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Ein neues Lied? Ein besseres Lied? Die neuen »Evangelien« nach Heine, Wagner und Nietzsche Die neuen »Evangelien« nach Heine, Wagner und Nietzsche Zugl.: Dissertation Universität Paderborn, 2013
Ein neues Lied? Ein besseres Lied? Die neuen »Evangelien« nach Heine, Wagner und Nietzsche
Die neuen »Evangelien« nach Heine, Wagner und Nietzsche


Zugl.: Dissertation Universität Paderborn, 2013

Eugen Wenzel

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826053702 (ISBN: 3-8260-5370-2)
424 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2014

EUR 56,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der sich im Zuge der europäischen Aufklärung unaufhaltsam entfaltende Verlust des Glaubens an die christliche Erlösungslehre führte zur Ausbildung eines facettenreichen säkularen Erlösungsdiskurses, der sich bis in die heutige Zeit hinein fortsetzt. Dieser im 19. Jahrhundert zur zentralen geistesgeschichtlichen Problemstellung avancierte Diskurs gelangte in den Werken Heinrich Heines, Richard Wagners und Friedrich Nietzsches zu dreien seiner wesentlichen Kulminationspunkte. Das vorliegende Werk zeichnet die erlösungstheoretischen Gedankengänge dieser drei Autoren nach, vergleicht sie miteinander und ordnet sie in den genannten Diskurs ein. Dadurch wird ersichtlich, wie entscheidend die angemessene Berücksichtigung der erlösungstheoretischen Aspekte für das Verständnis Heines, Wagners und Nietzsches ist, worin die signifi kanten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den neuen »Evangelien« dieser Autoren bestehen und wie aufschlussreich eine Auseinandersetzung mit ihnen und mit dem neuzeitlichen säkularen Erlösungsdiskurs gerade im Hinblick auf das Begreifen vielfältiger Erscheinung der heutigen Welt ist.

Der Autor Eugen Wenzel studierte Germanistik, Philosophie und Lateinische Philologie, wurde 2013 promoviert und war Stipendiat der Konrad-Adenauer und der Richard-Wagner-Stipendien-Stiftung. Seine Schwerpunkte sind der säkulare Erlösungsdiskurs der Neuzeit (Heine, Wagner, Nietzsche), Schiller, Hauptmann und die dt. Nachkriegsliteratur.
Rezension
Diese Dissertation an der Universität Paderborn 2013 wendet sich säkularen Erlösungsvorstellungen im 19. Jhdt. an drei Beispielen zu: Heinrich Heine, Richard Wagner und Friedrich Nietzsche. Im Gegensatz zur die Jahrhunderte domonierenden christlichen Erlösungsreligion setzt der säkulare Erlösungsdiskurs des 19. Jhdts. nicht bei Gott sondern beim Menschen ein, erwartet die Erlösung nicht im Jenseits sondern im Diesseits und glaubt an den Menschen (und nicht an Gott) und dessen Selbsterlösungsfähigkeit, - ganz im Sinne von Heines berühmten Zeilen: "Ein neues Lied, ein besseres Lied, / O Freunde, will ich euch dichten! / Wir wollen hier auf Erden schon / Das Himmelreich errichten." (Heinrich Heine Werke, Hist.-krit. Gesamtausgabe in 16 Bdn., 4: 92). Dazu werden nicht nur die drei Erlösungskonzepte dargestellt, sondern auch miteinander verglichen. Zudem wird deutlich, dass die Erlösungssehnsucht und -bedürftigkeit des Menschen im 19. Jhdt. unverändert vorhanden ist.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
VORREDE 15

1 ASPEKTE DES SÄKULAREN ERLÖSUNGSDISKURSES 19

2 DAS »EVANGELIUM« NACH HEINE 57

2.1 Das »französische Evangelium« 57
2.1.1 Die Folgen der Revolutionskriege und der Kriege gegen Napoleon 57
2.1.2 Die Kritik Heines an der Romantik 62
2.1.3 Die Leiden des jungen Heine am Antisemitismus seiner Zeit 67
2.1.4 Heines Sakralisierung der Französischen Revolution, ihrer Ideen und Napoleons 73
2.1.5 Heines Vernunftreligion und Trennung Jesu vom Christentum 80
2.1.6 Heines Desinteresse an der transzendenten und sein Verlangen nach der immanenten Erlösung 85

2.2 Heines Erweiterungen des »französischen Evangeliums« 88
2.2.1 Die Bejahung der Sinnlichkeit durch Heine und die Haltung des Christentums gegenüber den Sinnenfreuden 88
2.2.2 Heines Synthese zwischen dem griechischen Altertum und dem Christentum 94
2.2.3 Heine und der Pantheismus 100
2.2.4 Saint-Simon und die Saint-Simonisten 118
2.2.5 Heines Beziehung zu den Saint-Simonisten 124

2.3 Heine und der Fortschrittsglaube 128
2.3.1 Verteidigungsstrategien der Apologeten des Fortschrittsglaubens 130
2.3.2 Heines Haltung gegenüber dem Fortschrittsglauben vor seiner Übersiedlung nach Paris 1831 133
2.3.3 Heines Haltung gegenüber dem Fortschrittsglauben zwischen 1831 und 1848 138
2.3.4 Heines Haltung gegenüber dem Fortschrittsglauben nach 1848 149

2.4 Heines apostolisch-prophetisches Selbstverständnis 153
2.4.1 Die eigentliche Aufgabe des Künstlers laut Heine 154
2.4.2 Ein »Sklave der Freiheit« 161
2.4.3 Die Ängste eines selbsternannten Märtyrers 165
2.4.4 Das Selbstbild des späten Heine 170

3 DAS »EVANGELIUM« NACH WAGNER 173

3.1 Die erlösungstheoretischen Ansätze des frühen Wagner 174
3.1.1 Die Feen oder Erlösung durch Kunst und Liebe 174
3.1.2 Das Liebesverbot oder Die Verherrlichung der Sinnlichkeit 176
3.1.3 Wagners Beziehung zum Jungen Deutschland und deren Niederschlag im Rienzi 177

3.2 Sentas Erlösung des fliegenden Holländers 184
3.2.1 Wagners Bewunderung Heines und deren Wandel zur Ablehnung 184
3.2.2 Heines Vorlage und Wagners Adaption 186

3.3 Das Thema der Erlösung im Tannhäuser und im Lohengrin 189
3.3.1 Elisabeth als der Christus Tannhäusers 189
3.3.2 Wagner — ein Ankläger oder ein Verteidiger der Sinnlichkeit? 192
3.3.3 Der erlösungsbedürftige Erlöser Lohengrin 196

3.4 Wagners erlösungstheoretische Position zwischen 1848 und 1854 198
3.4.1 Die Revolution als die große Erlöserin 198
3.4.2 Das Eigentum, das Gesetz und der Staat als Hindernisse auf dem Weg zur Erlösung 202
3.4.3 Der Staat als Grund für die Entstehung der christlichen Religion und die Notwendigkeit der Überwindung des Christentums 205
3.4.4 Wagners Jesusbild 208
3.4.5 Wagner und Feuerbach 212
3.4.6 Die Lehre vom ewigen Wechsel in allen Dingen 215
3.4.7 Der Ring des Nibelungen 215
3.4.8 Die Kunst als eine conditio sine qua non für eine erlöste Zukunft oder Wagners prophetisch-messianisches Selbstverständnis 221
3.4.9 Die Not als Ursache für Wagners Fortschrittsglauben 233
3.4.10 Wagners Forderung nach der Erlösung der Welt vom Judentum 237

3.5 Wagners Auseinandersetzung mit der Soteriologie Schopenhauers 241
3.5.1 Von Feuerbach zu Schopenhauer 241
3.5.2 Schopenhauers Einfluss auf den Fortschrittsglauben und auf die Ästhetik Wagners 242
3.5.3 Der Schopenhauer-Schluss des Rings des Nibelungen 252
3.5.4 Tristan und Isolde 255
3.5.5 Wagners Haltung gegenüber Schopenhauers Lehre von der Askese 259

3.6 Wagners Spätphase oder Seine teilweise Distanzierung von den Kernansichten Schopenhauers 261
3.6.1 Das Geschichtsbild des späten Wagner 262
3.6.2 Die Kunst als Erlöserin oder Der Komponist des Parsifals als der Heiland des Christentums und Wegbereiter der Erlösung 264

3.7 Resümee der Haltung Wagners gegenüber Schopenhauer 273

4 DAS »EVANGELIUM« NACH NIETZSCHE 275

4.1 Das prächristliche »Evangelium« des frühen Nietzsche 275
4.1.1 Von Christus zu Dionysos 275
4.1.2 Nietzsches Ansichten bezüglich der griechischen Tragödie oder Die Bedeutung der Kunst für seine soteriologischen Ansätze 277
4.1.3 Die Wissenschaft und ihre Angewiesenheit auf die Kunst 291
4.1.4 Die Wiedergeburt der Tragödie aus dem Geiste der deutschen Musik 298
4.1.5 Nietzsches Glaube an die Kunst Wagners und seine »Erlösung vom Erlöser« Wagner 299

4.2 Der Ausgangspunkt der Erlösungslehre des reifen und des späten Nietzsche 305
4.2.1 Die Genealogie der platonischen Ideenlehre 305
4.2.2 Nietzsches »umgedrehter Platonismus« oder Die Metaphysik als fundamentales soteriologisches Problem 310
4.2.3 Nietzsches Aufnahme des Kampfes gegen Platon 312

4.3 Der Blickwinkel Nietzsches auf die abendländische Geistesgeschichte 314
4.3.1 Platon versus Heraklit und die Sophisten 316
4.3.2 Das Christentum als Fortsetzung des Platonismus 320
4.3.3 Kongruenzen zwischen den staatstheoretischen Ansichten Platons und Nietzsches 322
4.3.4 Die Renaissance und die Rolle Luthers 324
4.3.5 Kant oder Der Nihilismus und seine Folgen 325
4.3.6 Der lange »Schatten Gottes« oder Der Glaube der modernen Wissenschaft an absolute Substanzen 332
4.3.7 Die Ausbreitung der Philosophie Nietzsches und das Kommen des erlösten Menschen als Zielpunkte der Geschichte 335

4.4 Die Notwendigkeit der Einsicht in den Nihilismus und einige Unklarheiten in Nietzsches Ansichten 338

4.5 Das prophetisch-messianische Selbstverständnis Nietzsches 341

4.6 Die ewige Wiederkehr des Gleichen und das amor fati als integrale Bestandteile der Erlösungslehre Nietzsches 343
4.6.1 Die Herausforderung aller Religionen durch Nietzsche 343
4.6.2 Nietzsches Forderung nach der Erlösung von der Rache 345
4.6.3 Die erlösende Wirkung der Liebe zum Schicksal 347
4.6.4 Das Determinismus-Problem 350

4.7 Nietzsches Haltung gegenüber der Kunst in seiner mittleren und in seiner späten Phase 353

4.8 Die Einstellung Nietzsches gegenüber Heine und Spinoza 356

4.9 Die erlösungstheoretische Relevanz der Moral 361

4.10 Zum Begriff des Übermenschen 369

5 VERGLEICH UND KONKLUSION 377

5.1 Kongruenzen und Divergenzen zwischen den »Evangelien« und Selbstbildern Heines, Wagners und Nietzsches 377
5.2 Die Einflüsse Heines, Wagners und Nietzsches aufeinander 392
5.3 Sind die »Evangelien« Heines, Wagners und Nietzsches im Vergleich zum christlichen Evangelium neu und besser? 395
5.4 Abschließende Bemerkung 399

APPENDIX 401
Index librorum 403
Index nominum 421