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Exekutive Funktionen und Selbstregulation Neurowissenschaftliche Grundlagen und Transfer in die pädagogische Praxis
Exekutive Funktionen und Selbstregulation
Neurowissenschaftliche Grundlagen und Transfer in die pädagogische Praxis




Sabine Kubesch

Verlag Hans Huber
EAN: 9783456854243 (ISBN: 3-456-85424-2)
344 Seiten, paperback, 16 x 23cm, April, 2014, 69 Abb., 4 Tab.

EUR 39,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Exekutive Funktionen sind jene Fähigkeiten des Menschen, die das eigene Denken und Handeln steuern, aber auch die eigenen Emotionen regulieren. Bei Kindern sind die Exekutiven Funktionen noch nicht voll ausgeprägt, allerdings beeinflussen sie bereits entscheidend die Lernleistungen und die sozial-emotionale Entwicklung. Viele Befunde aus den Bereichen der Psychologie, Kognitiven Neurowissenschaften und Pädagogik sprechen dafür, dass den Exekutiven Funktionen eine Schlüsselrolle sowohl hinsichtlich des Lern- und Schulerfolges als auch in Bezug auf Störungen wie ADHS zukommt.

Das Konzept der Exekutiven Funktionen hat sich inzwischen in angloamerikanischen und skandinavischen Ländern durchgesetzt und dort vor allem auch großen Einfluss auf pädagogische und entwicklungspsychologische Fragestellungen entwickelt. Im vorliegenden Band werden erstmals die zentralen Texte aus Europa und den USA vorgelegt und in den hiesigen Bezugsrahmen eingeordnet. Zudem wird in diesem State-of-the-Art-Werk dargestellt, wie der konkrete Transfer in die pädagogische und schulische Praxis vollzogen werden kann.

Dr. Sabine Kubesch ist Neurowissenschaftlerin, Mitarbeiterin des Institut Bildung plus und berät u.a. die das Bildungsministerium des Landes Baden-Württemberg. Sie war viele Jahre Leiterin der Arbeitsgruppe «Exekutive Funktionen und Sport» am ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen, Universität Ulm.
Rezension
Denken und Handeln steuern, Emotionen regulieren - das sind die Funktionen der Exekutiven Funktionen des Menschen. Es versteht sich damit von selbst, wie wichtig dieser Bereich für die pädagogische Praxis ist. Exekutive Funktionen spielen eine Schlüsselrolle bezüglich Lern- und Schulerfolg. Ursprünglich aus dem angelsächsischen Bereich stammend hat das Konzept der Exekutiven Funktionen seine Bedeutung für pädagogische und entwicklungspsychologische Fragestellungen mittelerweile auch in Europa aufgewiesen. Der hier anzuzeigende Band bschreibt neben einem grundlegenden Einblick insbesondere auch Möglichkeiten für einen konkreten Transfer in die pädagogische und schulische Praxis. Mehrsprachigkeit, Sport und kindliches Spiel scheinen besonders förderlich für die Ausbildung Exekutiver Funktionen zu sein.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Themen:
Entwicklungspsychologie – Pädagogische Psychologie / Biologische Psych. – Neuropsychologie – Neurowiss. / Kinder- u. Jugendpsychoth. – Klin. Kinderpsych. / Psychologie in der Sonderpädagogik u. Rehab.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Sabine Kubesch 7

«Muss das so heißen?»
Katja Weidner 15

Teil 1
Wissenschaftliche Grundlagen zur Bedeutung und Förderung exekutiver Funktionen und der Selbstregulation 17


Adele Diamond
Biologische und soziale Einflüsse auf kognitive Kontrollprozesse, die vom präfrontalen Kortex abhängen 19

Manfred Spitzer
Geld und Glück, Karies und Kriminalität 49

Sabine Kubesch
Entwicklung, Testung und neuronale Korrelate «kalter» und «heißer» exekutiver Funktionen 59

Clancy Blair
Stress und die Entwicklung von Selbstregulation im Armutskontext 71

Philip David Zelazo und Kristen E. Lyons
Das Potenzial frühkindlichen Achtsamkeitstrainings: Neurowissenschaftliche Perspektive auf entwicklungsbezogene und sozial-kognitive Prozesse 87

Torkel Klingberg
Training und Plastizität des Arbeitsgedächtnisses 101

Sabine Kubesch
Der Sport macht's! 121

Adele Diamond und Kathleen Lee
Interventionen, die sich bei der Entwicklung exekutiver Funktionen bei 4- bis 12-jährigen Kindern als hilfreich erwiesen haben 145

Teil 2
Tranfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die pädagogische Praxis 163


Katrin Hille
Exekutive Funktionen — Häufig gestellte Fragen von Lehrkräften 165

Ross W. Greene
Kinder machen ihre Sache gut, wenn sie können 173

Markus Karr
ADHS und ADS in der Schule. Informationen und Empfehlungen eines Kinder- und Jugendpsychiaters 189

Janina Eberhart
Pädagogische Konzepte zur Förderung der exekutiven Funktionen und der Selbstregulation von Kindern und Jugendlichen 201

Marie Ottilie Frenkel
Achtsamkeitstraining in der Schule 213

Daniel J. Siegel
Blick ins Gehirn 229

Andrea Liebers, Sabine Kubesch, Sonja Hansen
Stopp oder es kracht! Die Drei aus Hirnschmalz 239

Elena Bodrova und Deborah 1. Leong
Selbstregulation: Eine Basis für frühes Lernen 249

Susan E. Gathercole und Tracy P. Alloway
Arbeitsgedächtnis verstehen. Ein Leitfaden fürs Klassenzimmer 255

Monika Brunsting
Exekutive Funktionen und Lernschwierigkeiten oder: Wo ist denn hier der Regisseur? 269

Jutta Maurach und Roland Bauer
Exekutive Funktionen im offenen Mathematik- und Deutschunterricht in Grundschulen — am Beispiel von Einstern und Einsterns Schwester 289

Darya Lenz und Stefan Zöllner-Dressler
Training exekutiver Funktionen im Instrumental- und Musikunterricht 301

Thomas Bannenberg
Yoga. Eine Bewegungspause 317

Armin Emrich
«Mein Verhalten muss auch in der Niederlage ein positiv konstruktives, ein selbstreguliertes Verhalten sein» 323

Herrausgeberin und Autoren 331
Sachwortverzeichnis 337



Vorwort
Sabine Kubesch
Die exekutiven Funktionen und die Fähigkeit zur Selbstregulation sind entscheidend für den Lernerfolg und in diesem Zusammenhang vergleichbar bedeutsam wie die Intelligenz. Gleichzeitig beeinflussen sie wesentlich die sozial-emotionale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Die Erkenntnisse, die Monat für Monat in den wichtigsten nationalen und internationalen wissenschaftlichen Fachzeitschriften in den Bereichen Medizin, Psychologie, Pädagogik und Neurowissenschaft dazu publiziert werden, machen deutlich, wie wichtig es ist, dass diese Erkenntnisse in Kindergärten und Schulen, aber auch in Familien und in den Freizeitbereich Einzug halten und dort umgesetzt werden. All diejenigen, die Kinder in ihrer Entwicklung und beim Lernen begleiten, sollten über die Bedeutung und Förderung der exekutiven Funktionen und der Selbstregulation informiert sein.
Bereits vor etwa 20 Jahren erfuhren die Leser der New York Times (NYT), dass das Arbeitsgedächtnis vom präfrontalen Kortex beeinflusst wird. Seitdem wird in dieser weltweit wichtigsten Tageszeitung regelmäßig über die exekutiven Funktionen berichtet. In der Online-Ausgabe ist zu lesen, dass das Stirnhirn im REM-Schlaf (engl. Rapid Eye Movement) «offline» geht, dass Wutattacken von den exekutiven Funktionen beeinflusst werden und dass bei jugendlichen Amokläufern die Tatsache eine Rolle spielen kann, dass ihr Stirnhirn noch nicht ausgereift ist. Aber auch zur Frage des Lernerfolgs werden seit dem Jahr 2001 Millionen Leser der NYT über die Bedeutung und Förderung der exekutiven Funktionen und der Selbstregulation informiert: zu förderlichen Aspekten der Mehrsprachigkeit und des Sports, zur Bedeutung des kindlichen Spiels, zum Zusammenhang von exekutiven Funktionen und ADHS und zum negativen Einfluss schneller Zeichentrickfilme.
Im deutschsprachigen Raum und in den öffentlichen und politischen Diskussionen dieser Länder sind diese Erkenntnisse noch nicht in einem vergleichbaren Ausmaß angekommen. Das verdeutlicht der Beitrag «Muss das so heißen?» von Katja Weidner. Die Konrektorin einer Grundschule beschreibt auf amüsante Weise, dass die etwas umständliche Bezeichnung «exekutive Funktionen» bislang immer wieder zu Missverständnissen und dadurch häufig zu Irritationen führt. Gleichzeitig geht aus ihrem Artikel hervor, dass dieses Konstrukt wichtige Hilfestellungen bietet, sobald ein ausreichendes Hintergrundwissen vorhanden ist. Mit diesem Beitrag wollten wir einer wichtigen Zielgruppe des Buches, den Lehrerinnen und Lehrern, eine Stimme geben und auf die nachfolgenden Texte neugierig machen.