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Ein weites Feld. Hörbuch
Ein weites Feld. Hörbuch



Steidl
EAN: 9783865215048 (ISBN: 3-86521-504-1)
CD-Box, 14 x 14cm, 2006

EUR 79,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Berlin 1989, zur Zeit der Wende. An der Mauer entlang spazieren zwei Männer, der Bürobote Theo Wuttke, genannt Fonty, und Hoftaller, der ewige Spitzel.

"Ein weites Feld" entwirft ein Panorama deutscher Geschichte von 1848 bis heute, ist Berlin-Roman und Fontane-Biographie und vor allem ein Buch, das überbordet vonwunderbaren, in leichtem Plauderton und voll Ironie erzählten Geschichten.
Rezension
1995 erschien im „Verlag Steidl“ ein Roman des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass, dessen Titel zum geflügelten Wort avancierte, nämlich „Ein weites Feld“. Von den Literaturkritikern, allen voran von Marcel Reich-Ranicki im Magazin „Spiegel“, wurde das 784 Seiten umfassende Werk einhellig abgelehnt und zerrissen. Drei Jahre später hat der international anerkannte Nachkriegsliterat seinen Roman im Gerhart-Hauptmann-Haus auf Hiddensee für eine Aufzeichnung von Radio Bremen gelesen. Diese 30 Stunden umfassende Lesung wurde 2006 im „Verlag Steidl“ als Hörbuch, das die 37 Kapitel der fünf Bücher des Werks auf 24 CDs enthält, veröffentlicht. Die CD-Covers sind mit Grafiken von Grass, die im Umfeld seines Roman entstanden, versehen.
Hört man sich das gelesene Werk nach mehr als zehn Jahren seines Erscheinens an, so wundert man sich über den Veriss des Romans Mitte der 1990er Jahre. Sicherlich mag bei der Aburteilung des Werks Grass‘ kritische Haltung gegenüber der deutschen Wiedervereinigung, die im Roman an vielen Stellen zum Ausdruck kommt, eine Rolle gespielt haben. So sagt Theo Wuttke, genannt Fonty, einem Wiedergänger Theodor Fontanes zum Spitzel Hoftaller 1989 bei Besuch der Mauerspechte: “Bruch ist besser als Ganzes.“
Grass gibt in seinem umstrittenen Werk einen historischen Rundgang durch die Geschichte seit der Paulskirchenrevolution 1848 bis zur Zeit der Wiedervereinigung. Dabei werden zahlreiche historische Ereignisse multiperspektivisch beleuchtet. Überzeugend wirken m.E. die historische Details und die Kontinuitätslinien, die der Schriftsteller aufzeigt. Provokant ist dabei Grass‘ Vorgehen, Briefe Fontys überwiegend aus Originalzitaten Fontanes bestehen zu lassen. Manche Anspielung von Grass wird der Leser allerdings nur bei Kenntnis der Werke und des Lebens des Dichters Fontane verstehen können. Grass‘ Panorama über die deutsche Geschichte erfordert von dem Hörer aufgrund der Komplexität und Vielschichtigkeit des Romans allerdings besondere Aufmerksamkeit und ein historisches Grundwissen. Das Hörbuch ist zugleich ein Beleg für die exzellente Vortragskunst von Grass. Seine Intonation und sein Sprachrhythmus lassen die Lesung zu einem Hörgenuss für den Zuhörer werden.
Fazit: Das Hörbuch zum Roman „Ein weites Feld“ aus dem „Verlag Steidl“ kann Geschichts- und Deutschlehrern, die sich literarisch und differenziert mit der deutschen Wiedervereinigung auf der Folie der deutschen Geschichte seit 1848 auseinandersetzen möchte, nur zum Hören empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de