Auch wenn im traditionellen Bildungskanon des Deutschunterrichts Klassiker und Weltliteratur die Lektüre stellen, hat die Trivialliteratur einen berechtigten Platz, repräsentiert sich doch in der Auseinanderstezung mit ihr das Kerngeschäft des Buchmarktes. Warum also kein Kriminalroman auf die Schülerbank? Die Vielzahl an Neuerscheinungen macht dabei jedoch die Auswahl schwer, gilt es doch, bei einer Klassenlektüre vor allem auch die Motivation zum Lesen und die Begeisterung für ein Genre zu wecken. Die Autorin Fred Vargas zählt zu den bekanntesten aktuellen Krimischreibern international. In ihrem neuesten Roman "Das barmherzige Fallbeil" erfüllt sie viele Aspekte, die eine thematische Behandlung in der Schule sinnvoll machen. So überzeugt der Roman durch ein gut ersponnenes Konzept, das die Spannung bis zum Ende hin aufrecht erhält. Der Leser wird zusammen mit den Kommissaren auf verschiedene Lösungswege gelenkt, die scheinbar in Sackgassen führen. Einereits gibt es eine Verbindung zweier Morde durch ein zehn Jahre zurückliegendes Schicksal einer zufällig zusammengewürfelten Touristengruppe auf Island. Andererseits ereignen sich weitere Morde, die eine weitere Verbindung aufzeigen: Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mehrerer hundert experimenteller Hobby-Historiker, die die Revolutionszeit unter der Führung Robespierres nacherleben und nachspielen. Neben der kriminalistischen Ermittlung erfolgt somit indirekt die Konfrontation mit den Ereignissen in Paris vor 1800. Zugleich erhält der Plot mystische Aspekte durch die philosophischen Anregungen eines älteren Nachbarn und die von Aberglauben durchzogenen Vorgänge einer kleinen Insel von Island. Die Vielschichtigkeit der Handlung, die Ungewöhnlichkeit der Ermittlungsverfahren des Hauptkomissars, der sich damit auch gegen seine Brigade stellt, sowie die packende sprachliche Darstellung begeistern den Leser. Wer selbst das Experiment wagen möchte, mit Schülern einen Krimi zu behandeln, hat mit diesem Buch eine lohnende Grundlage.

Georg Pfahler, lehrerbibliothek.de

Adamsberg ist zurück, und seine Ermittlungen führen ihn in die blutige Zeit der Französischen Revolution und in die tödliche Kälte Islands ...

Innerhalb weniger Tage werden die Leichen einer Mathematiklehrerin und eines reichen Schlossherrn in Paris entdeckt, die vermeintlich Selbstmord begangen haben. Die brutale Szenerie alarmiert zwar die Polizei, doch es scheint keine Verbindung zu geben. Bis Jean-Baptiste Adamsberg auf unauffällige Zeichnungen an beiden Tatorten aufmerksam wird. Kurz darauf stellt sich heraus, dass die Lehrerin vor ihrem Tod dem labilen Sohn des zweiten Toten geschrieben hat. Der Brief führt Adamsberg auf die Spuren einer verhängnisvollen Reise nach Island, die zehn Jahre zuvor stattfand – und von der zwei Personen nicht zurückkamen. Sowie in die Untiefen einer Geheimgesellschaft, die sich Robespierre und der Terrorherrschaft während der Französischen Revolution verschrieben hat. Weitere Menschen sterben, und für Adamsberg beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit und einen ebenso wandelbaren wie unbarmherzigen Mörder …