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Filmästhetik und Vermittlung Zum Ansatz von Alain Bergala: Kontexte, Theorie und Praxis
Filmästhetik und Vermittlung
Zum Ansatz von Alain Bergala: Kontexte, Theorie und Praxis




Bettina Henzler

Reihe: Bremer Schriften zur Filmvermittlung


Schüren Presseverlag
EAN: 9783894727581 (ISBN: 3-89472-758-6)
448 Seiten, paperback, 15 x 22cm, August, 2012, zahlreiche farbige Abbildungen

EUR 38,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieses Buch widmet sich dem filmpädagogischen Ansatz des Filmwissenschaftlers und Autors Alain Bergala. Bergala ist ein prominenter Vertreter der französischen Cinephilie, die eine vielfältige Praxis der Vermittlung von Film als Kunstform hervorgebracht hat.

Bettina Henzler untersucht die von Bergala über 40 Jahre hinweg entwickelten Vermittlungskonzepte in Hinblick auf ihre kulturellen und theoretischen Grundlagen. Sie erschließt Kontexte der französischen Bildungsdiskurse, Cinephilie und Kulturtheorie und analysiert das zugrundeliegende Verhältnis von Ästhetik, Individuum und Gesellschaft.

Wie kann Film vermittelt werden und welche Bedeutung hat die ästhethische Bildung mit Filmen für Individuum und Gesellschaft? Inwiefern ist Geschmacksbildung ein bildungspolitische Notwendigkeit? Welche Rolle spielt das Individuum in ästhetischen Rezeptions-und Vermittlungsprozessen? Welches Filmverständnis liegt dem cinephilenVermittlungsansatz zugrunde? Wie kann Filmvermittlung in der Praxis gestaltet werden? Diese und weitere Fragen erörtert die Autorin vor dem Hintergrund der Soziologie Pierre Bourdieus, der Kulturtheorie von Roland Barthes und der cinephilen Filmtheorie in Folge von André Bazin. Dabei geht es auch um den Zusammenhang zwischen Bergalas Vermittlungsansatz und der von ihm formulierten Ästhetik des filmischen Schaffensprozesses. Die ausführliche Darstellung von Methoden und Medien der Filmvermittlung bietet zudem viefältige Anregungen für die konkrete Vermittlungspraxis.

Filmästhetik und Vermittlung trägt zum Verständnis der cinephilen Filmvermittlung Frankreichs bei, ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung, und ihrer Relevanz für jeden, der sich mit Film als einem ästhetischen Gegenstand und Bildungsmedium auseinandersetzen möchte. Es zeigt Perspektiven einer ästhetischen Filmvermittlung auf, die Wissenschaft, kreative Praxis und Pädagogik miteinander verbindet.
Rezension
Der Film hat sich im 20. und beginnenden 21. Jhdt. längst auch als Teilgebiet der Kunst etabliert. Der hier anzuzeigende Band aus dem cineastischen Marburger Schüren-Verlag wendet sich dabei auf dem Grenzgebiet zwischen Kunstwissenschaften und Kunstpädagogik dem filmpädagogischen Ansatz des französischen Filmwissenschaftlers und Autors Alain Bergala zu, der die Vermittlung von Film als Kunstform vertritt. Die Autorin verdeutlicht die im Hintergrund der Theorie Bergalas stehenden kulturell-politischen (vgl. Kap. 2), biographischen (vgl. Kap.4), pädagogischen (vgl. Kap.6+7), ästhetischen (vgl. Kap. 3+5) und theoretischen Vermittlungskonzeptionen, die unter dem Begriff "Cinephilie" gebündelt werden: Kino ist Kunst. Die Cinephilie hat den Boden für die Etablierung der Filmvermittlung an französischen Schulen bereitet: Seit den 1980er Jahren ist Film hier Abiturfach. Das Buch behandelt die Frage, wie Filmwissen und Filmtheorie mit Überlegungen zu Bildung und Pädagogik verbunden sind: Wie können Filmästhetik und Vermittlung zusammengedacht werden?

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Bettina Henzler, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik der Universität Bremen. Seit 2000 arbeitet sie als Projektleiterin, Referentin und Autorin im Bereich Film und Vermittlung. Gemeinsam mit Winfried Pauleit hat sie Alain Bergalas Essay „Kino als Kunst" (2006) sowie die Sammelbände „Filme sehen, Kino verstehen" (2009) und „Vom Kino lernen" (2010) herausgegeben.
Inhaltsverzeichnis
Dank 8
Einleitung 9

1. Cinephilie und Filmvermittlung 23

1.1 Cinephilie: Bildung im Kino 25
1.1.1 Was ist Cinephilie? 28
1.1.2. Vermittlungstrategien der Zeitschrift Cahiers du cinéma 32
1.2 Die Entwicklung der Filmpädagogik an französischen Schulen 39
1.3 Die filmpädagogischen Publikationen von Alain Bergala im biografischen Kontext 46

2. Filmvermittlung als gesellschaftspolitisches Anliegen 57

2.1 Die Konfrontation mit Alterität als ideologiekritische Strategie 58
2.1.1 Ideologiekritik: Medien und Institutionen 58
2.1.2 Alterität: Kino als Kunst 66
2.1.3 Alterität als philosophische und kulturtheoretische Kategorie 73
2.2 Kunstrezeption im gesellschaftlichen Kontext 78
2.2.1 Geschmack als ästhetische und soziale Kategorie 81
2.2.2 Geschmack als gesellschaftlicher Distinktionsmechanismus 88
2.2.3 Alain Bergalas Geschmacksbegriff zwischen Ästhetik und Soziologie 92
2.3 Geschmacksbildung als kulturelle und politische Bildung 98
2.3.1 Pierre Bourdieus Thesen zum Erwerb kultureller Bildung 98
2.3.2 Kulturelle Bildung an der Schule: Illusion oder Utopie der Chancengleichheit? 103
2.3.3 Kino versus Schule: Cinephilie als Distinktionsstrategie? 109
2.3.4 Geschmacksbildung als politische Bildung 112
2.4 Ausblick: Bildung nach PISA und Bologna 115

3. Ästhetische Erfahrung und Subjektivität 120

3.1 Der Rezeptionsprozess als intersubjektive Beziehung: Roland Barthes’ Lektüre der Fotografie 122
3.2 Filmrezeption als ästhetische Erfahrung: Cinephilie 129

4. Kino und Kindheit 138

4.1 Das psychoanalytische Entwicklungs- und Zuschauermodell 140
4.1.1 Identifikation und Kino 142
4.1.2 Die zwei Körper des Kinozuschauers: Jean Louis Schefers und Roland Barthes’ Gegenentwürfe 148
4.1.3 «Allein das Begehren bildet» 151
4.2 Cinephile Kindheitserinnerungen 156
4.2.1 Autobiografische Konstruktion der Kinokindheit 160
4.2.2 Kinokindheiten: Cet enfant de cinéma 169
4.2.3 Die Begegnung mit Filmen als biografisches Schlüsselerlebnis 181
4.3 Fazit: Bildung durch Alteritätserfahrungen 191

5. Ästhetik 194

5.1 Ästhetik des Realen 195
5.1.1 Zum Verhältnis von Bild und Sprache: Fotografie und Filmstandbild bei Roland Barthes und Alain Bergala 197
5.1.2 Film als Kunst des Realismus: André Bazin und das Moderne Kino 210
5.2 Ästhetik des Schaffensprozesses 219
5.2.1 Der Schaffensprozess zwischen Realität und Subjektivität 221
5.2.2 Die Spuren des Schaffensprozesses im Film 228
5.2.3 Kunstschaffen, Weiblichkeit, Vermittlung: Die Analyse einer Einstellung aus Die Geschichte der Nana S. 233
5.2.4 Prozess statt Produkt 244
5.3 Ästhetik der Alterität 252
5.3.1 Bild und Visuelles: Serge Daneys Ethik des Schauens 253
5.3.2 Kino als Alterität, Kino als Massenmedium 260
5.4 Fazit: Der Widerstand des Kunstwerks und der zweite Blick des Cinephilen 264

6. Vermittlung 267

6.1 Erprobungen in der Praxis 268
6.1.1 Gegen eine Dominanz der Codes 268
6.1.2 Für einen Freiraum der Individualität 272
6.1.3 Charismatische Lehrer und die Liebe zur Kunst 280
6.2 Vermittlung als Dreiecksbeziehung 283
6.2.1 Der passeur: «Meister» oder «unwissender Lehrmeister»? 286
6.2.2 Alterität als pädagogische Herausforderung 294
6.3 Vermittlungsstrategien 301
6.3.1 Auswählen / Zeigen / Anschauen 301
6.3.2 Fragmente in Beziehung setzen 306
6.3.3 Arbeit am Material 311
6.3.4 Filmschaffen 316

7. Medien und Methoden 322

7.1 Pädagogik des Spiels: Diapositivserien 323
7.2 Der Schaffensprozess im Unterricht: Montagevideos 329
7.3 Die Vielstimmigkeit des Materials: Le chemins d’Irène 334
7.4 Die Arbeit an der Einstellung: Le cinéma, une histoire de plans 340
7.4.1 «Ein Stück der Welt und ihre Metapher»: Die Einstellung als Spannungsfeld von Fiktion und Realität 341
7.4.2 Inszenierung eines Wahrnehmungs- und Vermittlungsprozesses 346
7.5 Die DVD als Vermittlungsmedium 350
7.5.1 «Lernen, indem man schaut, und verstehen, indem man vergleicht»: Die DVD Petit à petit, le cinéma 354
7.5.2 Material und Theorie: Die DVD Le point de vue 368
7.6 Motiv- und Figurenanalyse 374
7.6.1. Film als Spiegel der menschlichen Psyche: Jung und unschuldig von Alfred Hitchcock 375
7.6.2 Die Figur des agencement als gesellschaftspolitischer Kommentar: Abbas Kiarostami 379
7.6.3 Die Figur des «Abstands» als Schüssel zum Schaffensprozesses: Taschengeld 382
7.6.4 Die Figur des «Sturzes» als Kommentar zum Bildungsprozess: Moonfleet 385
7.7 Flanieren auf verzweigten Wegen: Filmvermittlung zwischen Subjektivität und Intertextualität 390

Fazit und Ausblick 401

Anhang
I.Fragen zur Kinokindheit in Cet enfant de cinéma 419
II. L’Eden cinéma 420
III. Filme in Le cinéma, une histoire de plans423
IV. Verzeichnis der Vermittlungsmedien 423
V. Literaturverzeichnis 426
VI. Filmverzeichnis 440
VII. Abbildungsnachweise 443