lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
"Für alle Fälle ..."
Arbeit mit Fallgeschichten in der Pflegeethik




Arbeitsgruppe "Pflege u Ethik" d. Akademie f. Ethik in d. Medizin e.V.

Schlütersche Verlag
EAN: 9783899934182 (ISBN: 3-89993-418-0)
231 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, 2005

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wer in der Pflege die Augen aufmacht, wird ganz schnell ethisch relevante Situationen entdecken:



Da gibt eine Altenpflegehelferin einer aggressiven Bewohnerin einen Klaps. Da reicht in der ambulanten Pflege die Zeit für die Patienten nicht aus. Da findet in der Klinik eine Organentnahme statt und im OP-Saal wird gewitzelt. Da beschimpfen sich Arzt und Pflegeperson gegenseitig, statt gemeinsam im Interesse der Pflegebedürftigen zusammenzuarbeiten. Wo bleibt die Würde der Menschen? Wo bleibt die Ethik?



Doch vor allem: Wie können Lehrkräfte und Dozentinnen das Fach »Ethik im Gesundheitswesen« so unterrichten, dass es praxisnah und hilfreich für ihre Schüler und Studenten wird?



Diese Frage beantwortet die Arbeitsgruppe »Pflege und Ethik« in ihrem Arbeitsbuch für den Ethikunterricht. Im ersten Teil werden 20 Fallgeschichten vorgestellt: selbst erlebte Fälle, fiktive Fälle, Beispiele aus der (Fach-)Literatur oder so genannte »klassische Fälle« wie der Kemptener Fall.



Die Arbeitsgruppe entwickelte eine Matrix, anhand derer die Fallgeschichten für den Unterricht aufbereitet wurden. Diese Matrix enthält Angaben über die Art der Geschichte, den ethischen Problemgegenstand, die didaktische Verwendbarkeit, die Zielgruppen und Hinweise zur Bearbeitung. Im zweiten Teil wird die Fallsammlung durch theoretische Fachbeiträge (Didaktik, Möglichkeiten der Fallbesprechung, Auswahl von Fallbeispielen, Moderation der Diskussion) ergänzt.



Fallgeschichten werden in Zukunft von größerer Bedeutung für den Unterricht und auch in Prüfungen werden. Dieses Arbeitsbuch leistet einen entscheidenden Beitrag zum praxisnahen und didaktischen Umgang mit Fallgeschichten.



Die Autoren



Die Mitglieder der Arbeitsgruppe »Pflege und Ethik« der Akademie für Ethik in der Medizin e.V., Göttingen sind Pflegepraktikerinnen, Pflegepädagoginnen, Ärzte, Theologen, Philosophinnen, Lehrerinnen und Sozialwissenschaftlerinnen, die meisten mit Mehrfachqualifikation.
Rezension
Im Bereich der Pflege werden Berufstätige immer wieder mit Situationen konfrontiert, der eine ethische Fragestellung zugrunde liegt. Das Pflegepersonal muss sich dann fragen: Wo liegen die Grenzen meines Handelns? Was darf ich und was darf ich nicht? Der Umgang mit solchen ethischen Problemen muss erlernt werden. Dies geschieht in der Ausbildung, aber auch in der Fort- und Weiterbildung. Der vorliegende Band eignet sich hervorragend zu diesem Zweck, bietet er doch eine Vielzahl an konkreten Fallgeschichten aus der Praxis. Neben der Schilderung des Falls folgen eine Einordnung in die Matrix (Art der Geschichte, ethischer Problemgegenstand, didaktische Verwendbarkeit, Zielgruppen, Hinweise zur Bearbeitung) und Hinweise zur Moderationstechnik bei der Bearbeitung des Falls. Der zweite Teil des Buches bietet einige Theoriebeiträge zur theoretischen Fundierung für die dargestellten Fallgeschichten. Sehr zu empfehlen für den Ethikunterricht an Fachschulen!

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung. 12
1. Teil Fallgeschichten . 16
Ingo Nordmann
1 Alltag in einem Krankenzimmer ? 18
2 Oxana. 23
3 Abschied vom Sohn. 27
4 Fehler. 30
5 Explantation. 35
6 PEG-Sonde. 40
7 Tödliche Dosis auf telefonische Anordnung. 46
8 "Bald bist du wieder zu Hause". 51
9 Gesichtstumor. 57
10 Operation in Regionalanästhesie. 63
11 "Ich bin Anästhesiepfleger". 69
12 Protokoll der Abendtour einer Krankenschwester im ambulanten Dienst. 72
13 Begrenzte Intensivressourcen. 83
14 Aufwachen lassen? 89
15 Verletzt im Dienst. 95
16 Der Kemptener Fall. 99
17 Der Klaps. 110
18 Herr Kosting. 114
19 Arbeitseinteilung im Frühdienst. 119
20 Intensivstation: Aus dem Tagebuch einer Ehefrau. 122
2. Teil Methodische und theoretische Reflexionen. 129
Marianne Rabe
1 Strukturierte Falldiskussion anhand eines Reflexionsmodells. 131
1.1 Ziele des Ethikunterrichts an Krankenpflegeschulen. 131
1.2 Falldiskussionen als Methode für den Ethikunterricht. 132
1.3 Bestandsaufnahme existierender Entscheidungsmodelle in der Pflegeethik. 134
1.4 Ein Reflexionsmodell. 137
1.5 Modell für die ethische Reflexion. 138
1.6 Erläuterungen zum Modell. 138
1.6.1 Situationsanalyse. 139
1.6.2 Ethische Reflexion. 140
1.6.3 Ergebnisse. 140
1.7 Moderation mit einem Modell - Grundsätze und Grenzen. 141
1.7.1 Ideen für und Erfahrungen mit der Moderation anhand des Modells. 141
1.7.2 Die Rolle der Moderatorin bei ethischen Falldiskussionen. 143
Friedrich Heubel
2 Ein sokratischer Weg bei der Arbeit mit Falldiskussionen. 145
2.1 Von der Moral zur Ethik und zurück. 145
2.2 Eine sokratische Methode. 147
2.3 Diskussions- und Moderationsregeln. 150
2.4 Wahl der Fallgeschichte und Sozialform. 152
2.5 Präsentation. 153
2.6 Abgrenzung zu anderen Unterrichtsmethoden. 154
Constanze Giese
3 Falldiskussion als Reflexion eigener Praxis. 155
3.1 Einleitung. 155
3.2 Vorüberlegungen. 155
3.2.1 Chancen und Ziele. 156
3.2.2 Risiken und Missverständnisse. 157
3.3 Grundlagen. 160
3.3.1 Beiträge der Diskursethik. 160
3.3.2 Aufgabe und Selbstverständnis der Lehrenden. 162
3.4 Zur Durchführung. 163
3.4.1 Voraussetzungen und Vereinbarungen. 164
3.4.2 Erstellung der Diskussionsgrundlage. 164
3.4.3 Die Diskussion des Falls und die Diskussionsbeobachtung. 165
3.5 Metadiskussion. 166
3.6 Vertiefung der ethischen Problematik. 167
3.7 Schlussbemerkung. 167
Christine Schulze Kruschke, Fred Salomon
4 Die Bedeutung des Perspektivenwechsels in Falldarstellungen. 168
4.1 Einleitung. 168
4.2 Der Fall aus der Sicht des Pflegers. 169
4.3 Der Fall aus der Sicht des Arztes. 170
4.4 Der Fall aus der Sicht der Tochter. 171
4.5 Zusammenfassung. 173
Heien Kohlen
5 Geschichten erzählen - Literatur zur Sensibilisierung für ethische Themen der Heilberufe
Ein Beispiel: "Das Tagebuch der Jane Somers" von Doris Lessing. 175
5.1 Einleitung. 175
5.2 Das Tagebuch der Jane Somers von Doris Lessing als Begleitlektüre. 175
5.2.1 Eine ungewöhnliche Beziehung. 176
5.2.2 Maudie Fowler daheim: Ein "Fall" für die ambulante Pflege? 178
5.2.3 Maudie im Krankenhaus: Sterbebegleitung. 179
5.3 Schlussbetrachtung: "Die Geschichte war schön." 180
Kurt W. Schmidt
6 Bewegende Szenen - Spielfilme als Sensibilisierung für medizinethische Themenfelder
Eine Anleitung zum Selbstversuch. 182
6.1 Einleitung. 182
6.2 Sensibilisierung durch Filmanalyse: Eine Einladung zum Selbstversuch. 182
6.3 Analyse. 185
6.4 Der didaktische Einsatz von Filmen. 187
6.5 Schlussthese: Wovon ich selbst begeistert bin, das wird auch andere begeistern! 188
Fred Salomon
7 Darstellerische Elemente als Zugangsweg zur ethischen Bearbeitung von Fallgeschichten . 189
7.1 Die vorbereitete, gespielte Szene. 189
7.1.1 Vorteile. 190
7.1.2 Nachteile. 190
7.2 Spontanes Rollenspiel mit vorgegebener Ausgangslage. 190
7.2.1 Vorteile. 192
7.2.2 Nachteile. 192
7.3 Das gespielte Ethikkonsil. 193
7.3.1 Vorteile. 194
7.3.2 Nachteile. 194
7.4 Szenisches Spiel. 194
7.5 Das Besondere von darstellerischen Elementen. 195
Irmgard Hofmann
8 Supervision und ethische Fallbesprechung. 196
8.1 Was ist Supervision? 196
8.2 Supervisorische Fallbesprechung. 197
8.3 Ethische Fallbesprechung. 198
8.4 Supervisorische Elemente in der ethischen Fallbesprechung. 200
8.5 Die Rolle der Moderatorin. 201
Theda Rehbock
9 Fälle oder Prinzipien?
- Zur Bedeutung und Kritik ethischer Kasuistik . 202
9.1 Ethik zwischen Theorie und Praxis. 202
9.2 Wiederbelebung der Kasuistik in der Medizinethik. 203
9.3 Kritik ethischer Kasuistik . 206
9.3.1 Mangel an Kritik der herrschenden Moral. 207
9.3.2 Ethische vs rechtliche und medizinische Kasuistik . 207
9.3.3 Ethische Orientierungslosigkeit. 208
9.4 Ethik als kritische Reflexion der Moral. 209
9.4.1 Praktische Orientierung und Notwendigkeit ethischer Theorie. 209
9.4.2 Unaufhebbare Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis. 210
9.4.3 Moralisches Urteilen: Urteilskraft und Autonomie. 211
9.4.4 Übergeordneter Maßstab - höchstes Moralprinzip. 212
9.4.5 Sokratische Methode. 213
9.5 Drei Formen des Situationsbezuges. 214
9.5.1 Grenzsituationen. 215
9.5.2 Normalsituationen. 215
9.5.3 Paradigmatische Situationen. 216
Literatur zum Theorieteil. 220
Mitglieder der Arbeitsgruppe Pflege und Ethik. 227
Register. 230