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Das Pantheon Hadrians in Rom. Das Bauwerk und seine Bedeutung
Das Pantheon Hadrians in Rom. Das Bauwerk und seine Bedeutung




Wolfram Martini

Reihe: Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt


Franz Steiner Verlag
EAN: 9783515088596 (ISBN: 3-515-08859-8)
47 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2006, 19 s/w Abb., 1 farb. Abb.

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das hadrianische Pantheon wird auf einer zusätzlichen hermeneutischen Ebene, dem Aspekt der Wahrnehmung des Bauwerks durch die Zeitgenossen, betrachtet, um besonders der Frage nachzugehen, woran der Bauherr, Kaiser Hadrian, durch die Mischung kanonischer und innovativer Bauformen und Detailausstattung erinnern oder worauf er anspielen wollte. Zuerst wird der Gesamtkomplex des Außenbaus unter dem Aspekt seiner visuellen Erfahrbarkeit rekonstruiert und auf der Grundlage der Bezugnahmen zu Bauwerken und Monumenten vorhergehender Epochen hinsichtlich seines Aussagepotentials analysiert. Anders als das vorbildhafte Augustusforum verzichtet die forumsartige Anlage des Pantheons auf jegliche militärischen Konnotationen und steht ganz im Zeichen von pax und pietas im Einklang mit der Friedenspolitik Hadrians. Gegenüber der kanonischen Baugestalt eines Forums im Außenbereich ist das Innere des von außen nicht wahrnehmbaren monumentalen Kuppelsaals mit seiner reichen Ausgestaltung mit kostbaren Marmorsorten aus dem gesamten Imperium in innovativer Weise als Abbild des römischen Kosmos gestaltet.

In Übereinstimmung mit der für einen Tempel ganz ungewöhnlichen Bauform zeigt die Analyse der Baugestalt, dass die übliche Deutung des Pantheons als Tempel für die Allheit der Götter auszuschließen ist, wie dies bereits aus der Dedikationsinschrift erschlossen worden ist. Stattdessen liegt angesichts der dominanten baulichen Tradition des Kuppelsaals in der römischen Palastarchitektur die Deutung der Rotunde als thronsaalartiger Ort für die Inszenierung des Kaisers als Weltenherrscher nahe. Durch diese Vereinnahmung des Pantheons des Agrippa und Augustus besetzt Hadrian den Ort der Apotheose von Romulus, des ursprünglichen Ktistes von Rom, und reiht sich in diese Tradition ein. Das gewohnte Bild Hadrians als hoch gebildeter Philhellene und friedliebender Staatsmann gewinnt dadurch eine kontrastierende Facette, die sich sowohl seit 128/9 n.Chr. in seiner Verehrung im Osten als Kultgefährte von Zeus/lupiter als auch in seinen frühen Münzprägungen manifestiert, auf denen er bald nach Regierungsantritt als von den Göttern auserwählter Herrscher propagiert wird.
Rezension
Pan-theon (von griechisch "alles" und "Gott") ist der antike Name für ein allen Göttern geweihtes Heiligtum. Die Frage aber ist, ob das für das Pantheon in Rom auch gilt; das Gebäude ist dsbzgl. umstritten wie kaum ein anderes. Da das Pantheon in Rom das einzige gut erhaltene Pantheon als Bauwerk ist, ist es zum Inbegriff für weitere Bauwerke mit einer ähnlichen Funktion geworden, z.B. bezeichnet das Panthéon in Paris die Gedenkstätte für alle bedeutenden Persönlichkeiten der französischen Nation. Das Pantheon wurde zum Prototyp für zahllose Kuppelbauten von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert, z. B. für Palladios Villa Rotonda. Das Pantheon in Rom war ein allen Haupt-Göttern geweihtes Heiligtum, möglicherweise aber auch eine Kaiseraula, ein Audienz- und Gerichtsraum, als Teil eines Kaiserforums. Kaiser Hadrian ließ es auf dem Marsfeld in Rom zwischen 118 und 125 n. Chr. erbauen (jüngere Forschungen datieren es aberwomöglich nioch in die Zeit Trajans ...). Das Hauptgebäude des Pantheons ist ein überwölbter Rundbau von ca. 43 m Innendurchmesser und -höhe. Da er im Inneren ebenso breit wie hoch ist, berührt die Kuppel als vollständige Kugel gedacht genau den Boden. Diese Kuppel ist durch Kassetten verstärkt, der Schlussstein hat eine neun Meter große Öffnung (Opaion), die als Lichtquelle dient. Um das Gewicht zu verringern, wurde der Beton der Kuppel mit leichtem, vulkanischen Tuff- und Bimsstein vermischt. Damit gehört das Pantheon zu den ältesten großen Betonbauwerken der Welt. In der Frage Kaiseraula oder Göttertempel stellt der Verfasser folgende These auf: Die Analyse der Baugestalt zeigt, dass die übliche Deutung des Pantheons als Tempel für die Allheit der Götter auszuschließen ist, stattdessen liegt angesichts der dominanten baulichen Tradition des Kuppelsaals in der römischen Palastarchitektur die Deutung der Rotunde als thronsaalartiger Ort für die Inszenierung des Kaisers als Weltenherrscher nahe.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
1. Methodische Aspekte 7

2. Die Wirkungsgeschichte 9

3. Der Außenbau

3.a. Der Vorplatz 13
3.b. Die Vorhalle 20

4. Das Innere 31

5. Die Deutung 37

6. Konsultierte oder zitierte Werke 44

7. Abbildungsnachweis 47