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Devianz als Risiko Neue Perspektiven des Umgangs mit abweichendem Verhalten, Delinquenz und sozialer Auffälligkeit
Devianz als Risiko
Neue Perspektiven des Umgangs mit abweichendem Verhalten, Delinquenz und sozialer Auffälligkeit




Bernd Dollinger, Axel Groenemeyer, Dorothea Rzepka (Hrsg.)

Reihe: Verbrechen & Gesellschaft


Juventa Verlag
EAN: 9783779929598 (ISBN: 3-7799-2959-7)
340 Seiten, paperback, 15 x 23cm, September, 2015

EUR 39,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Devianz wird zunehmend als gesellschaftliches Risiko interpretiert. Die Konsequenzen sind ambivalent: Einerseits scheinen Maßnahmen zur Bekämpfung von Devianz unscharf zu werden, da sie präventiv und expansiv angelegt sind. Andererseits begrenzen rechtsstaatliche Vorgaben gegenwärtig (noch) ein Ausufern von Risiko-Zuschreibungen und Risiko-Kontrollen. Außerdem werden Risiken meist nach wie vor mit spezifischen (Rand-)Gruppen in Verbindung gebracht. Angesichts dieser komplexen Ausgangslage leistet der Band eine Zwischenbilanz und Differenzierung: Er behandelt den aktuellen Status der Zuschreibung, Kontrolle und Bearbeitung von Risiken in verschiedenen thematischen Zusammenhängen.
Rezension
Dieser Band dokumentiert eine interdisziplinäre Tagung zum Thema vom 19.-21.Sept. 2013 an der Universität Siegen. Normverletzungen und Ordnungsstörungen sind immer soziale Konstruktionen: Was ist die richtige "Ordnung" und Norm und wer weicht ab? Abweichung wird aber zunehmend zum Risiko erklärt. Psychiatrie, Medizin/Public Health, Soziale Arbeit, Polizei/Justiz, Sozialpolitik u.a. beschreiben Probleme, die sich in unterschiedlicher Weise auf Sicherheit, mögliche Schäden und Risiken beziehen. Es geht um Gesundheitsrisiken, Risikofaktoren und Risikoverhalten, um Sicherheitsrisiken und Gefährlichkeit, um Schadenbegrenzung und Risikogruppen, um Überwachung und Risikomanagement. Risikodiskurse lassen sich in Bezug auf alle negativ bewerteten Formen abweichenden Verhaltens finden. Die gezielte Gestaltung risikoarmer Umwelten und die Steuerung von Verfahrensabläufen und Technologien unter Risiko- und Sicherheitsaspekten markieren mittlerweile Selbstverständlichkeiten der Orientierung, die nahezu keinen Lebensbereich mehr ausschließen. Die Konjunktur des „Risikobegriffs“ verweist offenbar weniger auf eine Erhöhung des Gefahrenpotenzials moderner Gesellschaften, eher deutet die gestiegene Risikosensibilität und gesunkene Risikotoleranz in westlichen modernen Gesellschaften darauf, dass wir in einer „Sicherheitsgesellschaft“ leben, in der immer neue Risiken entdeckt und zum Gegenstand von Sicherheitspolitik und an Sicherheit ausgerichteter professioneller Praxis gemacht werden. Störungen und Abweichungen müssen als Sicherheitsproblem konstruiert werden, damit sie zu einem Gegenstand von spezifischen Risiko- und Sicherheitspolitiken werden können. Risiken existieren als Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit der Betroffenheit in der Zukunft, daher ist die Problematisierung von Risiken unmittelbar verbunden mit präventiver Gefahrenabwehr.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Devianz | Risiko | Moral | Normativität | Konstruktion
Kategorien:
Erziehungs- und Sozialwissenschaften
Soziologie
Erziehungswissenschaft
Sozialpädagogik / Soziale Arbeit
Gesellschaft

Devianz wird zunehmend als Risiko interpretiert. Der Band leistet eine Differenzierung und Zwischenbilanz der entsprechenden Debatten und Analysen, indem in verschiedenen Themen- und Handlungszusammenhängen danach gefragt wird, wie Risiken definiert, kontrolliert und bearbeitet werden. Es werden ambivalente und widersprüchliche Tendenzen des Risiko-Trends sichtbar.

Bernd Dollinger, Prof. Dr., ist Professor für Sozialpädagogik an der Universität Siegen, Department Erziehungswissenschaft-Psychologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind Theorie und Geschichte der Sozialpädagogik, Sozialpolitik, Professionalität, Kriminalität.

Axel Groenemeyer, Prof. Dr., ist Professor an der Fakultät Erziehungswissenschaft und Soziologie der Technischen Universität Dortmund. Arbeitsschwerpunkte: Soziologie und Politik sozialer Probleme, Sozialpolitik, Soziale Dienste und Soziale Arbeit, Gewaltforschung, Kriminalsoziologie; Drogen- und Alkoholforschung.

Dorothea Rzepka, Prof. Dr., ist außerplanmäßige Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie und Jugendstrafrecht am Fachbereich Rechtswissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Arbeitsschwerpunkte: Dogmatik des Straf- und Strafprozessrechts einschließlich Verfassungs- und Menschenrechte (u. a. Betäubungsmittelrecht, Sicherheitsgesetzgebung, Recht und Psychiatrie), Recht in der Sozialen Arbeit, Jugendstrafrecht und Jugendkriminologie, Theorie und Empirie der Instanzen sozialer Kontrolle.
Inhaltsverzeichnis
Bernd Dollinger – Axel Groenemeyer – Dorothea Rzepka
Vorwort 7

Axel Groenemeyer
Soziale Konstruktionen von Ordnungsstörungen 9

Bernd Dollinger
Risiken (in) der Sozialpädagogik 44

Die Konstruktionen von Risiken, Schäden und Gefahren

Nina Oelkers
Eltern als Risiko 62

Joachim Häfele
Abweichende Situationen, Risikowahrnehmung und Kriminalitätsfurcht im urbanen Kontext 83

Stephanie Moldenhauer
„Keine Gewalt trotz Risiko?“ 117

Helge Peters
Punitivität und Sakralität 138

Die Überwachung, Analyse und Bewertung von Risiken

Brita Krucsay
Versicherungsmathematische psychosoziale Arbeit? 150

Simon Egbert
Drogentestpraktiken an deutschen Arbeitsplätzen und die Konstruktion von Drogenkonsum als Sicherheitsrisiko 172

Christine Burmeister
Arm, weiblich, bildungsfern? Risiken des Risikodiskurses bei Kindesmisshandlungen 191

Die Bearbeitung von Risiken durch Institutionen sozialer Kontrolle

Rafael Behr
„Entscheidend ist, was jeder als Gewalt empfindet" -Die Rolle der Polizeigewerkschaften bei der Konstruktion von Risiken 202

Maximilian Schäfer
Handlungsvollzüge der Sanktionierung im erzieherischen Kontext 222

Karin Cudak
Exkludierende Bildungskulturen 244

Marlen S. Löffler
Gefährlich und gefährdet 265

Andreas Böhle, Mark Schrödter
Fight fire with fire? 287

Michael Lindenberg
Weder Risikoorientierung noch Punitivität, sondern Disziplinierung 304

Stefanie Büchner
Specializing Attention 319


Autorinnen und Autoren 337