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Die mediale Religion Probleme und Perspektiven der religionswissenschaftlichen und wissenssoziologischen Medienforschung
Die mediale Religion
Probleme und Perspektiven der religionswissenschaftlichen und wissenssoziologischen Medienforschung




Oliver Krüger

Transcript
EAN: 9783837618747 (ISBN: 3-8376-1874-9)
538 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2012, farb. Abb.

EUR 36,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die »mediale Religion« bedeutet stets ein theologisches Problem, das den Vorrang der unmittelbaren religiösen Erfahrung in Frage stellt. In der Religionswissenschaft wie auch in der Wissenssoziologie nach Max Scheler, Peter L. Berger und Thomas Luckmann führte dieses erfahrungsorientierte Religionsverständnis zu einer Marginalisierung der medialen Präsentationsformen von Religionen.

Mit Bezug auf »Heilige Schriften«, Film, Hörfunk, Fernsehen und Internet zeigt Oliver Krüger die Perspektiven der religionswissenschaftlichen Medienforschung auf. Seine wissenssoziologisch fundierten Analysen verweisen schließlich auf eine Meistererzählung von der ursprünglichen Einheit der Menschen, die für die religiöse Deutung von Medien prägend war.



Oliver Krüger (Prof. Dr.) lehrt Religionswissenschaft an der Universität Freiburg (Schweiz). Seine Forschungsinteressen beziehen sich neben dem Feld von Religion und Medien auf die Religionssoziologie und Thanatosoziologie.

WWW: Uni Freiburg
Rezension
Lange Zeit hat die Religion und die reflektierte Religion als Theologie die Medien weitestgehend ignoriert, - das hat sich in den vergangenen ca. 20 Jahren grundlegend geändert: Nicht nur nutzen viele Religionsgemeinschaften mittlerweile sehr intensiv alle Formen von Medien primär zur Eigendarstellung, Verkündigung und Mission, sondern die Medien selbst werden immer mehr auch zum Religionsersatz und enthalten selbst nicht nur vielfältige religiöse Inhalte, sondern auch quasi-religiöse Funktionen. Dieser voluminöse Band beschreibt alle diese verschiedenen Entwicklungen differenziert aus religionswissenschaftlicher Perspektive; denn die Gegenwart der Religionen wird heute in starkem Maße durch die Formen ihrer medialen Repräsentationen geprägt.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Religion in der Mediengesellschaft – der Band entfaltet die Programmatik einer religionswissenschaftlichen Medienforschung. Die »mediale Religion« stellt dabei nicht weniger als die Unmittelbarkeit der religiösen Erfahrung in Frage.

Schlagworte:
Wissenssoziologie, Religion, Medien, Film, Fernsehen, Internet
Adressaten:
Theologie, Religionswissenschaft, Soziologie, Medienwissenschaft

Editorial zur Reihe:
Editorial

Die Gegenwart der Religionen wird heute in starkem Maße durch die Formen ihrer medialen Repräsentationen geprägt. Aber auch Religionsgeschichte war immer schon Mediengeschichte. Medien sind zentral für die Vermittlung religiöser Ideen und ritueller Praktiken. Zudem sind Religionen in modernen Gesellschaften auch Gegenstand der dokumentarischen Berichterstattung und der Unterhaltung.
Die Reihe Religion und Medien soll ein Forum für die kulturwissenschaftliche Erforschung der religionsspezifischen Nutzung von Medien und für die medienspezifische Analyse der Darstellung religiöser Sujets bieten. Ebenso sind theoretische und methodologische Abhandlungen willkommen, die zum Verständnis rezenter und historischer Medienphänomene im Feld der Religionen beitragen und die Vielschichtigkeit des Medienbegriffes diskutieren.
Der offene Begriff der »Medien« bezieht sich in diesem Zusammenhang sowohl auf die klassischen Printmedien (Zeitungen, Zeitschriften), auf die populäre Publizistik, Belletristik und Literatur, auf technische Bildmedien (Fotografie), auf Kommunikationsmedien wie dem Telefon und seinen Weiterentwicklungen, als auch auf neue Medien wie Radio, Film, Fernsehen und schließlich Internet und computergestützte Medienanwendungen. Die außerordentliche Dynamik des Feldes – man denke an die bereits einsetzende Konvergenz traditioneller Textmedien und audiovisueller Medien im Internet – spricht im Sinne einer »Archäologie der medialen Kommunikation« für die Berücksichtigung einer medienhistorischen Perspektive.

Die Reihe wird herausgegeben von Oliver Krüger in Verbindung mit Gregor Ahn, Peter Bräunlein, Christiane Brosius, Anne Koch, Jürgen Mohn, Hubert Mohr, Michael Schetsche und Joachim Trebbe.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung | 9

1 RELIGION UND MEDIEN: EINE EINFÜHRUNG | 11

1.1 Das Problem der medialen Religion | 11
1.2 Wissenssoziologische Hermeneutik | 21
1.2.1 Religionswissenschaft und Wissenssoziologie | 24
1.2.2 Zur Analyse von Deutungsmustern | 27
1.3 Neue Medien in der Religionswissenschaft | 32

2 RELIGION IN DER WISSENSSOZIOLOGIE | 43

2.1 Die klassische Wissenssoziologie | 44
2.1.1 Vorspiel: Marx und Comte | 44
2.1.2 Die Anfänge: Ludwig Gumplovicz und Wilhelm Jerusalem | 50
2.1.3 Max Scheler | 56
2.1.4 Karl Mannheim | 75
2.1.5 Werner Stark | 96
2.1.6 Theodor Geiger | 104
2.2 Die phänomenologisch orientierte Wissenssoziologie | 107
2.2.1 Alfred Schütz | 107
2.2.2 Peter Berger und Thomas Luckmann | 115
2.3 Die wissenssoziologische Hermeneutik | 134
2.3.1 Religion in der wissenssoziologischen Hermeneutik | 134
2.3.2 Medien in der wissenssoziologischen Hermeneutik | 136
2.4 Religion in der Wissenssoziologie: Probleme und Perspektiven | 140
2.4.1 Religion, Gesellschaft und Erkenntnis | 140
2.4.2 Religion und Medien | 156

3 MEDIENGESCHICHTE ALS RELIGIONSGESCHICHTE | 163

3.1 Vorüberlegungen | 163
3.2 Die »Heiligen Schriften« und die »Buchreligion« | 166
3.2.1 Schrift, Text und Buch: eine Medienskizze | 170
3.2.2 Der Ursprung von Sprache und Schrift | 175
3.2.3 Die Wirkmächtigkeit von Sprache und Schrift | 185
3.2.4 Die »Heiligkeit« des Buches | 188
3.2.5 Die Konstruktion der »Heiligen Schriften« und der »Buchreligion« | 191
3.2.6 Perspektiven | 203

4 RELIGION UND NEUE MEDIEN | 215

4.1 Die Vielfalt religiöser Medien | 215
4.2 Printmedien | 222
4.2.1 Von der Flugschrift zur Zeitschrift | 222
4.2.2 Forschungsperspektiven | 231
4.3 Fotografie | 233
4.4 Film | 237
4.4.1 Von Solaris zum Jesus Film Project: Religion im Film | 237
4.4.2 Zwischen Theologie und Filmanalyse: ein Forschungsüberblick | 260
4.5 Das Telefon | 294
4.5.1 Von der Telefonseelsorge zum Twittern | 294
4.5.2 Perspektiven der religionswissenschaftlichen Kommunikationsforschung | 303
4.6 Hörfunk | 304
4.6.1 Von Radio Vatikan zu Big Spirit | 304
4.6.2 Instrumentelle Transkommunikation | 316
4.6.3 Unerhört: die Erforschung religiöser Radioprogramme | 320
4.7 Fernsehen | 328
4.7.1 Vom »Wort zum Sonntag« zum »Schwert des Islam« | 329
4.7.2 Ausgeblendet: Fernsehforschung im Spannungsfeld theologischer Paradigmen | 354
4.8 Internet | 373
4.8.1 Was ist das Internet? | 374
4.8.2 Religionen und das Internet: eine Feld- und Forschungsskizze | 377
4.8.3 Die Mythen des Internet | 387
4.8.4 Religionswissenschaftliche Internetforschung | 418

5 SCHLUSSFOLGERUNGEN | 445

5.1 Religionswissenschaftliche Medienforschung | 445
5.2 Religion, Gemeinschaft und das Mediale | 456

Abkürzungsverzeichnis | 467
Quellenverzeichnis | 469
1 Literatur | 469
2 Tonträger | 525
3 Filmografie | 525
Danksagung | 531
Index | 533



Vorbemerkung
Die vorliegende Untersuchung hatte ihren Ausgangspunkt in einem Projekt
des Sonderforschungsbereiches Ritualdynamik an der Universität Heidelberg.
Es ging um die Frage, wie im Medium des Internet Rituale aus dem Bereich
des Neopaganismus »verhandelt« werden und welchen Einfluss dies auf die
tatsächliche rituelle Praxis haben könnte. Im Laufe der Studie zeigte sich, dass
nicht nur die religiösen Akteure selbst, sondern auch eine Reihe von Wissenschaftlern,
die sich mit dieser Thematik befassten, dezidierte Vorstellungen
über die Bedeutung des Internets für die Entwicklung der Religionen und
darüber hinaus hatten. Ideale von persönlicher Freiheit, Gleichheit und einer
universalen Weltgemeinschaft bilden den Rahmen dieser religiösen und auch
wissenschaftlichen Deutungsmuster. Die Offenlegung dieses dominierenden
Vorverständnisses des Internet erschien mir eine Vorbedingung für alle weiteren
religionswissenschaftlichen Internetstudien zu sein.
Bei der Vertiefung in die aktuelle und historische Forschungsliteratur zum
gesamten Feld von Religion und Medien, die für die disziplingeschichtliche
Verortung der Internetthematik notwendig war, stellte sich jedoch heraus, dass
auch die Erforschung anderer Medien stark von solchen sozialen und religiösen
Deutungsmustern beherrscht wurde. Das betrifft sowohl herkömmliche Medien
wie die Konstruktion der sogenannten »Heiligen Schriften« als auch neue
Medien wie den Film und das Fernsehen.
Dieser Befund drängte zu einer vollkommenen Neuausrichtung des Projektes.
An die Stelle der Analyse eines konkreten und theoretisch durchaus reizvollen
Problems, nämlich der neopaganen Internetritualistik, ist die systematische
Aufarbeitung der religionswissenschaftlich relevanten Medienforschung vor
allem im deutschsprachigen Raum getreten. Damit reiht sich die Studie in die
religionswissenschaftlichen Vorarbeiten ein und will die Voraussetzungen klären,
unter denen eine reflektierte religionswissenschaftliche Medienforschung
überhaupt erst möglich wird. Die methodologische Fundierung in der wissenssoziologischen
Hermeneutik hat sich bei diesem Unterfangen als äußerst hilfreich
erwiesen.
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