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Die Intoleranz des Evangeliums Erläutert an ausgewählten Schriften des Neuen Testaments
Die Intoleranz des Evangeliums
Erläutert an ausgewählten Schriften des Neuen Testaments




Gerd Lüdemann

zu Klampen! Verlag
EAN: 9783934920446 (ISBN: 3-934920-44-6)
270 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, Oktober, 2004

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die christlichen Kirchen denken sich in ihre heiligen Texte meist genau das hinein, was ihnen gerade zeitgemäß erscheint. Seit Toleranz zu einem der höchsten Werte westlicher Gesellschaften erkoren wurde, wird sie auch im Namen der Bibel gepredigt. Gerd Lüdemann kämpft seit langem gegen diese Art exegetischer Willkür. In seinem neuen Buch über Die Intoleranz des Evangeliums zeigt er, wie krass die Text- und Glaubensfundamente der christlichen Kirchen in Sachen Toleranz dem heutigen kirchlichen Selbstverständnis widersprechen. Lüdemann kontrastiert die – sicherlich begrenzte – religiöse Toleranz in der griechisch-römischen Welt mit der Welt des Judentums und frühen Christentums. Anschließend erhebt er anhand einer detaillierten Untersuchung von acht ausgewählten Schriften des Neuen Testaments Grundmerkmale frühchristlicher Frömmigkeit.

Die frühchristlichen Kirchenführer waren von der Intoleranz des Ersten Gebotes – »Ich bin der Herr dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir« – geprägt, lebten im Bewußtsein ihrer Erwähltheit und hingen einem dualistischen Weltbild an. Sie verteufelten christliche Dissidenten, verboten jeglichen Dialog, fälschten Schriften zu einem höheren Zweck und errichteten Wälle gegen jegliches Bildungsstreben.

Vor diesem Hintergrund kann Lüdemann die Praxis der heutigen Volkskirchen kritisieren, einerseits ihre geistlichen Amtspersonen auf religiöse Intoleranz, nämlich Bibel und Bekenntnis, zu verpflichten, und andererseits den Anspruch zu erheben, an einem toleranten Gemeinwesen mitzuarbeiten.



»Das Buch zielt auf die Gegenwart, indem es zeigt, dass die untersuchten Schriften des Neuen Testaments wegen ihrer im Gottesbegriff verwurzelten Intoleranz und ihres mit mangelnder Bildung verbundenen Eifers zwangsläufig Dogmatismus erzeugen, ergeben sich kritische Fragen an die heutigen Kirchen, ihre Geistlichen werden nach wie vor auf religiöse Intoleranz, nämflch Bibel und Bekenntnis, verpflichtet Zugleich erhebt die Kirche den Anspruch, am Aufbau des demokratischen, auf der Grundlage der Toleranz errichteten Staates mitzuarbeiten. Die kirchlichen Funktionäre meinen, Toleranz und Evangelium seien vereinbar. Dies aber geht nur auf Kosten der Wahrheit sowohl hinsichtlich dessen, was die frühchristliche Botschaft, das Evangelium von Jesus Christus, ursprünglich bedeutet, als auch im Blick darauf, was Geistliche wirklich glauben.«

Gerd Lüdemann


Rezension
Die Schriften des Göttinger Neutestamentlers und Religionswissenschaftlers Gerd Lüdemann, dem die ev. Kirche die Lehrerlaubnis entzogen hat, sind - bei aller z.T. überzogenen Polemik und biographischen Aufarbeitung -, immer wieder erhellend und gewinnbringend zu lesen, weil sie gegen den Strich bürsten, wahrhaft kritisch bleiben (im Sinne der so viel und von so unterschiedlichen Seiten gescholtenen historisch-kritischen Methode) und letztlich dem Geist der Aufklärung verpflichtet sind, der heute mehr denn je abhanden zu kommen scheint. - In diesem Buch zeigt Lüdemann den Bruch auf zwischen dem heutigen kirchlichen Anspruch auf Mitarbeit in einer toleranten Gesellschaft und den gar nicht so toleranten Fundamenten des frühen Christentums, die er an konkreten Texten des späten Neuen Testaments belegt.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

I. Hinführung, Vorgehen, Absicht 13

1. Zur gegenwärtigen Lage: Die Kirchen als vermeintliche Experten in Sachen religiöser Toleranz 13
2. Historisch-kritische Bibelauslegung als Befreiung 14 5. Historisch-kritische Bibelauslegung und die Intoleranz des Evangeliums bei Rudolf Bultmann 15
4. Kirchliche Wahrheitsansprüche und Erkenntnisprivilegien im Gegenüber zu prinzipiellem Pluralismus 21
5. Historische Beobachtungen zur Entstehung des Christentums und seine Darstellung unter dem Aspekt religiöser Intoleranz 23
6. Beantwortung von Einwänden 26

II. Toleranz im alttestamentlich-jiidischen Bereich und in der griechisch-römischen Welt zur Zeit der Entstehung der Schriften des Neuen Testaments .... 33

1. Begriffliches 33
2. Toleranz im alttestamentlich-jüdischen Bereich 34
3. Toleranz in der griechisch-römischen Welt 45
4. Die Christenverfolgungen durch den römischen Staat als Testfälle von Toleranz und Intoleranz 49

III. Zweiter Thessalonicherbrief 67

1. Einführung 67
2. Übersetzung und Erläuterung des zweiten Thessalonicherbriefs 70
3. Die Intoleranz des Evangeliums im zweiten Thessalonicherbrief 84

IV. Zweiter und dritter Johannesbrief 97

1. Einführung 97
2. Übersetzung und Erläuterung des zweiten Johannesbriefs 98
3. Übersetzung und Erläuterung des dritten Johannesbriefs 107
4. Die Intoleranz des Evangeliums im zweiten und dritten Johannesbrief 110

V. Erster und zweiter Timotheusbrief, Titusbrief 117

1. Einführung 117
2. Übersetzung und Erläuterung des ersten Timotheusbriefs 120
3. Übersetzung und Erläuterung des zweiten Timotheusbriefs 139
4. Übersetzung und Erläuterung des Titusbriefs 150
5. Die Intoleranz des Evangeliums im ersten und zweiten Timotheusbrief sowie im Titusbrief 158

VI. Judasbrief und zweiter Petrusbrief 169

1. Einführung 169
2. Übersetzung und Erläuterung des Judasbriefs 172
3. Übersetzung und Erläuterung des zweiten Petrusbriefs 180
4. Die Intoleranz des Evangeliums im Judasbrief und im zweiten Petrusbrief 192

VII. Toleranz, Evangelium, Kirche 203

1. Die Ergebnisse der exegetischen Untersuchungen und vergebliche Versuche, sie zu relativieren 203
2. Die Unmöglichkeit, Toleranz und Evangelium in Einklang zu bringen 205
3. Die Versuche der modernen Kirche, Evangelium und Toleranz in Einklang zu bringen ....209
4. Warum die Kirche lügen muss 214

VIII. Beigaben 229

1. Auszüge aus gnostischen Originalschriften als Hintergrund von polemischen Texten des Neuen Testaments 229
2. Ein Text von »ketzerischen« Judenchristen zur Toleranz zwischen Christen und Juden 238
3. Übersetzung und Erläuterung des dritten Korintherbriefs 241
4. Zum Problem der Falschzuschreibung in Briefen des Neuen Testaments 255
5. Zur Martyriumssehnsucht von Bischof Ignatius von Antiochien 266