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Gesammelte Erzählungen
Gesammelte Erzählungen




Leo Tolstoi

Diogenes Verlag
EAN: 9783257213638 (ISBN: 3-257-21363-8)
3232 Seiten, paperback, 16 x 18cm, November, 2006

EUR 69,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Die erzählerische Macht dieses Werks ist ohnegleichen."

Thomas Mann



"Die beste Tolstoi-Ausgabe des gegenwärtigen Taschenbuchmarktes."

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Rezension
Russische Literatur fristet an deutschen Schulen noch immer ein Schattendasein. Dabei zählt Leo Tolstoi (1828-1910) doch zu den meist gelesensten Autoren der Weltliteratur. Neben seinen Meisterwerken „Krieg und Frieden“(1864/1869) und „Anna Karenina“(1873/1876) erlangte der russische Schriftsteller Weltruhm durch seine Erzählungen. Dem „Diogenes Verlag“ kommt das Verdienst zu, im Jahre 2006 die „Gesammelten Erzählungen“ Tolstois in einer schönen Kassette mit sechs Bänden wieder vorgelegt zu haben. Die auch als Einzelausgaben erschienenen Bücher belegen die Vielfalt und den künstlerischen Rang von Tolstois Prosawerk.
So findet man dort u.a. Frühwerke wie den „Sewastopol“-Zyklus (1855) oder die autobiographische Novelle „Die Kosaken“(1862), in der Tolstoi inspiriert von Jean-Jacques Rousseaus Sozialphilosophie seine Kritik am Moskauer Gesellschaftsleben vorträgt. Immer wieder stellt Tolstoi in seinen Erzählungen zum Beispiel in „Eine Idylle“ (vor 1862) dem sittlich verwahrlosten Stadtleben das idyllische Landleben gegenüber. Stärker pädagogisch belehrend, geradezu mit erhobenen Zeigefinger geschrieben, wirken die unter dem Titel „Herr und Knecht“ erschienenen „Volkserzählungen“, wozu zum Beispiel auch die Erzählung „Läßt du das Feuer brennen, du löschst es nimmer aus“(1885) zählt. In der moralisierenden Schrift hält Tolstoi ein Plädoyer auf den christlichen Grundsatz der Nächstenliebe: “Gib man dir eine Backpfeife, dann biete auch noch die andere Backe dar: bitte schön, schlag zu, wenn ich es verdient habe.“ Tolstois Bekenntnis zu den Grundwerten des Christentums zeigt sich daran, dass er als Motto seiner Erzählungen oft eine Bibelstelle wählt.
Aufschluss über das Leben Tolstois geben die in einem Band vereinten autobiographischen Texte und Fragmente „Kindheit“, „Knabenjahre“, „Jugendzeit“ und „Erinnerungen“. Diese Schriften liefern nicht nur einen hervorragenden Einblick in die Sozialisation Tolstois, sondern Tolstoi, der auch eine Schule für Bauern gründete, zeichnet zugleich ein lebendiges, realistisches Bild des russischen Bildungswesens im 19. Jahrhundert. Einflüsse der pessimistischen Weltsicht Arthur Schopenhauers zeigen Tolstois bekanntes Psychogramm der Ehe „Die Kreutzersonate“(1890) sowie die Erzählung „Der Tod des Iwan Iljitsch“(1884-1886), in das schwierige Thema „Tod“ literarisch aufgearbeitet wird. Erwähnenswert ist auch die Erzählung „Der Leinwandmesser“(1861), die aus der Perspektive eines Pferdes erzählt wird.
Das erzählerische Werk des von Thomas Mann und Stefan Zweig hochgeschätzten Gesellschaftskritikers und Kriegsgegners Tolstoi verdient, so mögen diese Beispiele belegen, im Schulunterricht mehr Aufmerksamkeit. Seine Erzählungen sowie Ausschnitte aus ihnen können m.E. nicht nur im Literaturkurs oder im Russischunterricht herangezogen werden, sondern auch im Pädagogik-, Religions-, Ethik- oder Philosophieunterricht Unterrichtsgegenstand sein. Jedem Freunde russischer Literatur können die 2006 in zweiter Auflage erschienenen „Gesammelten Erzählungen“ des großen Realisten Tolstois in der vom „Diogenes Verlag“ vorliegenden Kassette nur zur Lektüre empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Die erzählerische Macht dieses Werks ist ohnegleichen, jede Berührung damit, noch dort, wo er Kunst gar nicht mehr wollte, sie schmähte und verschmähte und nur gewohnheitsmäßig sich ihrer als Mittel zur Erteilung zweifelhafter und gedrückter moralischer Lehren bediente, führt dem Talent, das zu empfangen weiß (aber ein anderes gibt es nicht) Ströme von Kraft und Erfrischung, von bildnerischer Urlust und Gesundheit zu … Aber wie er selbst, ein Antäus, bei jeder Berührung mit der mütterlichen Erde als Künstler zum Herrlichsten erstarkte, so ist sein gewaltig selbstverständliches Schöpfertum uns Erde und Natur, eine andere Erscheinung dieser selbst, und ihn wieder lesen, die tierische Schärfe dieses Blicks, die einfache Wucht dieses Bildnergriffs, die von keiner Mystik getrübte, vollkommen durchsichtige Rationalität dieses plastischen Schriftstellertums, das abermals so sehr an Goethe erinnert, wieder auf sich wirken lassen, heißt heimfinden aus jeder Gefahr der Verkünstelung und kränklichen Spielerei zu Ursprünglichkeit udn Gesundheit, zu dem, was in uns selbst gesund und ursprünglich ist.«
Thomas Mann


Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis


Kindheit, Knabenjahre, Jugendzeit
An die Leser 7
Kindheit 11
Knabenjahre 141
Jugendzeit 241
Erinnerungen: Erste Erinnerungen 445
Kindheitserinnerungen 451

Die Kosaken
Der Überfall. Erzählung eines Kriegsfreiwilligen 7
Die Kosaken. Eine Geschichte aus dem Kaukasus 47
Aufzeichnungen eines Markörs 265
Beim Holzfällen. Erzählung eines Fähnrichs 290
Sewastopol im Dezember 1854 341
Sewastopol im Mai 1855 361
Sewastopol im August 1855 413
Eine Begegnung an der Front mit einem Moskauer Bekannten. Aus den kaukasischen Aufzeichnungen des Fürsten Nechliudow 501

Der Schneesturm
Der Schneesturm 7
Zwei Husaren 48
Der Morgen eines Gutsbesitzers. Bruchstück aus dem unvollendeten Roman "Ein russischer Gutsbesitzer" 129
Luzern. Aus den Aufzeichnungen des Fürsten D. Nechliudow 198
Albert 230
Nachtrag zu "Albert" 265
Drei Tode 272
Familienunglück 290
Polikuschka 396
Eine Idylle. Aus dem Landleben 473
Tichon und Malanja. Erzählung aus dem Landleben 506

Die Kreutzersonate
Der Leinwandmesser. Die Geschichte eines Pferdes 7
Die Dekabristen. Bruchstücke eines geplanten Romans 63
Zwei spätere Fassungen des ersten Kapitels 111
Aufzeichnungen eines Irrsinnigen. Fragment 139
Der Tod des Iwan Iljitsch 158
Der Teufel 233
Die Geschichte des Bienenstocks mit dem Rindendeckel 299
Die Kreutzersonate 306
Aufzeichnungen einer Mutter. Fragment 417
Über das Gericht. Fragment 434
Der junge Zar 439
Vater Sergius 456
Wer har recht ? Bruchstücke eines nicht veröffentlichten, unbeendigten Werkes 517
Nach dem Balle 541

Hadschi Murat
Hadschi Murat 7
Der gefälschte Coupon 182
Alioscha, der Topf 274
Das Göttliche und das Menschliche 282
Wofür ? Erzählung aus der Zeit der polnischen Aufstände 333
Vater Wasilij. Fragment 367
Nachgelassene Aufzeichnungen des Mönchs Feodor Kusmitsch 377
Was ich im Traume sah 408
Wer sind die Mörder? 425
Kinderweisheit 449
Der Mönchspriester Isidor. Fragment 492
Es gibt keine Schuldigen I 497
Es gibt keine Schuldigen II 528
Gespräch mit einem Fremden 545
Der Bauer und Fremde. Eine Zwiesprache 548
Lieder im Dorfe 559
Drei Tage im Dorfe 559
Chodynka 605
Aus Versehen 617
Eine Erzählung für Kinder 623

Herr und Knecht
Herr und Knecht 7
Der Gefangene im Kaukasus 73
Zwei Reisegefährten. Fragment 107
Lösche das Feuer, solange es glimmt 111
Die beiden Alten 131
Die drei Einsiedler. Ein Volksmärchen von der Wolga 159
Iljas 169
Von kleinen Mädchen, die klüger sind als die Alten 175
Wie das Teufelchen die Brotschnitte verdiente 179
Der Taufsohn 185
Das Märchen von Iwan dem Dummkopf 207
Das Korn, das so groß war wie ein Hühnerei 243
Wieviel Erde braucht der Mensch? 247
Der Knecht Jemeljan und die leere Trommel 267
Gespräch müßiger Menschen 279
Wandelt im Licht, dieweil ihr das Licht habr. Erzählung aus der Zeit der ersten Christen 285
Vierzig Jahre. Kleinrussische Legende 351
König Assarhaddon von Assyrien. Ein Märchen 359
Arbeit, Tod und Krankheit. Eine Legende 367
Drei Fragen. Ein Märchen 371
Kornej Wasiljew 377
Die Beeren 401
Das Gebet 417