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Die Trainingsraum-Methode Unterrichtsstörungen – klare Regeln, klare Konsequenzen. Mit Online-Materialien 3., erweiterte und aktualisierte Auflage 2013
Die Trainingsraum-Methode
Unterrichtsstörungen – klare Regeln, klare Konsequenzen. Mit Online-Materialien


3., erweiterte und aktualisierte Auflage 2013

Heidrun Bründel, Erika Simon

Juventa Verlag , Beltz
EAN: 9783407628817 (ISBN: 3-407-62881-1)
200 Seiten, paperback, 17 x 24cm, März, 2013

EUR 22,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Störungsfrei unterrichten und Schüler/innen zu eigenverantwortlichem Handeln motivieren: Beides leistet die Trainingsraum-Methode. Sie gibt klare Regeln und Konsequenzen vor, wodurch die Schüler/innen Orientierung erhalten und ein respektvolles Miteinander im Klassenraum ermöglicht wird.

Das erfolgreiche Buch wurde um das Kapitel »Qualitätsanforderung und Qualitätssicherung« ergänzt. Es zeigt auf, wie Fehlentwicklungen vermieden werden können. So führt die Trainingsraum-Methode zur Einstellungs- und Verhaltensänderung bei Schüler/innen und wird nicht als Sanktionsinstrument missverstanden.

Die Trainingsraum-Methode wird in allen Schulformen erfolgreich eingesetzt, sie ist konkret und praktikabel: Die einheitliche Reaktion auf Unterrichtsstörungen und der aktive Umgang mit den Störenfrieden motivieren zur Verhaltensänderung und zum respektvollen Umgang miteinander.



Auch der »Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen« hat das Trainingsraumkonzept von Bründel/Simon geprüft und ihm im November 2010 die »Qualitätsstufe 1 für ein nach wissenschaftlichen und didaktischen Gesichtspunkten Erfolg versprechendes Präventionsprogramm« bescheinigt (Sektion Politische Psychologie und Expertenbeirat Prävention von Gewalt, Rechtsextremismus und interkulturellen Konflikten).
Rezension
Immer noch sind es Unterrichtsstörungen, die Lehrern neben der großen Klassenstärke am meisten zusetzen. Die Trainingsraum-Methode hat sich seit mehr als 10 Jahren fest in vielen deutschsprachigen Schulen des In- und Auslands als Trainingsprogramm zur Kompetenzerhöhung von Schüler/inne/n in ihrem sozialen Verhalten etabliert und geht hiermit in die 3. Auflage. Unerwünschtes Verhalten der Schüler wird durch eine sofortige und eindeutige Mitteilung beantwortet. Dabei bilden respektvoller Umgang miteinander und Stärkung der Verantwortung für eigenes die Basis der Methode. Aber nicht nur die soziale Kompetenz der Schüler/innen wird erhöht, auch die Kommunikation der Lehrkräfte mit den Schüler/inne/n wird verbessert und die Eltern störender Schüler werden intensiv in die Erziehungsmaßnahmen einbezogen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Presse-/Leserstimmen:

»Kollegien, die sich mit der Trainingsraum-Methode auseinandersetzen wollen, finden in diesem Buch neben einer gut nachvollziehbaren Darstellung des Konzepts auch brauchbare Materialien für die konkrete Umsetzung.« Grundschulmagazin

»Mit einer theoretischen Einführung, einer Beschreibung der Methode, Erfahrungsberichten und Kopiervorlagen geben die Autorinnen ihren Lesern alles an die Hand, was diese zur Durchführung des Programms brauchen.« Die Grundschulzeitschrift

»Die Trainingsraum-Methode ist konkret, praktikabel und führt zur Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Schülerinnen und Schüler. Der Erziehungsauftrag der Schule wird in den Mittelpunkt gerückt, der zentrale Satz heißt: Jeder hat das Recht auf ungestörten Unterricht.« educetera

»Mit diesem Werk ist ein Buch auf dem Markt, das eine echte Alternative zur Bewältigung von Unterrichtsstörungen bietet mit dem Ziel, die SchülerInnen zu einem reflektierten eigenverantwortlichen Handeln zu erziehen, um den respektvollen und rücksichtsvollen Umgang miteinander wieder zur Normalität in der Schule werden zu lassen.« Mittelfränkischer Schulanzeiger

Dipl.-Psych. Dr. Heidrun Bründel, Jg. 1944, ist Psychotherapeutin und Klinische Psychologin an der Bildungs- und Schulberatung des Kreises Gütersloh.

Erika Simon, Jg. 1948, ist Lehrerin an der Ketteler-Schule in Rheda-Wiedenbrück.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur 3. Auflage 9

Vorwort: Werteerziehung – verantwortlich denken und handeln 13

Einleitung: Unterrichtsstörungen – ein leidiges Thema 15

1. Wie entsteht Verhalten?

Wissenswertes für Lehrerinnen und Lehrer 20
Ein bisschen Theorie muss sein 20
Erklärungsmodelle zur Entstehung und Veränderung von Verhalten 21

2. Wenn Schülerinnen und Schüler stören

Handlungstheoretische Überlegungen 24
Individualistische Handlungstheorien26
Normfolgende Handlungstheorien 26
Systemtheoretische Handlungstheorien31
Auf einen Blick: Wie wird Verhalten hervorgebracht? 32
Peter möchte Marias Aufmerksamkeit32
Gewinn und Nutzen 37
Wann sind Schülerinnen und Schüler bereit, ihr Störverhalten aufzugeben? 37

3. Ein anderes Verständnis von Störungen

Den Blickwinkel verändern 39
Abkehr von Interpretation und Abwertung 39
Hinwendung zu einer offenen Ursachenannahme 40
Verhalten wahrnehmen, reflektieren und ändern 42

4. Eigenverantwortlich denken und handeln

Was heißt überhaupt Eigenverantwortung? 43
Die Grundidee von Eigenverantwortung 43
Strategien zur Vermeidung von Verantwortung 44
Die Verantwortung des Schülers 47
Die Verantwortung des Lehrers 47
Rechte und Pflichten von Lehrern und Schülern 49

5. Regeln unterstützen das eigenverantwortliche Handeln

Welche Regeln sind notwendig? 50
Regeln bieten Orientierung 50
Vereinbarungen und Konsequenzen 50
Regeln unterstützen das eigenverantwortliche Denken und Handeln 52

6. »Was machst du?«

Lehrerinnen und Lehrer reagieren auf Regelverstöße 53
Der Frageprozess im Unterricht 53
Die Schülerinnen und Schüler können sich entscheiden 55
Skeptische Fragen von Lehrerinnen und Lehrern und mögliche Antworten darauf 57

7. Was geschieht im Trainingsraum?

Anders denken – anders handeln 60
Der Trainingsraum als Herzstück des Programms 60
Der Ablauf im Überblick 63
Die Suche nach der »kontrollierten Variablen« 64
Drei Trainingsraumgespräche: Peter, Dirk und David 65
Die Suche nach dem zukünftigen Verhalten 69
Trainingsraumgespräch: Britta 69
Die »kooperative Gesprächsführung« im Trainingsraum 73
Wie werden Pläne erstellt? 79
Was geschieht mit den Plänen? 83
Wenn Schülerinnen und Schüler sich im Trainingsraum verweigern 86
Der Trainingsraum als Mediationsraum 87

8. Ist das Programm auch für Grundschulen geeignet?

Eine kindgerechte Durchführung ist notwendig 92
Ein Trainingsraumgespräch in der Grundschule 93
Auch Grundschulkinder können Eigenverantwortung lernen 95
Der Trainingsraum wird in den Klassenraum verlegt 97
Visualisierung der Regeln und der Pläne 97

9. Elterngespräche

Grundkonsens in Erziehungsfragen 107
Gründe für das Elterngespräch 107
Das Interventionsteam 108
Ein Elterngespräch 110

10. Wie werden Eltern und Schüler informiert?

Die Bereitschaft zur Mitarbeit ist wichtig 114
Die Eltern werden auf einem Elternabend informiert 114
Rede an die Eltern 114
Eine kleine Vorführung 118
Die Schülerinnen und Schüler werden im Unterricht informiert 120
Mit den Schülern Regeln vereinbaren 120
Der Frageprozess wird mit den Schülern durchgespielt 122
Ein gemeinsamer Gang in den Trainingsraum 123

11. Etwas Bürokratie ist notwendig

Laufzettel und Formulare 124
Das Zuweisungsformular 124
Mein Plan 124
Das Tagesprotokoll 127

12. Aller Anfang ist schwer

Die ersten Schritte 129
Die kollegiumsinterne Konferenz 129
Organisation 136
Schulung der Trainingsraumlehrerinnen und -lehrer 137
Die Bedeutung der Schulleitung 138

13. Kritische Einwände gegen das Programm und was darauf erwidert werden kann 141

Der Argumente sind viele… 141
Warum wirkt das Programm so polarisierend? 148

14. Der Erfolg gibt uns recht

Evaluationsergebnisse 151
Die Zufriedenheit von Lehrern und Schülern 151
Fazit 156

15. Qualitätsstandards – es geht nicht ohne

Qualitätsanforderung und Qualitätssicherung 158
Professionelle Einführung in das Programm 160
Aktive Unterstützung des Programms durch die Schulleitung 161
Vorabinformation der Schüler- und Elternschaft 161
Hohe Akzeptanz und einheitliche Anwendung im Kollegium 162
Permanente Besetzung des Trainingsraums 162
Intensive Ausbildung der zukünftigen Trainingsraumlehrkräfte in Gesprächsführung 163
Stufenweise Einführung des Programms 163
Konsequente und konsistente Einhaltung der »Spielregeln« 164
Auf die Qualität der Pläne achten 165
Beachtung und Wertschätzung für die nicht störenden Schüler 165
Ein Appell an die Schulbehörden 165
Weitere Forderungen und Empfehlungen (Expertenrat 2010) 166

Ausklang 169
Literaturverzeichnis 171
Kopiervorlagen 176



Vorwort zur 3. Auflage
Die Trainingsraum-Methode ist seit mehr als zehn Jahren als Schulprogramm in einer
Vielzahl von Schulen aller Schulformen in Deutschland und im Ausland (Österreich,
Luxemburg, Südtirol, deutschsprachige Region Belgiens) fest implementiert.
Sie hat ihren Ausgang in Nordrhein-Westfalen im Raum Bielefeld-Gütersloh genommen
und seitdem Eingang in alle Bundesländer gefunden.
Die Trainingsraum-Methode bezieht sich in ihrem Ursprung auf ein amerikanisches
Programm, das von Edward E. Ford (1997; 1999) in Arizona (USA) entwickelt
und formuliert worden ist. Die Autorinnen haben es für deutsche Verhältnisse adaptiert,
verändert und ergänzt. Die Grundgedanken des respektvollen Umgangs mit
Schülerinnen und Schülern sowie der Stärkung der Verantwortung für ihr eigenes
Handeln sind beibehalten und bilden den Kern der Trainingsraum-Methode. Ein
Besuch in den USA und die Teilnahme an einem der Workshops, die von Ed Ford
geleitet wurden, führte zur Erweiterung des Programms, der notwendigen Schulung
der Trainingsraumlehrerinnen und -lehrer in Gesprächsführung, die so im amerikanischen
Programm nicht vorhanden ist. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass
nicht nur die Schülerinnen und Schüler zu einer Kompetenzerhöhung in ihrem sozialen
Verhalten gelangen, sondern auch die Lehrkräfte in ihrer Kommunikation mit
den Schülerinnen und Schülern.
Wie aktuell und notwendig ein solches Programm in Schulen ist, zeigen u.a. die
Ergebnisse einer von der Vodafone Stiftung in Auftrag gegebenen und vom Meinungsforschungsinstitut
Allensbach durchgeführten Studie (Vodafone Stiftung
Deutschland 2012). In einem repräsentativen Querschnitt wurden 550 Lehrer an allgemeinbildenden
Schulen sowie rund 2100 Bundesbürger, darunter ca. 400 Eltern
von Schulkindern zur Situation an Schulen befragt. Fast die Hälfte aller Lehrer empfindet
den Unterricht anstrengender als noch vor zehn Jahren. Immer noch sind es
Unterrichtsstörungen, die Lehrern neben der großen Klassenstärke am meisten zusetzen.
Sie vermissen bei den Schülern Selbstbeherrschung und Respekt und fühlen
sich in ihrer Ausbildung nicht genügend darauf vorbereitet, professionell mit Störungen
umzugehen. Auch in ihrem Umgang mit Eltern sind sie häufig verunsichert
und fühlen sich nicht ausreichend wertgeschätzt.
Die Trainingsraum-Methode schafft – wenn sie in Schulen gut vorbereitet und
sorgfältig implementiert wird – genau in diesen Punkten Abhilfe. Sie hilft Lehrerinnen
und Lehrern, aus dem Teufelskreis von Ärger, Ohnmachtsgefühlen und Frustration
auszusteigen und sich Bewältigungsfähigkeiten anzueignen, die ein entspanntes
Reagieren auf Störungen und dabei einen respektvoll Umgang mit Schülerinnen
und Schülern ermöglichen. Mit der Trainingsraum-Methode wird eine enge Erziehungspartnerschaft
mit den Eltern der Schülerinnen und Schülern eingegangen. Es
wird partnerschaftlich kooperiert und kommuniziert. Eltern werden über alle Maßnahmen
der Schule informiert und bei Bedarf zu Gesprächen gebeten. Dies entspricht
der Forderung nach einer Intensivierung der Elternarbeit. Eltern wünschen
sich mehr Mitsprache in Erziehungsmaßnahmen und auch häufigere Kontakte zu
den Lehrern ihrer Kinder. Entgegen dem Vorurteil, dass das Ansehen der Lehrer in
der Gesellschaft sehr schlecht sei – dem allerdings jeder zweite Lehrer selbst anhängt
– nennen mehr als ein Drittel der Bevölkerung bei der Frage, welchen Beruf sie am
meisten schätzen, den Lehrerberuf (Vodafone Stiftung 2012, S. 9). Dieses Ergebnis
kann Lehrkräfte nur ermutigen, von sich aus in Erziehungsfragen den Kontakt zu
Eltern intensiver zu suchen und sich auch aus der oft selbst gebastelten Illusion eines
alles erduldenden Lehrers zu lösen.
Schulen setzen mit der Implementierung der Trainingsraum-Methode einen
Schulentwicklungsprozess in Gang und formen damit ihr eigenes Schulprofil. Der
Umgang mit störenden Schülern wird einheitlich geregelt. Lehrkräften wird die Möglichkeit
gegeben, sich respektvoll durchzusetzen. Sie erhalten ein Methoden-Repertoire,
das ihnen gestattet, die Verantwortung für das Handeln der Schüler in deren
Hände zu legen. Schüler sind für ihr Verhalten selbst verantwortlich und damit auch
für die Konsequenzen ihres Tuns. Es liegt in ihrer Entscheidung, ob sie den Unterricht
stören oder nicht. Selbstverständlich hängen Störungen auch mit der Qualität des
Unterrichts zusammen und von der Persönlichkeit des jeweils unterrichtenden Lehrers
ab. Daher ist er gehalten, den Unterricht so gut und so professionell wie möglich
zu gestalten. Die Verantwortung des Lehrers besteht darin, die Rahmenbedingungen
eines »guten« Unterrichts zu erfüllen, dazu gehören u. a. Fachwissen, Didaktik, Methodik
sowie fairer und menschlicher Umgang mit seinen Schülern. Aber auch ein »guter
« Unterricht muss gelegentlich das »Freiheits- und Spaßbedürfnis von Schülern«
einschränken, »ihnen Frustrationserlebnisse« zumuten und »Anstrengungsbereitschaft
« einfordern (Grüner 2006, S. 83). Respektloses Verhalten im Unterricht Lehrern
und Klassenkameraden gegenüber kann als eine Form von Gewalt bezeichnet werden,
auf die »durch klare Regeln, Rituale und Normen« reagiert werden muss (ebd.).
Unterricht und Erziehung bilden eine Einheit und können nicht voneinander getrennt
werden. Durch die Art und Weise, wie der Fachunterricht gegeben und gestaltet
wird, vermitteln Lehrkräfte ihren Schülerinnen auch Werthaltungen und Einstellungen.
Durch ihre Persönlichkeit sind sie positive oder gelegentlich auch
negative Vorbilder. In jedem Fall üben sie Einfluss aus und prägen das Verhalten ihrer
Schülerinnen und Schüler.
Der Erziehungsstil, auf dem die Trainingsraum-Methode aufbaut, ist autoritativpartizipativ,
d. h. er berücksichtigt die Interessen beider an der Erziehung Beteiligter
– der Lehrkräfte und der Schüler. Zu diesem Stil gehört es, unerwünschtes Verhalten
der Schüler durch eine sofortige und eindeutige Mitteilung zu beantworten und
ihnen so Rückmeldung über ihr Verhalten zu geben. Er ist gekennzeichnet durch
Wertschätzung, aber auch durch konsequentes Handeln und Grenzziehung.
Begriffe wie Disziplin, Regeln und Grenzsetzungen sind in der Trainingsraum-
Methode nicht negativ besetzt, sondern Voraussetzung für die Durchführung eines
»guten« Unterrichts. Ein solcher bietet Schülerinnen und Schülern Orientierung
und Hilfestellung sowie Lehrern Arbeitszufriedenheit und Gesunderhaltung. Das ist
u. a. ein Grund, warum sich die Trainingsraum-Methode so großer Beliebtheit in
Schulen erfreut, denn sie richtet den Fokus sowohl auf Regeln und Konsequenzen
als auch auf Verantwortung und Entscheidungsfindung sowie auf Respekt und Unterstützung.
Je konsequenter dieses Prinzip von allen Beteiligten erfahren, erlebt und
realisiert wird, desto eher wird es auch von allen als Leitidee für das eigene Handeln
akzeptiert. Es gilt: Wenn Schülerinnen und Schülern Respekt entgegengebracht wird
und sie mit Fairness behandelt werden, wenn sie spüren, dass die Regeln und Konsequenzen
für alle gleichermaßen gelten, dann verstehen sie den Sinn, der darin
besteht, Mitverantwortung für die Gestaltung des Schullebens und auch des Unterrichtsablaufs
zu übernehmen. In der Trainingsraum-Methode wird die Entscheidungsfähigkeit
der Schüler herausgefordert und gestärkt: am Fachunterricht weiter
teilzunehmen oder aber im Trainingsraum über eigenes Störverhalten und alternative
Verhaltensweisen nachzudenken.
Schüler und Lehrer haben Rechte und Pflichten, die sich aus ihren unterschiedlichen
Positionen ergeben: Schüler haben das Recht, möglichst ungestörten Unterricht
zu erhalten, aber auch die Pflicht, selbst mit ihrem Verhalten dafür zu sorgen,
dass dies möglich ist. Lehrer haben ebenfalls das Recht, ungestörten Unterricht zu
erteilen, aber auch die Pflicht, durch gut überlegte Didaktik, durch gute Unterrichtsorganisation
und methodische Vielfalt einen solchen zu ermöglichen.
Mit der Trainingsraum-Methode werden drei zentrale Ziele erreicht:
1. Das Ausmaß an Störungen des Unterrichts wird reduziert.
2. Lehrkräfte reagieren respektvoll auf Störungen.
3. Schülerinnen und Schüler reflektieren im Trainingsraum ihr Verhalten und finden
akzeptable Alternativen für Ihr Störverhalten.
Die manchmal in Schulen gestellte Frage, ob die zeitlich begrenzte Anwesenheit im
Trainingsraum mit dem Inklusionskonzept vereinbar wäre, kann klar und deutlich
bejaht werden. Das Inklusionskonzept geht auf die UN-Behindertenrechtskonvention
von 2006 zurück und sieht vor, alle Kinder ungeachtet ihrer Behinderungen
oder Beeinträchtigungen gemeinsam lernen zu lassen. Die Konvention fordert
»wirksame, individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in einem
Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale Entwicklung gestattet« (Übereinkommen
über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, Art. 24, S. 19). Die
Trainingsraum-Methode entspricht dieser Forderung. Regelverletzende Schüler erhalten
im Trainingsraum eine zusätzliche Förderung ihrer sozialen Kompetenz – die
in dieser Intensität im Unterricht nicht geleistet werden kann – und kehren dann
wieder in den allgemeinen Unterricht zurück.
Die Trainingsraum-Methode beugt eskalierendem, unsozialem Verhalten gezielt
vor. Der Expertenrat »Prävention von Gewalt, Rechtsextremismus und interkulturel-
ler Konflikte« der Sektion Politische Psychologie des Berufsverbandes Deutscher
Psychologinnen und Psychologen (BdP) hat dies nach eingehender Prüfung im Jahr
2010 bescheinigt und die Trainingsraum-Methode mit der Qualifizierungsstufe 1
ausgezeichnet. Damit wird anerkannt, dass es sich um ein nach wissenschaftlichen
und didaktischen Gesichtspunkten erfolgversprechendes Präventionsprogramm
handelt.
Mit dieser dritten Auflage wollen wir weitere Schulen ermuntern, sich die Trainingsraum-
Methode zu Eigen zu machen. Zu diesem Zweck haben wir das Buch erweitert
und aktualisiert. Die Veränderungen und Erweiterungen sind aus unseren
Erfahrungen bei der Beratung und Fortbildung von Schulen in Sachen Trainingsraum
entstanden. Einige Kopiervorlagen wurden verfeinert und durch neue ergänzt.
Dies betrifft vor allem die visualisierten Regeln für die Grundschule, die Zuweisung
für Grundschüler an den Trainingsraum sowie den Plan für Grundschulkinder, die
noch nicht schreiben können.
Das letzte Kapitel gibt Hilfestellung zur Vermeidung von Fehlern beim Prozess
der Implementierung und hebt die Bedeutung von Qualitätsstandards hervor. Außerdem
wird noch einmal betont, dass in der Durchführung der Trainingsraum-Methode
auch neurowissenschaftliche Erkenntnisse ihren Niederschlag finden, nämlich
Selbstmanagement, Ressourcenorientierung und damit verbunden der Glaube an
das positive Veränderungspotenzial der Schülerinnen und Schüler.

Gütersloh, im Frühjahr 2013
Heidrun Bründel, Erika Simon