lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Der Gottesbegriff nach Auschwitz Eine jüdische Stimme 9. Aufl. 2004 / 1. Aufl. 1984 (als Taschenbuch 1987)
Der Gottesbegriff nach Auschwitz
Eine jüdische Stimme


9. Aufl. 2004 / 1. Aufl. 1984 (als Taschenbuch 1987)

Hans Jonas

Suhrkamp
EAN: 9783518380161 (ISBN: 3-518-38016-8)
49 Seiten, paperback, 11 x 18cm, 2004

EUR 5,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Für den Juden, der im Diesseits den Ort der

göttlichen Schöpfung, Gerechtigkeit und Er

lösung sieht, ist Gott eminent der Herr der

Geschichte, und da stellt >Auschwitz< selbst

für den Gläubigen den ganzen überlieferten

Gottesbegriff in Frage. Es fügt in der Tat...

der jüdischen Geschichtserfahrung ein Nieda

gewesenes hinzu, das mit den alten theologi

schen Kategorien nicht zu meistern ist. Wer

aber vom Gottesbegriff nicht einfach lassen

will - und dazu hat selbst der Philosoph ein

Recht -, der muß, um ihn nicht aufgeben zu

müssen, ihn neu überdenken und auf die alte

Hiobsfrage eine neue Antwort suchen. Den

>Herrn der Geschichte< wird er dabei wohl

fahren lassen müssen. Also: Was für ein Gott

konnte es geschehen lassen? Hans Jonas
Rezension
Dieses schmale Büchlein „unverhüllt spekulativer Theologie“ (S. 7) druckt den Festvortrag ab, mit dem sich Hans Jonas 1984 für die Verleihung des Dr. Leopold-Lucas-Preises der Evangelisch-theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen bedankt hat. Zur Beantwortung der Gottesfrage nach Auschwitz bedient sich der Autor im Zentrum seines Werkes eines selbst entworfenen Mythos, um sich damit der Größe und eigentlichen Unfassbarkeit des Themas nähern zu können. Gott kann nicht länger als Herr der Geschichte gefasst werden; der Gottesbegriff ist neu im Sinne Hiobs zu bedenken und die Theodizeefrage ist zu berücksichtigen.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hans Jonas

Biographisches

1903
Am 10. Mai wird Hans Jonas als Sohn des Textilfabrikanten Gustav Jonas und von Rosa Horowitz, der Tochter des Krefelder Oberrabbiners Jakob Horowitz, in Mönchengladbach geboren.

1916
Tod des jüngeren Bruders Ludwig. Bar-Mizwa.

1918
Novemberrevolution. Zuwendung zum Zionismus und zum Unwillen des Vaters Mitglied eines zionistischen Zirkels in Mönchengladbach.

1921
Abitur. Im Sommersemester Aufnahme des Studiums der Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Freiburg bei Edmund Husserl, Martin Heidegger und Jonas Cohn. Begegnung mit Karl Löwith. Mitglied der zionistischen Studentenbewegung IVRIA.

1921
Im Wintersemester Umzug nach Berlin. Bis 1923 Studium der Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (u.a. bei Eduard Spranger, Ernst Troeltsch, Hugo Gressmann, Ernst Sellin und Eduard Meyer) und der Judaistik an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums (u.a. bei Julius Guttmann, Harry Torczyner und Eduard Baneth). Freundschaft mit Leo Strauss und Günther Stern (Anders). Engagement in der zionistischen Verbindung Makkabäa und im Kartell Jüdischer Verbindungen (KJV).

1923
März bis Oktober landwirtschaftliche Ausbildung (Hachschara) in Wolfenbüttel als Vorbereitung für die Auswanderung nach Palästina. Beschluß der Fortsetzung des Studiums in Deutschland. Studienjahr 1923/24 in Freiburg.

1924
Zum Wintersemester Wechsel an die Universität Marburg. Studium bei Martin Heidegger und Rudolf Bultmann. Beginn der Freundschaft mit Hannah Arendt. Beide bilden gemeinsam u.a. mit Gerhard Nebel, Karl Löwith, Hans-Georg Gadamer, Gerhard Krüger und Günther Stern den Kreis von Philosophiestudenten um Heidegger. Beginn der Beschäftigung mit der Gnosis. Nach der Entscheidung zur Promotion zwischenzeitlich Studien in Heidelberg, Bonn und Frankfurt am Main.

1928
Rückkehr nach Marburg. Promotion bei Martin Heidegger mit der Arbeit "Der Begriff der Gnosis". Wintersemester 1928/29 Studium an der Pariser Sorbonne.

1929
Beginn der Liebesbeziehung zu Gertrud Fischer.

1930
Augustin und das paulinische Freiheitsproblem. Ein philosophischer Beitrag zur Genesis der christlich-abendländischen Freiheitsidee. Bis 1933 Privatstudien in Köln, Frankfurt am Main und Heidelberg. Dort Zugehörigkeit zum Kreis um den Soziologen Karl Mannheim. Freundschaft mit Dolf Sternberger. Plan einer Habilitation und Vorbereitung auf die Tätigkeit als Privatdozent.

1933
"Machtergreifung" Hitlers. Angesichts des antijüdischen Boykotts beschließt Jonas, Deutschland zu verlassen. Ende August Emigration nach London und Arbeit an der Publikation seines Gnosis-Werks. Reisen nach Holland, in die Schweiz und nach Paris zu Hannah Arendt und Günther Anders.

1934
Bei Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen erscheint Gnosis und spätantiker Geist. Erster Teil: Die mythologische Gnosis.

1935
Zu Pessach Ankunft in Palästina. Beginn der Freundschaft mit Gershom Scholem, Hans Lewy, Hans-Jakob Polotsky, George Lichtheim und Shmuel Sambursky. Gründung des Pilegesch-Kreises.

1936
Zu Pessach Besuch der Eltern in Jerusalem. Beginn der arabischen Aufstände gegen das zionistische Siedlungsprogramm. Jonas tritt freiwillig der Selbstverteidigungsorganisation Hagana bei.

1937
Zu Purim erste Begegnung mit Lore Weiner. Vom Herbst an Aufenthalt auf der Insel Rhodos und Arbeit am 2. Teil des Gnosisbuchs.

1938
Im Januar Nachricht vom Tod des Vaters. Rückkehr nach Jerusalem. Nach dem Novemberpogrom überläßt Rosa Jonas ihrem in Dachau inhaftierten Sohn Georg ihr Einwanderungszertifikat für Palästina. Die Verschärfung der Begrenzung jüdischer Einwanderung durch die Briten 1939 verhindert die Ausreise der Mutter aus Deutschland. Lehraufträge an der Hebräischen Universität. Nach dem Tode Edmund Husserls hält Jonas dort die akademische Gedenkrede.

1939
Unmittelbar nach Ausbruch des Krieges am 1. September formuliert Jonas den Kriegsaufruf Unsere Teilnahme an diesem Kriege. Ein Wort an jüdische Männer und meldet sich freiwillig bei der britischen Armee.

1940
Ausbildung im englischen Übungslager Sarafant. Mitglied der First Palestine Anti-Aircraft Battery der britischen Armee. In der Folgezeit Einsätze in Haifa gegen Luftangriffe aus Damaskus und Beirut.

1942
Deportation der Mutter ins Ghetto Lodz, später nach Auschwitz, wo sie ermordet wird.

1943
Heirat mit Lore Weiner in Haifa

1944
Jonas wird Mitglied der neu gebildeten Jewish Brigade Group. Ausbildung u.a. in Alexandria. Von dort aus bis zum Ende des Krieges Einsatz in Süditalien. In dieser Zeit "Lehrbriefe" über seinen philosophischen Neuansatz an seine Frau.

1945
Im Juli zieht Jonas mit seiner Einheit durch Deutschland. Stationierung in Venlo und Wiedersehen mit Mönchengladbach. Erst hier erfährt Jonas von der Ermordung seiner Mutter. Reisen nach Göttingen, Marburg und Heidelberg. Wiederbegegnung mit Karl Jaspers und Rudolf Bultmann. Im November Rückkehr nach Palästina.

1946
Wohnung im arabischen Dorf Issawyje. Dozent an der Hebräischen Universität Jerusalem und Lehraufträge am English Council of Higher Studies.

1948
Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel und Ausbruch des Krieges. Umzug nach Jerusalem in die Alfasi-Straße. Jonas wird als Artillerieoffizier der israelischen Armee zum Dienst herangezogen. Tod von Lores Bruder Franz bei Dschenin. Geburt der Tochter Ayalah.

1949
Beurlaubung von der Armee. Übersiedlung nach Kanada als Fellow der Lady-Davis-Foundation an der McGill University Montreal. Philosophische Lehrtätigkeit am dortigen Dawson College.

1950/51
Zunächst Gastprofessor, später Associate Professor für Philosophie am Carleton College in Ottawa. Geburt des Sohnes Jonathan. Freundschaft mit Ludwig von Bertallanfy. In dieser Zeit Reisen nach New York, Chicago und Cincinnati. Wiederbegegnung mit Hannah Arendt, Günther Anders und Karl Löwith.

1952
Ablehnung der Berufung als Philosophieprofessor an die Hebräische Universität Jerusalem. Auseinandersetzung mit Gershom Scholem über seinen "Verrat am Zionismus". Erste Europareise zum Internationalen Kongreß für Philosophie in Brüssel. Abstecher nach München und Wiederbegegnung mit Gertrud Fischer. Ablehnung eines Rufes an die Universität Kiel.

1954
Gnosis und spätantiker Geist. Teil II, 1: Von der Mythologie zur mystischen Philosophie.

1955
Geburt der Tochter Gabrielle. Berufung als Professor an die New School for Social Research in New York (wo Jonas bis 1976 lehrt; in diese Zeit fallen Gastprofessuren u.a. an der Princeton University, der Columbia University und der University of Chicago). Niederlassung in New Rochelle, Freundschaft mit Kurt und Nelly Friedrichs und mit Wilhelm und Trude Magnus. In New York Zugehörigkeit zum Freundeskreis um Hannah Arendt und Heinrich Blücher, u.a. mit Adolph Lowe, Aron Gurwitsch und Paul Tillich.

1958
The Gnostic Religion: The Message of the Alien God and the Beginnings of Christianity. Akademischer Festvortrag an der New School über "The Practical Uses of Theory". Beginn der Auseinandersetzung mit der modernen Technik.

1959/60
Jonas verbringt sein Sabbatical in München. Vortragsreisen in Deutschland.

1961
Ingersoll Lecture an der School of Divinity der Harvard University über "Immortality and the Modern Temper".

1963
Zerwürfnis mit Hannah Arendt wegen ihres Buches über den Eichmann-Prozeß in Jerusalem - bis zur Versöhnung vergehen beinahe zwei Jahre.

1964
Jonas' Vortrag über "Heidegger and Theology" an der Drew University in New Jersey macht Furore. Vortragsreise nach Deutschland. Erst 1969 kommt es zu einer kurzen persönlichen Begegnung mit Heidegger in Zürich.

1966
The Phenomenon of Life. Toward a Philosophical Biology.

1967
"Philosophische Reflexionen über Experimente mit menschlichen Subjekten" vor der American Academy of Arts and Sciences in Boston. Übergang zu konkreten bio- und medizinethischen Themen wie Hirntod und Organtransplantation.

1969
Founding Fellow am interdisziplinären Hastings Center-on-Hudson.

1973
Organismus und Freiheit. Ansätze zu einer philosophischen Biologie.

1974
Philosophical Essays. From Ancient Creed to Technical Man.

1976
Rede auf der Gedenkfeier für Rudolf Bultmann in Marburg. Emeritierung.

1978
On Faith, Reason and Responsibility: Six Essays.

1979
Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation wird zu einem überwältigenden Erfolg in Deutschland.

1982/83
Eric-Voegelin-Gastprofessur an der Ludwig-Maximilans-Universität München

1984
Verleihung des Leopold-Lukas-Preises der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Preisrede über Der Gottesbegriff nach Auschwitz. Eine jüdische Stimme.

1985
Technik, Medizin und Ethik. Zur Praxis des Prinzips Verantwortung.

1987
Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Rede über "Technik, Freiheit und Pflicht". Empfang des Großen Bundesverdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland und der Ehrenbürgerwürde der Stadt Mönchengladbach.

1988
Materie, Geist und Schöpfung. Kosmologischer Befund und kosmogonische Vermutung.

1991
Ehrendoktorwürde der Universität Konstanz

1992
Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin

1992
Philosophische Untersuchungen und metaphysische Vermutungen

1993
Philosophie. Rückschau und Vorschau am Ende des Jahrhunderts. Am 30. Januar Entgegennahme des Premio Nonino in Urbino, Italien. Am 5. Februar stirbt Hans Jonas in New Rochelle bei New York. Er ist im jüdischen Teil des ökumenischen Friedhofs von Hastings im Staate New York begraben.
Inhaltsverzeichnis
ohne Inhaltsverzeichnis