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Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman  8. Aufl.
Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman


8. Aufl.

Wilhelm Genazino

Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423133111 (ISBN: 3-423-13311-2)
160 Seiten, paperback, 12 x 19cm, 2015

EUR 8,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Ein wahres Juwel und wohl das Beste, was Genazino je geschrieben hat...« Uwe Wittstock in der ›Welt‹

Ein Mensch von siebzehn Jahren fliegt vom Gymnasium, das kommt vor. Für Weigand selbst ist das nicht weiter tragisch, denkt er doch sowieso immer nur ans Lesen und Schreiben. Und daran, endlich erwachsen zu werden und die drei Dinge zu haben, die es dazu braucht: eine Frau, eine Wohnung und einen eigenen, selbst geschriebenen Roman. Genau in dieser Reihenfolge. Mit Gudrun ist er so gut wie verlobt. Die beiden besitzen schon ein gemeinsames Sparkonto, ansonsten haben sie aber beschlossen, keusch ihrer wahren Vereinigung entgegenzusehen.

Die Mutter sieht die Zukunft ihres Sohnes allerdings praktischer und sucht mit ihm nach einer Lehrstelle. Er mag sich dabei so ungeschickt anstellen, wie er will, zuletzt findet sich doch eine Firma, die ihn ausbilden will. Gleichzeitig druckt das Lokalblatt zum ersten Mal einen seiner Texte. Ein Doppelleben beginnt: Tagsüber ist er Lehrling in einer Spedition, abends lotet er als Reporter das kleinbürgerliche Leben in der Provinz aus, schreibt über die Autogrammstunden deutscher Schlagersänger oder italienische Wochen im Kaufhaus mit Caterina-Valente-Musik und kommt sich sehr wichtig vor. Doch dieses Gefühl hält nicht lange an. Er, der sich der Literatur verschrieben hat, ist bereits ein zu genauer Beobachter. Unversehens geht ein Riß durch seine Existenz.

Wilhelm Genazino wurde 1943 in Mannheim geboren, arbeitete zunächst als Journalist, später als Redakteur und Hörspielautor. Als Romanautor wurde er 1977 mit seiner ›Abschaffel‹-Trilogie bekannt und gehört seither zu den wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren.

Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem erhielt er 1998 den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und 2004 den Georg-Büchner-Preis. 2007 wurde er mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet, 2010 mit dem Rinke-Sprachpreis. 2011 wurde Genazino in die Akademie der Künste gewählt. 2013 erhielt er den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor, 2014 den Samuel-Bogumil-Linde-Preis für sein literarisches Werk. Wilhelm Genazino lebt in Frankfurt am Main.
Rezension
Dieser Roman wird auch in der Schule gelesen und es finden sich didaktische Materialien dazu. Dem Büchner-Preisträger Wilhelm Genazino (geb. 1943) ist mit diesem Entwicklungsroman eine bemerkenswert moderne Variante dieser literarischen Tradition geglückt: Er zeigt einfühlsam die Probleme eines 17-Jährigen auf, sich in die Welt der Erwachsenen und der Konformitätszwänge zu fügen. Der jugendliche Romanheld fliegt vom Gymnasium, tritt nur widerwillig eine Bürolehrstelle an, findet seine eigentliche Begabung aber im Beobachten und in den Wunsch, einen Roman zu schreiben. Typisch für alle Romane Genazinos ist die hochdifferenzierte Beobachtungsgabe der Personen, die immer wieder zu sehr ausführlichen Beschreibungen scheinbarer Banalitäten führt, die dann aber in eigenwillige, teils skurril erscheinende Einsichten münden. Handlungsstränge sind nicht klar erkennbar, im Vordergrund steht die Beschreibung der Gegenwart. Die Handlung wird durch Schilderung, Kulturkritik und Selbstreflexion ersetzt.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
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