lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Filbinger - eine deutsche Karriere
Filbinger - eine deutsche Karriere




Wolfram Wette (Hrsg.)

zu Klampen! Verlag
EAN: 9783934920743 (ISBN: 3-934920-74-8)
191 Seiten, hardcover, 13 x 19cm, 2006

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein« - so rechtfertigte der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Hans Filbinger, seine verhängnisvolle Tätigkeit als NS-Marinerichter und löste damit einen der größten politischen Skandale in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland aus.

Der Fall Filbinger wurde schon 1978 von vielen Journalisten gut recherchiert. Erst das vorliegende Buch aber gibt eine umfassende, sachliche und kritische Darstellung und Bewertung des Falls Filbinger.
Rezension
Dieser Fall Filbinger eignet sich für den Politik-, Geschichts- wie Ethikunterricht gleichermaßen: Während Menschen wie Dietrich Bonhoeffer ethisch darum gerungen haben (und letztlich dafür ermordet worden sind), ob es verantwortlich sein könne, einen Diktator wie Hitler zu töten und damit sein nationalsozialistisches Terrorregime zu Fall zu bringen, musste man sich noch in den 70er Jahren vom damaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs den dumpfen Satz anhören: »Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein« – so rechtfertigte der CDU-Politiker Hans Filbinger seine verhängnisvolle Tätigkeit als NS-Marinerichter und löste damit einen der größten politischen Skandale der Bundesrepublik Deutschland aus. Nicht das Verhalten im NS-Terrorstaat war mithin das eigentliche Problem, sondern die mangnde Einsicht, das mangelnde Unrechtsbewußtsein, die mangelhafte ethsiche Auseinandersetzung und die typische unzureichende deutsche Nachkriegs-Entnazifizierung. Noch im Jahre 2002 wurde Filbinger zu dessen 90. Geb. ein Bankett auf Staatskosten zuteil ...
Auch Jahrzehnte später haben die Ereignisse des Jahres 1978 noch ihre Auswirkungen. Damals kam es zu einem politischen Aufruhr, der den Rücktritt Filbingers als Ministerpräsident zur Folge hatte. Mit dem Satz »Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein« rechtfertigte Hans Filbinger seine verhängnisvolle Tätigkeit als NS-Marinerichter, der an Todesurteilen beteiligt war, und löste damit einen der größten politischen Skandale in der Geschichte der Bundesrepublik aus. Der Historiker Wolfram Wette gibt nun einen Band mit Beiträgen heraus, die sich mit dem Fall Filbinger befassen.
Es werden Filbingers Tätigkeit als NS-Marinerichter und Karrieren und Selbstrechtfertigungen ehemaliger Wehrmachtjuristen nach 1945 untersucht. Desweiteren wird aufgezeigt, wie juristische Denkfiguren der NS-Zeit noch jahrzehntelang in der Bundesrepublik fortwirkten. Andere Beiträge befassen sich mit dem von Filbinger gegründeten Studienzentrum Weikersheim, das auch als »rechte Kaderschmiede« bezeichnet wird oder mit Filbingers Agieren für das Atomkraftwerk Wyhl.
Das Buch erhebt nicht den Anspruch, eine politische Biographie von Hans Filbinger zu präsentieren. Es zeigt vielmehr Kontinuitätslinien in der Geschichte der deutschen Justiz des 20. Jahrhunderts auf.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein« – so rechtfertigte Hans Filbinger seine verhängnisvolle Tätigkeit als NS-Marinerichter und löste damit einen der größten politischen Skandale der Bundesrepublik Deutschland aus.

Der politische Skandal um Hans Filbinger, den ehemaligen NS-Marinerichter und späteren Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, liegt nun schon länger zurück. Schon die historischen Fakten, die exemplarisch eine Karriere erst im NS-Staat und dann in der Bundesrepublik Deutschland offenbarten, waren empörend genug. Filbingers Versuch einer Selbstverteidigung aber machte aus der Empörung einen handfesten Skandal, der den Ministerpräsidenten schließlich zu Fall bringen sollte.
Obwohl der Fall Filbinger schon 1978 von Journalisten gut recherchiert wurde, gibt es bis heute in Buchform nur parteipolitisch motivierte Apologien, aber keine umfassende, sachliche und kritische Darstellung.
Beiträge von: Manfred Messerschmidt, Ricarda Berthold, Joachim Perels, Helmut Kramer, Anton Maegerle, Walter Mossmann, Wolfram Wette.

Wolfram Wette, Jahrgang 1940, studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie. In den Jahren 1971 bis 1995 war er als Historker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Freiburg tätig. Seit 1998 ist er Professor für Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. Er ist Mitbegründer des Arbeitskreises Historische Friedensforschung.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung des Herausgebers 7

Wolfram Wette
Der Fall Filbinger 15

Manfred Messerschmidt
Wege in den Unrechtsstaat 35

Ricarda Berthold
Filbingers Tätigkeit als Marinerichter im Zweiten Weltkrieg.
Ein dokumentarischer Bericht 43

Manfred Messerschmidt
»Elastische« Gesetzesanwendung
durch Wehrmachtgerichte 65

Joachim Perels
Die Umdeutung der NS-Diktatur in einen Rechtsstaat.
Über ideologische Tendenzen in der Justiz der Bundesrepublik 81

Helmut Kramer
Karrieren und Selbstrechtfertigungen
ehemaliger Wehrmachtjuristen nach 1945 99

Anton Maegerle
Studienzentrum Weikersheim 123

Walter Mossmann
hans. il conformista 147

Wolfram Wette
Ein Meinungswandel in Deutschland (1980-2002)
Opfer der NS-Militärjustiz rehabilitiert 157

Anhang

Autorenhinweise 174
Abkürzungsverzeichnis 176
Bibliographie 178
Personenregister 188