lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Erdbeerpflücker, Spargelstecher, Erntehelfer Polnische Saisonarbeiter in Deutschland – temporäre Arbeitsmigration im neuen Europa
Erdbeerpflücker, Spargelstecher, Erntehelfer
Polnische Saisonarbeiter in Deutschland – temporäre Arbeitsmigration im neuen Europa




Jörg Becker

Transcript
EAN: 9783899429466 (ISBN: 3-89942-946-X)
256 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2010

EUR 26,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die arbeitsintensiven Bereiche der Landwirtschaft in der Bundesrepublik können ohne den Einsatz von Saisonarbeitern aus dem Ausland nicht funktionieren. Hier hat sich seit einigen Jahren ein ausdifferenziertes System temporärer Arbeitsmigration entwickelt. Die Studie untersucht die spezifischen politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen, auf die die (vor allem polnischen) Saisonarbeiter treffen, und die im Migrationsprozess entstehenden Migrantennetzwerke. Anhand einer theorieoffenen Vorgehensweise werden die Leitparadigmen der gegenwärtigen Migrationsforschung – Integrationsansatz, Transnationalismus, Systemtheorie – daraufhin befragt, welche Erklärungen ihr jeweiliger Beobachtungsrahmen in Bezug auf das Phänomen der temporären Arbeitsmigration liefern kann.
Rezension
Diese Studie wendet sich einer Menschengruppe zu, die von der deutschen Öffentlichkeit genauso wenig wahrgenommen wird wie von der wissenschaftlichen Migrationsforschung, ohne die aber weite Teile der Landwirtschaft in Deutschland nicht funktionieren würden: Ca. 300.000 Saisonarbeiter, deren Erwerbstätigkeit grundsätzlich auf 4 Monate im Jahr beschränkt ist und die dem Rückkehrgebot in das Entsendeland unterliegen, und die vom Sprgelanbau im Frühjahr bis zur Weinlese im Herbst benötigt werden. Saisonarbeiter bilden eine bedeutende Gruppe temporärer und zirkulärer Migration. Nach einem einführenden Methodenkapitel werden im zweiten Kapitel die dominierenden Theorien sozialwissenschaftlicher Migrationsforschung vorgestellt, die dann in den folgenden Kapiteln vor der explorativen Studie temporärer Migration am Beispiel polnischer Wanderarbeiter geprüft werden.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Arbeitswanderung, Polen, Netzwerke, Migrationsforschung

Adressaten:
Soziologie, Geographie

Jörg Becker (PD Dr. rer. nat.), Sozialgeograph, ist Herausgeber der Zeitschrift »geographische revue« und Redakteur von »raumnachrichten.de«.

Editorial
Die Reihe Kultur und soziale Praxis präsentiert sozial- und kulturwissenschaftliche Studien, die zwischen empirischer Forschung, theoretischer Reflexion/Konzeption und textueller Praxis neue Zugänge zu Kultur und sozialer Praxis entwickeln. Im Rahmen dieses Programms werden soziale Differenzen und identitäre Prozesse auf verschiedenen Ebenen und entlang verschiedener raumzeitlicher Achsen - etwa als (trans-)lokale oder (trans-)nationale Prozesse - untersucht.
Inhaltsverzeichnis
Einführung 11

Theorieangebote sozialwissenschaftlicher Migrationsforschung 17


Eingliederungskonzepte 22

Das Assimilationsmodell von Esser 24
Hoffmann-Nowotnys Unterschichtungsmodell 28
Heckmanns Modell ethnischer Kolonien 32

Transnationalismus und transnationale soziale Räume 37

Identitätsbildung und Transmigration 43
Transmigration als neue räumliche Organisationsform 44

Systemtheorie und Migration 46

Individuum und Gesellschaft in systemtheoretischer Perspektive 47
Weltgesellschaft und Nationalstaat 51

Zusammenfassung 53

Temporäre Arbeitsmigration aus Polen nach Deutschland 57

Entsendeland Republik Polen 57

Emigration aus Polen vor 1989 58
Migration aus Polen in den 90er Jahren 64

Zielland Bundesrepublik Deutschland 73

Politische und rechtliche Grundlagen der Saisonbeschäftigung 73
Die Bedeutung der polnischen Saisonarbeit für den Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik 88
Saisonarbeiterbeschäftigung und struktureller Wandel in der Landwirtschaft 95
Landwirtschaftliche Betriebe und polnische Saisonarbeiter – Ergebnisse einer Betriebsbefragung 104
Betriebliche Entwicklung und die Beschäftigung polnischer Saisonarbeiter 107

Polnische Saisonarbeiter in Deutschland 119

Soziale Netzwerke und temporäre Arbeitsmigration – polnische Saisonarbeiter auf einem Erdbeer-Hof in
Norddeutschland 120

Der Erdbeer-Hof 127
Demographische Daten der polnischen Beschäftigten 128
Ausbildungsstand, berufliche Tätigkeit und Einkommenssituation in Polen 131
Gründe und Motivationen zur Arbeitsaufnahme in Deutschland 135
Netzwerkstrukturen 140

Temporäre Migration als biographisches Ereignis – Ergebnisse qualitativer Interviews mit polnischen Saisonarbeitern 157

Vorüberlegungen zum Stellenwert qualitativer Interviews 158
Auswertung der Interviews 164
Interview mit Herrn A. 164
Interview mit Herrn B. 178
Interview mit Frau C. 191
Interview mit Herrn D. 199
Vergleich und Resümee 216

Zusammenfassung und Ausblick 225

Literatur 231


Leseprobe:

EINFÜHRUNG
„Der Grund aller Schwierigkeiten liegt in der Art, wie sich
für die Landwirtschaft, speziell für den hier vorliegenden
Großgrundbesitz der Bedarf an Arbeitskräfte auf die einzelnen
Jahresabschnitte verteilt. Es ist jahraus jahrein zur
Zeit der Ernte ein sehr viel größerer als während des gesamten
übrigen Jahres [...]. Die Folge ist, dass die Landwirtschaft
neben einem Stamm fester, das ganze Jahr hindurch
zur Verfügung stehender Arbeiter für den Sommer
und speziell die Zeit der Ernte anderweitiger Arbeitskräfte
bedarf, und damit ist die Scheidung der Arbeiter in zwei
Hauptkategorien gegeben.“ (Max Weber 1993, 74/75)
Was Max Weber hier für das deutsche Reich am Ende des 19. Jahrhunderts
beschreibt, trifft auch 100 Jahre später auf bestimmte Teile der
Landwirtschaft und des Gartenbaus in der Bundesrepublik zu. Zur Deckung
des Arbeitskräftebedarfs wird damals wie heute in größerem Umfang
auf polnische Arbeitskräfte zurückgegriffen. Dabei begegnen dem
aufmerksamen Zeitungsleser heute Schlagzeilen wie diese: „Acht Männer
im stinkenden Container. Gewerkschaft weist auf die mitunter
schwierige Lage von Saisonarbeitern bei der Weinlese im Rheingau hin“
(Hicken 2003), „Spargel mit Beigeschmack. Schwarze Schafe und weiße
Stangen: Fahnder sind illegalen Arbeitskräften am Niederrhein auf der
Spur und decken dabei zum Teil erhebliche Missstände auf“ (Lindekamp
2001) oder „Lücken bei polnischen Helfern nicht zu schließen.
Landwirt in Twisteden kann 1,5 Hektar Spargelfeld nicht abernten“
(Klatt 1998).
Jeweils zum Erntebeginn – in den Spargelanbaugebieten im Frühjahr,
in den Weinbauregionen im Herbst – werden die Leser darauf auf-
11
ERDBEERPFLÜCKER, SPARGELSTECHER, ERNTEHELFER
12
merksam gemacht, dass in weiten Teilen der Landwirtschaft und des
Gartenbaus unter nicht immer ganz unproblematischen Umständen ausländische
Arbeitskräfte – vornehmlich aus Polen – bei der Ernte beschäftigt
werden. Diese etwas euphemistisch als „Erntehelfer“ bezeichneten
Wanderarbeiter kommen nach Deutschland, um hier saisonale Arbeitskräftebedarfe
abzudecken, für die sich auf dem Arbeitsmarkt der
Bundesrepublik keine Arbeiter finden lassen. In regelmäßigen Abständen
wird zwar in den Zeitungen über sie berichtet, dennoch werden sie
öffentlich kaum wahrgenommen. Das mag zum einen daran liegen, dass
gegen den einen oder anderen üblichen Standard bei Unterbringung, Bezahlung
und Arbeitszeitgestaltung „in Einzelfällen“ „von schwarzen
Schafen“ zwar verstoßen wird, die temporäre Beschäftigung polnischer
Saisonarbeiter aber ansonsten keine größeren Probleme mit sich bringt,
zum anderen daran, dass sich die polnischen Arbeiter während ihres befristeten
Aufenthalts in der Bundesrepublik gesellschaftlich beinahe unsichtbar
machen. Gleich einer Heinzelmännerarmee kommen sie als
Erntehelfer, wenn sie gerufen werden, und gehen, wenn die Arbeit getan
ist. Die Öffentlichkeit nimmt wenig Notiz von ihnen und im gesellschaftlichen
Leben spielen sie keine Rolle.
Die Bundesrepublik hat seit der Gastarbeiteranwerbung in den 60er
Jahren ein recht kompliziertes gesetzliches Regelwerk entwickelt, mit
dem die Arbeitsmigration nach Deutschland reguliert wird. Hierzu gehören
auch die Verordnungen über die Beschäftigung von Saisonarbeitern.
Die rechtliche Grundlage bildet die 1991 reformierte Anwerbestoppausnahmeverordnung
(ASAV). Hier wird im Grundsatz zwar an dem 1973
durchgesetzten Anwerbeverbot ausländischer Arbeitskräfte festgehalten,
dieses Verbot wird aber im Hinblick auf neu entstehende Bedürfnisse
nach Arbeitskräften flexibler gestaltet. Der weitaus größte Teil der Ausländer-
Beschäftigung nach den Bestimmungen der ASAV findet im Saisonbereich
der Landwirtschaft und des Gartenbaus statt. Die Beschäftigtenzahlen
steigen in diesem Bereich seit 1991 kontinuierlich und erreichen
für das Jahr 2004 eine Größenordnung von über 300.000 Personen.
Die Erwerbstätigkeit für Saisonarbeiter ist auf vier Monate im Jahr
beschränkt. Mit ihr erwerben die ausländischen Saisonkräfte keine weiter
gehenden Rechte bezüglich des Aufenthalts in der Bundesrepublik.
Arbeits- und Aufenthaltsrecht sind hier unmittelbar aufeinander bezogen
und miteinander verflochten. Mit dieser Regelung wurde eine der wesentlichen
Grundlagen für das Entstehen temporärer und zirkulärer Migrationen
geschaffen.
Nicht nur die Einführung eines Rückkehrgebots, das sein historisches
Vorbild unmittelbar in den staatlichen Vorschriften zur „Polenbeschäftigung“
des deutschen Reiches Ende des 19. Jahrhunderts hat,
EINFÜHRUNG
13
weist darauf hin, dass temporäre Arbeitsmigration kein neues soziales
Phänomen ist. „Jechać na saksy“ (eigentlich: „nach Sachsen gehen“) –
diese polnische Redewendung, die heute den allgemeinen Umstand beschreibt,
zum Arbeiten ins Ausland zu gehen, reflektiert die historische
Erfahrung der Arbeitsmigration von polnischen Wanderarbeitern nach
Deutschland. „Sachsengänger“ waren die in der Kaiserzeit des ausgehenden
19. und beginnenden 20. Jahrhunderts vornehmlich bei der Rübenernte
eingesetzten polnischen Wanderarbeiter in der Provinz Sachsen.
Aber auch in anderen Teilen des Deutschen Reiches kamen polnische
Saisonarbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben zum Einsatz. Die
Industrialisierung und die Massenauswanderung nach Übersee hatten in
der Landwirtschaft zu einem „Leutemangel“ geführt, der durch Umstellungen
vom Getreideanbau auf den arbeitsintensiveren Hackfrüchtebau
noch forciert wurde. Die landwirtschaftlichen Betriebe wollten durch
Anwerbungen von Wanderarbeitern den sich abzeichnenden Arbeitskräftemangel
ausgleichen.
Max Weber und Karl Kaerger haben schon sehr früh diesem Phänomen
ihre wissenschaftliche Aufmerksamkeit gewidmet (vgl. Kaerger
1890 und Weber 1892, 1993). Auch in der neueren Literatur wird darauf
verwiesen, dass die Sozialgeschichte Deutschlands eng mit der zeitlich
befristeten Migration aus Polen verbunden ist (z. B. Bade 1982, 1983,
Herbert 1986 oder Sassen 1996).
Selbst die „klassische Gastarbeitermigration“ nach Deutschland in
den 60er Jahren aus den Mittelmeeranrainerstaaten wies durchaus
Merkmale temporärer Migration auf. Dass das Phänomen temporäre Arbeitsmigration
in der deutschsprachigen Wanderungsforschung relativ
wenig thematisiert wurde, mag zum einen daran liegen, dass mit dem
Anwerbestopp von 1973 bestehende Ansätze eines temporären und zirkulierenden
Systems zerstört wurden, und zum anderen daran, dass sich
die Migrationsforschung in der Bundesrepublik in den folgenden Jahren
zu einer eher sozialtechnologisch orientierten Integrationsforschung
entwickelte. Migrationen wurden dort hauptsächlich als unidirektionale
Bewegungen von Punkt A nach Punkt B mit anschließender Sesshaftwerdung
und Integration (oder auch misslungener Integration) wahrgenommen.
Erst in den 90er Jahren rücken mit den politischen und ökonomischen
Veränderungen in den Staaten Mittel- und Osteuropas und
mit der Diskussion von Globalisierungsfolgen für die Arbeitsmärkte
auch in der Migrationsforschung nicht auf Dauer angelegte Arbeitswanderungen
(wieder) in den Mittelpunkt des Interesses. Als Indiz für
eine verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit mag auch gelten, dass die
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) in ihrem jährlichen Migrationsbericht 1998 erstmals die zeitlich
ERDBEERPFLÜCKER, SPARGELSTECHER, ERNTEHELFER
14
befristete Arbeitsmigration in einem eigenen Kapitel thematisiert (vgl.
OECD 1998).
Ein Teil der Migrationsforschung nimmt das Entstehen neuer bzw.
das Wiederaufkommen alter Formen von Wanderungspraktiken zum
Anlass, den Erklärungsgehalt der bisherigen Migrationsforschung zumindest
in Teilen in Frage zu stellen und entwirft dabei selbst einen
neuartigen Erklärungsansatz, der die traditionellen Theorieangebote insofern
ergänzen will, als er besser in der Lage sein soll, die neu zu beobachtenden
Phänomene einer adäquaten sozialwissenschaftlichen Analyse
zugänglich zu machen.
Das Phänomen der temporären Arbeitsmigration polnischer Saisonarbeiter
wird so nicht nur als empirisches Problem aufgefasst, sondern
bekommt eine besondere Bedeutung bei der Neupositionierung der sozialwissenschaftlichen
Migrationsforschung.
Die vorliegende Studie versteht sich als eine zwar theoretisch reflektierte,
aber vor allem als eine empirische Arbeit, deren Leitfrage sich
folgendermaßen formulieren lässt: Welche Bedingungen strukturieren
die aktuellen temporären Arbeitsmigrationsprozesse zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und der Republik Polen? Diese Fragestellung
soll am Beispiel der polnischen Saisonarbeit in Deutschland untersucht
werden und zwar nach zwei Seiten. Untersucht werden sollen temporäre
Arbeitsmigrationsprozesse zwischen der Bundesrepublik und Polen hinsichtlich
der Kontextbedingungen in der Aufnahmegesellschaft und hinsichtlich
der gesellschaftlichen Organisationsform der spezifischen Arbeitmigration
in die Landwirtschaft. Bei dem ersten Untersuchungskomplex
werden vor allem die Moderationsformen der temporären Arbeitsmigration
durch staatliche Politik und einstellende Unternehmen, also
die Zugangsmöglichkeiten zum Arbeitsmarkt untersucht. Des weiteren
wird hier nach möglichen Anknüpfungspunkten zwischen temporärer
Migration und Aufnahmegesellschaft jenseits des Arbeitsmarktes gefragt.
Beim zweiten Untersuchungskomplex liegt ein Schwerpunkt auf
der Analyse der Bedeutung von Netzwerkstrukturen für die temporäre
Arbeitsmigration.
In der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, dass Theorie
und Empirie in der sozialwissenschaftlichen Analyse in einem nicht ohne
weiteres aufhebbaren „Verschlingungszusammenhang“ stehen. In der
Darstellung jedoch wird an diesem Prinzip nicht festgehalten; hier müssen
Theorie und Empirie zunächst getrennt voneinander behandelt werden.
Erst in einem weiteren Schritt kann deutlich werden, wie die theoretische
Verortung empirische Fragestellungen und Ergebnisse determiniert
und wie auch neuartige empirische Konstellationen Theoriearbeit
vor neue Aufgaben stellt.
EINFÜHRUNG
15
Der Charakter der vorliegenden Arbeit als explorative Studie – zum
Thema ausländische Saisonarbeit sind bisher nur wenige Arbeiten veröffentlicht
worden – bringt es mit sich, dass viele Aspekte des Themas
angesprochen werden, ohne diese allerdings mit der eigentlich notwendigen
Gründlichkeit vollständig auszuloten oder vertiefen zu können.
Hier sind – das sei an dieser Stelle schon einmal vorausgeschickt – weitere
tiefer gehende Forschungsanstrengungen notwendig.
Bei der empirischen Bearbeitung des Themas wurde sich für ein Methodenmix
der empirischen Sozialforschung entschieden, der in einem
mehrstufigen Erhebungsverfahren abgearbeitet wurde: Expertengespräch,
schriftliche Befragung und narrative Interviews wurden durchgeführt.
Im Einzelnen kamen zur Anwendung: Expertengespräche (mit
Vertretern verschiedener örtlicher Arbeitsverwaltungen, der Zentralen
Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit, mit Vertretern verschiedener
Gewerkschaften, mit Eigentümern von Betrieben, die polnische
Saisonkräfte beschäftigen und mit Verbandsvertretern der Landwirtschaft
und des Gartenbaus), schriftliche Befragung (der Belegschaft
eines großen Erdbeer-Hofes, von Betrieben der Landwirtschaft und des
Gartenbaus in Nordrhein-Westfalen und in Brandenburg), narrative Interviews
mit polnischen Saisonarbeitern und schließlich teilnehmende
Beobachtung bei der Erntearbeit auf einem Erdbeer-Hof.
Das Thema der Arbeit wird in drei Abschnitten entfaltet. Nach der
knappen Einführung zur Fragestellung und Aufbau der Arbeit stellt das
zweite Kapitel die dominierenden Theorien der sozialwissenschaftlichen
Migrationsforschung vor. Hier werden ihre wesentlichen Annahmen gegenübergestellt
und auf das Thema temporäre Migration fokussiert. Kapitel
3 geht auf die Migrationsentwicklung in Polen ein und erläutert die
politischen und rechtlichen Grundlagen der Saisonbeschäftigung in der
Bundesrepublik. Außerdem wird auf die ökonomische Bedeutung der
polnischen Saisonarbeit eingegangen.
Das vierte Kapitel beleuchtet die Angebotsseite der polnischen Arbeitsmigration.
Hier wird der Versuch unternommen polnische Saisonarbeiter
in der Bundesrepublik sozialstrukturell genauer zu beschreiben
und die Bedeutung von Netzwerken für temporäre Arbeitsmigration zu
analysieren. Außerdem wird auf Sichtweisen und Selbstbeschreibungen
der Saisonarbeiter und deren Bedeutung für die Arbeitsmigration eingegangen