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Der apokryphe Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus Zusammen mit dem Brief des Mordechai an Alexander und dem Brief des Annaeus Seneca über Hochmut und Götterbilder
Der apokryphe Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus
Zusammen mit dem Brief des Mordechai an Alexander und dem Brief des Annaeus Seneca über Hochmut und Götterbilder




Alfons Fürst, Therese Fuhrer, Folker Siegert, Peter Walter

UTB
EAN: 9783825236342 (ISBN: 3-8252-3634-X)
215 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, April, 2012

EUR 14,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Im vierten Jahrhundert erfand ein unbekannter Autor einen Briefwechsel, in dem Seneca zum Freund des Paulus gemacht wird. Jahrhundertelang hat diese Fiktion zu Spekulationen über die Nähe zwischen Stoa und Christentum angeregt, besonders im Gottesbild und in der Ethik. Dieser Band bietet eine aktuelle Übersetzung des Briefwechsels auf der Basis der neuesten kritischen Edition.
Rezension
"Der apokryphe Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus ist ein ausgesprochen nichtssagender Text" (S. VII) - dennoch lohnt sich ein Blick in dieses Werk! Das hier anzuzeigende Buch stellt eine Verbindung von Textausgabe, Übersetzung, Kommentierung und interdisziplinärer Essays zwecks informativer Erläuterung der Wirkungsgeschichte des Briefwechsels dar.

Alfons Fürst, Historiker an der Universität Münster, beschreibt Datierung, Entstehung, Inhalt, Absicht und Überlieferung des Briefwechsels, bevor er den Text neu übersetzt, mit ausführlichen Erläuterungen versieht und alle Zitierungen des Werks aufführt (S. 3-82). Sein anschließender Essay (S. 85-107) widmet sich der Frage, ob der Stoiker Seneca als Monotheist bezeichnet werden könnte. Fürst ordnet die Gottesvorstellungen Senecas wie der antiken Christen in die allgemeine theologisch-philosophische Geistesentwicklung der Antike ein und plädiert dafür, Seneca als theistisch argumentierenden Pantheist zu betrachten, der von einer christlich-jüdischen Gottesvorstellung jedoch weit entfernt sei.
Therese Fuhrer, Philologin an der Universität Freiburg, fragt nach einer potentiellen Wesensverwandtschaft zwischen Stoa und Christentum (S. 108-125). Sie betrachtet den fingierten Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus als Ausdruck der spätantiken Tendenz, verwandte Denksysteme in Beziehung zueinander zu setzen. Die Rezeption Senecas durch das Christentum zeichnet anschließend der Freiburger Theologe Peter Walter in seinem Essay nach (S. 126-146).
Als Beigabe finden sich schließlich zwei weitere Aufsätze zu zwei antiken Texten, die in das geistesgeschichtliche Umfeld des Briefwechsels zwischen Seneca und Paulus gehören. Folker Siegert übersetzt und bespricht den so genannten Brief des Mordechai an Alexander, einen fingierten Brief eines einfachen Juden an Alexander den Großen (S. 147-175). Siegert hält diesen für das Ergebnis der Versuche des antiken Judentums, der hellenistisch geprägten Umwelt die jüdische Religion oder deren Grundsätze näher zu bringen. Alfons Fürst übersetzt und bespricht schließlich den so genannten Brief des Annaeus Seneca über Hochmut und Götterbilder (S.176-197). Christen des 5. Jhs. hätten diesen Brief in Anspielung auf den älteren Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus als apologetische Kritik an heidnischen Göttervorstellungen und Kultpraktiken fingiert.

Diese Zusammenstellung zum vermeintlichen Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus sowie dessen Wirkungsgeschichte besticht durch ihre verständliche und übersichtliche Darstellung. Das Thema gehört zweifelsohne nicht zum Standardkanon des schulischen Unterrichts, auch durch das Theologiestudium kommt man wohl ohne Kontakt mit jenem Text durch - aber interessant ist er dennoch! Und dieses Buch hilft beim Verstehen seiner Intention vorzüglich.

Holger Zeigan, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Der apokryphe Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus (Alfons Fürst)
Einführung
Text und Übersetzung
Erläuterungen
Testimonien

Essays
Seneca - ein Monotheist? Ein neuer Blick auf eine alte Debatte (Alfons Fürst)
Stoa und Christentum (Therese Fuhrer)
Senecabild und Senecarezeption vom späten Mittelalter bis in die frühe Neuzeit (Peter Walter)
Der Brief des Mordechai an Alexander. Zur jüdischen Öffentlichkeitsarbeit in der Antike (Folker Siegert)
Der Brief des Annaeus Seneca über Hochmut und Götterbilder. Ein angeblicher Brief des Hohenpriesters Annas an Seneca (Alfons Fürst)

Anhang
Literaturverzeichnis (Alfons Fürst)
Register (Alfons Fürst, Christine Mühlenkamp)