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Das Meer muss ich sehen Eine Reise mit Adalbert Stifter
Das Meer muss ich sehen
Eine Reise mit Adalbert Stifter




Joseph Berlinger

Morsak Verlag
EAN: 9783865120052 (ISBN: 3-86512-005-9)
304 Seiten, kartoniert, 17 x 24cm, 2005

EUR 22,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Mein Sehnen seit vielen Jahren ist in Erfüllung gegangen: ich habe das Meer gesehen."



Joseph Berlinger ist Adalbert Stifter nachgereist: ans Meer, auf die Berge, in die Wälder, in die Dörfer und in die Städte. Durch Böhmen, Österreich und Italien. Mit Stifter im Gepäck unterwegs zu sein, mit seiner Neugier den Menschen und den Dingen des Lebens zu begegnen, das schärft die Sinne und den Verstand. Stifter ist kein altmodischer und weltfremder, sondern ein anregender und aufregender Schriftsteller, der heute aktueller ist als je zuvor.



Adalbert Stifter, geboren 1805 im böhmischen Oberplan, gestorben 1868 in Linz, ist einer unserer großen Dichter und Humanisten. Er hatte ein fieberhaftes Verlangen, die Menschen friedfertiger und toleranter zu machen. Über alle Grenzen hinweg. Der Autor Joseph Berlinger ist den Spuren Stifters gefolgt. Seine Reise führte ihn durch vier Länder und drei Jahrhunderte. Er hat Städte und Dörfer gesehen, die den Dichter verehren, und solche, die ihn vergessen haben. Er hat Menschen getroffen, die von Adalbert Stifter schwärmen, und solche, die über ihn lächeln. Mit seinen Reiseskizzen holt Joseph Berlinger den Dichter und sein Werk in die Gegenwart. Und auch für die Zukunft hat uns Adalbert Stifter viel zu sagen.
Rezension
Deutschland gedenkt in diesem Jahr nicht nur dem 200. Todestag von Friedrich von Schiller. 2005 jährt sich auch der Geburtstag des Schriftstellers Adalbert Stifter zum 200. Mal. Passend dazu hat Joseph Berlinger sein Werk "Das Meer muss ich sehen - Eine Reise mit Adalbert Stifter" veröffentlicht.
Es handelt sich hierbei jedoch keinesfalls um eine Biografie. Berlinger löst sich von der üblichen Vorgehensweise einer Abhandlung der Lebensgeschichte und nähert sich dem Thema von einer anderen, intensiveren Seite: Er reist Adalbert Stifter hinterher, d.h. er besucht die Wirkensstätten des Dichters und sucht an Ort und Stelle nach Spuren.

Die Reise führt von dem böhmischen Geburtsort Oberplan über den Bayerischen Wald und Österreich bis nach Triest, wo Stifter 1857 nach langem Sehnen das Meer gesehen hat. Der Leser ist bei dieser Fahrt hautnah mit dabei. Der Autor trifft Menschen, die noch nie etwas von Stifter gehört haben, er unterhält sich mit Stifter-Kennern, die gar nicht mehr aufhören zu erzählen, er besichtigt Orte, Städte und Gedenkstätten, immer mit viel Interesse und Neugier an den kleinen und großen Geschichten, die Land und Leute erzählen. Sehr wichtig ist Berlinger stets der historische Hintergrund, denn so dringt er z.B. oft in Regionen vor, in dem die aus der Vertreibung der Sudetendeutschen resultierenden Wunden bei weitem noch nicht verheilt sind.

Selbst wer noch nie ein Werk von Adalbert Stifter in der Hand hatte wird an diesem Buch Gefallen finden. Denn der Autor, der ohne Zweifel ein ausgesprochener Kenner und Verehrer Stifters ist, schreibt leicht und locker, mit Humor und viel Gespür für die kleinen Details, das auf was er sieht und hört. Er schreibt keinen Reiseführer zu den Wirkensstätten des Dichters und keine Analyse seiner Werke sondern verbindet das Leben, die Gedanken und die Motive von Adalbert Stifter mit dem Land und den Menschen der heutigen Zeit. Der Leser lernt einen sensiblen Schriftsteller kennen, der in Leben und Werk den Traum vom Frieden und dem gegenseitigen Verständnis der Menschen untereinander im Einklang mit der Natur träumte.

Bernhard Eglmeier für "lehrerbibliothek.de"
Verlagsinfo
Wir feiern in diesem Jahr den 200. Geburtstag des Dichters Adalbert Stifter. Und wir feiern eine Buchpremiere. Der Regensburger Autor Joseph Berlinger stellt sein druckfrisches Werk vor: „Das Meer muss ich sehen. Eine Reise mit Adalbert Stifter“. Es ist erschienen im Morsak Verlag, Grafenau. Joseph Berlinger ist den Spuren des Dichters gefolgt. Er hat Städte und Dörfer gesehen, die Stifter verehren, und solche, die ihn vergessen haben. Er hat Menschen getroffen, die von ihm schwärmen, und solche, die über ihn lächeln. Er hat nach schönen Stellen gesucht und verlassene Winkel gefunden. Er wollte über die Zukunft schreiben und wurde von der Vergangenheit eingeholt. Im 19. Jahrhundert, als Adalbert Stifter lebte, waren die Grenzen zwischen seiner Heimat Böhmen und seiner Heimat Österreich durchlässig. Fast die ganze zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts waren sie dicht. Tief drin lag der Böhmerwald, und auf seinen Bergen verlief der Eiserne Vorhang. Jetzt ist wieder alles offen. Und man kann wieder frei reisen. Der Autor Joseph Berlinger nimmt die Leser mit auf seine Reise – auf Stifters Spuren in Horni Plana/ Oberplan und Frymburk, Ceske Budejovice und Cesky Krumlov, hoch oben auf dem Plöckenstein und unten am Moldaustausee, in Karlsbad und Linz, in Wien, Prag und Triest. Mit einem Dichter im Gepäck zu reisen, lässt einen mehr entdecken. Stadt, Land, Fluss sieht man mit vier Augen, denen des Dichters und den eigenen. Das Reiseziel schillert in verschiedenen Farben. Die Geschichte der besuchten Orte wird lebendig, die Gegenwart schließt sich kurz mit der Vergangenheit. Die Menschen, die man trifft, bekommen eine Ahnengalerie. Und die Denkmäler erzählen von heftigen politischen Kämpfen. Der Autor Joseph Berlinger, an der bayerisch-tschechoslowakischen Grenze geboren und aufgewachsen, ist mit dem Dichter Adalbert Stifter gereist. Dieser hat wie kein zweiter deutschsprachiger Schriftsteller dieses Grenzland zwischen Böhmen und Bayern, zwischen Böhmen und Österreich beschrieben. Hüben und drüben war er zuhause, Hüben und drüben war zu seinen Lebzeiten noch eine Einheit, hüben und drüben hat man sich nach seinem Tod um ihn gestritten. Dabei hat er lebenslänglich für die Versöhnung gekämpft und geschrieben – die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen, zwischen Germanen und Slawen, zwischen Monarchisten und Republikanern, zwischen Rechten und Linken, zwischen Reichen und Armen, zwischen Verstand und Gefühl, zwischen Hirn und Herz, zwischen Wissenschaft und Religiosität. Seine Erzählungen und Romane sind auch heute noch Balsam für unsere Seelen. Denn sie nehmen das Tempo aus unserem Alltag, sie lehren uns wieder Geduld und Aufmerksamkeit, sie stillen unser Bedürfnis nach Romantik und unsere Lust auf den Schrecken dahinter. Joseph Berlingers einundzwanzig Essays sind literarische Zwitter: sie sind sowohl Reisebilder als auch biographische Skizze. Sie porträtieren den Menschen und Künstler Adalbert Stifter, und sie erzählen von Begegnungen und Erlebnissen einer aufregenden Spurensuche. Sie wühlen in der Gegenwart nach der Vergangenheit im Interesse einer lebendigen Zukunft. Diese Reisen mit Adalbert Stifter führen ins neunzehnte, zwanzigste und einundzwanzigste Jahrhundert. Die Reiseskizzen, die in diesem Buch versammelt sind, animieren dazu, selber den Koffer zu packen oder den Rucksack zu schnüren. Wer sich mit Joseph Berlinger auf den Spuren Adalbert Stifters bewegt, macht eine Reise in vier Länder und drei Jahrhunderte. Und sucht Antworten auf viele Fragen. Was ist das für eine sonderbare Frau, die an jedem Morgen auf der Bank vor dem Geburtshaus des Dichters in Horni Plana sitzt und den vorbeifahrenden Autos eine kleine Puppe entgegenhält? Gibt es ihn tatsächlich, jenen großen Liebesbrief der Fanny Greipl, geschrieben in einem Cafe am Seeufer von Frymburk? Lebt der alte Partisan des Böhmerwaldes, der pensionierte Förster Petr Ziegrosser aus Vyssi Brod, wirklich zwischen Kloster und Bordellen? Steht an der Straße, die nach Svaty Tomas und zur Burgruine Wittinghausen führt, eine Leninbüste mit Hammer, Sichel und Maschinenpistole? Kann man an einsamen Abenden am Plöckensteinsee tatsächlich den Dichter im Felsen erkennen? Und welches Zigeunermädchen in Cesky Krumlov erinnert an Adalbert Stifter? Wie kam der Schreibsekretär des Schriftstellers ins Schlafzimmer einer Fürstin im Windsorschloss von Hluboka bei Ceske Budejovice? Erinnert sich Karlovy Vary / Karlsbad tatsächlich nur an Goethe und Gerard Depardieu und nicht an Stifter? Fühlt sich dieser in der Walhalla wirklich wohl? Wollen die Sudetendeutschen Stifter annektieren? Handelt es sich bei der Dichterbüste im Passauer Böhmerwaldmuseum nicht um den Fußballtrainer Dettmar Cramer? Wie kann man den Benediktinerpater Jakob des Klosters Kremsmünster zur Weißglut bringen? Warum nannte Stifter seine Wahlheimat Linz „Hottentottien“? Und warum schaffte er es nicht, sein Traumland ausführlich zu bereisen, das klassische Italien?

Der Autor:

Joseph Berlinger ist 1952 im Bayerischen Wald geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er am Fuße des Ossers, nur einen Kilometer von der Grenze zur Tschechoslowakei entfernt. Heute lebt der promovierte Germanist in Regensburg. 1980 veröffentlichte er ein Buch über die Schriftstellerin und Emigrantin Emerenz Meier. Auch sie stammte aus dem Bayerischen Wald. Sein Stück „Emerenz“ wurde 1982 vom Stadttheater Ingolstadt uraufgeführt, mit Lisa Fitz in der Titelrolle. 1984 erschien sein Parodienband „F.C. Delius gegen H.C. Artmann“ im Friedl Brehm Verlag Feldafing und 1985 seine Anthologie „GrenzGänge“ im Andreas Haller Verlag Passau. 1997 drehte er einen Film über den böhmisch-österreichischen Grenzgänger Alfred Kubin: „Der Damenherr“. Er wurde im Museum Moderner Kunst in Passau uraufgeführt. In den Jahren dazwischen entstand eine Reihe von Theaterstücken, Inszenierungen und Radiofeatures für öffentlich-rechtliche Anstalten. Seit 1998 inszeniert Joseph Berlinger für das „Sommertheater im Hesperidengarten“. Sein neues Projekt für den Sommer 2005 ist den „Sieben Todsünden“ gewidmet.
Inhaltsverzeichnis
Dichters Leben - Stifter in Kürze / 6

Stifter in Böhmen...

Schamanin mit Moldauherz - Stifter in Horní Planá/Oberplan / 11
Versunkene Liebe - Stifter in Frymburk/Friedberg / 27
Kloster und Bordell - Stifter in Vyssí Brod/Hohenfurt / 43
Verschwundene Dörfer - Stifter auf Vítkuv Kámen/Wittinghausen / 53
Versteinerte Träne - Stifter am Plesné jezero/Plöckensteinsee / 67
Raffaelische Madonna - Stifter in Ceský Krumlov/Krumau / 77
Libuses Bad - Stifter in Praha/Prag / 91
Vom Dichter keine Spur - Stifter in Karlovy Vary/Karlsbad / 103
Eleonores Schlafzimmer - Stifter im Schloss Hluboká/Frauenberg / 113

Stifter in Bayern...

Zweikampf am Dreiländereck - Stifter auf dem Dreisessel / 125
Wilder Mann - Stifter in Passau / 135
Hypochondrist mit Wirtschafterin - Stifter in Lackenhäuser / 147
Adalbert Adolf - Stifter in der Walhalla / 159
Bei den Randlböhmen - Stifter in München / 171

Stifter in Österreich...

Frühling mit Nachsommer - Stifter in Kremsmünster / 189
Hündchen Muffi - Stifter in Wien / 205
Häuslichkeit in Hottentottien - Stifter in Linz / 221
Stille Stunden - Stifter in Kefermarkt / 231
Geschwister im Gletscher - Stifter im Hallstätter Echerntal / 239
Kerzenstümpfchen im Handleuchterchen - Stifter in Kirchschlag / 253

Stifter in Italien...

Verknittertes Italienisch - Stifter in Triest / 265
Zum Abschied - Stifter im Gepäck / 280

Adressen / 284
Karte / 293
Literatur / 294
Bildnachweis / 296
Stichwortverzeichnis / 298