In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lösen großformatige Bildplakate die bis dahin verbreiteten kleinformatigen Textplakate zu Werbezwecken ab. Mit der künstlerischen Entwicklung des neuen Druckverfahrens der Lithographie beginnt nun der kometenhafte Aufstieg der Plakatkunst. Durch die ökonomische Entwicklung Europas setzt sich auch die massenkommunikative Möglichkeit der Plakatwerbung durch. Künstler wie etwa Jules Chéret und Henri de Toulouse-Lautrec gehören zu den ersten großen Werbeplakatgestaltern. Ihnen gelingt es in virtuoser Weise, die Typographie des Textes in die moderne flächig lineare Bildkomposition zu integrieren. Mit der Erfindung der Litfaßsäule 1855 ist nun auch der öffentlichen Präsentation in ästhetischer wie zweckorientierter Weise Rechnung getragen. Schon bald werden die künstlerisch hochwertige konzipierten Plakate zu begehrten Sammelobjekten. Das Ausstellungsplakat erfreut sich einer ungebrochenen Beliebtheit, nicht nur weil es als Erinnerungsobjekt an vergangen Kunstausstellungen einen Wert des persönlich Erlebten darstellt, sondern weil es sich darüber hinaus durch seine gestalterischen Ambitionen als autonomes Kunstwerk Geltung verschafft. Der Anspruch einer künstlerischen Gestaltung ist dabei untrennbar verbunden mit der Werbeabsicht des jeweiligen Ausstellungshauses. Dr. Gerhard Wohlmann

Rezension