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Die Stunde der falschen Triumphe
Die Stunde der falschen Triumphe




Hans Werner Richter

Wagenbach
EAN: 9783803126429 (ISBN: 3-8031-2642-8)
128 Seiten, kartoniert, 12 x 19cm, August, 2010

EUR 9,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein schöner, genauer, oft witziger Roman, der nicht verurteilt, sondern genau hinsieht: Warum passt man sich an? Erzählt wird eine Dorfgeschichte aus den dreißiger, vierziger Jahren, die uns besser verstehen lässt.

Zwei junge Männer heißen beide Willi, der eine ist Friseur, der andere Lehrer. Der Friseur, der sich als Mann der Mitte empfindet, unterliegt den Verlockungen der Anpassung. Der pazifistische Lehrer wird verhaftet, kommt wieder frei, verstummt. Zwischen beiden steht Fritz, der NSDAP-Ortsgruppenleiter, der den Friseur dazu bringt, in die Partei einzutreten; den Lehrer rettet seine Frau.

1945 wird der Lehrer als Bürgermeister eingesetzt und entnazifiziert Fritz. Keiner triumphiert. Alle passen sich wieder an. Wer soll das verstehen?
Rezension
Sein Name ist unzertrennlich mit der Gruppe 47 verbunden. Als Initiator und Organisator der berühmten Treffen wurde Hans Werner Richter zu einem der wichtigsten Männer des Literaturbetriebs im Nachkriegsdeutschland. Zahlreiche Autoren starteten ihre Karriere, die bei einigen sogar im Literaturnobelpreis gipfelte, unter seiner Protektion. Weniger bekannt dagegen ist er durch seine eigenen Werke. Als typischer Vertreter der Zeit nach 1945 widmen sich seine Geschichten der Aufarbeitung des Nationalsozialismus. Als kritischer Zeitzeuge der Ereignisse fließen seine Erfahrungen in seine Romane ein, um Unerklärliches begreifbar zu machen. So auch im vorliegenden Buch "Die Stunde der falschen Triumphe". Kontrastiv wird darin das Schicksal zweier Männer im Dritten Reich beschrieben. Mitläufertum und "innere Emigration" im Sinne von Schweigen kennzeichnen die Lebensläufe. Dabei formuliert Richter keinen Vorwurf. Das Verhalten der Protagonisten ist nachvollziehbar, wenn auch erschreckend hinsichtlich der rückblickenden Perspektive der Leserschaft. Die einfache und klare Sprache des Romans spiegelt die Alltagswelt, in der die Handlung spielt, wider. Das Buch vermittelt tiefere Einblicke in eine durch Geschichtsschreibung subjektiv überprägte Zeit und gibt eine Ahnung vom einfachen Leben und dessen Möglichkeiten unter der totalitären Herrschaft in Deutschland.

Georg Pfahler, lehrerbibliothek.de