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Die Musikalische Grundschule Ein neuer Weg in der Schulentwicklung Projektkonzeption:
Anke Böttcher
Christoph Gotthardt
Gabriele Vogt
Dr. Ute Welscher
Die Musikalische Grundschule
Ein neuer Weg in der Schulentwicklung


Projektkonzeption:

Anke Böttcher

Christoph Gotthardt

Gabriele Vogt

Dr. Ute Welscher

Bertelsmann Stiftung, Hessisches Kultusministerium (Hrsg.)

Verlag Bertelsmann Stiftung
EAN: 9783867933094 (ISBN: 3-86793-309-X)
72 Seiten, paperback, 19 x 27cm, 2011

EUR 15,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Musik und eigenes Musizieren bieten viele Chancen: die Verbindung von Kreativität und konzentrierter Übung, die Möglichkeit, Empfindungen über Musik Ausdruck zu verleihen oder sie mitzuerleben, die Gelegenheit, gemeinsam an einem größeren Musikprojekt zu arbeiten und dabei sich und die anderen ganz neu zu erleben - diese und viele weitere Aspekte sprechen dafür, der musikalischen Bildung im schulischen Kontext mehr Aufmerksamkeit zu schenken.



Vor diesem Hintergrund startete das Land Hessen in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung 2005 das Projekt Musikalische Grundschule. Im Unterschied zu Konzepten, die vor allem auf die Stärkung des Fachs Musik ausgerichtet sind, zielt die Musikalische Grundschule darauf, dass Musik in den Unterricht aller Fächer und in den gesamten Schulalltag hineinwirkt. Es geht nicht um punktuelle Impulse, sondern um einen längerfristigen Schulentwicklungsprozess, der vom ganzen Kollegium mitgetragen und gemeinsam gestaltet wird.



Die vorliegende Publikation gibt einen Einblick in das Konzept der Musikalischen Grundschule und erläutert - illustriert durch Beispiele aus der Praxis - die Wirkungen, die das Konzept bei den Beteiligten in Schulen haben kann. Sie richtet sich zum einen an Interessierte aus den Bereichen Schulverwaltung, Schulaufsicht, Bildungsplanung und Schulentwicklung, zum anderen an Kollegien und Schulleitungen bereits bestehender sowie interessierter, möglicherweise zukünftiger Musikalischer Grundschulen - und nicht zuletzt an Eltern, die genauer wissen möchten, was sich hinter der Idee der Musikalischen Grundschule verbirgt.
Rezension
Musikalische Bildung spielt in der deutschen Schullandschaft vielerorts eine marginale Rolle, denn sie findet in vielen Schulen nur im knapp bemessenen Musikunterricht statt. Die Bertelsmann Stiftung setzt sich deshalb für eine stärkere Verankerung von Musik in möglichst vielen Bereichen des Schulalltags ein. Es gilt also, Strukturen und Kulturen an deutschen Schulen zu schaffen, die diese Begeisterung fördern und unterstützen. Das Hessische Kultusministerium und die Bertelsmann Stiftung haben vor diesem Hintergrund ein Schulentwicklungskonzept entwickelt, in dem Musik eine zentrale Rolle spielt: die "Musikalische Grundschule". Die vorliegende Publikation gibt einen Einblick in das Konzept der Musikalischen Grundschule und erläutert - illustriert durch Beispiele aus der Praxis - die Wirkungen, die das Konzept bei den Beteiligten in Schulen haben kann.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 4

Die Musikalische Grundschule in Kürze 6

Entwicklung kann Sprünge machen – Das Beispiel Liebfrauenschule 10

Schulentwicklung mit Musik – Die Perspektive der wissenschaftlichen Evaluation 12

Selbstständigkeit fördern und trotzdem steuern? – Die Perspektive des Kultusministeriums 16

Das Konzept der Musikalischen Grundschule 18

Die Akteure: Beteiligung als Erfolgsfaktor 18
Schulintern an einem Strang ziehen 18
Schulentwicklung braucht Steuerung und externe Unterstützung 24
Der Entwicklungsprozess in den Schulen 30
Was eine Grundschule mitbringen sollte 30
Entwicklung braucht verschiedene Phasen 31
Phase 1: Projektaktivitäten planen 32
Phase 2: Aktivitäten umsetzen und reflektieren 33
Phase 3: Projektergebnisse auswerten 35
Phase 4: Nachhaltigkeit sichern 37
Die Fortbildungen für Musikkoordinatoren 41
An vorhandenen Kompetenzen und Fragen ansetzen 41
Mit Grundqualifizierung und Weiterqualifizierung neue Kompetenzen vermitteln 41
Unterstützungsstrukturen sichern Qualität und Nachhaltigkeit 49
Regionale Verbünde 49
Beratung 50
Coaching 50
Fachtagungen 50
Internetforum 52
Projektbox 52

Das Potenzial der Musikalischen Grundschule 53

Die Projektbeteiligten in Hessen 63

Weiterführende Literatur 64

Materialien 66



Vorwort
Seit ihrem Start im Jahre 2005 hat die Musikalische
Grundschule in Hessen eine ungewöhnlich positive
Resonanz erfahren: »Wenn es die Musikalische
Grundschule nicht gäbe, müsste man sie erfinden«,
schrieb uns ein Schulleiter. Streng genommen haben
die Schulen genau das getan. Denn am Anfang
stand kein Rezept zum Nachmachen, sondern eine
Idee: Musik soll in den Unterricht aller Fächer hineinwirken
und zum Lernprinzip und Gestaltungselement
im gesamten Schulalltag werden. Dieses
Schulentwicklungsprojekt im Zeichen der Musik
hat die beteiligten Schulen nicht nur äußerlich
sichtbar und hörbar verändert, sondern auch ihre
innere Entwicklung, also das Klima, die Atmosphäre
und den Zusammenhalt nachhaltig beeinflusst.
Ganz im Sinne der wachsenden Selbstständigkeit
hessischer Schulen kann und muss dabei jede
Schule ihr eigenes Konzept entwickeln. Aber schulische
Weiterentwicklung ist kein Selbstläufer: Entwicklungsprozesse
erfordern zum einen Zeit. Zum
anderen sollten sie begleitet werden durch eine
qualifizierte Fortbildung, die den Schulen hilft, die
eigenen Potenziale möglichst produktiv zu nutzen.
Eine Bewegung braucht auch klare Ziele: Im
Spannungsfeld von individueller Entwicklung und
schulübergreifenden Leistungsansprüchen entstanden
daher im Laufe von fünf Jahren praxisnahe
Qualitätskriterien als Basis für Selbstreflexion und
externe Zertifizierung.
So ist aus einem zunächst eher quantitativen
Motto (»Mehr Musik vermittelt von mehr Beteiligten
in mehr Fächern zu mehr Gelegenheiten«) ein
Qualitätssiegel geworden, das auch für Eltern klar
erkennbar werden lässt, wie vielseitig eine Musikalische
Grundschule die Entwicklung ihres Kindes
unterstützt.
Ein Erfolg hat immer viele Mütter und Väter.
Bei der Musikalischen Grundschule ist dieser Satz
absolut berechtigt und durchaus wörtlich zu nehmen.
Sehr herzlich möchte ich den vielen Akteuren
danken, die in diesem Projekt zusammengewirkt
haben: den Kolleginnen, Kollegen, Schulleitungen
und Eltern der mehr als 90 Schulen, die mit ihrer
intensiven und konsequenten Arbeit eine Idee für
»ihre« Kinder zum Leben erweckt haben, dem
Steuerungsteam, das dieses facettenreiche Projekt
klug begleitet und strukturiert hat, den Dezernentinnen
und Dezernenten der regionalen Schulaufsicht,
die es von Anfang an engagiert unterstützt
haben, und dem Evaluationsteam der Universität
Kassel, das die Prozesssteuerung durch Wirkungsanalysen
und Beobachtungen maßgeblich beeinflusst
hat.
Mein größter Dank gilt aber unserem Partner,
der Bertelsmann Stiftung.
Ihnen, sehr geehrte Frau Mohn, und Ihren Mitarbeiterinnen
danke ich dafür, dass wir über fünf
Jahre hinweg gemeinsam ein Projekt entwickeln
durften, das zeigt, wie die Gestaltungskraft von
Schulen sich im Zusammenwirken mit externer
Unterstützung optimal entfalten kann – ein großer
Schritt auf dem Weg zur selbstständigen Schule in
Hessen.
Dorothea Henzler
Hessische Kultusministerin
4

Vorwort
»Mit Musik geht alles besser« – wir wollten wissen,
ob das auch bei der Weiterentwicklung von Grundschulen
gilt, und haben deshalb 2005 das Projekt
Musikalische Grundschule mit dem Hessischen
Kultusministerium gestartet. Die Erfahrungen zeigen:
Musik macht Freude und ist bestens geeignet,
mehr Klangfülle in die Schulen zu bringen. Sie
stärkt das Gemeinschaftsgefühl von Kindern wie
auch Kollegien und übt einen positiven Einfluss
auf das Schulklima aus. Darüber hinaus kann der
vielfältige Einsatz von Musik im Schulalltag auch
dazu beitragen, verkrustete Organisationsstrukturen
aufzubrechen, Arbeitsstile zu verändern oder
die schulübergreifende Zusammenarbeit in einer
Region zu fördern.
Musik ist also ein hilfreiches Mittel, das die
Schulen heutzutage viel zu wenig nutzen. Im Gegenteil:
Der Musikunterricht wurde in allen Bundesländern
immer weiter eingeschränkt. Dabei
zeigen jüngste Forschungsergebnisse, dass Erwachsene
gern und oft auf ihre musikalischen Erfahrungen
aus der Kindheit aufbauen. Sie pflegen damit
nicht nur die eigene Kultur, sondern finden über
Musik auch oft Kontakt zu anderen Menschen und
Kulturen. Eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann
Stiftung zeigte im Juni 2010, dass 96 Prozent
der Befragten den frühen Musikunterricht in Kindertageseinrichtungen
und Grundschulen für wichtig
halten – ein überzeugendes Votum, das uns in
diesem Projekt bestärkt.
Die Musikalische Grundschule bietet nicht nur
qualitativ hochwertigen Musikunterricht, sondern
nutzt die Kraft der Musik, vermittelt von mehr
Lehrkräften in mehr Fächern und zu mehr Gelegenheiten.
Der Erfolg des Projekts in Hessen macht uns
Mut, es auch in andere Bundesländer zu übertragen.
In Hessen sind bereits 90 Schulen, also mehrere
Tausend Kinder und über tausend Lehrkräfte
an dem Projekt beteiligt. Das Land Berlin knüpft
seit 2009 an die Erfahrungen Hessens an. Ich wünsche
mir, dass diese Publikation weitere Bundesländer
dazu anregt, die Idee der Musikalischen
Grundschule für die Entwicklung ihrer Schulen zu
nutzen. Mit Fortbildungsmaßnahmen und kleinen
Zeitressourcen können sie dazu beitragen, dass
noch viel mehr Kinder in den Genuss der positiven
Wirkungen von Musik kommen.
Liz Mohn
Stellvertretende Vorsitzende
der Bertelsmann Stiftung