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Der platonische Sokrates Gesammelte Abhandlungen (1976-2002)
Der platonische Sokrates
Gesammelte Abhandlungen (1976-2002)



Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826033636 (ISBN: 3-8260-3363-9)
192 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, Juni, 2006

EUR 28,50
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Sokrates zählt zu den bekanntesten Philosophen, im Unterschied zu den anderen Denkern hat dieser Philosoph uns keine Zeile überliefert. Bekanntheit erlangte Sokrates durch den ihm zu geschriebenen Ausspruch: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Zur Rekonstruktion der Sokratischen Lehre ist man primär auf die Exegese der Schriften Platons angewiesen. Ausdrücklich weist der Philologe Gerhart Schmidt auf die Differenz zwischen dem realen Sokrates und dem platonischen Sokrates hin. Letzterem widmet sich der Wissenschaftler in seinen gesammelten Aufsätzen und Abhandlungen, mit denen er die Intention verfolgt ein „Gesamtbild des platonischen Sokrates“ (S. 7) zu geben. Schmidt erläutert die Bedeutung des Philosophen mit folgender Aussage: „Sokrates spielte im alten Athen die gefährliche Rolle des Aufklärers, ohne in die Formen der modernen Subjektivität einzutreten.“ (S. 14)
Der Philologe liefert dazu in seinem Buch für den Lehrer notwendiges Fachwissen: zu Sokrates` Vernunftbegriff, seiner Vorstellung einer autonomen Ethik, zu seinem Philosophieverständnis. Schmidt bezieht sich sowohl auf das Bild von Sokrates in bestimmten platonischen Dialogen („Politeia“, „Kriton“, „Charmides“) als auch auf die Sokrates-Rezeption im 19. und 20. Jahrhundert bei Hegel, Nietzsche und Heidegger. Besonders aufschlussreich ist meines Erachtens der Aufsatz von Schmidt über das platonische Höhlengleichnis, in dem der Wissenschaftler anhand präziser philologischer Analysen einzelne Symbole des Gleichnisses entschlüsselt und die mathematische Strukturierung des Höhlengleichnisses aufdeckt.
Fazit: Schmidts Buch „Der platonische Sokrates“ aus dem „Verlag Königshausen & Neumann“ kann jeder Philosophie- oder Ethiklehrkraft, die sich wissenschaftlich fundiert mit dem Philosophen Sokrates auseinandersetzen möchte, nur zur Lektüre empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Gerhart Schmidt
Der platonische Sokrates

Das Studium der Werke Platons beläßt üblicherweise die Figur des berichtenden und/oder das Gespräch führenden Sokrates im Rücken. Man hat sich bald an dessen unvermeidliche Präsenz gewöhnt und läßt sie als Stilmittel Platons gelten. Gerhart Schmidt weist jedoch in sechs seiner Abhandlungen nach, daß Sokrates in Platons Werk wie eine literarische Figur (Hamlet, Faust) eine zwar sich wandelnde, aber in sich stimmige, kohärente Gestalt angenommen hat. Der Angelpunkt der vorliegenden Untersuchungen liegt bei den Dialogen ,Charmides‘ und ,Politeia‘. Es zeigt sich, daß in diesen Werken des Sokrates eigene Philosophie zur Sprache kommt, und daß Platon sich dabei auch mit ihr auseinandersetzt. Dieser „Sokrates“ ist nicht Platons Alter-ego, sondern ein rätselhafter, mit Widersprüchen aufgeladener Charakter. Abschließend wird die imaginäre Wanderung des Sokrates durch Platons Höhle in seinen einzelnen, klug bemessenen Schritten genau dokumentiert und so das ebenso berühmte wie mißverstandene Höhlengleichnis entschlüsselt. Die Spur, welche der platonische Sokrates in der Geschichte der abendländischen Philosophie hinterlassen hat, wird in drei weiteren Abhandlungen verfolgt; denn die literarische Sokrates-Gestalt beweist ihre objektive Realität damit, daß sie auf Widersacher stößt. Hegel benötigte Sokrates als Kronzeugen seiner Philosophie der Weltgeschichte, Nietzsche lieferte ihm einen erregenden Zweikampf, und Heidegger versuchte krampfhaft, ihm zu entkommen.

Der Autor
Gerhart Schmidt, (o.) Professor an der Universität Bonn, wurde 1990 emeritiert. Er begreift die Philosophie als offene, rationale Phänomenologie und überträgt seine methodische Vorgabe auch erfolgreich auf die Philosophiegeschichte
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis


Das Rätsel Sokrates - statt einer Einleitung 9

1. Die Rolle der Musik in Platons Staat 19
Literaturverzeichnis 31

2. Sokrates, Kriton, die Gesetze und die praktische Vernunft 33

3. Nietzsche und Sokrates 43

4. Platons Vernunftkritik, oder die Doppelrolle des Sokrates im Dialog Charmides 59
Literaturverzeichnis 111

5. Die ironische Existenz des Sokrates in Platons Staat 115

6. Hegels Urteil über Sokrates 129
Abkürzungsverzeichnis 141

7. Sokrates und Heidegger 143
Abkürzungsverzeichnis 159

8. Sokrates in Platons Höhle 160
Literaturverzeichnis 187

9. Bibliographischer Quellennachweis 189