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Erzählungen und ethische Bildung  Eine Untersuchung zur ethikdidaktischen Relevanz narrativer Formen im Religionsunterricht Zugl.: Weingarten, PH, Diss.
Erzählungen und ethische Bildung
Eine Untersuchung zur ethikdidaktischen Relevanz narrativer Formen im Religionsunterricht


Zugl.: Weingarten, PH, Diss.

Julia Horlacher

LIT
EAN: 9783643103802 (ISBN: 3-643-10380-8)
336 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2009

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Welchen Beitrag können Erzählungen zur ethischen Bildung im Religionsunterricht leisten? In eingehenden Analysen geht die vorliegende Arbeit der ethischen Dimension von Erzählungen nach. Erzählungen werden als Medium des ethischen Lernens didaktisch reflektiert und diskutiert. Eine Religionsbuchanalyse zum Lernfeld "Bioethik" ermöglicht wichtige Einsichten in Chancen und Probleme der ethikdidaktischen Verwendung von Erzählungen.
Rezension
Ethik-Unterricht arbeitet methodisch häufig mit Dilemma-Geschichten, mit Fall-Beispielen und mit grundlegenden theoretischen Konzeptions-Texten. Viel seltener kommt narrative Ethik zum Einsatz, die aber zahlreiche Vorteile bietet, wie diese Dissertation im Fachbreich Theologie und Religionspädagogik der Pädagogischen Hochschule Weingarten verdeutlicht. Ethische Bildung kann besonders durch Erzählungen vermittelt werden. Narrativen Formen sollte nach Auffassung der Autorin entsprechend ethikdidaktische Relevanz (im Religionsunterricht) zukommen. Erzählungen werden als Medium des ethischen Lernens dazu didaktisch reflektiert und diskutiert. Damit stellt sich die Arbeit auch gegen die weit verbreitete - und nicht unberechtigte - Mahnung, (biblische) Erzählungen nicht in unmittelbare ethische Nutzanwendung zu überführen und eine "Moral von der Geschicht" zu Markte zu tragen ...

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ökumenische Religionspädagogik
Herausgegeben von Prof. Dr. Astrid Dinter, Prof. Dr. Lothar Kuld, Prof. Dr. Hilary Mooney, Prof. Dr. Elisabeth Naurath
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 13

I Erzählung und Ethik. Erkundungen zur ethischen Bedeutung des Narrativen 25

1 Paul Ricoeur: Die Erzählung als Laboratorium der Ethik 27

1.1 Paul Ricceurs Narrativitätstheorie 28
1.1.1 Mythos und mimb-sis: Die Erzählung als Zusammensetzung und Nachahmung von Handlungen 28
1.1.2 Vom Vorher zum Nachher der Erzählung: Die dreifache mimesis 30
1.1.3 Erzählung und Ethik: Erste Verhältnisbestimmung 39
1.2 „Vor-schlag einer bewohnbaren Welt" — die ethische Bedeutung fiktiver Erzählungen 40
1.2.1 Die Erzählung als Transformation des moralischen Urteils 43
1.2.2 Der Roman als Medium der Kritik an Moral und Ethik 45
1.2.3 Die „Unterweisung des Ethischen durch das Tragische" 49
1.3 Das Entsetzliche erinnern: Die ethische Bedeutung historischer Erzählungen 52
1.3.1 Die „Überkreuzung von Historie und Fiktion" 54
1.3.2 „Augen — zu sehen und zu weinen" 55
1.4 Die „narrative Einheit des Lebens" als Gegenstand ethischer Reflexion 57
1.4.1 Die narrative Identität 58
1.4.2 Die ethische Relevanz von Lebensgeschichten 63

2 Auf der Suche nach einer erfahrungsbezogenen Ethik: Dietmar Mieths Ansatz einer narrativen Ethik 69

2.1 Die Hinwendung zur Dichtung als Antwort auf den Erfahrungsverlust der Ethik 69
2.2 Der Beitrag der Dichtung zur Konstituierung ethischer Modelle 73
2.2.1 Impulse aus der narrativen Theologie: Zurück zur Praxis des Erzählens 73
2.2.2 Die Strukturethik als Wegbereiter der narrativen Ethik: Unterwegs zum Möglichen 77
2.2.3 Das ethische Modell in der kritischen Theorie: Erzählte Negation 79
2.2.4 Zusammenfassende Hinweise aus der Lektüre des Romans „Der Mann ohne Eigenschaften" 81
2.3 Ort und Beitrag narrativ gefasster ethischer Modelle im Kontext der theologischen Ethik 84
2.3.1 Einordnung der Dichtung in die „ethischen Erkenntnisquellen und Argumentationsweisen" 84
2.3.2 Der Beitrag der Interpretation ethischer Modelle für die theologische Ethik 86
2.4 Erzählte Erinnerung: Zur Bedeutung der Geschichte für die Begründung und Verbindlichkeit von Normen 89
2.4.1 Die narrative Rekonstruktion des Vergangenen als Normen begründender Prozess 91
2.4.2 Kriterien der Verbindlichkeit geschichtlicher Erfahrungen 93
2.4.3 Erzählte Geschichte im Horizont der theologischen Ethik 94
2.5 Das Erzählen — eine ethisch relevante Praxis 96

3 Erzählung und Ethik: Grundstrukturen eines Beziehungsgefüges im Anschluss an Paul Ricceur und Dietmar Mieth 103

3.1 Ausgangspunkte und Grundlegungen 103
3.1.1 Paul Ricceur: Von der Erzählung zur Ethik 103
3.1.2 Dietmar Mieth: Von der Ethik zur Erzählung 105
3.2 Erzählungen als Wegbereiter einer mündigen ethischen Praxis 107
3.2.1 Eintauchen in die Welt der Erzählung 107
3.2.2 Das Mögliche erfahren 109
3.2.3 Das Vergangene erinnern 111
3.2.4 Den Geschichten eines Lebens ein „narratives Zuhause" geben 114

II Ethisches Lernen an und mit Erzählungen — Didaktische Ansätze 119

1 Die ethikdidaktische Relevanz von Erzählungen in religionspädagogischer Perspektive 123

1.1 Dietmar Mieth: Ethisches Lernen als „Training von Kreativität und Mündigkeit" 123
1.1.1 Das ethikdidaktische Angebot narrativer Texte 124
1.1.2 Ethisches Lernen an erzählten Erfahrungen —Zusammenfassung und kritische Würdigung 129
1.2 Lothar Kuld/Bruno Schmid: Lernen aus Widersprüchen —Lernen an Dilemmageschichten 130
1.2.1 Das ethikdidaktische Potenzial von Dilemmageschichten 132
1.2.2 Ethisches Lernen an ethischen Konflikten —Zusammenfassung und kritische Würdigung 136
1.3 Karin Ulrich-Eschemann: Biblische Geschichten und ethisches Lernen 138
1.3.1 Die Textbegegnung als zentraler Prozess des ethischen Lernens 138
1.3.2 Ethikdidaktische Lernchancen der Begegnung mit einer biblischen Geschichte 142
1.3.3 Impulse für die ethikdidaktische Diskussion 145
1.3.4 Ethisches Lernen an biblischen Geschichten —Zusammenfassung und kritische Würdigung 147
1.4 Astrid Greve: Erinnern und Erzählen als Weg des ethischen Lernens 149
1.4.1 Erinnern und Erzählen als Kern der biblischen Ethik 149
1.4.2 Die biblische Erinnerungspraxis als Weg des ethischen Lernens 153
1.4.3 Impulse für die ethische Bildung im Religionsunterricht 155
1.4.4 Zusammenfassung und kritische Würdigung 157

2 Erzählungen als Medium bioethischer Bildungsprozesse 161

2.1 Edith Droste: Kunst und Literatur in der politischen Bildungsarbeit zu bioethischen Fragen 161
2.2 Ulrich Gebhard: Alltagsmythen zur Gentechnik als Chance für die politische Bildung 163
2.3 Martha Montello: Narrative Kompetenz und medizinethische Professionalisierung 166
2.4 Zusammenfassung und kritische Würdigung 169

3 Zusammenschau 173

3.1 Die Perspektive der Religionspädagogik 173
3.1.1 Zur Auswahl der Erzählungen 173
3.1.2 Erzählungen und ethisches Lernen: Verhältnisbestimmung 174
3.1.3 Die Auseinandersetzung mit Erzählungen als Ausdruck ethischer Profilbildung 175
3.1.4 Das ethikdidaktische Angebot der Erzählungen 182
3.1.5 Ethikdidaktische Leerstellen 187
3.2 Die Perspektive bioethischer Bildungsarbeit 188
3.2.1 Zur Auswahl der Erzählungen 188
3.2.2 Didaktische Begründung des ethischen Lernens an Erzählungen 189
3.2.3 Notwendige Ergänzungen 190

III Vom Turmbau zu Babel zur Schönen neuen Welt — Erzählungen als Medium der bioethischen Urteilsbildung. Eine Religionsbuchanalyse 191

1 Fragestellung, Untersuchungsgegenstand und methodischer Ansatz der Religionsbuchanalyse 193

1.1 Erkenntnisinteresse der Religionsbuchanalyse 193
1.2 Das Analysematerial 194
1.2.1 Religionsbücher: „Visitenkarten" des Religionsunterrichts 194
1.2.2 Merkmale aktueller Religionsbücher 196
1.2.3 Auswahl der Religionsbücher 198
1.2.4 Überblick über das Analysematerial 199
1.3 Das forschungsmethodische Instrumentarium 205
1.3.1 Zur Geschichte der Religionsbuchforschung 205
1.3.2 Zur Forschungsmethode „Qualitative Inhaltsanalyse" 206
1.3.3 Generierung der Analysekategorien 206
1.3.4 Das Analyseraster 209

2. Ergebnisse der Religionsbuchanalyse 211

2.1 Allgemeine Angaben 211
2.2 Die Schöpfungserzählung als Horizont bioethischer Reflexion 215
2.3 Erzählungen als Entdeckungszusammenhang bioethischer Problemstellungen 218
2.4 Erzählungen als Bausteine naturwissenschaftlicher und technischer Information 226
2.4.1 Exkurs: Zum Gebrauch von Metaphern für die naturwissenschaftlich-technische Grundinformation 232
2.5 Erzählungen und anthropologische Orientierung 236
2.6 Narrativität und Normativität 243
2.7 Erzählungen und ethische Argumentationsstrategien 251
2.8 Erzählungen als Träger impliziter Urteile 255
2.9 Der Urteilsentscheid durch die Schülerinnen und Schüler 262

3 Zusammenfassung: Narrative Formen als Medium bioethischer Urteilsbildung 265

4 Herausforderungen 277

4.1 Zwischen Science und Fiction — zur didaktischen Wahrnehmung experimenteller Welten 277
4.2 Illustration oder Indoktrination? Biblische Erzählmotive als Element naturwissenschaftlich-technischer Information 279
4.3 Gegenerfahrungen einbringen — die produktive Kraft der Erzählung fruchtbar werden lassen 281

IV Das ethikdidaktische Angebot des Erzählens 285

1 Ein Raum des ethischen Experimentierens und Erprobens 289
2 Erfahrungs- und Praxisbezug 293
3 Wahrnehmung und Identifizierung ethischer Probleme und Konflikte 297
4 Einspruch gegen Resignation und Passivität 301
5 Sensibilität für die Geschichten des Leides 305
6 Mündiges Verstehen und Anwenden ethischer Werte und Kriterien 309
7 Anthropologische Profilierung 313
8 Die Frage nach dem „guten Leben" im Horizont der Entwicklung moralischer Identität 317
9 Beitrag zur Verständigung und zum Austausch in ethischen Fragen 321

Literatur 325