationalstaat gibt es seit 1861. Die Bestrebungen, einen solchen zu schaffen, gehen kaum vor 1800 zurück. Dreizehn Jahrhunderte lang bestanden in dem geographischen Raum, der sich heute «Italien» nennt, verschiedene Staaten mit unterschiedlichen Einrichtungen. Auch was den Lebensstil der Führungsschichten, die Bewirtschaftungsformen von Grund und Boden und damit die Existenzbedingungen der kleinen Leute betrifft, war das Gebiet zwischen Alpen und Ätna nie eine Einheit. Vor allem die Differenz zwischen Nord und Süd ist ein Jahrtausend alt. Dementsprechend hat man seit jeher versucht, diese bis heute beklagte oder bewunderte - speziell die Distanz und Skepsis zum Staat, die südlich von Rom in weiten Kreisen vorzuherrschen scheint - als Folge einer unterschiedlich verlaufenden Geschichte zu erklären. Hat der Mezzogiorno, das , seine Mächtigen nicht nahezu ununterbrochen als fremde Eroberer und Ausbeuter erlebt? Und ist nicht die Kommune, im Italienischen «il comune», wörtlich: das Gemeinsame, die vom späten 11. Jahrhundert an ihre Bürger Bürgersinn lehrte, in der Mitte des Stiefels steckengeblieben?

Mit ihrem Fehlen hat man seit den 1950er Jahren allen Ernstes die unsichtbare, aber für viele fühlbare Grenze zwischen dem städtischen, , der Moderne ergebenen Norden und dem ländlichen, urtümlichen, eruptiven, der Vergangenheit zugewandten, archaischen Süden erklären zu können geglaubt - und sie folglich im Grenzgebiet zwischen Toskana und Latium lokalisiert. In einer Schlüsselszene von Giuseppe Tomasis di Lampedusa 1958 veröffentlichtem Roman , die kurz nach dem Anschluß Siziliens an den gerade geschaffenen italienischen Nationalstaat spielt, versucht der titelgebende , der Fürst von Salina, das in Worte zu fassen, was den Süden zu einer eigenen Welt macht, und zwar unabänderlich, für immer: Altersmüdigkeit, aus Jahrtausenden wechselvoller und doch immer gleicher Geschichte erwachsene Apathie und die daraus gewonnene Erkenntnis, daß sich der Mensch nie ändert.

S. 9; Copyright Verlag C.H.Beck oHG

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