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Die Stunden der Kurden  Wie sie den Nahen Osten verändern
Die Stunden der Kurden
Wie sie den Nahen Osten verändern


Reihe: Styria premium


Verlagsgruppe Styria
EAN: 9783222134937 (ISBN: 3-222-13493-6)
205 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Februar, 2015, auch als E-Book (2.ISBN) erhältlich, ebook.styriabooks.at

EUR 24,99
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Dieses Buch sorgt für eine Überraschung. Vom Westen kaum wahrgenommen baut die autonome kurdische Region im Norden des zerfallenden Irak eine Demokratie nach eigenen Spielregeln auf. Die durch die USA erzwungene Freizone (Flugverbot) im Irak-Krieg, schaffte die heutige Voraussetzung für diese Umgestaltung, neue Staatsbildung. Wirtschaftliche Grundlage bilden die überreichen Ölfelder, die zusammen mit dem Irak genutzt werden.
Vor 100 Jahren begannen die Bergvölker der Kurden einen Traum eines eigenen Nationalstaates zu träumen. Mahmud Pascha Baban,stellte die Weichen für diese heutige Realisierung, im Denken seines Volkes.
Grundlage der Demokratie ist die Vergebung! Die Vergebung der Massaker, des Landraubes, der Vertragsbrüche.... Gefangenen wird frei gestellt zu gehen oder auch mit auf zu bauen. Es wird nicht aufgerechnet, was soeben noch geschehen, auch wenn es noch so blutig war.
Menschen, die im Westen im Exil leben oder lebten, kehren mit dem westlichen Wissen zurück und helfen beim Aufbau ihres Landes. Dabei sind sie im Inneren ihren Denkstrukturen treu geblieben. So können sie, zusammen mit dort gebliebenen Menschen, die ein äußerst hohes Maß an Zivilcourage und persönlichem Einsatz bringen, in großem Respekt voreinander, das Werdende gestalten.
Der Weg dahin verlief über den Widerstand mit Waffen, einen bösen Bruderkrieg, der persönlichen Auseinandersetzung mit den Chancen und Gefahren im Gebrauch von Macht und Geld.
Von den Protagonisten wird dabei nicht die Anfälligkeit der Autonomie, die Gefahren aus den eigenen Reihen, Stämme in den 3 anderen Ländern, und das Ringen der Staaten um sie herum und das der Großmacht USA, aus den Augen verloren.
Das Buch selbst ist übersichtlich gegliedert und leicht zu lesen. Die Sprache ist kurz, klar und anschaulich.
Es wird deutlich, dass der Autor die Region, ihre Konflikte und die internationalen Zusammenhänge sehr gut kennt. Teilweise hat er die Interviews als Frage-Antwort auf geschrieben. So sind sie sehr leicht zu verstehen. Am Ende eines jeden Beitrages wird in einem kursiv gesetzten Abschnitt, eine Episode aus einer Stadt der Region beschrieben. Mit diesem Stilmittel erreicht der Autor eine Plastizität des Erlebten.
Dieses Buch ist für die eigene Allgemeinbildung und für den Unterricht sehr zu empfehlen.
Claudia-Maria Maruschke
Lehrerbibliothek.de (lbib.de)
Verlagsinfo
Buchbeschreibung:
Seit hundert Jahren kämpfen die Kurden im Nahen Osten um einen eigenen Staat. Ausgerechnet im Irak, wo sie am brutalsten unterdrückt wurden, sehen sie sich nun ihrem Ziel so nah wie nie zuvor. Wie ein Leuchtturm steht ihre autonome Region an einem Meer voller Gewalt. Das kleine, bislang autonome Kurdistan erlebt einen Wirtschaftsboom, ist eine Insel der Toleranz und praktiziert Demokratie wie kein anderes Land im Orient – aber gerade deswegen hat es als Nachbarn mehr Feinde als Freunde.
Hans-Joachim Löwer stand mit kurdischen Kämpfern an der Front gegen die Islamisten, sprach mit Überlebenden der blutigen Verfolgung und streifte über die umstrittenen Ölfelder, auf denen die ganze Hoffnung der Kurden ruht. Und er traf bei seinen Recherchen ungewöhnliche Figuren. Einen Baulöwen, der einst Guerillakämpfer war. Einen Minensucher, der beide Beine verlor und trotzdem weitermacht. Den religiösen Führer der Jesiden, der nicht lesen und schreiben kann. Einen arabischen Stammesführer, der aus Angst vor der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ zu den Kurden geflüchtet ist. „Wir sind einfach anders“, sagte ein Kurde dem Autor. „Anders als die Araber – aber auch anders als ihr im Westen.“
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Vorwort 7

1 Sulaimania
„EINE UN-ORIENTALISCHE FREIHEIT“
Wie eine Fürsten-Dynastie das Tor zur Welt aufstieß 9

2 Barsan
„WIR STRECKEN DIE HÄNDE AUS“
Woher der Geist der Versöhnung weht 17

3 Halabdscha
„WIR HATTEN KEINE AHNUNG, WAS DAS WAR“
Wie ein Kurde das Giftgas-Massaker überlebte 25

4 Sulaimania
„DAS HIER WAR WIRKLICH DIE HÖLLE“
Wie ein Foltergefängnis zu einem Museum wurde 33

5 Halabdscha
„NUR ALTER UND TOD KÖNNEN MICH STOPPEN“
Weshalb ein verkrüppelter Minenräumer weitermacht 41

6 Erbil
„DU MUSST NUR DEIN HIRN EINSCHALTEN“
Wie ein junger Peschmerga zum Top-Businessman aufstieg 49

7 Sulaimania
„MEIN HERZ SCHLÄGT NOCH IMMER LINKS“
Wie ein Kommunist zum Milliardär wurde 57

8 Erbil
„WIR SIND AUF DEM RICHTIGEN WEG“
Was sich der Bürgermeister von dem Boom in der
Hauptstadt erhofft 65

9 Sulaimania
„MACHT GIBT ES NUR AUF ZEIT“
Was ein 36-jähriger Parlamentspräsident ändern will 75

10 Koya
„ICH BIN IMMER NOCH TAPFER“
Wie eine unverheiratete Kurdin für ein neues Frauenbild kämpft 93

11 Kubaschi
„ICH STEHE HIER FÜR MEINE KINDER“
Wie die Kämpfer an der Front ihr Land verteidigen 101

12 Qala Tschuwalan
„ZUSAMMEN SIND DIE STÜCKE STARK“
Wie ein Brigadegeneral Drill und Kunst verbindet 109

13 Bahirka
„WIE SOLL MAN DA ZUSAMMENLEBEN?“
Was Kurden für eineinhalb Millionen Flüchtlinge tun – und was nicht 115

14 Scheichan
„SIE SCHAUEN NACH WESTEN“
Wo die verfolgten Jesiden ihre letzten Kräfte mobilisieren 125

15 Sulaimania
„ICH WÄRE NUR NOCH EIN KNECHT GEWESEN“
Weshalb ein arabischer Stammesführer zu den Kurden floh 135

16 Kirkuk
„SIE HABEN VOR SICH SELBER ANGST“
Wie ein Neurochirurg als Gouverneur zwischen den Fronten laviert 151

17 Kirkuk
„WIR HAUEN EBEN NICHT AB“
Wie eine Polizeitruppe die heiß begehrten Ölfelder schützt 163

18 Erbil
„WIR WERDEN BESSER ALS ISRAEL“
Weshalb ein Wissenschaftler an einen Staat Kurdistan glaubt 171

19 Dohuk
„ICH MUSS ALLEN DIENEN“
Was ein christlicher Bischof mit seiner Eliteschule bewirkt 181

20 Suseh
„ICH BIN IMMER AUFSEITEN DER HÄFTLINGE“
Wie sich eine Kultur in einem Gefängnis spiegeln kann 187

EIN TRAUM VON 100 JAHREN
Chronik des Kampfes der Kurden im Irak 195

Dank 203

Bildnachweis 204

Anmerkung zur Schreibweise von kurdischen und arabischen Namen und Begriffen 204

Übersichtskarte Autonome Region Kurdistan 205